Finanzierungs­möglichkeit "Kontokorrent" - dein Sicherheitsnetz

Finanzierung von Umlaufvermögen - der “atmende” Kontokorrentkredit

Der Kontokorrentkredit ist das häufigste Instrument zur Finanzierung von „Umlaufvermögen“ (Forderungen aus noch nicht bezahlten Rechnungen). Dabei werden zwischen Gläubigern und Schuldnern Forderungen und Verbindlichkeiten durch einen Saldo verrechnet. Du kannst ihn dir vorstellen wie den Dispo beim Girokonto: Beide Konten „atmen“ – sie schwanken ständig in der Höhe. Damit dein Geschäftskonto ab und zu in den Miesen sein kann, ohne dass z.B. Zahlungsaufträge gestoppt werden, wird der „Kontokorrentkreditrahmen“ vereinbart. Egal ob Selbstständige*r, Freiberufler*in oder Existenzgründer*in: Mithilfe eines Kontokorrentkredits kannst du dein Umlaufvermögen – wie Waren, Rohstoffe, Mieten oder Gehaltszahlungen – vorfinanzieren; er ist demnach nicht zweckgebunden. Der Kredit ist also quasi wie ein Sicherheitsnetz, falls du mal ins Minus kommst. 

Das Wort Kontokorrent stammt übrigens aus dem Italienischen: 'Conto' bedeutet Rechnung und 'corrente' meint laufend. Manchmal werden aber auch andere Bezeichnungen für ihn verwendet, wie: Betriebsmittelkredit, Saisonkredit, Überziehungskredit, Zwischenkredit oder Dispositionskredit. Er kann auch von saisonalen Betrieben genutzt werden, wie beispielsweise beim Betrieb einer Eisdiele. Rechtlich definiert ist der Kontokorrentkredit ein Darlehen im Sinne von § 488 Bürgerlichen Gesetzbuch, gesetzlich geregelt wird er durch die Paragrafen im Handelsgesetzbuch über das Kontokorrentkonto (§§ 355 ff. HGB).

Warum der Kreditrahmen so wichtig ist

Deine Hausbank gewährt dir den Kredit gegebenenfalls als Teil einer Gesamtfinanzierung, deren Schwerpunkt ein langfristiges Förder- oder Hausbankdarlehen ist. Der Kontokorrentkredit kann auch eingesetzt werden, um die Anlaufphase deiner Gründung zu finanzieren. Wie hoch der Kontokorrentkredit für dein Geschäftsmodell ausfallen sollte, musst du offen mit der Bank besprechen und um Vergleichszahlen zu deiner Branche bitten. Finanzierst du dein Warenlager mit dem Kontokorrentkredit, musst du außerdem schon bei der Gründung vereinbaren, dass der Kreditrahmen mit dem Umsatz wächst. Sonst ist dein Wachstum behindert – das ist leider ein häufiges Problem bei schnell wachsenden Handelsunternehmen (z.B. im Online-Geschäft).

Der Begriff „Kreditrahmen“ ist uns besonders wichtig – damit wird deutlich, dass es eine kurzfristige Kreditmöglichkeit ist, die nicht dauerhaft genutzt und ausgeschöpft werden sollte. Es ist also okay, den Kontokorrentkredit kurz in Anspruch zu nehmen. Wenn du ihn aber dauerhaft ausreizt, wird’s teuer für dich. Je länger und je mehr Geld du benötigst, desto weniger eignet sich der Kontokorrentkredit, weil die Zinsen mit der Nutzungsdauer steigen. Dann solltest du lieber eine andere, günstigere Finanzierungsform wählen. Bei einer Überziehung solltest du die Bank außerdem umgehend informieren – meistens wird dann nämlich ein Überziehungszins fällig.

Als Faustregel gilt: Der Kontokorrentkredit sollte so hoch sein, wie die üblichen Schwankungen auf deinem Konto. Wenn dein Kontostand beispielsweise zwischen plus 30.000 und minus 20.000 Euro schwankt, solltest du beim nächsten Bankgespräch einen Kontokorrentkredit von 50.000 Euro vereinbaren. Das Gleiche gilt für deine Reserve. Wenn du genug Eigenkapital hast, um die üblichen Schwankungen auszugleichen, ist das natürlich noch besser, da du dafür keine Zinsen zahlen musst. 

Was unter keinen Umständen passieren darf, ist, dass du deine Mieten, Gehälter oder Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen kannst, weil das Geld nicht reicht - und der Kontokorrentkredit ausgeschöpft ist. Das kann die Insolvenz bedeuten, selbst dann, wenn die Auftragsbücher für die folgenden Monate voll sind. Aber keine Sorge: Mit einer guten Liquiditätsplanung kannst du dem vorbeugen. Denn dann siehst du die Entwicklung rechtzeitig und kannst Kosten senken oder versuchen, die Einzahlung zu erhöhen.

Auch in der Krise kann es unangenehm werden: Die Hausbank kann von heute auf morgen kündigen und eine Rückzahlung verlangen - zum Beispiel, wenn deine Planzahlen erheblich abweichen. In schwierigen Situationen kannst du so etwas am allerwenigsten gebrauchen.

Ein Beispiel für die Berechnung eines Kontokorrentkredits

  1. Zunächst wird der ausgeliehene Betrag mit dem Zinssatz multipliziert. Dann weißt du, was dieser Betrag bei einer Ausleihdauer von genau einem Jahr kostet.
  2. Anschließend multiplizierst du den Betrag mit der Dauer der Inanspruchnahme. Hast du den Kredit zum Beispiel für 150 Tage in Anspruch genommen, multiplizieren Sie die jährlichen Zinskosten mit 150/365.

Du hast dir also beispielsweise 100.000 EUR für 150 Tage geliehen. Der Zinssatz beträgt 11 %.

100.000 EUR * 0,11 = 11.000 EUR (Zinskosten eines Jahres)
11.000 EUR * (150 Tage / 365 Tage) = 4.520,55 EUR

Die Zinsen werden je nach Bank monatlich oder quartalsweise direkt dem Geschäftskonto belastet.

Geeignet für dich, wenn…

  • du ihn als Nebenprodukt eines langfristigen Bankkredites einsetzt, z.B. um einen Anteil deiner Waren und Forderungen vorzufinanzieren
  • du keine großen Investitionen planst, sondern generell nur tageweise Kontoschwankungen überbrücken musst (dann auch als Hauptkredit vertretbar).
  • du ihn als “Starthilfe” für dein Unternehmen benutzt
  • du einen saisonalen Betrieb hast
Münzen und ein Textmarker über eine Summe

Typische Finanzierungshöhe bei einer Gründung: 5 TEUR – 50 TEUR

Der eingeräumte Kreditrahmen ist oftmals abhängig von der Höhe des Förderkredites oder des langfristigen Bankkredites, da der Kontokorrentkredit, wie gesagt, meist damit kombiniert wird. Das heißt, deine Bank betrachtet immer dein gesamtes Kreditengagement.

Kosten: eher hoch

Beim Kontokorrentkredit zahlst du lediglich die tatsächliche Inanspruchnahme und nicht für die bloße Bereitstellung. Allerdings ist zu beachten, dass die Kontoführungsgebühr für ein Geschäftskonto mit Kontokorrentkredit oft höher ist als die ohne Kontokorrentkredit.

Da typischerweise mit dem Kontokorrent in der Gründungsphase leider wenig sorgsam umgegangen wird, sind die Kosten in der Praxis eher hoch. Dennoch muss man hier differenzieren.

Die Konditionen sind je nach Höhe, begleitende Finanzierungsformen und Kreditwürdigkeit sowie auch Bankstrategie recht unterschiedlich. In den meisten Fällen werden selbst in Niedrigzinsphasen Zinsen über 10 Prozent verlangt. Die Gründe hierfür sind zugleich deine Vorteile: Die Bank muss die Kreditmittel im Prinzip ständig bereithalten – selbst, wenn du sie gerade nicht nutzt. Und nutzen musst du deinen Kontokorrentkredit nicht. Der hohe Zinssatz ergibt sich also durch die schnelle Verfügbarkeit, die Finanzierung der Laufzeit ist kurz und die Bank gewährt den Kreditrahmen meist ohne weitere Sicherheiten. 

Für die Frage der Kosten bedeutet das: kommt darauf an. Finanzierst du damit langfristig, sind sie hoch bis sehr hoch. Nutzt du diesen Kredit nur für kurzfristige Schwankungen deines Kontos, ist er sogar günstiger als ein langfristiger Kredit, für den du ja selbst dann Zinsen zahlen musst, wenn das Geld gerade ungenutzt auf dem Konto liegt.

Arbeitsaufwand für dich: eher niedrig

Der Aufwand, einen Kontokorrentkreditrahmen zu erhalten, ist für dich niedrig bis mittel. Da er verbunden mit dem Einrichten eines Zahlungskontos ist, musst du der Bank die meisten Unterlagen ohnehin einreichen.

Übrigens: Selbst, wenn du den Kontokorrentkredit monate- oder jahrelang nicht genutzt hast, ist die Bank verpflichtet, regelmäßig Unterlagen von dir zu verlangen (z.B. eine Vermögensaufstellung). Das nervt natürlich, wäre aber bei einem langfristigen Bank- oder Förderkredit nicht anders.

Entscheidungs­dauer: mittel

Das Kreditinstitut kann mehrere Tage bis Wochen für die Entscheidung benötigen.

Feedback und Leistungen jenseits der Finanzierung: keine

Unterstützungsleistungen jenseits der Finanzierung solltest du hier eher nicht erwarten.

Fazit

Es ist ganz normal, dass der Kontostand, gerade zu Beginn der Gründung, ganz schön schwankt: Wenn Mieten und Gehälter gezahlt werden, leert sich dein Konto und die Liquiditätskurve zeigt steil nach unten. Wenn ein großer Auftrag bezahlt wird, geht’s wieder bergauf. In den Augen deiner Hausbank ist das sogar ein gutes Zeichen. Denn es beweist, dass in deinem Unternehmen etwas passiert, dass dort gearbeitet wird. Damit du ab und zu auch mal in den Miesen sein kannst, ohne dass die Zahlungsaufträge gestoppt werden, ist ein Kontokorrentkredit eine mögliche Lösung. Aber denk dran: es ist nur eine kurzfristige Lösung - bleibe auf jeden Fall in engem Austausch mit deiner Bank.  

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bhp