Venture Debt

Finanzspritze in der Wachstumsphase

Venture Debt ist für dich geeignet, wenn dein Startup über die Gründungsphase hinaus ist, schon ziemlich groß ist und eine Finanzspritze braucht.
Typischerweise erzielst du bereits Umsätze in Höhe von einigen Hunderttausend EUR oder mehr und hast schon Investoren eingeworben, aber noch nicht genügend Einnahmen, um daraus Investitionen zu finanzieren, die demnächst anstehen: Vielleicht musst du neue Technik anschaffen, Mitarbeiter*innen einstellen oder eine Marketingkampagne starten, um den nächsten Meilenstein zu erreichen. Vielleicht erlebst du aber auch, wie so viele Startups in der Coronakrise, dass dein Geschäft zeitweise eingebrochen ist und die erwarteten Umsätze ausbleiben.

Ein klassischer Bankkredit ist in dieser Lage keine Option, denn den bekommst du in der Regel nur bei regelmäßigem Cashflow und einem klar definierten Break-even-Point, auf den sich stark wachsende Startups häufig nicht festlegen können – oder nicht festlegen wollen, weil ihnen Wachstum zunächst wichtiger ist als Rentabilität. Theoretisch könntest du zwar weitere Anteile verkaufen. Aber damit würdest du noch mehr Kontrolle abgeben. Zudem würde die Bewertung für dein Unternehmen in der aktuellen Situation eher ungünstig ausfallen. Du bekämst einen verhältnismäßig niedrigen Preis für deine Anteile.
Beide Nachteile kannst du mit Venture Debt umschiffen. Darum ist es eine interessante, wenn auch teure Finanzierungsform, die sich nicht zuletzt seit der Coronakrise immer mehr durchsetzt.

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Definition - Was ist Venture Debt?

Venture-Debt-Finanzierungen weisen Merkmale verschiedener Finanzierungsformen auf. Im Prinzip funktionieren sie wie Kredite: Du erhältst eine festgelegte Summe zu einem festgelegten Zinssatz für einen bestimmten Zeitraum – gängig sind drei Jahre.
Die Nähe zu Venture Capital, die der Name andeutet, besteht in dem Risiko, das Venture-Debt-Geber (Lender) eingehen: Sie verleihen Geld an ein junges Unternehmen, das keine regelmäßigen Einnahmen aufweisen kann. Anders als Venture-Capital-Geber erhalten sie dafür jedoch keine Anteile, sondern sichern sich durch hohe Zinssätze ab. Diese wiederum hat Venture Debt mit Wandeldarlehen gemein. Der Unterschied: Ausgeber von Wandeldarlehen planen von vornherein nicht, dass sie die ausgegebene Summe zurückerhalten, sondern wollen diese nach Ablauf des Darlehenszeitraums gegen Gesellschafteranteile eintauschen, auf deren Preis sie einen Rabatt erhalten. 

Tatsächlich vereinbaren auch Venture-Debt-Geber oft, dass sie neben den Zinsen auch Anteilsbezugsrechte – sogenannte Warrants – erhalten. Aber in diesem Fall sind die Anteile lediglich ein weiterer Teil der Vergütung. Der Venture-Debt-Geber erhält sie nicht anstelle der Rückzahlung des Darlehens, sondern darüber hinaus.

Lange Zeit wurde dieses Finanzierungsinstrument in Deutschland kaum genutzt. Spätestens seitdem die KfW dazu ein Programm aufgelegt hat und einer der größten Venture-Debt-Anbieter aus dem Silicon Valley in Deutschland eine Filiale eröffnet hat, ist es jedoch auch bei uns auf dem Vormarsch (dazu mehr weiter unten: „Wer gibt Venture Debt aus?“).

Steckbrief zu Venture Debt

  • dein Unternehmen sich bereits in der Wachstumsphase befindet und einen Umsatz von jährlich mehreren Hunderttausend oder gar Millionen EUR macht
  • du auf andere Art beweisen kannst, dass dein Unternehmen schon relevant ist – beispielsweise, weil es Marktführer in seiner Branche ist
  • du damit rechnen kannst, in absehbarer Zeit regelmäßige Einnahmen zu erwirtschaften 
  • für einen überschaubaren Zeitraum Kapital benötigst
  • du keine weiteren Gesellschafter mit ins Boot holen willst
  • du in der Lage bist, hohe Zinsen zu zahlen

Venture-Debt-Finanzierungen beginnen in der Regel bei mehreren Hunderttausend EUR, können aber auch mehrere Millionen EUR betragen.

Anders als bei einem Cashflow-abhängigen Kredit muss dein Startup keine aufwändige Unternehmensbewertung durchlaufen, um Venture Debt zu erhalten. Entscheidend ist vor allem, dass du die Venture Lender mit deinem Businessplan davon überzeugen kannst, dass du dauerhaft Gewinne erzielen kannst. Wenn du dich direkt nach Abschluss einer Finanzierungsrunde um Venture Debt bemühst, können sich die Lender auch an der Bewertung deiner Investoren orientieren.

So gesehen ist der Aufwand, den du betreiben musst, um potenzielle Lender zu überzeugen, vergleichsweise gering. Aber du solltest dir ausreichend Zeit nehmen, um dich selbst zu überzeugen. Venture Debt solltest du nur aufnehmen, wenn du die folgenden Fragen guten Gewissens mit „ja“ beantworten kannst: 

  • Kannst du über mehrere Jahre hinweg die hohen Zinszahlungen leisten? 
  • Ist es wahrscheinlich, dass du alle Meilensteine erreichen wirst, die du bis zum Ablauf des Darlehenszeitraums erreichen willst? 
  • Falls ja: Wirst du damit in der Lage sein, das Darlehen zurückzuzahlen – und möglicherweise zusätzliche Anteile abzugeben?

Venture-Debt-Geber gehen ein hohes Risiko ein, schließlich verleihen sie Geld an ein Unternehmen, das keinen regelmäßigen Cashflow hat, ihnen keine Anteile überschreibt und auch keine sonstigen Sicherheiten bietet (außer bei den Unterformen „Equipment Financing“ und „Accounts Receivable Financing“ – dazu mehr unter „Arten von Venture Debt“). Damit sich dieses Risiko für sie lohnt, verlangen sie hohe Zinsen: in der Regel 8 bis 15 Prozent, manchmal sogar bis zu 20 Prozent.

Viele Lender vereinbaren darüber hinaus einen sogenannten „Equity Kicker“. Das bedeutet: Wenn bestimmte Voraussetzungen eintreffen, erhalten sie eine einmalige Barzahlung, meist in Höhe von 10 bis 20 Prozent der Darlehenssumme. Die häufigste Variante ist, dass diese Voraussetzung beim Exit eines Gesellschafters mit einer kontrollierenden Beteiligung (mehr als 30 Prozent der Anteile) eintritt oder in dem Moment, in dem das Unternehmen bestimmte Kennzahlen erreicht, etwa eine bestimmte Umsatzhöhe. Die Höhe des Kickers steht dabei meist in einem zuvor festgelegten Verhältnis zur Höhe der erreichten Kennzahl oder der Exit-Bewertung.

Oft schreiben Lender in die Verträge auch ein sogenanntes Anteilsbezugsrecht hinein. Das heißt: Sie dürfen nach Ablauf des Darlehenszeitraums Anteile des Unternehmens erwerben. Meist wird eine Obergrenze für die Menge vereinbart, gängig sind auch hier Anteile im Wert von 10 bis 20 Prozent der Darlehenssumme. Dafür zahlen die Lender einen festgelegten Preis, der sich meist an der Bewertung der letzten Finanzierungsrunde orientiert. In der Regel wird vereinbart, dass der Lender zehn Jahre Zeit hat, dieses Recht auszuüben.

Venture-Debt-Geber führen keine detaillierte Bewertung durch, sondern prüfen vor allem das Geschäftsmodell deines Unternehmens, um zu beurteilen, ob du die fälligen Zinsen durch den künftigen Cashflow abdecken kannst. Bestes Indiz dafür ist, wenn du bereits Investoren gewinnen konntest. Es ist darum durchaus üblich, dass Gründer*innen die Gespräche unmittelbar nach dem Abschluss einer Investorenrunde beginnen. Dann entscheiden sich Venture-Debt-Geber oft innerhalb einiger Wochen. 

Anders als Risikokapitalgeber erhalten Venture-Debt-Geber keine Mitspracherechte. Darum kannst du aber auch nicht damit rechnen, dass sie dich mit Expertenrat versorgen oder Kontakte zu ihren Netzwerken vermitteln. Ihre Leistung beschränkt sich vollständig auf die Finanzierung.

Welche Arten von Venture Debt gibt es?

Growth Capital

Die gängigste Variante von Venture Debt ist Growth Capital, also Geld, mit dem du das Wachstum deines Startups vorantreibst. Das können beispielsweise Ausgaben für Mitarbeiter*innen, Marketing oder Vertrieb sein. Mit solchen Investitionen verbesserst du die Position deines Unternehmens am Markt und damit die Ausgangsbasis für die nächste Finanzierungsrunde: Du kannst nämlich auf eine höhere Bewertung hoffen. Und genau das ist der Grund dafür, Venture Debt zu nutzen, statt direkt weitere Anteile an die bestehenden Gesellschafter abzugeben.

Equipment Financing

Equipment Financing ist eine besondere Form von Venture Debt. Der Unterschied zum Growth Capital besteht vordergründig darin, dass du das Geld erhältst, um damit eine konkret benannte Anschaffung zu finanzieren – das können neue Öfen für deine Restaurantkette sein, bessere PCs für dein Personal oder Maschinen für die anlaufende Serienfertigung deines Produkts. Der Vorteil für den Lender ist dabei, dass er notfalls auf die Anschaffungen zugreifen und diese verkaufen kann, falls du deinen Zahlungen nicht nachkommen kannst. Das vermindert sein Risiko – darum ist es für Gründer*innen oft leichter, einen Lender für diese Venture-Debt-Variante zu finden.

Accounts Receivable Financing

Beim Accounts Receivable Financing, auch Factoring genannt, trittst du an den Venture-Debt-Geber Forderungen ab. Ein typischer Fall ist die ausstehende Zahlung eines deiner Kunden. Statt von ihm erhältst du das Geld dann von dem Venture-Capital-Geber, der davon eine vorher festgelegte Gebühr abzieht. Diese Variante ist vor allem interessant, wenn du kaum Cash-Reserven hast und es dir deshalb nicht leisten kannst, länger auf den Eingang von Zahlungen zu warten. Denn der Lender zahlt sofort – und nimmt dir darüber hinaus auch den Aufwand ab, die Forderung möglicherweise einzutreiben. Du hast also mehr liquide Mittel zur Verfügung und sparst Zeit und Mühe – alles Faktoren, die dir dabei helfen, dich auf das Wachstum deines Startups zu konzentrieren.

Vor- und Nachteile von Venture Debt

Vorteile

Venture Debt bietet im Vergleich zu anderen Finanzierungsformen einige Vorteile. Der vielleicht wichtigste ist: Du brauchst keine neuen Gesellschafter ins Boot zu holen oder die Anteile der vorhandenen Gesellschafter zu vergrößern – damit  vermeidest du, dass noch mehr Menschen bei der Entwicklung deines Unternehmens mitreden können bzw. ihre Stimme größeres Gewicht bekommt. Obendrein zählt Venture Debt – anders als das Geld von Investoren – als Fremdkapital. Das verbessert die Bewertung deines Unternehmens für weitere Kredit- oder Finanzierungsverhandlungen. Ein weiterer Vorteil: Eine aufwändige Bewertung deines Unternehmens ist nicht nötig. Darum kannst du Venture Debt vergleichsweise schnell und mit verhältnismäßig geringem Aufwand umsetzen. Das ist gerade in wechselhaften Zeiten, in denen du Meilensteine nicht wie geplant erreichen kannst oder erwartete Umsätze ausbleiben, besonders wichtig – so wie während der Coronakrise.

Nachteile

Der Nachteil ist, dass Venture-Debt-Geber sich ihre Flexibilität und ihre hohe Risikobereitschaft teuer bezahlen lassen. Schon die Zinsbelastungen, die eine Venture-Debt-Finanzierung mit sich bringt, sind sehr hoch. Oft lassen sich Venture-Debt-Geber darüber hinaus das Recht auf Gesellschafteranteile zusichern. Auch das ist ein hoher Preis, denn du gibst weitere Mitbestimmungsrechte auf. Wenn alles gut geht, steht dein Startup zwar am Ende des Darlehenszeitraums besser da als vorher, sodass du mehr Geld für die Anteile erhältst. Dennoch: Wenn du eigentlich gar keine weiteren Anteile ausgeben wolltest, hast du dieses Problem dann nicht vermieden, sondern lediglich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Chancen und Risiken von Venture Debt

Venture Debt ist ein echter „Life Saver“, denn es gibt dir die Chance, finanzielle Engpässe zu überleben und das Wachstum deines Startups zu beschleunigen. Und das ohne, dass du dein Unternehmen fast vollständig in fremde Hände gibst. Venture Debt kann darum das Mittel sein, das dir hilft, selbst in schwierigen Zeiten deinen Traum umzusetzen und deine Geschäftsidee weiter in ein erfolgreiches Unternehmen zu verwandeln.

Aber Venture Debt birgt auch Risiken. Das offensichtlichste: Du kannst die hohen Zinsen nicht bedienen oder am Ende des vereinbarten Zeitraums das Darlehen nicht zurückzahlen, weil sich deine Wachstumspläne nicht erfüllt haben oder der Engpass bei den Einnahmen länger anhält als erwartet. Auch verspätete Zahlungen lassen sich Venture Lender teuer bezahlen, mit Aufschlägen von drei bis fünf Prozent. Zudem kann der Lender den Vertrag dann sogar kündigen.

Beide Szenarien können dein Unternehmen im schlimmsten Fall in die Insolvenz führen. Das wiederum hat nicht nur Konsequenzen für dich, sondern auch für deine Gesellschafter. Denn ihre Stellung als Eigenkapitalgeber ist gegenüber dem Venture Lender, der als Fremdkapitalgeber zählt, nachrangig. Das bedeutet: Im Falle einer Insolvenz werden erst die ausstehenden Ansprüche des Venture Lenders befriedigt. Ist danach kein Geld mehr vorhanden, gehen die Gesellschafter leer aus.

Aber auch die Zinszahlungen an den Lender können deine Investoren beunruhigen. Denn wenn sie schlecht verhandelt sind, rauben sie dir möglicherweise den Spielraum, um dringende Investitionen zu tätigen. Das wiederum schmälert die Chancen der Investoren auf einen gewinnbringenden Exit.

Das zeigt: Venture-Debt-Geber und Investoren haben Interessen, die sich oft diametral gegenüberstehen. Aus diesem Grund kann bereits dein Wunsch, eine Venture-Debt-Finanzierung aufzunehmen, zu Spannungen mit deinen Gesellschaftern führen.

Zu guter Letzt birgt Venture Debt ein ganz besonderes Risiko: Es könnte dich dazu verführen, finanzielle Engpässe zu überbrücken, die nicht durch außergewöhnliche Umstände, sondern durch Probleme in deinem Geschäftsmodell hervor­gerufen wurden.

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Tipps: Worauf du achten solltest

Solltest du dich entschließen, eine Venture-Debt-Finanzierung aufzunehmen, solltest du auf mehrere Punkte achten.

Der vielleicht wichtigste Punkt: Du brauchst einen Sicherheitspuffer. Wenn die Bedingungen des Venture-Debt-Vertrags so ausgelegt sind, dass du sie „gerade so“ erfüllen kannst, steuerst du einen gefährlichen Kurs. Mach dir klar, dass das echte Leben niemals so verläuft, wie du es in deinem Businessplan prognostiziert hast. Vielleicht treten neue Mitbewerber in deinen Markt ein. Vielleicht lassen neue Technologien deinen Maschinenpark im Wortsinn alt aussehen. Vielleicht will ein Mitglied des Gründungsteams das Unternehmen unerwartet verlassen und ausgezahlt werden. Oder eine Pandemie führt dazu, dass auf einmal Teile deines Geschäfts lahmgelegt werden. All diese Beispiele zeigen: Du braucht finanziellen Spielraum, um auf unvorhergesehene Situationen reagieren zu können. Fehlt dir dieser Puffer, führt das kurzfristig dazu, dass du einen erhöhten Zinssatz bezahlen musst. Langfristig kann es dich in die Insolvenz treiben.

Darum solltest du nicht nur sorgfältig kalkulieren, wie hoch die Zinsbelastung ausfallen darf, sondern auch darauf achten, welche „Covenants“ die Venture Lender vereinbaren wollen. Solche Nebenvereinbarungen sind Standard in Venture-Debt-Verträgen. Sie begrenzen deine unternehmerische Freiheit, etwa indem sie die Aufnahme weiteren Fremdkapitals oder den Verkauf von Unternehmenswerten während des Darlehenszeitraums untersagen oder einschränken. Oft regeln sie auch, dass du zu bestimmten Zeitpunkten bestimmte Kennzahlen erreicht haben musst.

Dass Venture Lender überhaupt Covenants vereinbaren, ist üblich und auch nachvollziehbar – schließlich wollen sie sicherstellen, dass du nichts tust, was die Gefahr in sich birgt, deinen Verpflichtungen aus dem Venture-Debt-Vertrag nicht nachkommen zu können. Wichtig ist aber, die Covenants so ausgewogen zu formulieren, dass sie dir Raum für unternehmerisches Handeln lassen. Ihr könnt beispielsweise vereinbaren, dass die Nebenvereinbarungen regelmäßig überprüft und gegebenenfalls neu bewertet werden. Sinnvoll ist auch, deine Buchhaltung so zu organisieren, dass du frühzeitig erkennst, wenn bestimmte Mindestwerte unterschritten werden. Dann kannst du den Lender vorzeitig warnen, dass es eng werden könnte – das entschärft im Vorfeld mögliche Spannungen. Aus denselben Gründen ist auch die „Cure Period“ ein wichtiger Punkt in den Vertragsverhandlungen. Diese „Heilungsperiode“ benennt, wie lange du Zeit hast, um den Bruch eines Covenants zu kitten – etwa, indem du eine Kennzahl ein paar Wochen später als geplant erreichst.

Ebenso wichtig: Nimm dir Zeit bei deiner Auswahl des Venture-Debt-Gebers. Schließ keinen Vertrag ab, wenn du dir nicht ganz sicher bist, dass der Darlehensgeber richtig verstanden hat, wie dein Geschäftsmodell funktioniert, welche Strategie du fahren willst, welche Risiken bestehen und vor allem, welche Kennziffern entscheidend sind, um Erfolg zu definieren. Fehlt dem Lender dieses Verständnis, erhöht sich das Risiko, dass er beim kleinsten Ruckler in der Geschäftsentwicklung nervös wird und versucht auszusteigen – mit allen oben genannten Konsequenzen.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Lender selbst über genügend Kapitalbasis verfügt, um den ganzen Darlehenszeitraum durchzustehen. Es kommt durchaus vor, dass Lender selbst irgendwann Finanzspritzen brauchen, und dann ihre Darlehensforderung an andere Parteien weiterverkaufen. Dann hast du plötzlich Gläubiger, mit denen du zuvor kein Wort gewechselt hast – solche Konstellationen bergen jede Menge Konfliktpotenzial.

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Wer gibt Venture Debt aus?

Trotz ihres Namens sind Venture-Debt-Finanzierungen kein gängiger Portfoliobestandteil von Venture-Capital-Gebern. Lender sind in der Regel spezielle „Venture-Debt-Arme“ von Banken oder spezialisierter Anbieter. Im angloamerikanischen Wirtschaftsraum gibt es bereits sehr viele davon; allein in den USA führen geschätzte 25 Prozent aller Startups irgendwann einmal eine Venture-Debt-Finanzierung durch. In Deutschland hingegen war Venture Debt bis vor wenigen Jahren noch ein ausgesprochenes Nischenprodukt. Seit einigen Jahren aber wächst die Zahl der Anbieter und der Angebote. Erst 2018 gründete die Silicon Valley Bank, die nach eigenen Angaben weltweit größte auf Venture Debt spezialisierte Bank, eine Niederlassung in Deutschland. Weitere Anbieter sind die Europäische Investitionsbank und Picus Capital. Inzwischen erhalten nach Branchenschätzungen rund fünf Prozent aller deutschen Startups eine Venture-Debt-Finanzierung.

Auch die Bundesregierung hat erkannt, wie hilfreich dieses Finanzierungstool sein kann. 2019 rief sie gemeinsam mit der KfW das Programm „Venture Tech Growth Financing“ ins Leben, das jährlich 50 Millionen EUR für Venture-Debt-Finanzierungen zur Verfügung stellt.

Voraussetzung für die Vergabe ist unter anderem, dass du einen privaten Darlehensgeber findest. Dieser teilt sich dann die Finanzierung mit der KfW zu gleichen Teilen. Auch die Förderbank der Europäischen Union, die Europäische Investitionsbank (EIB), hat ein Venture- Debt-Programm gegründet.

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Fazit

Venture-Debt-Finanzierungen können dir dabei helfen, das Wachstum deines Unternehmens zu beschleunigen und finanzielle Durststrecken zu überstehen. Wichtig ist aber, dass du gut kalkulierst, ob du dir dieses Instrument leisten kannst. Nicht nur finanziell, sondern auch, weil du das Verhältnis zu deinen Investoren belasten könntest.

Und: Wenn die Gründe für deinen finanziellen Engpass nicht in einer äußeren Krise liegen, sondern in grundlegenden Problemen deines Geschäftsmodells, ist Venture Debt nicht nur kein wirksames Mittel, sondern extrem gefährlich. Dann kommen zu den fehlenden Einnahmen noch die Zinsbelastungen hinzu – das kann schlimmstenfalls die Insolvenz bedeuten.

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bhp