Finanzierungs­runden in Startups

Alles über Ablauf, eine gute Vorbereitung und Fehler, die du vermeiden kannst

Was sind Finanzierungsrunden?

Finanzierungsrunden nennt man den Zeitraum, in dem Startups versuchen, Geldgeber*innen für eine Kapitalerhöhung des Unternehmens zu finden. Jede Finanzierungsrunde ist mit konkreten Zielen verknüpft. Streng genommen ist die Finanzierungsrunde also in dem Moment abgeschlossen, in dem die gewünschte Summe zugesagt wird. Manchmal wird aber auch die Phase als Finanzierungsrunde bezeichnet, in der das gewonnene Kapital eingesetzt wird. 

Wann brauchst du Finanzierungsrunden?

Lässt sich deine Gründung mit einigen zehntausend Euro stemmen, reicht oft ein Bankkredit aus – alternativ oder ergänzend auch geliehenes Geld von Friends & Family oder dein Erspartes - eine solche Gründungsfinanzierung, die ganz ohne externe Geldquellen auskommt, wird auch Bootstrapping genannt. Dann musst du keine Beteiligungen an Geldgeber*innen abgeben, die darüber mitbestimmen wollen, wohin die Reise geht. Hast du aber eine innovative und möglicherweise risikoreiche Idee und gründest ein Startup, für das du mehrere hunderttausend oder gar Millionen Euro benötigst, führt kaum ein Weg an der Investorensuche – und damit an Finanzierungsrunden – vorbei. 

Unter Finanzierungsmöglichkeiten findest du Details zu den verschiedenen Finanzierungsformen, darunter auch zum Wandeldarlehen, das viele Gründer*innen nutzen, beispielsweise um Lücken zwischen mehreren Finanzierungsrunden zu überbrücken. 

Welche Arten von Finanzierungsrunden gibt es?

Finanzierungsrunden werden in Seed-Finanzierungen und Series-Finanzierungen unterteilt, letztere noch einmal in Series A, B, C und D. Die Anfangsphase, in der viele Startups (noch) ohne fremde Mittel zurechtkommen, wird oft als Pre-Seed bezeichnet. 

  • Seed 
    Diese Finanzierungsrunde geht oft der Gründung des Unternehmens voran. Sie soll dir dabei helfen, einen Proof of Concept (PoC) zu erbringen: Das kann beispielsweise ein funktionierender Prototyp deiner Maschine sein oder ein Minimum Valuable Product (MVP) deines Onlineshops. Seed-Finanzierungen beginnen bereits bei 20.000 EUR, können aber auch einen niedrigen sechsstelligen Betrag umfassen. 
     
  • Series A 
    Für die Series A wird auch der Begriff Startup-Phase verwendet. Denn jetzt geht es darum, dein Unternehmen am Markt zu etablieren: Aus Probenutzer*innen sollen feste Kund*innen werden, aus dem Prototyp ein Serienmodell. Darum brauchst du Geld für Marketing, Vertrieb und vielleicht für eine Produktionslinie. In der Series A geht es in der Regel um Investitionen von etwa 500.000 bis zu fünf Millionen EUR. 
     
  • Series B 
    Die Series B wird auch als Emerging Growth bezeichnet, also als die Phase, in der dein Unternehmen einen großen Wachstumsschritt vollziehen soll. Du willst die Zahl deiner Filialen verdoppeln? Weitere Varianten deines Produkts anbieten? Um das umzusetzen, willst du in dieser Runde fünf bis 10 Millionen EUR einwerben – oder sogar einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. 
     
  • Series C 
    Du willst dein Unternehmen international etablieren, neuartige Produkte ins Portfolio aufnehmen, vielleicht sogar einen Mitbewerber übernehmen – und zwar möglichst schnell. In dieser Phase investieren Geldgeber*innen zweistellige oder dreistellige Millionenbeträge. Für viele Gründer*innen ist das die abschließende Finanzierungsrunde. 
     
  • Series D 
    Eine D-Finanzierung streben oft Gründer*innen an, die die mit der C-Finanzierung angestrebten Ziele noch nicht vollständig umsetzen konnten oder einen Börsengang planen, und darum noch einmal ihr Eigenkapital erhöhen möchten. Wie bei der C-Finanzierung geht es meist um zwei- bis dreistellige Millionenbeträge  

Mehr zu den Verschiedenen Phasen eine Startups und welche Finanzierungsformen jeweils geeignet sind findest du auf unserer Seite über Startups und Startup-Phasen

Wie bereitest du dich auf eine Finanzierungsrunde vor?

Für dein Vorhaben hast du bereits ein Geschäftsmodell entwickelt und einen Businessplan geschrieben. Du kennst dich auf deinem Gebiet schon gut aus und weißt, wie du deine Idee umsetzen kannst und wieviel Geld du wofür benötigst. Das ist die Basis für den nächsten Schritt. 

Das Wichtigste für mögliche Investor*innen ist ein Pitch-Deck. Im Pitch-Deck bringst du alles auf den Punkt – Wer bist du? Welches Problem löst du und wie? Wieviel musst du investieren für die nächsten Schritte und was ist der mögliche Return on Invest? Wie skalierst du deine Idee?    

Frage dich auch, welche Art von Geldgeber*innen am besten zu deinem Vorhaben passt. Risikoinvestor*innen? Business Angel? Oder ein Inkubator? Dann kreist du weiter ein: auf einzelne Personen oder Unternehmen. Kennen sie sich in deiner Branche aus? Haben sie bereits in ähnliche Unternehmen investiert? In der Höhe, die du benötigst? Mehr zu den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten findest du hier. 

Wie aber kontaktierst du potenzielle Investor*innen am besten?

Ideal ist ein „warmes Intro“: Du kannst eine Person aus dem Netzwerk des Investors oder der Investorin für deine Idee begeistern, die dich vorstellt. Falls das nicht klappt, musst du die Investor*innen direkt ansprechen, beispielsweise per E-Mail, über LinkedIn oder auf einer Veranstaltung. Gut ist, wenn du dabei auf Menschen hinweisen kannst, die bei dir bereits investiert haben oder dich beispielsweise als Mentor*innen unterstützen. Auch ein Verweis (oder Link) zu Presseartikeln, Preisen oder Zertifizierungen kann helfen. 

Bereite dich unbedingt auf mögliche Rückfragen vor. Du solltest spontan in der Lage sein, deine Geschäftsidee kompakt darzustellen und auf mögliche Fragen auch passende Antworten parat zu haben. Diese Kurzform nennt man auch Elevator Pitch. Aber lass dich nicht zu sehr von dem Wort „Pitch“ beeinflussen. Dein Gegenüber erwartet keine Performance, sondern Erklärungen – kurz und verständlich und vor allem authentisch. 

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Wie läuft eine typische Finanzierungsrunde ab?

Finanzierungsrunden lassen sich in vier Phasen unterteilen, die sich in der Praxis oft überschneiden.  

  • Die Kennenlernphase reicht vom Erstkontakt bis hin zu einem Pitch, bei dem du dein Unternehmen präsentierst. 
  • Wenn du die Investor*innen überzeugt hast, erstellt ihr ein Term Sheet bzw. einen „Letter of Intent“. Darin werden die wichtigsten Punkte des Investments geregelt. Etwa, wie viele Anteile du abgibst oder ob die Investor*innen Sonderrechte wie eine Veto-Möglichkeit erhalten. 
    Wichtig: Term Sheets haben oft keine juristische Wirkung, aber sie werden in der Geschäftswelt so behandelt! Ein Verstoß gilt als schwerer Vertrauensbruch. Du solltest dir darum sicher sein, dass du allen vereinbarten Punkten zustimmen kannst. 
  • Dann folgt die Due Diligence. Bis zu diesem Zeitpunkt haben die Investor*innen darauf vertraut, dass deine Angaben stimmen. Jetzt fordern sie Belege an: von Steuererklärungen über Kontoauszüge, Unterlagen bestehender Partnerschaften. Gibt es Probleme, über die die Investor*innen Bescheid wissen sollten? Jetzt ist der allerletzte Zeitpunkt, diese anzusprechen. Alles, was später herauskommt, würde euer Verhältnis schwer zerrütten. 
  • Der letzte Schritt ist der eigentliche Beteiligungsvertrag. Anders als das Term Sheet, das sich nur um das Investment dreht, kommen nun weitere Punkte hinzu. Etwa ein Geschäftsführer­anstellungsvertrag, der auch dein Gehalt regelt – denn die Finanzierung ist ja nicht für dich gedacht, sondern für dein Unternehmen. 
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Jetzt loslegen

Welche Fehler sollte man bei der Finanzierungsrunde vermeiden?

Der wichtigste Rat bei Finanzierungsrunden lautet: Fang früh genug an! Nicht nur die Suche nach potenziellen Investor*innen nimmt oft Monate in Anspruch – nach einem erfolgreichen Pitch kann es durchaus noch ein halbes Jahr dauern, bis Geld fließt. 

Ebenso wichtig: Sprich auf jeden Fall mehrere potenzielle Geldgeber*innen an. So wirst du zum einen immer sicherer und du verbesserst zum anderen deine Verhandlungsposition: Hast du bereits eine Person überzeugt, fällt es anderen häufig leichter, nachzuziehen. 

Sei selbstbewusst, aber nicht zu sehr: Investor*innen mögen es nicht, wenn du ihnen das Gefühl vermittelst, dass du den Markt besser kennst als sie. Weitere mögliche Knockout-Kriterien: Du kannst nicht präzise begründen, wofür du das Geld brauchst, oder du planst für dich selbst ein sehr hohes Gehalt ein. 

Versuche, nur so viel Geld zu bekommen, wie du wirklich brauchst – nicht so viel, wie du bekommen könntest. Mit einer extrem hohen Investition steigt auch die Bewertung deines Unternehmens. Und das könnte in späteren Runden Investor*innen vom Einstieg abhalten. 

Wie geht es nach der erfolgreichen Finanzierung weiter?

Nach der Finanzierungsrunde ist vor der Finanzierungsrunde. Überlege bei allen Entscheidungen, wie sie sich auf die nächste Runde auswirken können. Dennoch: Deine Hauptaufgabe als Gründer*in ist es nicht, Geldgeber*innen zu gewinnen, sondern dein Unternehmen so voranzutreiben, dass du die Ziele der Finanzierungsrunden erreichst. 

Fazit

Ist deine Idee innovativ, lässt sich gut skalieren, ist aber recht risikoreich? Dann gründest du ein Startup für dessen Finanzierung du Risikokapital über Geldgeber*innen einholst – in den unterschiedlichen Phasen deines Startups setzt du dir zu erreichende Ziele, die du über die Finanzierungsrunden absicherst. Mit diesen Tipps bist du bestens für deine Finanzierungsrunde gerüstet: 

  • Kalkuliere deinen Finanzbedarf realistisch 
  • Überlege gut, wen du ansprechen willst 
  • Beginn früh mit der Suche 
  • Erstelle einen soliden Businessplan 
  • Bereite ein überzeugendes Pitch Deck vor 
  • Konzentriere dich nach erfolgreichem Abschluss darauf, dein Unternehmen voranzubringen 

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bhp