Crowdfunding für Gründer*innen

Finanzierungsarten, Anbieter und Leitfaden

Crowdfunding: Das Wichtigste auf einen Blick

Die Finanzierung eines Projektes oder einer Geschäftsidee auf möglichst viele Schultern zu verteilen, ist die Grundidee von Crowdfunding. Erhalten die Unterstützer*innen eine konkrete Gegenleistung für ihr Geld, spricht man vom „Reward Based Crowdfunding“, das wir dir in diesem Beitrag als Finanzierungsform ausführlicher vorstellen.

  • Was ist Crowdfunding?
    Crowdfunding, das umgangssprachlich auch als „Schwarmfinanzierung“ bezeichnet wird, ist eine Form der Geldbeschaffung für Projekte, Produkte oder Geschäftsideen.
  • Wie funktioniert Crowdfunding?
    Beim Crowdfunding wird das benötigte Kapital von einer Vielzahl verschiedener Geldgeber*innen (der Crowd, englisch: Menschenmenge) bereitgestellt.
  • Wie bekommt man eine Crowdfunding-Finanzierung?
    Um eine Crowdfunding-Finanzierung zu erhalten, musst du deine Idee bzw. dein Projekt auf einer Crowdfunding-Plattform präsentieren.
  • Welche Varianten des Crowdfunding gibt es?
    In Abhängigkeit von der Gegenleistung, welche die Geldgeber*innen für ihre Investition erhalten, lassen sich die folgenden vier Varianten des Crowdfunding unterscheiden: Reward Based, Equity Based, Lending Based und Donation Based.

Steckbrief zu Crowdfunding

…du eine innovative Geschäftsidee oder ein Projekt mit Unterstützung der Crowd vorfinanzieren und die Marktfähigkeit testen möchtest und Spaß daran hast, eine solche Kampagne aufzuziehen, sie intensiv zu betreuen und auch das Feedback nutzt, um deine Idee weiterzuentwickeln. mehr dazu

Die Finanzierungshöhen von Projektkampagnen bewegen sich im Bereich von 5 bis 10 TEUR, bei Produktkampagnen bei 50 bis 100 TEUR. mehr dazu

Rund ein bis drei Monate für die eigentliche Crowdfunding Kampagne. mehr dazu

Hohe Kosten durch Plattform- und Transaktionsgebühren, (zwischen 4 und 12 Prozent der Finanzierungssumme) plus eventuelle Produktionskosten für Video- und Bildmaterial sowie die Kosten für die Belohnungen für die Unterstützer*innen. mehr dazu

Hoher Arbeitsaufwand für Vorbereitung und Nachbearbeitung der Kampagne, eine intensive Kampagnenbetreuung. mehr dazu

Ideale Finanzierungsform, um die Marktfähigkeit deiner Produktidee zu testen. Gleichzeitig ist die Crowdfunding-Kampagne eine erste Marketingaktion, um mögliche Kunden zu begeistern und sie als Berater und Multiplikatoren zu gewinnen. mehr dazu

Definition Crowdfunding: Ideen finanzieren durch die Crowd

Soziale oder kreative Projekte, innovative Geschäftsideen, konkrete Produkte, das eigene Startup oder auch Immobilien durch eine Vielzahl von Menschen finanzieren zu lassen: das ist die Idee, die hinter der alternativen Finanzierungsform Crowdfunding steckt. Eine Menge an Unterstützer*innen (Crowd) finanziert ein spezielles Vorhaben (Funding).

So breit gefächert, wie die möglichen Finanzierungsgründe inzwischen sind, so unterschiedlich haben sich auch die Varianten des Crowdfunding entwickelt. Diente das Crowdfunding anfangs vor allem Kreativen und Künstler*innen als Mittel zur Geldbeschaffung, entdeckten bald auch Startups diese alternative Finanzierungsform als Mittel zur Unternehmensfinanzierung, bevor in den letzten Jahren die Bereiche Crowdinvesting (z. B. für Immobilienfinanzierung) und Crowdlending (Vergabe von Mikrokrediten zwischen Privatpersonen) einen kräftigen Aufschwung erlebten.

Basierend auf einer repräsentativen Umfrage des auf Crowdfunding spezialisierten Portals Crowdfunding.de hat sich die Bekanntheit und Akzeptanz von Crowdfunding in Deutschland von 2015 bis 2018 von 51,8 auf 67,4 Prozent erhöht. Und während sich 2015 noch 7,3 Prozent der Befragten bereits einmal an einem Crowdfunding-Projekt beteiligt hatten, waren es 2018 schon fast 12 Prozent.

Der Trend zeigt also, dass sich Crowdfunding auch hierzulande als anerkannte Methode zur Finanzierung durchgesetzt hat.

Varianten des Crowdfunding

Je nach Kapitalbereitstellung und der Form der Unternehmensbeteiligung durch die Geldgeber*innen lässt sich Crowdfunding in vier Varianten unterscheiden:

Reward Based Crowdfunding: Crowdsupporting und Vorfinanzierung

Die klassische und immer noch am stärksten verbreitete Form des Crowdfunding ist Reward Based. Die Geldgeber*innen erhalten für ihr Investment keine Anteile oder andere finanzielle Vergütungen, sondern finanzieren Projekte, Produkte oder Geschäftsideen und erhalten als Gegenleistung beispielsweise das fragliche Produkt oder eine andere Form der nicht-finanziellen Belohnung als Kompensation.

Reward Based Crowdfunding wird meist für kreative Projekte eingesetzt, beispielsweise zur Finanzierung von Filmproduktionen, Design- und Kunstprojekten oder von sozialen Engagements.

Immer häufiger findet das Reward Based Crowdfunding aber auch Anwendung im Startup- und Gründungsbereich. Gründer*innen können so beispielsweise die Entwicklung eines Prototyps oder die Herstellung eines Produkts vorfinanzieren (Pre-Selling).

Equity Based Crowdfunding: Crowdinvesting

Von Equity Based Crowdfunding bzw. Crowdinvesting spricht man, wenn sich viele Geldgeber*innen (Mikroinvestoren) mit einem meist kleinen Geldbetrag an einem Unternehmen beteiligen und dafür eine finanzielle Gegenleistung erhalten. Dies kann beispielsweise die Teilhabe an einer möglichen Steigerung des Unternehmenswertes sein oder ein Anteil an der jährlichen Gewinnausschüttung.

Das Ziel des Crowdinvesting ist also meist rein kommerzieller bzw. monetärer Natur. Das Unternehmen möchte mit einem Produkt bzw. einer Idee kommerziell erfolgreich sein, die Geldgeber*innen mit ihren Investitionen eine überdurchschnittliche Rendite erzielen.

Bei der Form der Beteiligung handelt es sich meist um ein partiarisches Darlehen (Beteiligungsdarlehen) oder eine stille Beteiligung, so dass die Geldgeber*innen keine Mitspracherechte im Unternehmen erwerben.

Lending Based Crowdfunding: Schwarmkredite

Um eine Form der Kreditfinanzierung handelt es sich beim Lending Based Crowdfunding (Crowdlending). Viele Geldgeber*innen stellen einen kleinen Geldbetrag zur Verfügung, der in Summe das Darlehen bzw. den „Schwarmkredit“ ergibt. Dieser kann an Privatpersonen (Peer-to-peer-Lending) oder Unternehmen (Peer-to-business-Lending) vergeben werden.

Die Konditionen des Schwarmkredits werden vorab vereinbart. Das betrifft die Rückzahlungsmodalitäten, die Laufzeit oder die Verzinsung des Darlehens. Die Höhe der Verzinsung hängt dabei u.a. von der Rückzahlungswahrscheinlichkeit, dem Ausfallrisiko oder der Bonität des/der Kreditnehmer*in ab.

Donation Based Crowdfunding: Spenden durch die Crowd

Beim Donation Based Crowdfunding (Crowddonation) handelt es sich um einen Weg, Spenden für ein Projekt einzusammeln, indem eine große Anzahl an Unterstützer*innen jeweils einen kleinen Geldbetrag spendet. In den meisten Fällen sind das soziale oder gemeinnützige Projekte. Das Projekt wird nur umgesetzt, wenn die Zielsumme in der vorab festgelegten Laufzeit auch erreicht wird. Gelingt das nicht, erhalten die Unterstützer*innen ihr Geld zurück.

Eine monetäre Vergütung gibt es beim spendenbasierten Crowdfunding nicht, ebenso wenig die Zusage einer Rückzahlung oder einer Beteiligung am Unternehmen. In Einzelfällen erhalten Geldgeber*innen im Gegenzug für ihre Spende eine kleine Belohnung, um so die Spendenbereitschaft zu erhöhen.

Jan und Jasmin

Hörempfehlung: Bei ihrer ersten Crowdfunding-Kampagne hat sich das Team von Jasmin Daouiji, der Gründerin von GOODEN Sportswear, buchstäblich selbst zerlegt. Jan sagt: “Wenn es im Team knallt, ist das vielleicht auch eine ganz gute Sache.” Warum er ihr rät, einen zweiten Anlauf zu starten und was für ein spannendes Produkt sie entwickelt hat, erfährst du im Podcast. 

Zwischenfazit für Gründer*innen

Es gibt also verschiedene Möglichkeiten der Schwarmfinanzierung, mit der du als Gründer*in ein Projekt oder eine Geschäftsidee realisieren kannst. Die ursprünglichste und immer noch am weitesten verbreitete Form des Crowdfunding, das Reward Based Crowdfunding, möchten wir dir im Folgenden ausführlich vorstellen.

Typische Merkmale einer Crowdfunding-Finanzierung

An der Zusammensetzung des Wortes Crowdfunding bzw. dessen deutscher Entsprechung „Schwarmfinanzierung“ erkennst du bereits zwei der typischen Merkmale einer Crowdfunding-Finanzierung: eine Vielzahl von Unterstützer*innen finanziert gemeinsam ein Projekt, indem jede*r einen kleinen Beitrag zur Gesamtsumme leistet.

Neben diesen beiden zentralen Merkmalen gibt es weitere typische Merkmale einer Crowdfunding-Finanzierung:

  • Geldgeber*innen sind häufig Privatpersonen:
    Das spiegelt sich auch in den investierten Finanzierungsbeträgen wider, die meist im niedrigen bis mittleren dreistelligen Eurobereich oder auch darunter liegen. Man spricht hier von Mikrofinanzierungen.
  • Eine Kampagne muss auf einer Plattform gestartet werden:
    Um Unterstützer*innen zu erreichen, muss auf einer der vielen Crowdfunding-Plattformen eine Kampagne gestartet und das Vorhaben vorgestellt werden.
  • Alles-oder-nichts-Prinzip:
    Ob die Idee tatsächlich umgesetzt wird, hängt meist davon ab, ob eine vorab festgelegte Mindestsumme erreicht wird. Auf den Plattformen wird das als „Alles-oder-nichts-Prinzip“ bezeichnet.
  • Erfolglose Kampagnen verursachen keine Kosten:
    Wird das Finanzierungsziel nicht erreicht, entstehen weder den Unterstützer*innen noch den Initiator*innen der Crowdfunding-Kampagne Kosten – abgesehen von der häufig sehr aufwändigen Vorbereitung.

Wann und für wen eignet sich eine Crowdfunding-Finanzierung?

Willst du ein kreatives Projekt oder eine innovative Idee unbürokratisch in die Tat umsetzen? Dann kann Crowdfunding als Finanzierungsform für dich eine interessante Alternative sein. Es ist aber auch eine Möglichkeit, mit der du die Herstellung eines bereits ausgereiften Produktes oder die Serienproduktion eines vorhandenen Prototypen finanzieren kannst.

Wann ist der Einsatz von Crowdfunding für Gründer*innen und junge Unternehmen sinnvoll?

Crowdfunding kann für dich als Gründer*in aus den folgenden zwei Gründen die passende Finanzierungsform sein:

Du hast eine innovative Geschäftsidee, zu der aber noch kein Proof-of-Concept vorliegt. In dieser frühen Phase findest du meist noch keine Wagniskapitalgeber*innen, die in die Umsetzung deiner Idee investieren. Zumal du anfangs wahrscheinlich auch noch nicht die Summen benötigst, die für Business Angel oder Venture-Capitalists (VCs) interessant sind. Ein Bankkredit kommt auch nicht in Frage, da kaum eine Bank in ein derart unsicheres Vorhaben investieren wird. Eine Crowdfunding-Kampagne bietet dir in dieser Situation die Möglichkeit, Unterstützung für die Erstellung eines Minimum Viable Product (MVP) bzw. Prototypen zu suchen und so vergleichsweise risikolos die Marktchancen für dein Produkt zu testen.

Verfügst du schon über ein fertig entwickeltes Produkt, aber dir fehlt das Geld für die Produktion, kannst du mit einer Crowdfunding-Kampagne die Produktionskosten vorfinanzieren (Pre-Selling). Bei dieser besonders im B2C-Bereich beliebten Variante verkaufst du vorab dein Produkt an die Kampagnen-Unterstützer*innen, die dieses später als Gegenleistung für ihre Investition erhalten.

Hörempfehlung: Eine innovative Geschäftsidee haben Mo und Marie auf jeden Fall. Ihre App Shaanty unterstützt die Nutzer*innen mithilfe von Künstlicher Intelligenz dabei, negative Denkmuster zu erkennen und loszuwerden. Derzeit leben die beiden “von Luft und Liebe”, wie Marie im Podcast sagt. Crowdfunding könnte ihre Entwicklungsphase finanziell absichern. Aber ist es der richtige Weg für die beiden, oder sollten sie ihre Ressourcen lieber anders einsetzen? Was Jan ihnen rät, erfährst du im Podcast. Aber eins wird deutlich – eine Crowdfunding-Kampagne braucht mehr als “Luft und Liebe” und ist harte Arbeit! 

Finanzierungs­höhen bei einer Crowdfunding-Kampagne

Die Finanzierungshöhen bei erfolgreichen Crowdfunding-Kampagnenschwanken stark und reichen von einigen tausend Euro bis in den hohen sechs- bzw. siebenstelligen Bereich. Während bei der weltweit größten Crowdfunding-Plattform Kickstarter das durchschnittliche Finanzierungsvolumen aktuell (Stand 11/2019) bei 26.887 USD liegt, beträgt es bei der größten deutschen Crowdfunding-Plattform Startnext ca. 9.300 EUR. Dies hängt zum einen mit der unterschiedlichen Größe der Plattformen zusammen, zum anderen aber auch mit der größeren Risikobereitschaft in den USA.

Unterscheiden muss man auch, ob es sich um reine Projektkampagnen handelt oder um Kampagnen, bei denen ein echtes Produkt entwickelt wird. Die Finanzierungshöhen von Projektkampagnen bewegen sich im Bereich von 5 bis 10 TEUR, bei Produktkampagnen bei 50 bis 100 TEUR.

Finanzierungs­kosten beim Crowdfunding

Bei der Durchführung einer Crowdfunding-Kampagne bis zu deren erfolgreichem Abschluss entstehen dir verschiedene Kosten. Bereits die Erstellung der Kampagne auf einer Crowdfunding-Plattform ist mit einem hohen Zeit-, Arbeits- und Geldaufwand verbunden, beispielsweise für die Produktion von Videos, Bildern und die Formulierung einer Kampagnenbeschreibung.

Darüber hinaus berechnen die Crowdfunding-Plattformen Gebühren für die erfolgreiche Durchführung einer Kampagne. Unterschieden wird zwischen Plattform- und Transaktionsgebühren, die in Summe zwischen 4 und 12 Prozent der Finanzierungssumme liegen können. Wird das Finanzierungsziel nicht erreicht, entstehen dir keine Kosten. Allerdings bekommst du deinen Arbeitsaufwand und die dafür eingesetzten Ressourcen nicht zurück.

Berücksichtigen musst du auch die Belohnung für deine Unterstützer*innen. Handelt es sich dabei um das Endprodukt, dessen Herstellung du mit der Kampagne vorfinanzierst, können die Kosten durchaus bei bis zu 50 Prozent der Finanzierungssumme liegen. In diesem Fall gilt es auch zu beachten, dass es sich beim Crowdfunding um Einnahmen handelt, denen materielle Gegenleistungen gegenüberstehen (das vorfinanzierte und verkaufte Endprodukt). Für diesen „Verkaufserlös“ musst du Umsatzsteuer abführen, die du in der Kalkulation ebenfalls berücksichtigen solltest.

KfW Podcast - Ungeschönt

Hörempfehlung: “Wir haben Crowdfunding genutzt um zu schauen, ob andere Leute unsere Idee auch so witzig, lecker und gut finden, wie wir selbst.” Das sagte Janine Trappe, die Mitgründerin der Kultimativ GmbH bei "Unteschönt - dem Gründungspodcast der KfW Bankengruppe. Sie und ihr Partner Felix Pfeffer setzen sich dafür ein, sinnloses Brotsterben zu beenden - und sie ermöglichen dem Brötchen ein zweites Leben als Knödel. Ihren Unternehmens-Start konnten sie mit der Crowdfunding-Kampagne jedoch nicht finanzieren, denn das Geld floss direkt zurück in die Danksagungen an die Geldgeber*innen. Aber: Sie erhielten Presseaufmerksamkeit und kamen mit Investor*innen in Kontakt. 

Vor- und Nachteile einer Crowdfunding-Finanzierung bei der Unternehmens­gründung

Mit Crowdfunding lassen sich Projekte oder Ideen umsetzen, die sonst vielleicht an einer fehlenden Finanzierung gescheitert wären. Denn die Gesamtsumme verteilt sich auf eine Vielzahl von Unterstützer*innenn, die jeweils nur mit einem kleinen Betrag – und damit kleinem Risiko – in die Idee investieren. Gerade bei sozialen oder kreativen Projekten ist das ein sehr wichtiger Faktor.

Aber auch für Gründer*innen ist Crowdfunding eine interessante Alternative, mit der sie in einer noch frühen Unternehmensphase die Umsetzung ihrer Geschäftsidee finanzieren können. Die Vorteile überwiegen klar die Nachteile, wie auch die folgende Übersicht zeigt:

Vorteile Crowdfunding für Gründer*innen

  • Finanzierungsalternative:
    Finanzierungsmöglichkeit für Projekte, für die aufgrund des Risikoprofils keine andere Finanzierung möglich gewesen wäre.
  • Produktionsfinanzierung:
    Möglichkeit, die Herstellung eines bereits fertig entwickelten Produktes durch die Crowd vorzufinanzieren.
  • Risikominimierung:
    Risikominimierung für Gründer*innen, da Geschäftsideen oder Prototypen getestet werden können, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen.
  • Keine Abgabe von Unternehmensanteilen:
    Gründer*innen müssen – anders als bei einer direkten Beteiligung durch Wagniskapitalgeber*innen – keine Anteile am Unternehmen abgeben.
  • Feedback-Funktion:
    Durch das „Alles-oder-nichts-Prinzip“ auf der Crowdfunding-Plattform erhalten Gründer*innen ein erstes Feedback, ob die Geschäftsidee angenommen wird.
  • Marketingeffekt:
    Durch Veröffentlichung auf der Crowdfunding-Plattform wird die Geschäftsidee einem großen Publikum präsentiert. Überzeugte Unterstützer*innen fungieren als Multiplikator*innen in ihrem Netzwerk.

Nachteile Crowdfunding für Gründer*innen

  • Erschwerte Investorensuche bei mangelndem Interesse:
    Wird die angepeilte Finanzierungssumme nicht erreicht, ist das für die gesamte Außenwelt sichtbar. Das Scheitern kann die Suche nach alternativen Investoren erschweren.
  • Risiko von Nachahmung:
    Die Geschäftsidee muss auf der Crowdfundig-Plattform detailliert der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das erhöht das Risiko, dass andere die Idee nachahmen könnten. 
  • Vertrauensverlust:
    Scheitert das Projekt nach erfolgreicher Finanzierung, erhalten die Investoren, z.B. im Falle der Vorfinanzierung von Produkten, nicht die vereinbarte Gegenleistung.
  • Plattform-Gebühren:
    Crowdfunding-Plattformen berechnen für erfolgreiche Kampagnen Gebühren und Provisionen zwischen 4 und 12 Prozent der Finanzierungssumme. Kein unerheblicher Betrag für Gründer*innen!

Bekannte Crowdfunding-Plattformen

Zahlreiche Plattformen werben sowohl um die kreativen Köpfe, die eine Kampagne für ein Projekt oder eine Idee starten, als auch um Unterstützer bzw. Investoren für Projekte. Vier davon, die sich speziell auf Reward Based Crowdfunding spezialisiert haben, stellen wir dir nachfolgend vor.

Kickstarter

Kickstarter ist die weltweit größte Crowdfunding-Plattform und wurde im Jahr 2009 in den USA gegründet. Auf Kickstarter, das weltweit verfügbar ist, werden vorrangig kreative Projekte oder Innovationen durch die Crowd finanziert. Diese Projekte müssen im Ergebnis etwas erschaffen, das mit anderen geteilt werden kann. Außerdem dürfen Projekte keine finanziellen Anreize zusichern.

Getreu dem Motto „alles oder nichts“ wird ein Projekt nur finanziert, wenn das vorher definierte Finanzierungsziel erreicht wird.

  • Gründungsjahr: 2009
  • Land: USA (New York)
  • Erfolgreich finanzierte Projekte seit Start: > 170.000
  • Bisherige Finanzierungssumme: > 4,7 Mrd. USD
  • Sprachen: Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch u.v.m.
  • Kosten: Bearbeitungsgebühr 5 Prozent der Gesamtsumme der Finanzierungsbeiträge + Zahlungsgebühr (3 Prozent pro Finanzierungsbeitrag)

Indiegogo

Bereits rund ein Jahr vor Kickstarter ging die Crowdfunding-Plattform Indiegogo 2008 an den Start. Auch Indiegogo hat seinen Sitz in den USA, ist ebenso international und mehrsprachig verfügbar.

Indiegogo richtet sich im Unterschied zu Kickstarter stärker an Startups und Unternehmen. So werden nicht nur Produkt- oder Geschäftsideen finanziert, sondern über einen Marktplatz können auch bereits erfolgreich finanzierte Produkte verkauft werden. Neben fixen Projekten, bei denen es nur dann zu einer Finanzierung kommt, wenn die gesamte Finanzierungssumme erreicht wird („Alles-oder-nichts-Prinzip“), besteht auch die Möglichkeit von flexiblen Projekten. Hier wird genau die Summe ausgezahlt, die am Ende der Laufzeit einer Kampagne erreicht wurde.

  • Gründungsjahr: 2008
  • Land: USA (San Francisco)
  • Erfolgreich finanzierte Projekte seit Start: > 800.000
  • Bisherige Finanzierungssumme: > 1 Mrd. USD
  • Sprachen: Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch u.v.m.
  • Kosten: 5 Prozent Bearbeitungsgebühr für fixe Projekte; 9 Prozent  Bearbeitungsgebühr für flexible Projekte

Startnext

Startnext gilt als die größte deutsche Crowdfunding-Plattform. Das in Dresden ansässige Unternehmen fokussiert sich – wie der große US-Konkurrent Kickstarter – auf kreative und innovative Projekte. Aber auch Gründer*innen und Erfinder*innen bekommen auf Startnext die Möglichkeit, eigene Ideen durch die Unterstützung vieler Menschen umzusetzen.

Bei Startnext sind “Alles-Oder-Nichts-Kampagnen” (Fundingziel muss erreicht werden, damit ein Projekt erfolgreich ist und finanziert wird) sowie flexible Kampagnen möglich.

  • Gründungsjahr: 2010
  • Land: Deutschland (Dresden)
  • Erfolgreich finanzierte Projekte seit Start: > 13.200
  • Bisherige Finanzierungssumme: > 130 Mio. EUR
  • Sprachen: Deutsch & Englisch
  • Kosten: freiwillige Gebühr für erfolgreich durchgeführte Projekte, im Durchschnitt bislang 3 Prozent; Transaktionsgebühr von 4 Prozent

EcoCrowd

EcoCrowd ist eine Crowdfunding-Plattform ausschließlich für nachhaltige Projekte. Es werden nur Projekte auf der Plattform zugelassen, die einen Mehrwert für die Umwelt (Output) durch den Einsatz von nachhaltigen Konzepten und Ressourcen (Input) schaffen. Hier werden nachhaltige Ideen nicht nur finanziell unterstützt, sondern durch den Austausch mit der Crowd und dem Projektträger Deutsche Umweltstiftung auch weiterentwickelt.

Alle Projekte laufen im Modell „Flexibles Funding“, sodass auch bei Nichterreichen des Finanzierungsziels oder Überfinanzierung die Finanzierungssumme für das Projekt verwendet werden kann. Zudem bietest du deinen Unterstützer*innen ein Tauschgut an.

  • Gründungsjahr: 2015
  • Land: Deutschland
  • Projektträger: Deutsche Umweltstiftung
  • Sprachen: Deutsch, Englisch
  • Kosten: Projektstarter*innen legen die Gebühr in % in der Entwurfsphase selbstständig fest

Plattformen fernab von Reward Based Crowdfunding

Neben den Plattformen für das klassische Reward Based Crowdfunding existieren zahlreiche weitere Anbieter für die anderen Formen des Crowdfunding, wie beispielsweise:

  • Seedmatch, Companisto und Kapilendo für Crowdinvesting,
  • auxmoney und Exporo für Crowdlending und
  • betterplace und gofundme für Crowddonation.

Auf diese wird aufgrund des Schwerpunktes auf dem Reward Based Crowdfunding hier nicht weiter eingegangen.

Der direkte Weg zur passgenauen Finanzierung

Bevor du zur Bank gehst, kannst du von der neutralen Finanzierungs- und Förderexpertise der Bürgschaftsbanken profitieren.

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Crowdfunding Schritt für Schritt: Erfolgreich eine Kampagne starten

Hast du dich für Crowdfunding als Finanzierungsform entschieden, kannst du deine eigene Crowdfunding-Kampagne starten. Alle wichtigen Crowdfunding-Plattformen helfen dir dabei mit Handbüchern, die dich mit ausführlichen Informationen Schritt für Schritt durch den Erstellungsprozess einer Kampagne führen.

Eine Crowdfunding-Kampagne lässt sich in die folgenden Phasen unterteilen:

  • Vorbereitungsphase
  • Startphase
  • Finanzierungsphase
  • Realisierungsphase

Folgende Schritte solltest du innerhalb der Phasen zur Durchführung einer erfolgreichen Kampagne berücksichtigen:

  1. Geschäftsidee finden und beschreiben:
    Zuallererst brauchst du eine tragfähige und innovative Geschäftsidee, für die du eine Finanzierung suchst. Überlege genau, ob du damit ein erfolgreiches Business aufbauen kannst, das auch andere überzeugt.
     
  2. Finanzierungsbedarf ermitteln:
    Nun musst du deinen Finanzierungsbedarf ermitteln; am besten mit Hilfe eines Business- oder Finanzplans, in dem du auch deine Geschäftsidee beschreibst.
     
  3. Passende Crowdfunding-Plattform finden:
    Steht der Plan und ist der Finanzierungsbedarf bekannt, musst du jetzt die passende Crowdfunding-Plattform finden und dich auf dieser als Nutzer*in registrieren.
     
  4. Projekt anlegen:
    Nun musst du deinen Projektentwurf anlegen. Beschreibe dabei dein Projekt so anschaulich und ausführlich wie möglich. Neben Texten und Bildern solltest du auch ein Video hinzufügen, mit dem du möglichen Unterstützer*innen dein Vorhaben so genau wie möglich beschreibst.
     
  5. Gegenleistung festlegen:
    Selbstverständlich musst du dir auch darüber im Klaren sein, welche Gegenleistung deine Unterstützer*innen als „Dankeschön“ erhalten sollen. Die Gegenleistung sollte zur Zielgruppe passen, um deren Motivation für eine Investition zu steigern.

     
  6. Feedback einholen:
    Bevor du deine Kampagne wirklich startest, solltest du dir Feedback einholen. Dazu kannst du beispielsweise den Entwurf deiner Kampagnenseite deinen Bekannten zeigen oder professionelle Hilfestellung (z.B. Gründungsberatung) in Anspruch nehmen.

     
  7. Kampagne starten:
    Sind alle wichtigen Informationen im Projekt erfasst und das Feedback zu deiner Kampagne ist positiv, kannst du sie für die Crowd freischalten.

     
  8. Community-Management:
    Betreibe ein aktives Community-Management. Fragen, die dir von möglichen Unterstützer*innen zu deiner Kampagne gestellt werden, solltest du kurzfristig und ausführlich beantworten.

     
  9. Aktives Marketing und PR:
    Kaum eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne kommt ohne aktives Marketing und die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit aus. Nutze alle Kontakte und Kanäle die du hast, um dein Projekt zu bewerben.

     
  10. Kampagne erfolgreich realisieren:
    Ist das Projekt erfolgreich beendet und die Finanzierungssumme erreicht, bedanke dich bei deinen Unterstützer*innen.

Berücksichtigst du die vorgenannten Punkte, hast du große Chancen auf eine erfolgreiche Durchführung deiner Crowdfunding-Kampagne.

Erfolgsfaktoren für deine Crowdfunding-Kampagne

Damit du genügend Unterstützung findest und deine Crowdfunding-Kampagne ein voller Erfolg wird, solltest du darüber hinaus die folgenden Punkte beachten:

  • Finde die passende Idee:
    Nur, wenn du auch wirklich zu 100 Prozent hinter deiner Idee stehst, wird diese erfolgreich sein und ausreichend Unterstützung finden.
  • Sei gut vorbereitet:
    Bevor du deine Kampagne startest, mache deine Hausaufgaben. Dazu gehört beispielsweise, die Tragfähigkeit deiner Geschäftsidee zu prüfen, die Zielgruppe zu ermitteln und einen Business- bzw. Finanzplan zu erstellen.
  • Analysiere andere Kampagnen:
    Schau dir im Vorfeld bereits abgeschlossene Kampagnen an. Analysiere erfolgreiche und erfolglose Kampagnen und ziehe daraus Schlüsse für dein eigenes Projekt.
  • Kommuniziere offen und viel:
    Hast du deine Kampagne gestartet, bewirb diese auf den unterschiedlichsten Kanälen. Fragen von der Crowd beantworte zeitnah und ehrlich!
  • Veröffentliche regelmäßige Statusmeldungen:
    Halte die Community permanent über den Stand deiner Kampagne auf dem Laufenden. Fordere dazu auch Feedback ein und passe gegebenenfalls deine Strategie an.
  • Glaubwürdig bleiben:
    Mache keine Versprechungen, die du später vielleicht nicht einhalten kannst. Deine Zusagen müssen verbindlich sein.
  • Arbeite hart:
    Der Start einer Crowdfunding-Kampagne ist mit viel Arbeit verbunden. Sei dir dessen von Anfang an bewusst und arbeite hart am Erfolg deines Projektes!

Beispiele für Crowdfunding-Finanzierungen

Zahlreiche Gründer*innen haben in den letzten Jahren Crowdfunding-Kampagnen genutzt, um erfolgreich den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. Gleichzeitig gab es aber auch einige Unternehmen, die nach erfolgreicher Finanzierung aufgeben mussten. Ein sehr erfolgreiches und ein missglücktes Beispiel für eine Crowd-Finanzierung sind:

Bragi: 3,4 Mio. USD für erfolgreiches Kopfhörer-Startup

Die stattliche Summe von 3,4 Mio. USD von knapp 16.000 Unterstützer*innen konnte das Startup Bragi im Jahr 2014 über die Plattform Kickstarter einsammeln. Angepeilt waren ursprünglich nur 260.000 USD!

Ganz im Sinne des Pre-Selling finanzierten die Münchner damit die Produktion ihres smarten und kabellosen In-Ear-Kopfhörers und bauten so ein erfolgreiches Unternehmen auf.

Bonaverde: Von der ersten Röst-Mahl-Brüh-Kaffeemaschine bis zur Insolvenz

Ähnlich erfolgreich mit seiner ersten Kampagne war das Startup Bonaverde, das mit dem Geld die Herstellung der ersten „Röst-Mahl-Brüh-Kaffeemaschine“ finanzieren wollte. Insgesamt 2.254 Unterstützer*innen bei Kickstarter und 438 bei Indiegogo zahlten die ca. 250 USD für eine Maschine, was Bonaverde rund 750.000 EUR in die Kassen spülte. Ausgeliefert werden sollten die vorbestellten Maschinen 2014.

In den Folgejahren gelangen weitere Finanzierungsrunden, u.a. auch auf Seedmatch. Die ersten Maschinen wurden allerdings erst 2017 und nur in einer Betaversion ausgeliefert. Danach häuften sich die Probleme bei Bonaverde mit internen Streitigkeiten, unzufriedenen Kund*innen und verärgerten Investoren. Im Oktober 2019 gab Bonaverde auf und verkündete auf seiner Website die Insolvenz.

Hinweis:

Das Beispiel zeigt, dass allein eine erfolgreich durchgeführte Crowdfunding-Kampagne nicht garantiert, dass das eigene Geschäftsmodell langfristig am Markt funktioniert. Denn auch vollständig finanzierte Projekte können später scheitern. Deshalb ist es für Gründer*innen von Anfang an wichtig, die eigenen Kund*innen genau zu kennen und im Rahmen agiler Prozesse das eigene Geschäftsmodell bei Bedarf anzupassen. Nur so kann man auf veränderte Rahmenbedingungen schnell reagieren und erfolgreich ein Business aufbauen.

Fazit zum Crowdfunding

Mit dem Reward Based Crowdfunding als klassische Form der Schwarmfinanzierung lassen sich kreative Projekte oder innovative Ideen relativ schnell in die Tat umsetzen. Aber auch für Gründer*innen ist es eine gute Finanzierungsalternative, um beispielsweise ein MVP oder einen Prototypen vergleichsweise risikolos auf Markttauglichkeit zu testen oder bei schon ausgereiften Produktideen die Produktion vorzufinanzieren.

Auf zahlreichen Crowdfunding-Plattformen können Gründer*innen ihr Projekt bzw. Produkt vorstellen und um Unterstützung werben, meist gilt das „Alles-oder-nichts-Prinzip“. Auch beim Crowdfunding fallen, neben dem Aufwand für das Erstellen der Kampagne und der kontinuierlichen Kampagnenbetreuung, Bearbeitungs- und Transaktionskosten an, die zwischen 4 und 12 Prozent der Finanzierungssumme liegen können.

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bhp