Du möchtest der Umwelt etwas Gutes tun und mit deinem Business auf nachhaltige Herstellungsprozesse setzen? Dann ist die Circular Economy das richtige Zuhause für dein Unternehmen.
Traditionell wird die Produktion eher linear gedacht, getreu dem Motto „Take, make, waste“. Gründer*innen zirkulärer Geschäftsmodelle wandeln dieses Motto in einen Kreislauf um: „Make, use, recycle“. Erfahre hier, wie zirkuläre Geschäftsmodelle funktionieren und was du bei der Umsetzung beachten solltest.
Was bedeutet Circular Economy?
Die Circular Economy, auf Deutsch auch Kreislaufwirtschaft genannt, ist ein Ansatz zur nachhaltigen Nutzung der Ressourcen, die uns nur begrenzt zur Verfügung stehen. Sie gelingt zum Beispiel dadurch, Abfälle zu reduzieren oder die Materialien, aus denen deine Produkte bestehen, so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf zu halten. In der linearen Wirtschaft werden Produkte am Ende ihres Lebenszyklus entsorgt. Manchmal werden sie sogar von vornherein kurzlebig geplant, damit Konsument*innen möglichst bald eine neue Generation des Produkts kaufen oder ein kaputtes Gerät durch ein neues ersetzen (geplante Obsoleszenz). Dagegen strebt die Circular Economy die kontinuierliche Wiederverwendung der Produkte und Materialien an. Im idealen Fall sogar im Zero-Waste-Modell!
Zu den Grundprinzipien der Circular Economy zählen:
- möglichst geschlossene Produktions- und Wertstoffkreisläufe – unterschieden werden technische und biologische Kreisläufe
- Einkalkulieren einer langen Lebensdauer schon in der Planungsphase des Produktdesigns
- Nutzung erneuerbarer Energien und Ressourcen
- Reduzieren und Vermeiden von Abfällen
- Wiederverwendung der Produkte und Materialien durch Reparatur, Aufwertung und Recycling
Detailliertere Infos findest du auch in unserem Artikel über die Circular Economy.
Was sind zirkuläre Geschäftsmodelle?
Zirkuläre Geschäftsmodelle basieren auf den Prinzipien der Circular Economy. Sie zielen darauf ab, Produktlebenszyklen so zu gestalten, dass möglichst alle Komponenten und Materialien am Ende der Nutzungsdauer zurückgewonnen und wiederverwertet werden können. Schon wenn du ein zirkuläres Geschäftsmodell entwickeln möchtest, solltest du dir also Gedanken darüber machen, wie du die Lebensdauer deiner Produkte verlängern kannst und auf welche Weise du Reparaturen und Wiederverwendung ermöglichen möchtest. Selbst das beste Produkt hält allerdings nicht ewig. Deshalb brauchst du auch einen Plan für die Entsorgung, bei der sich möglichst viele Bestandteile recyceln lassen sollten, sodass du sie in einen technischen oder biologischen Kreislauf zurückführen kannst.
Wie sind zirkuläre Geschäftsmodelle aufgebaut? Strategien und Maßnahmen
Möchtest du ein zirkuläres Geschäftsmodell verwirklichen, kannst du auf verschiedene Strategien und Maßnahmen zurückgreifen. Behalte dabei immer die Grundprinzipien der Circular Economy im Hinterkopf. Wir haben einige Ansätze für dich zusammengestellt – je nach Geschäftsidee werden einige mehr und andere weniger zu deinem Business passen:
- Produktdesign: Gestalte deine Produkte von Anfang an so, dass sie langlebig, reparierbar und modular aufgebaut sind. So lassen sich die einzelnen Komponenten wiederverwenden und recyceln.
- Sharing-Economy-Modelle: Statt deine Produkte in den Besitz Einzelner zu geben, kannst du sie auch als Sharing-Modell oder Service anbieten. Leasing, Miet- und Abonnementmodelle ermöglichen eine längere Nutzungsdauer und eine bessere Auslastung der Produkte.
- Remanufacturing und Refurbishment: Durch die Aufarbeitung und Reparatur von Produkten können diese in einen nahezu neuwertigen Zustand gebracht und erneut auf dem Markt angeboten werden. Du kannst die Reparatur selbst als Service anbieten oder Reparaturkits und -anleitungen bereitstellen.
- Wiederverwertung und Recycling: Werden alte Produkte zurückgegeben, kannst du die Materialien in den Kreislauf zurückführen und wiederum für neue Produkte nutzen. Die Implementierung von Rücknahmesystemen und die Zusammenarbeit mit Recyclingunternehmen sind hierfür entscheidend.
- Kooperationen: Arbeite mit anderen Unternehmen zusammen und schließe dich Circular-Economy-Netzwerken an. So findest du Abnehmer für Abfall- und Nebenprodukte und kannst deinerseits gebrauchte Materialien erwerben. Auf diese Weise sparst du Ressourcen und trägst zu Recycling und Wiederverwendung bei.
Als Gründer*in ein zirkuläres Geschäftsmodell entwickeln
Du hast eine Gründungsidee und fragst dich, wie du sie in ein zirkuläres Geschäftsmodell umwandeln und dein Business starten kannst? Wir haben eine kleine Anleitung mit ersten Schritten für dich vorbereitet, die wichtige Punkte enthält, auf die du achten solltest.
1. Geschäftsidee konkretisieren
Im ersten Schritt geht es darum, deine Idee zu konkretisieren und zu strukturieren. Dazu kannst du unser Geschäftsideentool nutzen oder deine Überlegungen gleich in die Geschäftsmodell-Canvas eintragen. Damit aus der Idee ein zirkuläres Geschäftsmodell werden kann, sollte sie eine Zielgruppe ansprechen, die Wert auf Nachhaltigkeit legt. Vielleicht möchtest du als Ecopreneur*in die Welt verändern, hast eine Upcycling-Idee oder willst einfach ein „herkömmliches“ Produkt umweltschonender herstellen. Wichtige Voraussetzung ist, dass du persönlich hinter den Werten und Grundsätzen der Circular Economy stehst.
2. Möglichkeiten für die kreislauforientierte Umsetzung finden
Die Prinzipien der Circular Economy in dein Geschäftsmodell zu integrieren, ist nicht immer einfach. Schließlich produzieren viele Lieferanten und Hersteller nach wie vor linear. Hier gilt es also, Möglichkeiten zu identifizieren, mit denen du dein Business zirkulär gestalten kannst. Überlege dir, welche Ressourcen und Materialien du für dein Produkt verwenden möchtest. Informiere dich über ressourcenschonende Herstellungsprozesse und beschäftige dich mit Abfallvermeidung und Recycling.
Vielleicht kannst du deine Produkte so gestalten, dass Einzelteile austauschbar sind, sodass Konsument*innen Ersatzteile nachrüsten können, statt gleich das ganze Gerät wegzuschmeißen. Überlege dir, ob du Reparaturdienstleistungen anbieten möchtest oder deine Idee sich als Sharing-Modell umsetzen lässt. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Lass dich gerne von anderen zirkulären Geschäftsmodellen inspirieren – Beispiele findest du weiter unten.
3. Nutzen hervorheben
Zirkuläre Geschäftsmodelle wirken sich positiv auf die Umwelt aus – doch natürlich darfst du den Nutzen für deine Kund*innen nicht außer Acht lassen. Immer mehr Menschen legen Wert darauf, dass die Produkte, die sie kaufen, nachhaltig und ethisch verantwortungsvoll hergestellt werden. Dennoch wollen sie nicht auf Komfort verzichten, wie einen guten Support oder Zusatzleistungen.
Sharing- oder Mietmodelle sind oft kostengünstiger und praktisch für diejenigen, die dein Produkt nur selten benötigen – das trifft beispielsweise auf Werkzeuge, Autos oder Fahrräder zu. Auch die Möglichkeit, Ersatzteile zu bestellen oder Geräte reparieren zu lassen, ist nützlich für deine Kund*innen. Denkbar wäre zudem, zusätzlich zu neuen Produkten gebrauchte Alternativen zu verkaufen für diejenigen, die Kosten und Ressourcen sparen wollen. Gerade bei Elektrogeräten profitieren Kund*innen von einer kostenlosen Rücknahme, weil sie sich dann keine Gedanken um die fachgerechte Entsorgung machen müssen. Und du kannst die Bestandteile wiederverwenden oder dem Recycling zuführen!
Den eindeutigen Nutzen deines Geschäftsmodells für Konsument*innen brauchst du später für deine Kommunikation nach außen und um Interesse zu wecken. Hilfreich ist es dabei, deine Zielgruppe vorab genau zu definieren und kennenzulernen. So kannst du die Bedürfnisse deiner potenziellen Kund*innen mit den Prinzipien zirkulärer Geschäftsmodelle verbinden.
4. Finanzierungsmöglichkeiten erkunden
Damit du mit deinem zirkulären Geschäftsmodell erfolgreich wirst, brauchst du eine solide Finanzierung. Nachhaltige Herstellungsprozesse sind häufig noch relativ teuer, sodass du an anderen Stellen Kosteneinsparungen einplanen solltest. Informiere dich vorab über Finanzierungsmöglichkeiten – für grüne Startups und nachhaltige Geschäftsmodelle gibt es spezielle Förderungen. Nutze unseren Finanzierungsfinder, um nach passenden Optionen zu suchen.
5. Potenzielle Partnerschaften ausloten
Suche am besten schon in der Planungsphase deiner Gründung nach Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Unternehmen, die ebenfalls zirkuläre Geschäftsmodelle verfolgen. So gelingen ein effizienter Ressourcenaustausch und die Schließung der Werkstoffkreisläufe. Denkbar wäre zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Lieferanten für die Rücknahme von Materialien oder Recyclingunternehmen, die deine Produkte oder einzelne Komponenten wiederverwerten können.
Bring deine Idee aufs Papier!
Dein eigenes Geschäftsmodell nur einen Klick entfernt
Übergang zu zirkulären Geschäftsmodellen
Hast du ein bestehendes Unternehmen oder bist du schon weiter in der Planung, kannst du dein Geschäftsmodell immer noch in Richtung Circular Economy transformieren. Hier sind einige Schritte, die dir auf dem Weg zum zirkulären Geschäftsmodell helfen können:
- Analysiere deine aktuelle Situation: Was ist an deinem Geschäftsmodell bereits zirkulär? Wie sehen Produktionsprozesse und Lieferketten aus? Wo gibt es Verbesserungsmöglichkeiten?
- Lege konkrete Ziele fest: Was willst du in Zukunft anders machen? Möchtest du beispielsweise Abfall reduzieren, die Recyclingrate erhöhen, ein Sharing-Modell einführen oder den Produktionskreislauf anpassen?
- Überlege dir geeignete Maßnahmen: Was genau kannst du tun, um deine Ziele zu erreichen? Welche Maßnahmen lassen sich realistisch umsetzen? Wen oder was brauchst du dafür?
- Stecke einen festen Zeitrahmen für die Umsetzung: Welches Ziel soll mit welchen Maßnahmen bis zu welchem Zeitpunkt erreicht werden? Wer ist dafür verantwortlich? Welche Meilensteine gibt es?
- Prüfe und verbessere: In regelmäßigen Abständen solltest du den Erfolg deiner Maßnahmen evaluieren und prüfen, ob es weiteres Verbesserungspotenzial gibt. Du brauchst nicht sofort alles perfekt zu machen! Wichtig ist, dass du stetig daran arbeitest, deinen Möglichkeiten entsprechend deine Pläne umzusetzen.
Unterstützung durch die Circular Economy Initiative Deutschland
Die Circular Economy Initiative Deutschland (CEID) ist eine Plattform, die sich für die Förderung und Umsetzung der Circular Economy in Deutschland einsetzt. Sie arbeitet mit Unternehmen, Regierungen, Forschungseinrichtungen und anderen Akteuren zusammen, um Hindernisse für den Übergang zu zirkulären Geschäftsmodellen zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln.
Bei der CEID kannst du als Gründer*in Unterstützung und Beratung in Bezug auf zirkuläre Geschäftsmodelle erhalten. Sie organisiert regelmäßig Veranstaltungen, Workshops und Schulungen, bei denen Wissen und Best Practices geteilt und der Austausch zwischen Unternehmer*innen der Circular Economy gefördert werden. Auf der Website der Initiative kannst du dir bei Interesse auch einen ausführlichen Bericht zu zirkulären Geschäftsmodellen herunterladen.
Beispiele für zirkuläre Geschäftsmodelle
Es gibt bereits zahlreiche Unternehmen, die erfolgreich zirkuläre Geschäftsmodelle implementiert haben. Hier siehst du einige Beispiele.
Patagonia
Patagonia ist ein Outdoor-Bekleidungsunternehmen, das sich stark auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit konzentriert. Es bietet zum Beispiel einen Reparaturservice an und fördert aktiv die Wiederverwendung und das Recycling der Kleidungsstücke. Zusätzlich werden mit dem Programm „Worn Wear“ gebrauchte Patagonia-Produkte gesammelt, aufgearbeitet und wieder verkauft. Außerdem spendet Patagonia ein Prozent des Umsatzes an Umweltschutzgruppen.
Wildplastic
Wildplastic sammelt Plastikabfälle aus Flüssen und Meeren und recycelt sie zu hochwertigen Produkten. Dabei arbeitet das Unternehmen eng mit lokalen Gemeinschaften und Fischereien zusammen, um den Plastikmüll zu entfernen und gleichzeitig Bewusstsein für das Problem der Meeresverschmutzung zu schaffen. Das gesammelte Plastik wird gereinigt, sortiert und zu Kunststoffgranulat verarbeitet. Daraus lassen sich dann verschiedene Produkte herstellen wie zum Beispiel Müllbeutel. Durch die Wiederverwertung von Plastikabfällen trägt Wildplastic dazu bei, dass weniger Plastik in die Umwelt gelangt und Ressourcen geschont werden. Wir haben hier das Geschäftsmodell von Wildplastic? Weitere findest du unter „Erfolgreiche Geschäftsmodelle”.
Mud Jeans
Dieses Unternehmen vermietet Jeans, statt sie zu verkaufen. Kund*innen bestellen sich eine Jeans, zahlen dafür 12 Monate lang eine Gebühr und können sie anschließend so lange behalten, bis sie sie austauschen oder zurückgeben wollen. Dann wird die Jeans wieder an Mud Jeans gesendet, aufgearbeitet und erneut vermietet oder recycelt. Dank dieses Sharing-Modells lassen sich Ressourcen sparen und wiederverwenden.
Traceless
Produktionsabfälle wiederverwenden, umwandeln und in einen Kreislauf bringen – das ist die Vision von Traceless. Denn Traceless hat einen Prozess entwickelt, um aus landwirtschaftlichen Abfällen Granulat zu entwickeln. Dieses Granulat ist eine Alternative zu Plastik und zersetzt sich selbst.
Hörempfehlung: Traceless Co-Gründerin Dr. Anne Lamp erzählt bei „Ungeschönt – dem Podcast der KfW-Bankengruppe, wieso eine große Portion Mut für die Gründung nötig war.
Fazit
Zirkuläre Geschäftsmodelle sind nachhaltig, umweltfreundlich und auch für die Kund*innen nützlich. Es gibt viele Möglichkeiten, geschlossene Kreisläufe anzustreben und ressourcenschonend zu produzieren. Allerdings musst du dich gut informieren und brauchst einen langen Atem. Denn die lineare Wirtschaft dominiert bislang, und es ist nicht immer einfach, geeignete Partnerschaften zu finden, in denen beide Seiten den Prinzipien der Circular Economy treu sind. Es gibt also auch Hürden bei der Entwicklung eines zirkulären Geschäftsmodells. Wenn am Anfang noch nicht alles hundertprozentig so klappt, wie du es dir vorstellst, ist das vollkommen in Ordnung. Fang ruhig erstmal klein an und erweitere deine Maßnahmen dann, wenn du die Möglichkeit dazu hast.