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29.01.2018 | Ulrich Reinders

Partnerporträt: Franca Heß von der IHK Chemnitz
Mehr Wertschätzung für Gründungen erforderlich

Foto: Franca Heß, IHK Chemnitz

Liest man über Startup-Hotspots in Deutschland, fällt der Name Chemnitz dort meist noch nicht. Doch die dortigen Bedingungen für Existenzgründungen – und dies trotz rückläufiger Gesamtzahlen – könnten momentan nicht besser sein, berichtet Franca Heß, Referatsleiterin Existenzgründung, -sicherung und Unternehmensnachfolge von der IHK Chemnitz.

Frau Heß, wie steht es aktuell um den Wirtschaftsstandort Chemnitz – speziell in der Gründerszene?

Die IHK-Chemnitz berät Gründer*innen in ganz Südwestsachsen. Und im Verbund mit den Gebieten Dresden und Leipzig haben wir schon seit vielen Jahren ein „Sächsisches ExistenzgründerNetzwerk“ geschaffen, mit Akteuren aus den Kammern, Vertretern aus der Politik und den Banken. Entsprechend gut ist unser Überblick über die hiesige Gründungsentwicklung. Was wir sehen: Das Gründungsgeschehen stagniert zwar weiter und folgt so dem bundesweiten Trend.

In der Betrachtung ist aber weniger die Zahl der Gründungen maßgebend, sondern vielmehr ihre Nachhaltigkeit und Innovationskraft sowie das Wachstumspotenzial, das Startups versprechen. Es müssen mehr Anreize geschaffen werden, das vermeintliche Risiko einer Gründung einzugehen. Würdigung und Wertschätzung der Unternehmensgründung und der Gründerpersönlichkeiten sowie deren Werte müssen zudem in der Mitte der Gesellschaft verankert werden. Da besteht noch Nachholbedarf.

 

Welche Programme gibt es in Sachsen für den Einstieg in die unternehmerische Selbstständigkeit?

Die Sächsische Aufbaubank (SAB) beispielsweise unterstützt Gründer*innen mit dem Förderprogramm „Gründungsberatung“. Hier werden pauschale Zuschüsse für Beratungsleistungen gewährt (bis zu 4.000 EUR). Ein weiteres Programm der SAB ist das „Mikrodarlehen“. In Höhe von bis zu 20.000 EUR können Gründer*innen ein günstiges Darlehen für Investitionen und Betriebsmittel bekommen. Die Existenzgründung von Frauen im ländlichen Raum gewährt einen Zuschuss bis zu 6.000 EUR. Der Freistaat und der Bund helfen auch bei der Finanzierung von  Technologiegründerstipendien, bei der Markteinführung innovativer Produkte. Zum Beispiel in Form des Technologiegründerfonds Sachsen und des High-Tech Gründerfonds des Bundes - um die wichtigsten zu benennen.

 

Was gibt es für Akademiker, die gründen möchten?

Inzwischen verfügen sehr viele Selbstständige über eine akademische Ausbildung und finden sich verstärkt in Teams zusammen, die gemeinsam ein Startup aufbauen. Der Freistaat Sachsen unterstützt dieses Potenzial und Gründungsinteressierte finden beste Bedingungen für den Start. Die enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen bieten ideale Startbedingungen.

 

Was müssen Gründer*innen mitbringen, um in Chemnitz erfolgreich zu sein?

  • Eine klare Gründungsidee bzw. konkrete Vorstellungen zur Umsetzung, die die Gründerperson eigenständig Dritten präsentieren kann.
  • Gutes fundiertes Fachwissen
  • Berufs-/Branchenerfahrungen
  • Kaufmännisches Grundwissen
  • Möglichst gute Einbindung in Netzwerke

 

Diejenigen, die sich selbstständig machen wollen, sollten sich vorher fragen, ob sie eine "Gründerperson" sind, die mit unternehmerischen Aufgaben und Risiken umgehen kann. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass einer geplanten Gründung eine gründliche Vorbereitung (inkl. Finanzierung) vorausgehen muss. Außerdem ist wichtig, einen zeitlichen Vorlauf einzuplanen und keine übereilten Handlungen zu treffen. Hilfreich ist auch, Beratungsangebote zu nutzen, Unterstützer einzubinden und Fördermöglichkeiten auszuschöpfen. Genau diese Voraussetzungen bringen erfahrungsgemäß erfolgreiche Startups mit. Beispiele sind in der Regel technische Projektausgründungen der TU Chemnitz. Die Gründer*innen sind grundsätzlich gut vorinformiert, mit fachlich sehr guten Kompetenzen ausgestattet, ausdauernd und beharrlich in ihren Umsetzungen. Unternehmer zu sein bedeutet, immer wieder Entscheidungen treffen zu müssen, für die man die volle Verantwortung übernimmt. Das wirkt sich oft positiv auf die gesamte Persönlichkeit aus.

 

Welche Impulse erhoffen Sie sich von der Gründerplattform, wie gestaltet sich die bisherige Zusammenarbeit?

Die Gründerplattform liefert umfassende Informationen, die für eine Unternehmensgründung benötigt werden. Mit diesem innovativen Online-Instrument hilft es angehenden Gründer*innen, ob im Neben- oder Haupterwerb, sich strukturiert mit der Planung sowie Finanzierung, Förderung zu beschäftigen. Es werden umfassende Hintergrundinformationen, Tipps und das hilfreiche Business-Tool geliefert. Geschichten und Erlebnisse von Gründer*innen in den verschiedenen Branchen verdeutlichen visuell den Gründer-Service und wecken bei dem einen oder anderen den Unternehmergeist bzw. fördern ihn.

Aus unserer Sicht präsentiert sich die Plattform mit Informationen und Hilfestellungen rund um die Unternehmensgründung mit einem „tollen“ Gesicht. Es bietet den Gründungsinteressierten eine sehr gute Orientierung und führt durch alle Phasen der Gründung bis hin zur Finanzierung. Wichtig ist auch, dass die Kammern mit verankert sind, denn wer Fragen hat, ist in den IHKs und HWKs beim Gründerservice genau richtig und findet kompetente Ansprechpartner. Die Verbindung zwischen der Gründerplattform und der Möglichkeit der persönlichen Beratung sowie Betreuung ist für den Start ins Unternehmertum ein ebenso wichtiger Part. Die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure gestaltet sich für uns unkompliziert, ist konstruktiv in den Gesprächen und war bisher sehr zielführend. Die Kommunikation konnte bisher nur funktionieren, weil alle Beteiligten dies bewusst und aktiv gestalten. An dieser Stelle möchte ich ein Lob und Dankeschön aussprechen. Mit dem Start der Gründerplattform wünschen wir uns alle viel Erfolg!

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bhp