Geschäftsidee
22.08.2019 | Mira Hische

Mit Bloggen Geld verdienen
Die eigene Begeisterung zum Beruf machen

Es ist für viele ein Traum, Blogger*in zu werden. Ihre Vorstellung: kostenlos Produkte erhalten, Einladungen in schicke Restaurants und Gratis-Reisen in tollen Hotels an Traumstränden genießen. Ab und an einen Text schreiben und ein paar schöne Schnappschüsse auf Facebook und Instagram teilen. Doch sieht so die Realität von Blogger*innen aus? Lässt sich wirklich so schön, schnell und einfach mit Bloggen Geld verdienen?

Wir haben bei Luisa Huss nachgefragt. Luisa ist Ende 20, lebt in Göttingen und ist Fitness- und Ernährungsberaterin. Mit 24 Jahren hat sie ihre Website gelauncht, auf der sie Online-Coachings und E-Books anbietet und ihr Wissen zu Fitness und Ernährung in ihrem Blog „lu-coaching“ teilt.

Bloggerin Luisa Huss lacht

Luisa Huss - Fotocredits: Nico Friedrichs (Lu-Coaching GmbH)

Lies selbst, was sie von ihrem Weg von der Bloggerin zur Unternehmerin zu erzählen hat.

Luisa, wie bist du zum Bloggen gekommen?

Ich habe schon immer viel Sport getrieben. Erst Fußball in der U-14-Nationalmannschaft, bevor ich dann – bedingt durch Verletzungspech – mit Golf anfing. In dieser Sportart war ich dann drei Jahre in der Bundesliga aktiv. Doch im Nachhinein war der Wechsel auch mein Glück. Ich habe eine ganz tolle Physiotherapeutin kennengelernt. Sie wies mich darauf hin, wie wichtig Krafttraining ist. Ihrem Rat folgte ich, um wieder meine alte Form zu erlangen. Mit der Zeit hatte ich mehr Spaß im Fitnessstudio als auf dem Golfplatz. Und mich hat zunehmend die Theorie hinter den Fitnessübungen interessiert. Ich habe angefangen, über Sport, Bewegung und Ernährung zu lesen. Und ich habe gemerkt, dass ich gerne andere über diese Themen informiere und mich mit ihnen austausche.

Und dann hast du deinen eigenen Blog gestartet?

Ja und nein. Ich habe erstmal in mich, in meine Ausbildung zur Fitness- und Ernährungsberaterin investiert, mit dem klaren Entschluss: Ich WILL mich selbstständig machen. Also habe ich verschiedene Akademien, Seminare und Kurse besucht. Ernährungsberater kann sich ja quasi jeder nennen. Ich wollte klare Nachweise zeigen können, dass ich fundiertes Wissen in den Themen habe, die ich vermittle und für die ich stehe.

Neben den Ausbildungen habe ich viel Herzblut, Zeit und auch Geld – mehrere tausend Euro – in den Aufbau meiner Website, mein Logo, Design und meinen Slogan investiert. Und ich habe von Anfang an einen Werbe-Profi engagiert. Mir war und ist ein professioneller Auftritt wichtig.

2015 war es dann so weit: Meine Website ging live und ich habe angefangen, Online-Coachings anzubieten und E-Books zu schreiben, die meine Trainings unterstützen.

Mit der Zeit bin ich dann aber weg vom individuellen, zeitaufwändigen Coaching hin zur Veröffentlichung von Büchern gegangen, und damit ging dann auch der Aufbau meines Blogs einher. Im Mai 2019 habe ich meine GmbH gegründet, aus dem Bloggen ist mittlerweile ein Unternehmen geworden.

 

Tim hat aus seinem sportlichen Ehrgeiz ein Unternehmen aufgebaut. In diesem Video erzählt er davon:

Klingt nach einem breiten Tätigkeitsspektrum… Wenn wir dich an einer Bar treffen und dich nach deinem Beruf fragen würden, was wäre deine Antwort?

Eigentlich müsste ich mich als Unternehmerin vorstellen, aber leider schreckt das nach wie vor viele ab, vor allem Männer (lacht). Ich bezeichne mich als selbstständige Ernährungsberaterin und Fitnesstrainerin im Online-Business. Klar, ich bin auch Bloggerin und Influencerin. Aber leider werden diese Bezeichnungen leicht missverstanden. In ausführlicheren Gesprächen, wenn ich meine Arbeit detaillierter beschreiben und meine Motivation erklären kann, bezeichne ich mich allerdings schon als Influencerin oder Bloggerin. Bloggen und Social Media sind schließlich ganz wichtig für mich, um Vertrauen zu den Käufern meiner E-Books und Bücher aufzubauen. Und ich mag einfach die Nähe zu meiner Community, die durch Instagram entsteht. Durch Instagram kann ich meine Follower an meinem Leben und an den Themen, die mir am Herzen liegen, jeden Tag teilhaben lassen. Das möchte ich nicht missen.

Jetzt hast du Instagram schon angesprochen. Wie bist du dieses Thema angegangen und wie hast du es geschafft, über 160.000 Follower*innen zu deinen zu machen?

Mit Instagram habe ich schon 2011 angefangen, also vier Jahre vor dem Start meiner Selbstständigkeit. In diesen vier Jahren habe ich mir bereits eine Community von 30.000 Followern aufgebaut. Das hat sehr geholfen. Ohne diese Follower wäre der Start meiner Selbstständigkeit 2015 anders gelaufen. Mir war von Anfang an wichtig, auf meinen Social-Media-Kanälen sehr authentisch, offen und ehrlich zu sein. Mit jedem Post möchte ich meinen Followern einen Mehrwert bieten. Bei jedem Post frage ich mich, was meine Community aus dem Post lernen kann.

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Meinst du, es ist möglich, sich heute aus dem Stand eine Community von über 100.000 Follower*innen aufzubauen?

Gute Frage… Ich glaube, dass es nicht unmöglich ist, aber es ist eine echte Herausforderung. Ich würde jedem Blogger und Influencer raten, ganz stark auf qualitativ hochwertigen Content zu setzen und sich eine Nische zu suchen, in der man sich eine treue Community aufbaut. Und man sollte schauen, dass man Supporter findet, also große Accounts, die einen erwähnen und ihre Community motivieren, dem „Newbie“ zu folgen. Letztlich darf man sich auch beim Thema Werbung in Social Media nichts vormachen: Erfolg, also Reichweite, ohne jede Anzeige ist heute schier unmöglich. Wer sich heute entscheidet, mit Bloggen und mit Social Media Geld zu verdienen, sollte fest an sich glauben und bereit sein, für den Erfolg viel zu tun.

Klingt jetzt nicht nach süßem Leben…

Ich sag mal so: Leben bzw. Freizeit und Arbeit sind für mich keine Gegensätze. Bei mir sind sie sehr eng miteinander verbunden. Wenn ich trainieren gehe, was ja im klassischen Sinne Freizeit ist, nehme ich gleichzeitig neue Instagram-Storys auf, was ja meine Arbeit ist. Instagram ist für mich aber keine Arbeit, Instagram ist für mich eine Selbstverständlichkeit, ich wache damit auf und gehe damit schlafen. Wer mit Social Media Geld verdienen möchte, muss sich eins klar machen: Als Instagramer muss man fast 24 Stunden am Tag online sein, sieben Tage pro Woche – das erwarten die Follower. Wenn man in diesem Bereich arbeitet, gibt es kein Wochenende und keinen Urlaub.

Klingt anstrengend. Wird dir das nicht auch mal zu viel?

Auch dies ist ambivalent. Ich habe sehr viel Spaß an dem, was ich mache. Klar, mein Tag ist anstrengend: Ich stehe früh auf, beantworte E-Mails, gehe trainieren und nehme meine Community dabei per Handy mit, filme meine Übungen. Danach arbeite ich für mein Unternehmen, denn mittlerweile habe ich acht Leute im Team. Wir arbeiten dann an neuen Projekten wie E-Books. Dann kümmere ich mich wieder um Social Media, beantworte die Fragen und Anliegen meiner Follower. Gegen 21 Uhr poste ich meist nochmal und schaue gegen 23 Uhr, welche Reaktionen und Fragen zu meinem „Abend-Post“ gekommen sind. Um Mitternacht geht dann das Licht aus und am nächsten Tag geht’s wieder von vorne los.

Ich bin ehrlich, dieses Programm ging an mir nicht spurlos vorbei. Im Dezember 2018 hatte ich einen gesundheitlichen Einbruch und habe dadurch gelernt, dass ich auch Zeit für mich brauche. Und das kommuniziere ich jetzt auch meiner Community als Message: Heute ist hier Sendepause, ich lege mein Handy weg und gehe in die Offline-Welt. Lesen, in die Sauna gehen, das ist mein Ausgleich, den ich brauche und den ich mir nehme.

Danke für den ehrlichen Einblick. Wir würden gerne nochmal einen weiteren Aspekt des Bloggens beleuchten: Viele Blogger*innen verdienen ja ihr Geld durch Kooperationen mit Unternehmen. Wie ist das bei dir?

Ja, ich verdiene mit meinem Blog Geld, finde es allerdings viel spannender, das Bloggen ganzheitlich zu begreifen. Ich versuche mal, das zu erklären: 60 bis 70 Prozent meiner Einnahmen stammen aus meinen Coachings und den E-Books, etwa 30 bis 40 Prozent aus meiner Arbeit als Influencerin. Ich verdiene auch Geld durch Kooperationen mit Unternehmen. Allerdings arbeite ich nur mit Firmen zusammen, hinter denen ich voll und ganz stehen kann. In der Vergangenheit durfte ich mit Firmen wie Gerolsteiner, Braun, Under Armour und Nike zusammenarbeiten. Über solche Partner freue ich mich sehr, denn sie honorieren durch die Zusammenarbeit mit mir die Qualität meines Contents. Eine willkürliche Produktpräsentation wird es bei mir nicht geben. Ich möchte meiner Community interessanten, relevanten Content bieten und keine Produktplatzierungen, die ausschließlich auf Reichweite aus sind.

Ich würde jedem Blogger und Influencer raten, ganz stark auf qualitativ hochwertigen Content zu setzen und sich eine Nische zu suchen, in der man sich eine treue Community aufbaut.

Gehst du auf die Unternehmen zu oder sprechen sie dich an?

Mittlerweile bekomme ich täglich Anfragen, leider auch viele, die nicht wirklich zu mir passen. Wie gesagt, die Qualität meines Contents ist für mich entscheidend, nicht etwa ein mögliches Honorar. Vor drei Jahren habe ich mir eine Agentur hier in Göttingen gesucht, die sich um Unternehmensanfragen kümmert. Meine Managerin nimmt mir sehr viel Arbeit ab: Sie sortiert die Anfragen und verhandelt die Konditionen mit den Unternehmen.

Das kostet doch sicher?

Klar, der Service kostet etwas. 30 Prozent meines Honorars aus Kooperationen fließen an die Agentur. Doch es lohnt sich: Eine Agentur kann mit einem Unternehmen ganz anders verhandeln als ich es als Bloggerin und Influencerin selbst könnte.

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Magst du über Honorare sprechen?

Im Detail kann ich zu Honoraren natürlich nichts sagen, dazu bin ich meinen Partnern verpflichtet. Aber so viel: Das von Unternehmen gebotene Honorar muss im Verhältnis zu meinem Aufwand stehen. Für manche Kooperationen muss ich nur zwei Shootings machen – habe also einen überschaubaren Aufwand. Ich hatte aber auch schon Kunden, für die habe ich ein 30-seitiges Fitnessbuch mit eigens entwickelten Übungen geschrieben. Solche Projekte dauern dann schon mal an die sechs Monate und werden mit einem fünfstelligen Betrag vergütet.

Zu Ausgaben für deine Ausbildung hast du schon etwas gesagt. Wie viel hast du insgesamt für den Start deiner Selbstständigkeit investiert und ab wann haben sich die Investitionen rentiert?

Genau ausgerechnet habe ich mir meine Investitionen nicht, 15.000 bis 20.000 EUR plus Lebenshaltungskosten können es gewesen sein. Ende 2017, also zweieinhalb Jahre nach dem Start meiner Selbstständigkeit, konnte ich von meinem Business leben.

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Was würdest du Menschen raten, die sich heute entschließen, mit Bloggen Geld zu verdienen?

Bei mir war der Schlüssel zum Erfolg, dass ich ganz fest an mich und meinem Traum, meine Ziele geglaubt habe: Ich möchte anderen mit meinem Wissen zu Fitness und Ernährung helfen. Das treibt mich jeden Tag an. Ehrgeiz ist sicher auch eine gute Eigenschaft, gepaart mit der Einstellung, dass auch Fehler in Ordnung sind. Man macht am Anfang immer Fehler, und ich bin froh über meine Fehler, denn ich habe aus ihnen gelernt und das hat mich stark gemacht.

Vielen Dank für das offene Gespräch, liebe Luisa. Und danke für den ehrlichen Einblick in dein Leben und Arbeiten!

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bhp