Green Logistics

Nachhaltige Logistik ist möglich - so kann es gehen

Statt lokal zu kaufen, bestellen wir immer mehr online. Hier ein neues Buch, da ein neuer Pulli. Die Straßen der Städte sind überfüllt mit Lieferfahrzeugen. Gleichzeitig wird der Ruf nach umweltfreundlicher Mobilität, Klimaschutz und nachhaltig handelnden Unternehmen lauter. Green Logistics ist das Stichwort, das Unternehmen mit Fokus auf das Transportwesen heute beschäftigt. Doch was bedeutet das, welche Vorteile ziehen Unternehmen und die Umwelt daraus – und geht die Umstellung überhaupt so einfach?

Definition: Was bedeutet Green Logistics?

Green Logistics, auf Deutsch auch grüne Logistik, beschreibt im Grunde nachhaltige Logistik. Sie umfasst ganzheitliche Optimierungen von logistischen Strategien, Systemen, Strukturen und Prozessen zur Schaffung einer umweltfreundlicheren Warenwirtschaft und umweltgerechter und ressourceneffizienter Logistikprozesse. Green Logistics hat das Ziel, in logistischen Prozessen einerseits schädliche Auswirkungen auf die Umwelt, z. B. Abgase, Wasser- und Bodenbelastungen, und andererseits den Verbrauch von nicht oder schwer erneuerbaren Ressourcen zu reduzieren.

Warum ist Green Logistics wichtig?

Es gibt viele Gründe, warum sich Unternehmen an Green Logistics orientieren sollten. Die Gesellschaft legt mehr Wert auf umweltpolitische Themen. Kunden haben immer häufiger die Erwartung, dass das Unternehmen und die Produkte, für die sie sich entscheiden, nachhaltig sind und in puncto Umweltfreundlichkeit mit gutem Beispiel vorangehen. Weiterhin gelten weltweit zunehmend strengere Umweltauflagen. Mitarbeiter sind motivierter, wenn sie in einem umweltfreundlichen Unternehmen arbeiten und nicht zuletzt können sich große Kostenvorteile für das Unternehmen ergeben, etwa wenn weniger Flächen, Energie, Material und Treibstoff verbraucht werden. Fakt ist: Unternehmen sollten umdenken und nachhaltige Ansätze Schritt für Schritt umsetzen.

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Was können Logistikunternehmen verändern, um nachhaltiger zu arbeiten?

Unternehmen werben für sich als innovative und umweltfreundliche Marken. Doch genügen z. B. nachhaltige Verpackungen allein? Für ein ganzheitliches Umweltbewusstsein spielt auch eine positive CO2-Bilanz eine wichtige Rolle – ermöglicht durch grüne Logistikprozesse.

Dass Green Logistics für viele Unternehmen der Weg in die Zukunft sein sollte, ist klar. Doch wie kann dieser Weg beschritten werden? Denn zu einer grünen Logistikbranche gehören nicht nur ein guter ökologischer Reifenabdruck, sondern auch faire Arbeitsbedingungen und Löhne. Green Logistics darf nicht auf Kosten der Mitarbeitenden gehen. Eine ehrliche Kommunikation und Transparenz im Supply-Chain-Management ist also unabdingbar. Auch wenn viele Prozesse immer mehr automatisiert ablaufen und es bald verstärkt selbstfahrende Fahrzeuge geben könnte, ist motiviertes und qualifiziertes Personal noch immer ein Must-have in jedem Unternehmen. 

Hier sind einige Beispiele, wie Unternehmen Green Logistics umsetzen können: 

Elektrofahrzeuge

Neue Lieferfahrzeuge als Alternative zu luftverschmutzenden Lkw und Transportern sind ein beliebter Schritt in Richtung Green Logistics. Zwar sind Elektroautos und Elektro-Lkw im Moment eher für Kurzstrecken konzipiert, sollen aber zukünftig auch weitere Strecken zurücklegen können. Neben Elektrizität gibt es bereits Motoren auf Wasserstoff- und Methangasbasis. Auch Drohnen und selbstfahrende Fahrzeuge sind möglich. 

Flotte & Verkehr

Um die CO2-Bilanz einzugrenzen, sind nicht nur umweltfreundlichere Fahrzeuge notwendig, sondern auch der Einsatz von Systemen, die die Planung von Lieferwegen unterstützen und die Konsolidierung von Lasten priorisieren. So sollten Leerfahrten mehrmals am Tag vermieden werden. Effizienter ist es, Auslieferungen zu bündeln und einmal einen Transportweg zu fahren. 

Warenbeschaffung

Bereits beim Einkauf ihrer Produkte können Unternehmen auf die Nachhaltigkeitskriterien ihrer Lieferanten achten, z. B. ob sie ökologische Verpackungen nutzen oder Plastik als Packmaterial reduzieren. Auch die Wahl eines Lieferanten mit einer geringen Entfernung vom eigenen Standort kann Bestandteil einer Green-Logistics-Strategie sein.

Lager

Sogenannte 4.0-Logistikgebäude gewährleisten eine nachhaltige Bewirtschaftung des Gebäudes, was durch verschiedene Zertifikate bezeugt wird (z. B. BREEAM oder LEED). Um eine solche Zertifizierungen zu erhalten, werden Aspekte wie Effizienz im Wasser- und Energieverbrauch, der Einsatz alternativer Energiequellen, die Auswahl von Baumaterialien und der Umgang mit Abfällen während des gesamten Prozesses analysiert. Lager können Energie einsparen, indem sie z. B. durch vollständige automatisierte Lagerprozesse den Bedarf an künstlichem Licht reduzieren. Abfälle in Lagern können reduziert werden, in dem Abfallsortierungsprozesse nach den zu recycelnden Materialien eingeführt werden oder der Papierverbrauch durch den Einsatz von IT-Lösungen verringert wird. Weniger Bewegungen innerhalb des Lagers durch eine Kombination aus gutem Lagerplatzmanagement und einer optimierten Planung von Kommissionieraufgaben ist ebenfalls positiv in Sachen Green Logistics zu bewerten.

Kleine City-Logistik-Hubs

Sie dienen als Bindeglied zu den großen Logistikzentren außerhalb der Städte. Handelsunternehmen können kooperieren und den Hub gemeinsam nutzen und Warenlieferungen bündeln. 

Verpackung

Unternehmen sollten auf nachhaltiges Verpackungsmaterial setzen und Kartons nicht nur zur Hälfte füllen, sondern sie so weit wie möglich an die Produkte anpassen. Oft erreichen den Kunden riesige Kartons mit einem viel kleineren Inhalt. Das ist eindeutig verschwendetes Verpackungsmaterial und Verschwendung von Logistikressourcen. 

Retouren

Schäden an Produkten durch manuelle Handhabung und damit unnötige Rücksendungen können vermieden werden, indem Roboter und automatische Systeme eingeführt werden.

Solarenergie

Lagerhallen können ihre Energie durch Sonnenlicht gewinnen. Hierzu dienen Photovoltaikanlagen auf den Dächern, die relativ einfach zu installieren sind. 

7 Unternehmen, die Green Logistics umsetzen

Auch große Firmen haben sich auf den Weg gemacht, Green Logistics umzusetzen. Die folgende Liste gibt ein paar Stichworte und Einblicke für den Weg, der noch vor uns liegt.

1. DHL

Die Deutschen Post DHL Group betreibt laut eigenen Angaben die größte Elektroflotte in Deutschland. So sind mittlerweile 15.000 selbstentwickelte Fahrzeuge (StreetScooter) mit alternativen Antriebssystemen und rund 12.000 E-Bikes und E-Trikes im Einsatz. 

2. Hermes

Hermes liefert in Städten wie London alle Sendungen an Endkund*innen und Paketshops mit Elektrofahrzeugen aus. Diese Umstellung auf eine 100 Prozent emissionsfreie Lieferung wurde von der Londoner Regierung veranlasst, um das Verkehrsaufkommen und den CO2-Ausstoß zu verringern.

3. UPS

Die Stadt Hamburg und der Logistikdienstleister UPS setzen gemeinsam Green Logistics um. Hierfür liefert UPS Pakete zu Fuß, mit dem E-Bike oder mit der Sackkarre aus. Frühmorgens werden mobile Container aufgestellt, in denen die Zusteller*innen die auszuliefernden Pakete vorfinden.

4. DPD

DPD Deutschland führt in Hamburg das Projekt Breathe zur Messung der Luftqualität durch. Laserbasierte Sensoren an 19 Filialen einer lokalen Drogeriekette, an 100 Zustellfahrzeugen und am Hamburger Depot von DPD liefern die Daten in Echtzeit. So sollen Gesundheitsrisiken durch hohe Feinstaubbelastung erkannt und die Luftqualität in Hamburg nachhaltig verbessert werden. Weiterhin liefert DPD Pakete in Hamburgs Innenstadt zwischen Alster und Elbe mit emissionsfreien Fahrzeugen aus.

5. Hamburg Airport

In Zusammenarbeit mit der Raffinerie Heide und Lufthansa begann im Februar 2019 der Testlauf und die spätere Anwendung von synthetischem Kerosin „KEROSyN100“. Der grüne Treibstoff für Flugzeuge wird aus überschüssiger, regional erzeugter Windenergie hergestellt.

Zusätzlich muss jedes neu angeschaffte Fahrzeug am Hamburger Flughafen seit 2013 mit einem alternativen Antriebssystem ausgestattet sein. Varianten mit Diesel- oder Benzinantrieb kommen nur noch in begründeten Einzelfällen und für Spezialmaschinen zum Einsatz.

6. Jungheinrich

Jungheinrich hat als erster Hersteller von Flurfördergeräten eine TÜV-zertifizierte Produkt-Ökobilanz entwickelt. Diese umfasst eine Lebenszyklusanalyse der Produkte. So kann Jungheinrich genau erkennen, in welcher Lebensphase die Produkte die größte Auswirkung auf die Umwelt haben. Innerhalb von zehn Jahren konnte das Unternehmen so eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 24 Prozent erreichen.

7. Spedition Kube & Kubenz

Die Spedition Kube & Kubenz hat drei neue Fahrzeuge vom Typ Iveco Stralis mit Flüssiggasantrieb (LNG) in ihren Fuhrpark aufgenommen. Diese erzeugen 70 Prozent weniger Stickoxide, 99 Prozent weniger Rußpartikel und 90 Prozent weniger methanfreies HC als von der Euro-VI-Norm gefordert.

Vor allem Startups denken Logistik gerade radikal neu und sind die Innovatoren für Green Logistics. So ist Cargonexx aus Hamburg nur ein Beispiel von vielen – das Logistik-Unternehmen vernetzt die Logistik-Branche auf seiner Plattform, um Leerfahrten zu vermeiden und so Ressourcen zu sparen. Cargonexx war 2019 für den Deutschen Gründerpreis nominiert.

Welche Hürden sind bei Green Logistics zu bewältigen?

So vielversprechend wie grüne Logistik auch klingen mag, steht sie dennoch einigen Herausforderungen gegenüber. Das beginnt schon damit, dass die Logistik im Gegensatz zu anderen wirtschaftlichen Bereichen bisher nur ein geringes Maß an Nachhaltigkeit aufzeigen kann. Es gibt also noch viel zu tun.

Der vergleichsweise ökologische Rückstand hat mehrere Gründe:

  • Der Güterverkehr ist immer noch abhängig von fossilen Brennstoffen.
  • Zunehmendes Onlineshopping erhöht den Verkehr von Lieferfahrzeugen in Großstädten.
  • Viele Unternehmen können es sich nicht leisten, in Infrastruktur, Prozessautomatisierung oder effizientere Geräte bzw. Fahrzeuge zu investieren.
  • Für die Gesellschaft ist die Logistik nicht wirklich sichtbar. Der Kunde verlangt Nachhaltigkeit, aber gleichzeitig weiterhin Lieferungen innerhalb von 24 Stunden, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen für den Transport zu machen. Das Ausnutzen der Transportströme ist somit unmöglich.

Warum können Unternehmen Green Logistics nicht so einfach umsetzen?

Es gibt sicher viele Unternehmen, die ihre Logistik gern in Green Logistics umwandeln möchten. Dennoch werden häufig nur einzelne Bereiche getestet – und am Ende nicht realisiert. Warum ist das so? 

Für Unternehmen ist es primär wichtig, die Wünsche ihrer Kund*innen zu erfüllen – und diese sind schnelle Lieferungen zu jeder Tageszeit. Die Kundenzufriedenheit dominiert die Nachhaltigkeit. Denn durch 24-Stunden-Lieferungen können Aufträge nicht gebündelt werden und es entstehen Leerfahrten. Weiterhin ist die Nachfrage nach günstigen Preisen und Schnelligkeit stärker als die nach einer nachhaltigen Logistik. Für viele Unternehmen fehlt schlicht und einfach der Antrieb zum Wandel zu Green Logistics.

Neben dem fehlenden Budget, in nachhaltige Transportprozesse zu investieren, mangelt es vielen Unternehmen auch an dem Wissen, wie grüne Logistik funktioniert. Es bedarf eines klaren Ablaufplans mit genauen Analysen und maßgeschneiderten Konzepten. Anstatt Expert*innen zu Rate zu ziehen, werden viele Firmen lieber gar nicht tätig. 

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Green Logistics und ihre Vorteile

Abgesehen vom Umweltschutz und dem positiven Beitrag zur Klimaneutralität finden sich im Thema Green Logistics noch viele weitere Vorteile – besonders für Unternehmen. Da wäre zum einen das Markenimage. Wer nachhaltige Werte kommuniziert, hebt sich vom Wettbewerb ab und wertet seine Marke ganz automatisch auf. Das Unternehmen setzt ein Zeichen und geht mit der Zeit – in Richtung einer grüneren Zukunft. 

Grüne Logistik spart Energie, Material und Arbeitszeit. Und wo dies gespart werden kann, fallen weniger Kosten an. Gleichzeitig sorgen verschlankte Prozesse durch Digitalisierung für eine Entlastung der Mitarbeiter*innen sowie für freie Budget- und Logistikkapazitäten, die neu genutzt werden können. Natürlich ist auch zu erwähnen, dass durch Green Logistics die Abfallproduktion sowie die Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser reduziert werden können. Grüne Logistik verursacht durch weniger Verkehr und den Einsatz von Elektrofahrzeugen auch weniger Lärmbelastung. 

Was kostet grüne Logistik und wie kann sie finanziert werden?

Lagergeräte mit weiten Wegen sind wahre Energiefresser. Verpackungsmaterial und Klebebänder sind alles andere als umweltfreundlich. Und dann sind da noch die kostenintensiven Leerfahrten für blitzschnelle Lieferungen zum Kunden. Ganz zu schweigen von der Beleuchtung ganzer Lagerhallen, obwohl nur ein Teil der Halle genutzt wird. Die Frage ist also eher: Was kostet es, NICHT auf Green Logistics umzusteigen? 

Wie in vielen Bereichen des Lebens hat auch Nachhaltigkeit in der Logistik ihren Preis, keine Frage. Doch wer einmal investiert, kann anschließend viele Kosten einsparen und noch dazu zahlreiche weitere Vorteile genießen. 

Die gute Nachricht ist, dass es einige Finanzierungsmöglichkeiten für Green Logistics gibt. Zwei davon sind das KfW-Programm erneuerbare Energien „Standard“ sowie das KfW-Umweltprogramm 240 – beide sind bundesweit nutzbar.

1. KfW-Programm erneuerbare Energien „Standard“

Unternehmen im In- und Ausland sowie öffentliche Einrichtungen, Freiberufler*innen, Landwirt*innen, Privatpersonen und Vereine erhalten eine Förderung für Investitionen rund um erneuerbare Energien, z. B. für die Errichtung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien.

2. KfW-Umweltprogramm 240

Die Finanzierung gilt für kleine bis mittelständische Unternehmen (KMU) und Freiberufler*innen im In- und Ausland. Es sind Finanzierungsmittel bis 10 Millionen EUR pro Vorhaben möglich. Dazu gehören Maßnahmen etwa zur Materialreduzierung, Verminderung von Luftverschmutzung und Reduzierung der Lärmbelastung sowie der Kauf von alternativen Fahrzeugen und deren Ladestationen.

Aber schaut in unserem Förderprogramm-Finder auch nach weiteren Förderprogrammen – so gibt es Innovationsförderprogramme von den Landesförderinstituten der Bundesländer, wie die Zuschuss-Programme InnoFounder und InnoRampUp oder das Beteiligungsprogramm Innovationsstarter Fonds der IFB in Hamburg, um neue Methoden, Techniken oder Grundlagenforschung für Green Logistics zu erschließen. Auch im EXIST Gründerstipendium werden viele Studenten und Ausgründungen aus Hochschulen gefördert, die sich mit Innovationen und neuen Technologien beschäftigen. 

Fazit

Ist Grüne Logistik von Bedeutung? Definitiv ja! Als Unternehmen „grün“ zu werden bedeutet nicht zwangsläufig, von heute auf morgen die kompletten Prozesse umzustellen. Bereits kleine Veränderungen können große Wirkung zeigen. Niemand erwartet, dass ein kompletter Fuhrpark auf einmal umgerüstet wird. Alte, umweltbelastende Fahrzeuge gegen einige Elektrofahrzeuge auszutauschen, ist bereits ein Anfang. Oft hilft es Unternehmen, Fachleute zu Hilfe zu holen und ihre Logistik analysieren zu lassen. So können Maßnahmen effizient geplant werden. Der Weg ist weit, doch er lohnt sich.

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bhp