Lean Canvas

So bringst du deine Geschäftsidee auf eine einzige Seite

Viele Gründer*innen stellen sich die Frage, wie sie herausfinden können, ob ihre Idee funktioniert, bevor sie viel Zeit und Mühe in die Formulierung eines Businessplans stecken. Eine Möglichkeit ist die Erstellung eines kurzen und präzisen Geschäftsmodells. Meistens wird dafür die Business Model Canvas von Alexander Osterwalder oder, wie hier auf der Gründerplattform, die weiterentwickelte Version von Patrick Stähler genutzt. 

Während Patrick Stähler das Konzept von Osterwalder durch zwei Geschäftsmodellbausteine ergänzte, hat Ash Maurya die Bausteine verändert und angepasst. In seinem 2013 erschienenen Buch „Running Lean“ stellt Maurya die Lean Canvas vor. Wie das Konzept der Lean Canvas aussieht, was sie von der Business Model Canvas unterscheidet und für wen sich das Tool eignet, erfährst du in diesem Beitrag. 

Ursprung der Lean Canvas

Als Ash Maurya sich das erste Mal mit dem weltweit bekannten Buch „Business Model Generation“ von Alexander Osterwalder beschäftigte, war er angetan von der Idee, die wichtigsten Aspekte eines Unternehmens kurz und prägnant auf den Punkt zu bringen. Trotzdem fiel ihm etwas auf: Die von Osterwalder entwickelte Business Model Canvas eignete sich zwar gut, um ein bestehendes und funktionierendes Unternehmen auf einer Seite übersichtlich abzubilden, jedoch war es zu simpel aufgebaut, um eine Geschäftsidee im Anfangsstadium vorzustellen. 

Inspiriert von der Lean-Startup- Bewegung war die Idee zur Lean Canvas geboren: Maurya modifizierte das Modell von Osterwalder dahingehend, dass Geschäftsideen bereits vor Unternehmensgründung auf die Probe gestellt werden können. Dafür tauschte er bestimmte Bausteine des Geschäftsmodells von Osterwalder aus und ersetzte sie durch solche, die gerade für Startups in der Anfangszeit eine hohe Relevanz haben. 

Unterschied zur Business Model Canvas – was ist neu?

Ash Maurya hat vier Bausteine der Business Model Canvas ersetzt. Bevor wir dir im Details erklären, warum und welche Elemente ausgetauscht wurden, zeigen wir dir, an welchen Stellen sich die Lean Canvas von der Business Model Canvas unterscheidet:  

„Problem“ statt „Schlüsselpartner“

Eine der häufigsten Ursachen warum Unternehmen scheitern ist die Entwicklung eines Produktes oder einer Dienstleistung, für die es keine Nachfrage gibt. In der Lean Canvas wurde daher der Baustein „Schlüsselpartner“ durch „Problem“ ersetzt. So kannst du beschreiben, welches Problem du mit deinem Angebot lösen willst und sicherstellen, dass dein Angebot auf eine echte Nachfrage trifft. In der Business Model Canvas lässt sich das Problem zwar aus der Value Proposition, also dem Werteversprechen, ableiten, in der Lean Canvas soll das Problem jedoch expliziter formuliert werden. 

Warum „Schlüsselpartner“ herausfallen: Partnerschaften sind für einige Unternehmen essenziell, um erfolgreich zu werden. Trotzdem kann ein Großteil der Neugründungen in der Anfangszeit ohne wichtige Partner auskommen. Der Bereich wird wichtiger, wenn du dein Geschäftsmodell optimieren willst, indem du Schlüsselpartner gewinnst. 

„Lösung“ statt „Schlüsselaktivitäten“

Wenn das Problem verstanden wurde, ist es wesentlich einfacher, eine passende Lösung zu entwickeln. Bei der Formulierung deiner Lösung solltest du nur die wichtigsten Aspekte aufgreifen. Im Idealfall hast du für deine Lösung bereits ein Minimum Viable Product. Mit einem MVP kannst du testen, wie ausgereift deine Lösung ist und ob deine Annahmen stimmen. 

Hinweis: Da Gründer*innen meist sehr überzeugt vom eigenen Angebot sind, ist das Feld „Lösung“ absichtlich kleiner. Die Lean Canvas stellt so sicher, dass man nicht ins Schwärmen gerät und die eigene Lösung nur kurz und knapp festhält.

Die „Schlüsselaktivitäten“ wurden ersetzt, da sie eher für Außenstehende relevant sind als für dein Unternehmen. Außerdem lassen sich die Schlüsselaktivitäten aus der Lösung ableiten und spielen daher in der Lean Canvas nur noch eine untergeordnete Rolle.

„Kennzahlen“ statt „Schlüsselressourcen“

Kennzahlen gibt es wie Sand am Meer. Einige davon sind jedoch richtig wichtig und sollten schon in der Anfangsphase einer Gründung berücksichtigt werden. Gerade für Gründer*innen im digitalen Bereich sind bestimmte Kennzahlen entscheidend. Wenn du weißt, welche die für dich wichtigsten Kennzahlen sind, kannst du deine Aktivitäten darauf abstimmen und hörst auf, dem falschen Ziel hinterherzujagen.

Dass die Schlüsselressourcen keinen Platz in der Lean Canvas haben, liegt daran, dass heutzutage die Erstellung der meisten Produkte und Dienstleistungen nicht mehr so ressourcenintensiv ist. Durch die Digitalisierung und Globalisierung benötigen wir weniger Ressourcen als je zuvor. Schlüsselressourcen sind daher eher an den unfairen Vorteil geknüpft.

Achtung: Eine Schlüsselressource kann ein unfairer Vorteil sein. Aber nicht jeder unfaire Vorteil ist automatisch eine Schlüsselressource.

„Unfairer Vorteil“ statt „Kundenbeziehungen“

Da ein echter unfairer Vorteil nicht so einfach kopiert oder gekauft werden kann, ist klar, dass bei einigen Startups oder Gründungsunternehmen dieses Feld leer bleiben wird. Der Baustein soll ermutigen, seinen eigenen unfairen Vorteil zu finden, daran zu arbeiten und diesen auszubauen. Nur so kannst du dir langfristig einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und vermeiden, dass andere Unternehmen deine Leistung imitieren. 

Zwar sind die Kundenbeziehungen für ein funktionierendes Geschäftsmodell wichtig, jedoch drücken die Kanäle indirekt aus, welche Beziehungen du zu deinen Kunden aufbaust. Daher wurde dieser Baustein durch den in der Lean Canvas wichtigeren unfairen Vorteil ersetzt.

Hörempfehlung: In Folge #23 des „Ideencouch“ Podcasts spricht Jan Evers, Businessplanexperte und einer der Köpfe hinter der Gründerplattform, mit dem Hochschulprofessor und Autor Sebastian Pioch. Dabei geht es unter anderem um die Vor- und Nachteile der Lean Canvas. Außerdem verrät Pioch, was ihn an der Lean Canvas besonders überzeugt. 

Die restlichen Bausteine der Lean Canvas sind identisch zu denen der Business Model Canvas. Welche Aspekte für diese Felder zu berücksichtigen sind, kannst du auf unserer Seite über das Geschäftsmodell nachlesen. Wir arbeiten aber nicht mit der Business Model Canvas von Alexander Osterwalder, sondern mit der Canvas von Patrick Stähler. Stähler hat die Bausteine „Werte“ und „Team“ ergänzt, die wir in der heutigen Zeit als besonders wichtig erachten. 

Lean Canvas oder Business Model Canvas – was ist besser?

Wenn du vor der Entscheidung stehst, mit welcher Canvas du arbeiten sollst, gibt es kein Richtig oder Falsch. Sowohl die Lean Canvas als auch die Business Model Canvas helfen dir dabei, dein Unternehmen auf einer einzigen Seite übersichtlich darzustellen. Je nachdem welches Ziel du verfolgst, kann sich jedoch die eine Canvas besser als die andere eignen. 

Die Business Model Canvas ist auch ein gutes Tool, wenn du bereits ein funktionierendes Unternehmen führst, das du auf den Prüfstand stellen möchtest. Dafür erstellst du im ersten Schritt dein eigenes Geschäftsmodell und vergleichst es mit den Geschäftsmodellen deiner Mitbewerber*innen im Rahmen einer Wettbewerbsanalyse. Bei einem direkten Vergleich der Canvases siehst du, in welchen Bausteinen du deiner Konkurrenz voraus bist und in welchen Bereichen Nachholbedarf besteht. Darauf aufbauend fängst du an, dein Geschäftsmodell zu optimieren. Das Konzept eignet sich auch, wenn du dich mit einer „klassischen“ Gründung in der Offlinewelt, wie zum Beispiel einem Friseursalon, verwirklichen willst. Bausteine wie „Kennzahlen“ oder „Problem“ und „Lösung“ sind hier weniger entscheidend. 

Die Lean Canvas eignet sich besonders für Startups mit digitalen Geschäftsmodellen und setzt das Produkt oder die Dienstleistung in den Vordergrund. Sie hilft dir dabei, deine Idee in einem frühen Stadium zu evaluieren, indem du das Problem und die Lösung skizzierst. Der Bereich der Kennzahlen ist für Startups besonders wichtig, da über sie gemessen werden kann, inwieweit eine Lösung funktioniert. 

Beispiel: Nehmen wir an, du gründest ein Unternehmen, das eine digitale Software für Finanzmanagement entwickelt. Die erste vorläufige Version – das Minimal Viable Product (MVP) –   deines Angebots ist fertig und du stellst potenziellen Kund*innen eine kostenlose Testversion zur Verfügung. Eine wichtige Kennzahl könnte jetzt sein, wie viele Personen dir nach Ablauf der Testversion eine Anfrage zum Kauf stellen.

Fazit

Dein Unternehmen in einer Canvas abzubilden ist immer sinnvoll – egal ob Lean Canvas oder Business Model Canvas. Das Konzept zwingt dich nämlich, kurz und präzise zu bleiben und dich somit nur auf die wichtigsten Aspekte deines Unternehmens zu konzentrieren. 

Verstehe deine Lean Canvas jedoch nicht als fertiges Geschäftsmodell. Sie ist vielmehr als Ausgangspunkt deines Vorhabens zu sehen und sollte systematisch optimiert werden. Im weiteren Verlauf kann es sehr sinnvoll sein, die ergänzende Business Model Canvas zu formulieren, indem du z. B. deine essenziellen Partner*innen mit aufgreifst. 

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bhp