Cradle to Cradle: Das nachhaltige Erfolgsprinzip

Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde. Immer mehr Menschen wollen ihre Ökobilanz aufbessern und konsumieren lieber umweltfreundliche Produkte. Vielleicht überlegst du ja selbst, ein nachhaltiges Unternehmen zu gründen? Mit Cradle to Cradle kannst du dir ein erfolgreiches Business aufbauen, mit dem du Geld verdienst und ganz nebenbei die Welt rettest! Klingt gut? Hier erfährst du mehr über das Cradle-to-Cradle-Prinzip!

Was ist Cradle to Cradle?

Ende der 1990er Jahre taten sich der deutsche Chemiker Michael Braungart und der US-amerikanische Architekt William McDonough zusammen und entwickelten ein innovatives nachhaltiges Wirtschaftskonzept: Cradle to Cradle, abgekürzt C2C. Übersetzt bedeutet das „von der Wiege zur Wiege“ – ein Gegensatz zu der bekannten Redewendung „von der Wiege bis zur Bahre“, also „Cradle to Grave“.

Die Begriffe deuten es schon an: Mit Cradle to Cradle verfolgen die beiden Väter des Konzepts einen Ansatz, der sich von der klassischen linearen Wirtschaft abhebt. Sie denken nicht nur von der Produktion bis zu den Verbraucher*innen, sondern darüber hinaus. Nach Cradle to Cradle ist der ideale Produktionsprozess ein Kreislauf, bei dem nichts verloren geht. Stattdessen sollen alle Materialien ohne Qualitätsverlust wiederverwendet werden können.

In den letzten Jahren setzten immer mehr Unternehmen das C2C-Prinzip in die Praxis um. Sie können ihre Produkte sogar zertifizieren lassen, wenn sie nach Cradle-to-Cradle-Standards hergestellt werden. Besonders verbreitet ist das nachhaltige Wirtschaftskonzept in den USA, den Niederlanden, Dänemark und China. Hier in Deutschland gibt es erst wenige C2C-Produkte. Doch das kannst du als Gründer*in ja ändern!

So funktioniert das Cradle-to-Cradle-Konzept

Aktuell werden wirtschaftliche Produktionsprozesse eher linear gedacht: take – make – waste. Nach dem gängigen Cradle-to-Grave-Verlauf entnehmen Firmen der Natur Rohstoffe und stellen daraus Produkte her, die nach Gebrauch auf dem Müll landen. Meistens sind darin Schadstoffe und nicht abbaubare Materialien enthalten, die sich negativ auf Menschen und Umwelt auswirken. Obwohl Recycling eine immer größere Rolle spielt, reicht das den Begründern von Cradle to Cradle nicht aus. Denn mit der Wiederverwertung geht oft ein Qualitätsverlust der Rohstoffe einher, sodass sie später doch noch in den Abfall wandern.

Die ideale Lösung für die Probleme linearer Produktionsprozesse könnte laut Braungart und McDonough eine Kreislaufwirtschaft sein. Ihr Cradle-to-Cradle-Konzept basiert auf drei Grundsätzen:

  • Nährstoff bleibt Nährstoff: Alle in der Produktion verwendeten Rohstoffe können ohne Qualitätsverlust wiederverwendet oder biologisch abgebaut werden und so weiteren Produktionsprozessen dienen.
  • Erneuerbare Energien: Die Herstellung von Produkten erfolgt ausschließlich mithilfe erneuerbarer Energiequellen.
  • Diversität: Produktionsprozesse sollen nicht vereinheitlicht werden, sondern biologische und kulturelle Vielfalt einbeziehen.

Um insbesondere den ersten Grundsatz zu realisieren, muss sich jedes Produkt in einen von zwei Rohstoffkreisläufen einfügen: die Biosphäre oder die Technosphäre. Es muss also aus biologisch abbaubaren oder vollständig wiederverwendbaren Materialien bestehen. Eine Vermischung von Rohstoffen aus beiden Kreisläufen ist möglich, sofern sie sich nach Benutzung des Produkts sortenrein trennen lassen.

Biologischer Kreislauf

Der Cradle-to-Cradle-Ansatz unterscheidet grob zwei Arten von Produkten: Verbrauchs- und Gebrauchsprodukte. In der Biosphäre zirkulieren Verbrauchsprodukte wie Kleidung, Waschmittel, Kosmetik oder Klopapier. Sie kommen in direkten Kontakt mit Menschen und/oder gelangen zumindest teilweise in die Umwelt. Daher dürfen sie keine Schadstoffe enthalten und müssen biologisch abbaubar sein.

Konkret könnte der biologische Kreislauf eines Cradle-to-Cradle-Produkts so aussehen:

  • Produktion
  • Nutzung des Produkts
  • biologischer Abbau des Produkts
  • abgebautes Produkt dient als biologischer Nährstoff für neue Rohstoffe
  • Produktion

Stell dir einfach mal vor, du kaufst ein T-Shirt, das nach Cradle-to-Cradle-Standards produziert wurde. Du trägst es so lange, bis es kaputtgeht, und kannst es dann einfach auf den Kompost werfen. Aus dem Kompost wird nun nährstoffreiche Erde, aus der neue Pflanzen wachsen. Diese Pflanzen können als Rohstoff für neue C2C-Produkte dienen!

Technischer Kreislauf

In der Technosphäre bewegen sich Gebrauchsprodukte – das sind z.B. Waschmaschinen, Fernseher und andere Elektrogeräte. Solange sie nicht auf die Mülldeponie entsorgt werden, schaden sie weder Mensch noch Umwelt. Das gilt zumindest, wenn sie nach Cradle-to-Cradle-Manier ohne Schadstoffe produziert wurden. Ihre Bestandteile können zwar nicht biologisch abgebaut werden und sind auch nicht unendlich verfügbar. Doch nichts spricht dagegen, sie immer wieder zu verwenden!

So könnte ein technischer Kreislauf eines Cradle-to-Cradle-Produkts aussehen:

  • Produktion
  • Nutzung des Produkts
  • Rückgabe zum Hersteller
  • Demontage des Produkts
  • Aufbereitung der Bestandteile zu technischem Nährstoff
  • Produktion

 

Cradle to Cradle Kreislauf

Du kaufst also beispielsweise eine Waschmaschine, die nach dem C2C-Konzept produziert wurde. Diese nutzt du einige Jahre und gibst sie anschließend zurück an die Firma, bei der du sie erworben hast. Die Waschmaschine ist so gebaut, dass der Hersteller sie problemlos wieder in ihre Einzelteile zerlegen kann. Diese dienen dann wieder einem neuen Produktionsprozess!

Mehr als Recycling: Ökoeffektiv wirtschaften

Im Cradle-to-Cradle-Verfahren gefertigte Produkte sind nicht nur nachhaltig, sondern haben auch eine höhere Qualität. Der C2C-Philosophie zufolge schließt Qualität nämlich Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen ein. Wirklich hochqualitativ sind demnach Produkte, die Gesundheit fördern und keine irreversiblen Schäden an der Umwelt anrichten. Der allgemeine Trend zur Nachhaltigkeit beweist, dass auch die Konsument*innen das so sehen. Sie legen immer mehr Wert darauf, dass die Waren, die sie kaufen, unter umweltfreundlichen Bedingungen hergestellt werden.

Aber auch für Unternehmer*innen lohnt sich Cradle to Cradle. Denk nochmal an das Beispiel mit der Waschmaschine: Nach der Nutzung kommt das Gerät wieder zurück zum Hersteller und wird in seine Einzelteile zerlegt. So können die Rohstoffe immer wieder verwendet werden – und das spart Kosten. Wenn du also Materialien für dein Produkt kaufst, investierst du nicht nur in ein einzelnes, sondern auch in nachfolgende Modelle. Noch nützlicher gestaltest du deinen Produktionskreislauf, wenn er zusätzlich positive Nebeneffekte hat. Gewinnst du beispielsweise über Solaranlagen mehr Energie als für die Produktion nötig, kannst du diese anderweitig nutzen oder verkaufen.

Im Gegensatz zu ökoeffizienten Prozessen, bei denen es um eine Reduktion von Schadstoffen, Ressourcenverbrauch und Umweltschäden geht, ist Cradle to Cradle ökoeffektiv. Denn C2C-Produkte lassen sich nicht nur bis zu einem gewissen Grad recyceln, sondern fügen sich vollständig in einen technischen oder biologischen Kreislauf ein. So entsteht kein Müll mehr und jede Ressource kann zu 100 Prozent wiedergenutzt werden. Das zumindest ist die Zukunftsvision der Entwickler des Cradle-to-Cradle-Prinzips.

Hörempfehlung: Der Erfinder des Cradle to Cradle Konzepts, Prof. Dr. Michael Braungart, schenkt dir 15 nachhaltige Geschäftsideen im Ideencouch Podcast.

Die Cradle-to-Cradle-Zertifizierung

Wer ein C2C-Produkt entwickelt, kann dieses vom Cradle to Cradle Products Innovation Institute (C2CPII) zertifizieren lassen. Dazu wird das Produkt hinsichtlich zahlreicher Kriterien aus fünf Kategorien geprüft:

  • Materialgesundheit
  • Kreislauffähigkeit
  • erneuerbare Energien
  • verantwortungsvoller Umgang mit Wasser
  • soziale Gerechtigkeit

Abhängig davon, wie gut das Unternehmen diese Kriterien bei der Produktion erfüllt, erhält es einen von fünf Status:

  • Basic
  • Bronze
  • Silber
  • Gold
  • Platin

Alle zwei Jahre muss das Zertifikat erneuert werden. So wird die Qualität sichergestellt und die Unternehmen haben die Möglichkeit, ihren Status zu verbessern.

5 Beispiele für gelungene Cradle-to-Cradle-Produkte

Cradle to Cradle ist nicht nur Zukunftsmusik. Weltweit sind bereits über 8.000 Produkte von 300 Unternehmen C2C-zertifiziert. Und auch in Deutschland gibt es verschiedene Beispiele erfolgreicher Cradle-to-Cradle-Produktionsprozesse.

1. C&A

2018 brachte die Modekette C&A ihr erstes vollständig biologisch abbaubares Damen-T-Shirt heraus. Neben dem Shirt-Stoff bestanden auch Etikett und Nähte aus Baumwolle. Das Produkt wurde mit dem C2C-Goldstandard zertifiziert. Inzwischen bietet C&A eine ganze Cradle-to-Cradle-Kollektion an.

2. Frosch

Die Firma Werner & Merz erhielt ihre erste C2C-Zertifizierung mit Gold 2013 für einen Dusche- und Badreiniger der Marke Frosch. Weitere Reinigungsprodukte folgten. Und 2015 wurden die Produkte von Frosch mit dem Cradle to Cradle Products Innovator Award ausgezeichnet.

3. Trigema

Auch die Marke Trigema, die für Sport- und Freizeitbekleidung steht, hat Cradle-to-Cradle-Produkte im Sortiment. Das Unternehmen produziert ausschließlich in Deutschland und besonders ressourcenschonend. Die Kollektion „Change“ für Damen und Herren ist C2C-zertifiziert und besteht aus biologisch abbaubarer Biobaumwolle.

4. Stabilo

Der Greenpoint-Filzstift von Stabilo, der in verschiedenen Farben erhältlich ist, besteht zu 87 Prozent  aus recycelten Rohstoffen. Er hat ein Cradle-to-Cradle-Zertifikat der Kategorie Silber.

5. Steelcase

Der Bürostuhl Think von Steelcase ist mit Bronze zertifiziert. Er besteht zu einem großen Teil aus recycelten Rohstoffen und ist frei von Schadstoffen. Der Stuhl enthält austauschbare Einzelteile, die ihn besonders langlebig machen. Muss er entsorgt werden, lässt er sich mühelos demontieren – alle Bestandteile sind gekennzeichnet und dadurch sortenrein trennbar.

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Neugierig geworden? Wo du noch mehr Infos findest

Wie du an den Beispielen schon siehst: Cradle to Cradle bietet unendlich viele Möglichkeiten! Du findest das Konzept toll und willst mehr erfahren? Wenn du dich in das Thema richtig einarbeiten möchtest, helfen dir diese weiterführenden Quellen:

  • Das Buch: Über ihr nachhaltiges Produktionskonzept haben Michael Braungart und William McDonough 2002 ein Buch geschrieben – es heißt „Cradle to Cradle: Einfach intelligent produzieren“.
  • Der Verein: Auf der Website des gemeinnützigen Vereins Cradle to Cradle NGO kannst du dich umfassend über das Thema informieren.
  • Das Magazin: Der C2C-Verein gibt auch das Printmagazin „Nährstoff“ heraus, das verschiedene Themen rund um Cradle to Cradle behandelt.

Beim C2CPII findest du außerdem zahlreiche Beispiele für zertifizierte Cradle-to-Cradle-Produkte. Lass dich inspirieren!

Los geht’s: Starte dein eigenes Cradle-to-Cradle-Projekt!

Selbst ein C2C-Unternehmen zu gründen, ist herausfordernd, da du dir erst einmal viel Wissen über das Konzept und die Umsetzung aneignen musst. Aber es lohnt sich aus vielen Gründen!

  • Du produzierst nachhaltig und sorgst mit deinem Unternehmen so für eine positive Ökobilanz.
  • Du wirst dem Bedürfnis vieler Konsument*innen nach umweltfreundlicheren Produkten gerecht.
  • Du kannst die Materialien für deine Produkte immer wieder nutzen.
  • Du sparst Kosten für Müllentsorgung und Recycling.
  • Du kannst in Deutschland zum/zur Pionier*in auf dem Cradle-to-Cradle-Gebiet werden.

Alles, was du zunächst brauchst, ist eine zündende Geschäftsidee – vielleicht hattest du beim Lesen dieses Artikels sogar schon einen Einfall? Dann bau ihn weiter aus, recherchiere, ob ein C2C-Produktionsprozess möglich ist, und leg los! Du kannst dich auch von bestehenden Geschäftsideen inspirieren lassen und sie nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip abwandeln und daraus dein Geschäftsmodell entwickeln.

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Fazit

Wenn du schon immer ein nachhaltiges und soziales Unternehmen gründen wolltest, ist das Cradle-to-Cradle-Prinzip vielleicht genau das Richtige für dich! Die Produktion, Nutzung und Wiederverwertung in geschlossenen Kreisläufen schont nicht nur die Umwelt, sondern bringt auch wirtschaftlichen Nutzen. Anwendung findet das Konzept in verschiedensten Bereichen wie Mode, Technik, Architektur, Elektrogeräte, Möbel oder Bürobedarf. Noch ist Cradle to Cradle kein Produktionsstandard in Deutschland. Deshalb musst du dich vor der Gründung weitreichend informieren und gut planen. Doch wenn du für deine Idee brennst, wird dir die Umsetzung Spaß machen und du wirst erfolgreich!


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bhp