Partner Spotlight
15.10.2018

Partner-Spotlight: Cindy Stern vom GIZ der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Beratung für Nicht-Akademiker*innen, Studierende und Absolventen

Die Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg gehört zu den jüngeren Hochschulen Deutschlands. Trotzdem setzt sie sich seit Jahren für Gründungsinteressierte ein - und das erfolgreich. Seit Kurzem ist diese Universität Partnerin der Gründerplattform. Wir haben mit Cindy Stern gesprochen, Gründercoach beim Gründungs- und Innovationszentrum der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Cindy Stern HAWK

Cindy Stern vom GIZ Oldenburg. (Fotocredits: GIZ Oldenburg)

Frau Stern, Sie beraten seit vielen Jahren Gründungsinteressierte am Campus Oldenburg. Hat sich in dieser Zeit in puncto Gründungen etwas verändert?

Ja, die Gründungsinteressierten werden immer jünger. Früher sind überwiegend Absolvent*innen in unsere Beratung gekommen, heute sind es auch schon viele Erstsemester, die sich mit dem Thema Gründen beschäftigen.

Können eigentlich auch Nicht-Akademiker*innen aus der Region zu Ihnen kommen?

Unser Schwerpunkt sind akademische Ausgründungen, daher ist es leider nur möglich, als (angehende*r) Akademiker*in oder Alumni unsere Angebote in Anspruch zu nehmen. Wir bieten aber auch offene Formate an, die von allen Interessierten aus der Region wahrgenommen werden können. Und natürlich schließen wir niemandem die Tür vor der Nase zu, sondern vermitteln ratsuchende Nicht-Akademiker*innen an die regionalen Wirtschaftsfördernden und Kammern.

Wann sind Sie die richtige Wahl für Studierende, Wissenschaftler*innen und Mitarbeiter*innen der Uni Oldenburg?

Wer sich für das Thema Existenzgründung interessiert, kann jederzeit zu uns in die Beratung kommen, auch wenn der Businessplan noch nicht fertig ist. Im Gegenteil: Wir unterstützen auch schon vor der Ideenphase und helfen dabei, überhaupt erst Ideen zu entwickeln. Dafür organisieren wir zum Beispiel spezielle Workshops.

Für ein Erstgespräch brauchen Interessierte nur sich und – wenn es sie schon gibt – ihre Idee. In manchen Gesprächen erklären wir erstmal nur unsere Unterstützungsmöglichkeiten und Angebote, die es gibt, ohne eine eigentliche Gründungsberatung zu einer bestimmten Geschäftsidee durchzuführen.

An welchen Stellen brauchen Studierende aus Ihrer Sicht die meiste Unterstützung beim Gründen?

Wichtig ist, ihnen möglichst früh ein umfassendes und ehrliches Feedback zu ihrer Idee zu geben. Außerdem geht es darum, ihnen Netzwerke zu öffnen und Kontakte zu vermitteln, sei es zu weiteren Teammitgliedern, aber auch zu Unternehmer*innen, mit denen sich Pilotprojekte auf den Weg bringen lassen. Und dann brauchen sie natürlich Zugang zu Kapital und Räumen.

Was sind die häufigsten Anfängerfehler von Gründer*innen und welche Tipps geben Sie ihnen?

Nach meiner Erfahrung scheitern viele Gründer*innen daran, dass sie sich nicht ausreichend mit ihren Kunden und dem Kundennutzen auseinandergesetzt haben. Hier raten wir zu einer systematischen Zielgruppenanalyse und empfehlen, die Geschäftsidee so früh es geht an der Kundschaft zu testen, beispielsweise durch Interviews oder auch mithilfe eines Prototypen. Außerdem kann es helfen, konkrete Charaktereigenschaften der Nutzergruppe zu bilden, um sich über die Zielgruppe und ihre Bedürfnisse klarer zu werden.

Ein zweiter typischer Grund dafür, dass Gründungen scheitern, liegt darin, dass das vorhandene Startkapital nicht ausreicht. Deshalb raten wir Gründer*innen, sich aus der Lean-Startup-Werkzeugkiste zu bedienen und ihre Geschäftsidee am Anfang so schlank wie möglich umzusetzen. Was noch hilft: Netzwerke bilden und vorhandene Ressourcen clever nutzen.

Und schließlich setzen sich viele Gründer*innen zu spät und nur ungenügend mit den Formalitäten auseinander, die für ihre Gründung gelten. Da können wir uns meist nur auf die Schadensbegrenzung konzentrieren. Wir verweisen dann oft an fähige Steuer- und Rechtsexpert*innen aus unserem Netzwerk.

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In welchen Bereichen entwickelt sich die Oldenburger Gründerszene momentan denn besonders gut?

Eine sehr positive Entwicklung beobachten wir in den Bereichen Informatik, Künstliche Intelligenz und Big Data. Aber auch die Naturwissenschaften, hier vor allem die Biologie, die Chemie und die Physik, sind sehr stark in der Oldenburger Gründerszene. Schwerpunktthemen sind dabei unter anderem Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die innovativsten und zukunftsfähigsten Märkte?

Hier sehe ich die Märkte Gesundheit, Mobilität und Sicherheit vorn.

Oldenburg ist sehr erfolgreich bei der Anzahl und der Quote der erfolgreichen EXIST-Anträge, die von Ihnen beraten wurden. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Die intensive Betreuung bei der Antragsstellung durch die Gründungsberater*innen. In der Regel fahren wir fünf Schleifen, eher mehr, bis ein Antrag unserer Meinung nach rund ist. Da muss man hartnäckig bleiben und die Teams motivieren, jede einzelne Schleife mitzugehen und nicht zu resignieren.

Andererseits hilft uns das über die Jahre angesammelte Erfahrungswissen. Wir wissen recht genau, was die Gutachter*innen wie lesen möchten und wo die meisten Punkte zu holen sind. Das ist an vielen Hochschulen anders, wo durch die hohe Fluktuation infolge drittmittelgeförderter Projekte dieses sehr spezifische Wissen häufig abwandert und neue Kolleg*innen es erst mühsam wieder ansammeln müssen.

Darüber hinaus ist der Einsatz der Gründungsberater*innen ein wichtiger Bestandteil, um LOI (Letters of Intent) für den Antrag zu generieren und Netzwerkpartner*innen zu aktivieren, da die Kontakte bei uns im Gründungs- und Innovationszentrum gebündelt werden. So können wir einen schnelleren Zugang zu passenden Unternehmen ermöglichen.

Sie sind seit Kurzem unsere Partnerin. Wieso? Welche Einsatzmöglichkeiten sehen Sie für sich und andere Hochschulen für die Gründerplattform?

Bei allgemeinen Beratungen hilft die Gründerplattform im Nachgang zum Beratungsgespräch sehr gut weiter, da die Gründunginteressierten auf der Plattform die dort besprochenen Themen nachlesen und nacharbeiten können. Vor allem aber finden sie dort einen geschützten digitalen Raum, um ihre Ideen in Schleifen weiterzuentwickeln.

Auch für die EXIST-Beratung nutzen wir die Plattform als praktisches Tool zur Entwicklung des Geschäftsmodells und zum Erstellen des Businessplans.

Die Gründerplattform wird jeden Monat weiterentwickelt. Expertenfeedback ist uns sehr wichtig: Was gefällt Ihnen an der Gründerplattform besonders gut und was kann sie noch besser machen?

Die Gründerplattform ist jung und informativ. Besonders gut gefällt mir, dass sie so intuitiv funktioniert und dass Methoden des „Storytellings“ einen großen Raum einnehmen.

Aus meiner Sicht könnten die vorhandenen Punkte gerne noch weiter ausgebaut werden.

Außerdem wäre es toll, wenn den Gründungseinrichtungen Flyer zur Verfügung gestellt würden, damit diese in den Beratungen und Veranstaltungen verteilt werden können.

Was ist aktuell das größte Hindernis, um noch mehr innovative Gründungen in Deutschland und Oldenburg zu ermöglichen?

Es ist in Deutschland und Oldenburg immer noch vergleichsweise schwer, eine (Pre-) Seedfinanzierung für junge Ideen(-geber*innen) zu bekommen. Wir bräuchten ein starkes Netzwerk von Risikokapitalgeber*innen und aufgeklärte Business Angels, um innovative und risikoreiche Ausgründungen auf den Weg zu bringen.

Hilfreich wären außerdem weitere Plattformen wie die Gründerplattform, die nicht nur Informationen bereithalten, sondern intuitiv Spaß an der Nutzung machen und Interessierte vor Ort in den Regionen weiter vernetzen.

Genauso wichtig ist die Sensibilisierung für die Phase vor der eigentlichen Gründungsidee, also Unterstützung bei der Ideengenerierung. Das ist auf der neuen Gründungsplattform einzigartig gelöst und hebt ungehobenes Potenzial. Gerade die Ideenphase ist so fragil, alles wird ständig hinterfragt – da ist eine kontinuierliche Prozessunterstützung mittels einer digitalen Plattform zum Pivotieren der Idee eine phantastische Hilfe.

Was war Ihre Lieblingsgründung der letzten drei Jahre?

Die Frage ist natürlich sehr schwer zu beantworten, weil wir in den letzten Jahren sehr viele innovative Gründungen begleitet haben. Die Lipro Energy GmbH & Co. KG. ist ein gutes Beispiel, weil das mein erster gestellter und bewilligter EXIST-Antrag in Oldenburg war, und weil die Gründer richtige Macher sind, wie sie im Buche stehen. Sie haben letztes Jahr den niedersächsischen Gründerpreis in der Kategorie „Energie“ gewonnen! Sie haben eine marktfähige Holzvergaseranlage mit einem mehrstufigen Vergasungsverfahren entwickelt. Mit ihrem Heizkraftwerk kann ein teerfreies Gas gewonnen werden, aus dem elektrische und thermische Energie umgesetzt wird.

Mit anfänglich wenig Mitteln, aber mit unheimlicher Leidenschaft hat das Team gemeinsam viele Hürden gemeistert und ein innovatives Unternehmen gegründet, das die Energieversorgung für Quartiere revolutioniert.

Vielen Dank für dieses spannende Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei der Gründungsförderung in und um Oldenburg!

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bhp