Ein Franchiseunternehmen gründen – Seite an Seite zum Erfolg
Die Franchisewirtschaft wächst und ein Ende des Trends ist nicht abzusehen. Allein in Deutschland gibt es über 900 Franchisesysteme aus unterschiedlichen Branchen: Vom Beautystudio über den Baumarkt bis zum Bildungsanbieter reicht die Palette, aus der du wählen kannst.
Vielleicht ist ja eine Franchisegründung genau dein Ding? Alles Wichtige über diese immer beliebter werdende Form der Selbstständigkeit erfährst du hier.
Was ist ein Franchisesystem?
Hinter dem Begriff Franchise oder auch Franchising verbirgt sich ein Vertriebssystem, das auf Arbeitsteilung setzt: Während die Zentrale, also der Franchisegeber, für die Weiterentwicklung des Geschäftskonzepts zuständig ist, setzen die Franchisenehmer*innen es im direkten Kontakt mit der Kundschaft um.
Dabei treten alle Beteiligten als selbstständige Unternehmer*innen auf, die auf eigene Rechnung und in eigenem Namen wirtschaften. Nach außen jedoch gehören sie alle zu einer Marke. Über den Franchisevertrag, der ihre jeweiligen Pflichten und Rechte genau bestimmt, sind sie aneinandergebunden.
Worauf solltest du beim Franchising achten?
Franchising ist eine gute Option für dich, wenn du dich selbstständig machen möchtest, aber nicht genau weißt, womit. Durch die Partnerschaft mit dem Franchisegeber wird das Risiko deiner Gründung minimiert – es liegt aber nicht bei null!
Wenn du mit dem Gedanken spielst, als Franchisepartner*in durchzustarten, solltest du auf diese Punkte achten:
Erfolgsaussichten | Du wirst dich über mehrere Jahre an das Franchisesystem deiner Wahl binden. Prüfe daher sorgfältig die Erfolgsaussichten. Wie sind die aktuellen Geschäftszahlen? Wie ist der Trend? Was könnte das Geschäftsmodell in Zukunft gefährden? |
Kundennutzen | Der Wettbewerb ist hart. Prüfe, ob der Kundennutzen des Franchisesystems stark genug ist, um langfristig auf dem Markt zu bestehen. Womit begeistert das Unternehmen seine Kundschaft? Wodurch hebt es sich von seinen Wettbewerbern ab? Stichworte sind hier: Markenimage, Atmosphäre, Service oder Qualität. |
Gründungskosten | Wie hoch sind die Investitionen für den Start (Kosten für die Erstausstattung plus Einstiegsgebühr) und wie viel Eigenkapital erwartet der Franchisegeber von dir? Kannst du so viel Geld aufbringen? |
Support | Kläre früh ab, was du für deine Franchisegebühren bekommst. In welchem Umfang gibt es Beratungen, Schulungen, Trainings etc.? Was kannst du im Hinblick auf Marketing und Werbung vom Franchisegeber erwarten? |
Als Franchisenehmer*in gründen
Als Franchisenehmer*in „leihst“ du dir ein bewährtes Geschäftskonzept mit allem Drum und Dran und zahlst dafür eine Gebühr. Du profitierst von der Bekanntheit und dem Image der Marke und vom Know-how der Zentrale (Franchisegeber). Dafür bistdu in deiner unternehmerischen Freiheit eingeschränkt. Deine Aufgabe ist die Eins-zu-eins-Umsetzung eines vorgegebenen Konzeptes an deinem Standort. Dadurch sollen ein einheitliches Erscheinungsbild und eine einheitliche Qualität gewährleistet werden.
Das ist sehr wichtig, denn der Erfolg von Franchisesystemen basiert zum guten Teil darauf, dass die Kundschaft immer weiß, was sie erwartet – ganz gleich, welches Unternehmen des Systems sie aufsucht.
Deine Aufgabe liegt also darin, die Abläufe bei dir vor Ort möglichst perfekt zu organisieren und dafür zu sorgen, dass die Einnahmen stimmen. Du stellst sicher, dass deine Kund*innen den Service bekommen, den sie erwarten – ganz gleich, ob es sich dabei um neue Reifen, leckere Burger oder um Pflegedienstleistungen geht.
Als Franchisegeber*in gründen
Völlig anders sehen deine Aufgaben aus, wenn du als Franchisegeber*in gründen möchtest. Dann geht es darum, deine eigene Geschäftsidee so aufzubereiten, dass sie sich relativ einfach kopieren lässt, und die Arbeitsschritte so zu standardisieren, dass deine Franchisenehmer*innen sie easy umsetzen können.
Das Wichtigste ist ein attraktives Geschäftsmodell, an dem möglichst viele andere Unternehmer*innen teilhaben möchten und das sowohl deinen Franchisepartner*innen als auch dir selbst ausreichend Einnahmen verspricht.
Zu diesem Zweck entwickelst du einen starken Kundennutzen, ein passendes Corporate Design und attraktive Unternehmensziele, für die du und dein Franchisenetzwerk kämpfen werdet. Ein Handbuch, das Vorgaben zu Marketing und Management enthält, hilft dir und deinen Franchisepartner*innen, an einem Strang zu ziehen. Außerdem führst du Schulungen durch und kontrollierst vor Ort, ob deine Standards wirklich eingehalten werden.
Als Franchisegeber*in benötigst du neben klassischen kaufmännischen Tugenden eine starke Vision, wie deine Geschäftsidee heute und in Zukunft an möglichst vielen Standorten erfolgreich umgesetzt werden kann.
Arten des Franchisings
Es gibt unterschiedliche Arten von Franchising, je nachdem, welchem Wirtschaftsbereich sich die von den Franchisenehmer*innen erbrachte Leistung zuordnen lassen:
Am weitesten verbreitet ist Franchising im Vertrieb. Dabei geht es um den Vertrieb von Waren unter der Marke deines Franchisegebers. Hierunter lassen sich Baumärkte, Tankstellen oder Kosmetikshops zählen. Es geht dabei nicht um einzelne Waren- oder Produktgruppen, sondern um das Gesamtpaket, das auch den Verkaufsraum, die Präsentation der Waren, das Sortiment und den Kundenservice umfasst.
Beim Dienstleistungsfranchise erwirbst du das Recht, eine bestimmte Dienstleistung unter dem Namen deines Franchisegebers anzubieten, wobei du dich im Gegenzug verpflichtest, dessen Standards strikt einzuhalten. Beispiele dafür finden sich in der Gastronomie und der Hotellerie, im Handwerk, aber in jüngster Zeit auch in der Seniorenbetreuung, bei Reisebüros oder im Nachhilfebereich.
Schließlich gibt es noch das Produktfranchising, das auch als industrielles Franchising bezeichnet wird. Bei dieser Form des Franchising, das eher eine untergeordnete Rolle spielt, übernimmst du die Produktion bestimmter Güter nach den Vorgaben der Zentrale und verkaufst sie unter dem Namen des Franchisegebers an Zwischenhändler weiter.
Außerdem wird nach der Organisationsform des Franchisenetzwerkes unterschieden: Beim Multi-Unit-Franchising kannst du als einzelne Franchisenehmer*in mehrere Filialen aufbauen und betreiben. Beim Single-Unit-Franchising bist du nur für einen einzigen Standort verantwortlich.
Beim Master-Franchising erwirbst du wiederum eine Masterlizenz, mit der du ein erprobtes Geschäftsmodell in einer Region oder einem Land umsetzen und dir dafür ein eigenes Netzwerk an Franchisenehmer*innen aufbauen kannst. Du trittst in deinem Gebiet als Franchisegeber*in auf. Deine Aufgabe ist es, das Franchisekonzept in Abstimmung mit dem Master-Franchisegeber an die regionalen Besonderheiten anzupassen und die Expansion in einem neuen Land oder einer neuen Region voranzutreiben.
Recherchiere gleich hier, welches Franchiseunternehmen zu dir passen könnte. Beantworte unsere fünf Fragen und du erhältst Vorschläge aus dem kostenlosen FranchisePORTAL. Jeder Franchisegeber wird dort auch kurz porträtiert.
Der Franchise-Vertrag
Wenn du dich für ein Franchisesystem entschieden hast, schließt du mit der Zentrale einen Vertrag, der eure Zusammenarbeit verbindlich regelt. Bevor du unterschreibst, solltest du den Franchise-Vertrag genau unter die Lupe nehmen.
Der Vertrag sichert dir die Nutzungsrechte an der Marke und der Geschäftsidee des Franchisesystems zu und regelt, wie du von der Zentrale unterstützt wirst. Im Gegenzug verpflichtest du dich, die Franchisegebühren zu zahlen und die Vorgaben umzusetzen.
Wichtige Punkte im Vertrag sind neben den Rechten und Pflichten der Beteiligten der Standort und das Absatzgebiet (inkl. eines Konkurrenzschutzes für dein Franchiseunternehmen), Kontrollrechte der Zentrale, Berichtswesen, die Laufzeit und die Beendigung des Vertrages. Wende dich am besten an eine Gründungs- und Unternehmensberatung, die sich auf Franchisesysteme spezialisiert hat. Diese Fachleute können dir sagen, ob die Einzelheiten des Vertrages üblich und in Ordnung sind. Außerdem lohnt es sich, im Internet nach Erfahrungsberichten zu suchen. Gibt es über ein Franchisesystem sehr viele Klagen, ist Vorsicht geboten.
Auf diese Punkte solltest du besonders achten:
Wie lang ist die Laufzeit des Vertrages?
Eine lange Laufzeit ist kein Nachteil. Im Gegenteil: Du musst sicher sein, dass du deine Anfangsinvestitionen wieder reinholen kannst. Deshalb sind sieben bis zehn Jahr, verbunden mit einer Verlängerungsoption, üblich und sinnvoll.
Wie hoch ist die Einstiegsgebühr?
Die Einstiegsgebühr beträgt üblicherweise um die 10.000 EUR. Liegt sie deutlich darüber, solltest du kritisch prüfen, ob das Franchisesystem wirklich an einer langfristigen Partnerschaft interessiert ist oder ob es sich um einen Fall von Abzocke handelt.
Wird die Franchisegebühr als feste Summe oder als Anteil am Umsatz erhoben?
In 80 Prozent der Fälle wird ein fester Anteil vom Umsatz an die Zentrale überwiesen. Das hat den Vorteil, dass auch dein Franchisepartner ein Interesse daran hat, den Umsatz zu steigern, und alles dafür tun wird.
Wie hoch ist die Franchisegebühr?
In den meisten Fällen liegt der Anteil bei maximal fünf Prozent, ein Anteil über 10 Prozent ist die Ausnahme und sollte gut begründet werden können.
Welche sonstigen Umlagen kommen zur Franchisegebühr hinzu?
Zur Franchisegebühr kommen manchmal noch Umlagen für Werbung, IT oder dergleichen hinzu. Informiere dich gründlich, damit es später keine böse Überraschung gibt.
Welche Leistungen erhältst du?
Im Vertrag sollte stehen, welche Rechte du als Franchisenehmer*in hast und welche Leistungen du vom Franchisegeber erwarten darfst (Schulungen und Beratung, Informationen und Zahlen, Werbung und Marketing etc.).
Wie hoch ist die erforderliche Eigenkapitalquote?
Bei einigen Systemen werden von den Franchisenehmer*innen 100.000 EUR Eigenkapital oder mehr verlangt, um einzusteigen. Rechne kühl durch, ob der Einsatz gerechtfertigt ist und ob du das Geld aufbringen kannst. Gehe kein zu großes Risiko ein!
Wie hoch ist die Investitionssumme zum Start?
In den meisten Fällen liegt die Summe für die Anfangsinvestitionen unter 50.000 EUR, aber auch deutlich höhere Summen sind nicht ungewöhnlich. Prüfe genau, ob du das Geld aufbringen kannst.
Vor- und Nachteile von Franchising
Wenn du dich dazu entschließt, ein Franchiseunternehmen zu eröffnen, besteht der größte Vorteil für dich darin, dass du eine erprobte Geschäftsidee umsetzt und das Risiko damit überschaubar ist. Anders als bei einer normalen Gründung ist schon mal klar, dass es einen Markt für das Angebot gibt. Du kannst von den Erfahrungen der anderen Franchisepartner*innen profitieren und musst nicht jeden Fehler selbst machen. Du weißt ungefähr, welche Kosten auf dich zukommen und welche Einnahmen realistisch sind. Du hast Zugang zu klaren Strukturen und wirst von vielen strategischen Aufgaben entlastet. So werden die Werbekampagnen in der Zentrale erdacht und dann bundesweit umgesetzt – was wiederum ihre Wirksamkeit erhöht. Überhaupt ist es einfacher, sich einer bekannten Marke anzuschließen, als bei null anzufangen. Der Wiedererkennungswert ist hoch und dank der Identifikation der Kundschaft mit der Marke kannst du gute Umsätze machen.
Ein seriöses Franchisesystem wird dich auf vielfältige Weise bei der Gründung und der Leitung deines eigenen Unternehmens unterstützen. Das reicht von der Dokumentation, in der alle Prozesse genau erklärt sind, über eine perfekt passende Software bis zu Weiterbildungen und Managementberatungen. Die Masse dieser Vorteile kann ein großer Motivator sein.
Du solltest dir aber auch die Nachteile einer Franchisegründung klarmachen. Wichtigster Punkt: Während der gesamten Lebensdauer deines Unternehmens überweist du jeden Monat eine Gebühr an deinen Franchisegeber. Das kann eine feste Summe sein, meistens ist es aber ein fester Anteil deines Umsatzes. Hinzu kommt, dass das Gründen eines Franchisebetriebes am Anfang meist mehr Kapital erfordert als eine klassische Einzelgründung. Das liegt zum einen an der Einstiegsgebühr, die im Durchschnitt bei rund 12.000 EUR liegt, zum anderen daran, dass du kaum Spielraum hast, um bei der Erstausstattung zu sparen. Du bist schließlich verpflichtet, die Vorgaben des Franchisegebers umzusetzen. So lag die durchschnittliche Investitionssumme für Franchisegründungen im Jahr 2021 bei etwa 123.000 EUR.
Abgesehen von den Kosten bedeutet Franchise aber auch, dass du einen Teil deiner unternehmerischen Freiheit einbüßt. Was du zu welchen Preisen anbietest, wie du deine Kundschaft ansprichst und an dein Unternehmen bindest, wie du deinen Laden einrichtest und von wem du deine Waren beziehst, das alles wird dir weitgehend vorgeschrieben.
Franchisegründungen
Vorteile
Nachteile
Bring deine Idee aufs Papier!
Dein eigenes Geschäftsmodell nur einen Klick entfernt
Voraussetzungen: Welche Kompetenzen sind gefragt?
Um ein Franchiseunternehmen zu gründen und erfolgreich zu führen, brauchst du ein gutes Zahlenverständnis, Organisationstalent und eine ausgeprägte Kundenorientierung. Auch wenn das Geschäftsmodell etabliert ist, wird dir der Erfolg nicht zwangsläufig in den Schoß fallen. Du musst dafür sorgen, dass die Umsätze stimmen, dass die Kundschaft zufrieden ist und dass die einheitlichen Standards von dir und deinem Team stets eingehalten werden. Jede Qualifikation, die du auf einem dieser Themengebiete erreicht hast, wird dir helfen.
Wichtiger als ein bestimmter Berufsabschluss ist die Bereitschaft, Neues zu lernen. Am Anfang der Zusammenarbeit mit dem Franchisegeber steht in der Regel eine Schulung, bei der du und dein Team alle Arbeitsschritte erklärt bekommt.
Wenn du so von deiner Geschäftsidee überzeugt bist, dass du sie zu einem überregionalen Franchisesystem ausbauen möchtest, solltest du zusätzlich eine Nase für Trends haben, aktuelle Entwicklungen früh wahrnehmen und visionäre Leidenschaft an den Tag legen.
Welche persönlichen Eigenschaften sind wichtig?
Vor allem Verkaufsgenies und Menschen, die den direkten Kundenkontakt lieben, können ihre Fähigkeiten im eigenen Franchiseunternehmen voll und ganz einbringen. Denn sie sind jeden Tag ganz nah an der Kundschaft und werden von vielen Tätigkeiten entlastet, die sie als Einzelunternehmer*innen zusätzlich zum Tagesgeschäft zu erledigen hätten: Werbemaßnahmen entwickeln, Preise festsetzen, mit Lieferfirmen verhandeln, aktuelle Entwicklungen aufgreifen und Produkte (weiter-) entwickeln etc.
Da du eng mit der Zentrale zusammenarbeitest, ist außerdem Teamgeist gefragt – Einzelkämpfer*innen, die lieber alles mit sich ausmachen und sich ungern anpassen, werden es schwer haben. Vertrauen, Offenheit und Verlässlichkeit hingegen sind gute Voraussetzungen, um gemeinsam mit der Zentrale das Geschäftskonzept nach vorne zu bringen.
Kreative Freigeister, die gerne selbst entscheiden und Neues ausprobieren, werden wohl eher nicht so glücklich, wenn sie ein Franchiseunternehmen gründen. Denn eine der wichtigsten Aufgaben im Franchising besteht darin, sich an die Regeln zu halten. Auch Menschen, die am liebsten im Hintergrund bleiben, Strategien entwickeln und das große Ganze im Blick haben, statt an der Kundenfront zu stehen und einfach „zu machen“, sollten darüber nachdenken, ob ein Franchiseunternehmen für sie die richtige Wahl ist.
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Ist ein Quereinstieg möglich?
Franchising bietet gute Möglichkeiten für den Quereinstieg. Softskills wie Organisationsgeschick, Kundenorientierung, Teamgeist und Führungsstärke stehen gegenüber speziellen Fachkenntnissen im Vordergrund. Daher wird häufig kein bestimmter Abschluss vorausgesetzt – im Gegenteil: Einige Franchisegeber bevorzugen sogar Berufsfremde, weil sie befürchten, dass ausgebildete Fachleute ihr Geschäftskonzept zu stark hinterfragen und abwandeln könnten.
Da unternehmerisches Denken gefragt ist, wird eine kaufmännische Ausbildung von einigen Franchisegebern zwar gerne gesehen, ein Ausschlusskriterium ist das aber nicht. Wenn du auf andere Weise kaufmännische Erfahrung gesammelt hast oder im Gespräch beweisen kannst, dass du die ökonomischen Zusammenhänge des Unternehmens verstanden hast, kannst du mit Sicherheit punkten.
Auch Branchenkenntnisse musst du nicht unbedingt mitbringen, denn dafür hast du ja die Fachleute in der Zentrale, die sich exzellent auskennen und ihr Know-how an ihre Franchisepartner*innen weitergeben.
Nur in sehr spezialisierten Branchen, etwa in der Beratung oder im Handwerk, werden bestimmte Qualifikationen vorausgesetzt.
Franchise in Deutschland: Aktuelle Zahlen
Der Franchise-Markt in Deutschland ist in Bewegung gekommen. Wurde er lange Zeit vor allem von bekannten Marken der Systemgastronomie dominiert, kommen in letzter Zeit immer mehr junge Unternehmen hinzu, die teils auch in kleineren Nischen sehr erfolgreich sind. Die aktuellsten Branchenzahlen stammen aus dem Jahr 2021. Demnach hatten die 920 Franchisesysteme in Deutschland fast 142.000 Franchisepartner*innen mit gut 180.000 Franchisebetrieben.
Sie alle tragen zu einem anhaltenden Wachstumstrend bei: Der Gesamtumsatz wächst von Jahr zu Jahr und wird vom Deutschen Franchiseverband für 2021 mit 135 Milliarden EUR angegeben. Selbst durch die Corona-Pandemie konnte dieser Trend bislang offenbar nicht gestoppt werden – auch wenn viele Franchiseunternehmen davon hart getroffen wurden.
Auffällig ist, dass die Mehrheit der Franchisenehmer*innen vorher noch nicht selbstständig war. Offenbar stellt diese besondere Form der Existenzgründung für viele Menschen eine gute Lösung dar, um sich ein Business aufzubauen und in der Selbstständigkeit durchzustarten.
Warum ist Franchising so erfolgreich?
Gemeinsam sind wir stark – das ist das Motto, das hinter allen guten Franchisesystemen steht. Als ein Netzwerk von selbstständigen Partnern können sie es mit sehr viel größeren Wettbewerbern aufnehmen und in kürzerer Zeit mehr Marktanteile erzielen, als jeder für sich allein es könnte.
Der Erfolg von Franchisemodellen beruht dabei nicht nur darauf, dass ein bewährtes Konzept unter einer bekannten Marke umgesetzt wird. Mindestens ebenso bedeutsam ist, dass die Beteiligten von einem unfassbar großen Erfahrungsschatz profitieren können. Der intensive Austausch von Wissen, regelmäßige Schulungen und ein systematisches Controlling, kurz: das gesamte Leistungspaket, das von einem guten Franchisegeber zur Verfügung gestellt wird, macht diese Form der Existenzgründung zu einer vielversprechenden Alternative.
Finanzierung und Kosten
Ob du in ein Franchisesystem aufgenommen wirst oder nicht, hängt weniger von deiner formalen Qualifikation ab, als viel mehr von deiner finanziellen Situation. In der Regel musst du gegenüber der Zentrale nachweisen, dass du über ausreichend Eigenkapital verfügst.
Startkosten
Wie hoch die Summe ist, die du für den Einstieg benötigst, hängt vom jeweiligen Franchisesystem ab. Diese Summe setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen:
1. Investitionen und Gründungskosten
Wie bei jeder Gründung musst du schon im Vorfeld deiner Gründung Geld für Beratungen, Notarkosten oder behördliche Genehmigungen aufbringen. Außerdem musst du in die Einrichtung deines Betriebes investieren.
Anders als bei einer Einzelgründung hast du bei den Anfangsinvestitionen wenig Sparmöglichkeiten: Die Vorgaben der Franchiseverbindung sind einzuhalten, um das einheitliche Erscheinungsbild der Marke zu gewährleisten.
Meistens findest du schon auf der Website des Franchisesystems einen Hinweis darauf, wie teuer die Investitionen und Gründungskosten etwa sind.
2. Geld für die Anlaufphase
Auch als Franchisenehmer*in solltest du dich darauf einstellen, dass es einige Monate dauern kann, bis du dir einen festen Kundenstamm aufgebaut hast. Um in dieser Phase Betriebskosten wie Miete, Energie, Personal etc. bezahlen zu können, brauchst du eine ausreichende Liquiditätsreserve. Wie hoch diese sein sollte, solltest du anhand deiner Umsatzplanung selbst ermitteln. Die Erfahrungen anderer Franchisenehmer*innen, die vor dir diesen Schritt gegangen sind, können dir dabei helfen.
3. Einstiegsgebühr
Dafür, dass du das Konzept und die Marke übernehmen darfst, verlangt die Zentrale eine Einstiegsgebühr, die zusätzlich zu den monatlichen Franchisegebühren zu entrichten ist. Diese Gebühr, die häufig zwischen 5.000 und 20.000 EUR liegt, kommt zu deinen Startkosten hinzu. Dabei gilt die Faustregel: Je weiter das Franchisesystem entwickelt ist, desto höher ist diese Gebühr.
Monatliche Gebühr
In der Franchisewelt gibt es unterschiedliche Gebührenmodelle. Üblicherweise fällt zusätzlich zu einer einmaligen Eintrittsgebühr eine monatlich zu zahlende umsatzabhängige Franchisegebühr an. Sie liegt meist zwischen fünf und sieben Prozent. Manchmal kommt dazu noch eine Extragebühr für Werbung und Marketing hinzu.
Einige Franchisesysteme bieten auch an, dir für einen festen Betrag einen schlüsselfertigen Betrieb zu übergeben. Dann sparst du dir den mitunter nervenaufreibenden Um- und Ausbau deines Ladens und weißt genau, welche Kosten auf dich zu kommen. Du solltest allerdings ein solches Angebot sorgfältig prüfen, um sicherzugehen, dass das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.
Gesamtkosten und Eigenkapital
Welche Gesamtkosten auf dich zukommen, lässt sich pauschal nicht bemessen. Du kannst aber davon ausgehen, dass sie bei Franchisegründungen höher ausfallen als bei Einzelgründungen. Das liegt vor allem daran, dass die Franchisegebühren zu den Betriebskosten hinzugerechnet werden müssen. Im Idealfall wird das aber durch höhere Einnahmen wieder wettgemacht.
Es wird natürlich nicht erwartet, dass dein Eigenkapital ausreicht, um den Start aus eigener Tasche zu finanzieren. Aber einen Eigenkapitalanteil von mindestens 20 Prozent solltest du aufbringen können. Bei der Suche nach einer Finanzierung für die übrige Summe werden dich deine Franchisegeber*innen sicher gerne unterstützen.
Verdienstmöglichkeiten
Die Verdienstmöglichkeiten schwanken nicht nur von Franchisesystem zu Franchisesystem. Sie sind zudem auch vom Standort und von deinem eigenen unternehmerischen Geschick abhängig. Es ist wichtig, dass du dir über eines im Klaren bist: Nur, weil ein Konzept an zehn anderen Orten funktioniert, heißt das nicht, dass sich der Erfolg auch bei dir einstellen muss. Deshalb solltest du auf eine sorgfältige Planung keinesfalls verzichten (mehr dazu erfährst du im nächsten Abschnitt).
Grundsätzlich werden deine Verdienste durch die vereinbarten Franchisegebühren geschmälert. Ob sich das für dich lohnt, hängt unter anderem von der Durchschlagskraft deines Franchisesystems ab. Erhältst du wirklich die volle Unterstützung von deiner Zentrale? Und ist die Marke zugkräftig genug, um dir Umsätze zu bescheren, von denen du ohne Reue einen festen Teil abgeben kannst? Wenn du unterm Strich mehr Geld in der Kasse hast, als ohne Franchise, stellt sich diese Frage nicht mehr.
Brauche ich einen Businessplan?
Auch als Franchisegründer*in brauchst du einen Businessplan – für die Bank, die deine Gründung finanziert, außerdem für die Zentrale, vor allem aber für dich selbst. Denn auch ein noch so etabliertes Franchisesystem ist keine Garantie für deinen wirtschaftlichen Erfolg. Jeder Standort ist anders. Deshalb solltest du dir Zeit für eine kleine Marktforschung nehmen und in deinem Businessplan darlegen, ob bzw. unter welchen Bedingungen dein Unternehmen rentabel sein wird und wie viel Kapital du dafür brauchst.
Im Vergleich zu einer eigenständigen Gründung wirst du es wesentlich leichter haben, deinen Businessplan zu schreiben, denn auch hierbei kannst du auf die Unterstützung durch die Zentrale setzen. Sie wird dir viele Zahlen zur Verfügung stellen, die du sonst mühsam recherchieren müsstest. Das wird dir vor allem bei deinem Finanzplan von Nutzen sein, der als das Herzstück des Businessplans gilt: Sowohl die Kosten, z.B. für den Wareneinkauf, Personal oder Energie, als auch – mit Einschränkungen – die durchschnittlichen Erlöse lassen sich aus den Erfahrungen der anderen Franchisebetriebe solide ableiten. Vergiss aber nicht, die besondere Situation an deinem Standort zu berücksichtigen.
Auch die Beschreibung der Geschäftsidee kannst du weitgehend übernehmen. Versuche aber, sie möglichst in eigenen Worten wiederzugeben und erwähne auch, warum du dich ausgerechnet für dieses Franchisesystem entschieden hast. Was du nirgends abschreiben kannst, ist das Kapitel über deine Person. Hier geht es darum, sowohl deiner Bank als auch der Zentrale zu zeigen, warum du in der Lage sein wirst, das fragliche Franchisekonzept erfolgreich umzusetzen.
In vielen Fällen hält die Zentrale vorgefertigte Businessplanvorlagen bereit, die du gerne nutzen kannst, solange du sie individuell anpasst und nicht blind auf die dort aufgestellten Prognosen vertraust. Oder du klickst dich zu unserer kostenlosen Businessplan Vorlage und unseren Praxisbeispielen.
Wie das mit dem Franchise auch garantiert klappt?
Das zeigt unser Beispiel aus dem Modebereich
Welche Rechtsform ist für mein Franchiseunternehmen geeignet?
Die Rechtsform hat Auswirkungen auf Fragen der Haftung, der Steuer und der Aufgabenverteilung im Unternehmen. Informiere dich auf der Gründerplattform über die jeweiligen Vor- und Nachteile und lass dich ggf. von einer unabhängigen Stelle beraten, bevor du dich entscheidest.
Keine Sorge: Deine Wahl gilt nicht für immer und ewig. Es ist durchaus möglich, später die Rechtsform deines Franchiseunternehmens zu ändern. Welche Rechtsform dein Unternehmen haben soll, ist dabei deine Entscheidung. Die Rechtsform der Zentrale oder der anderen Franchise-Unternehmen hat damit nichts zu tun.
Im Video erklärt dir unser Gründungsexperte Jan Evers, was du beim Thema Rechtsform noch im Hinterkopf haben solltest.
Welche Versicherungen sind für Franchisenehmer*innen wichtig?
Viele Franchiseverträge enthalten Aussagen darüber, welche Versicherungen du als Franchisenehmer*in abzuschließen hast. Einige Franchisesysteme bieten auch die Möglichkeit, in eine Gruppenversicherung einzutreten.
Du kannst dich nicht vor allen Risiken schützen, allerdings gegen die häufigsten existenzbedrohenden Schäden absichern. So kannst du dein Geschäft mit einer Betriebsinhaltsversicherung vor Verlusten infolge von Feuer, Diebstahl oder Vandalismus absichern.
Unabdingbar ist eine Betriebshaftpflichtversicherung. Sie tritt ein, sobald jemand in oder durch dein Geschäft Schaden erleidet. Außerdem musst du dein Unternehmen bei der zuständigen Berufsgenossenschaft anmelden. Sie ist zuständig für die Unfallversicherung deiner Mitarbeiter*innen.
Das passende Franchisesystem finden: Beispiele und Ideen
Die Franchisewirtschaft boomt und die Auswahl an Franchisemarken wird immer größer. Bekannte Beispiele finden sich in der Gastronomie und im Gastgewerbe, gefolgt vom Handel. Aber auch im Handwerk nimmt die Anzahl der Franchisemodelle zu.
Da du dich langfristig an ein Franchisesystem bindest, solltest du es mit Bedacht auswählen. Dabei sind zunächst deine persönlichen Neigungen und Interessen ausschlaggebend. Schließlich musst du dich hundertprozentig der Geschäftsidee verschreiben. Das Engagement, das du brauchst, um deinen Laden zum Erfolg zu führen, bringst du auf Dauer nur auf, wenn du mit Freude und Leidenschaft dabei bist.
Im zweiten Schritt solltest du die Vertragsbedingungen gründlich prüfen und für dich klären, ob du mit diesen Verbindlichkeiten leben kannst. Wenn du Bauchschmerzen hast und womöglich einzelne Bestandteile des Vertrags als ungerecht empfindest, ist das keine gute Basis für eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Bevor du irgendetwas unterschreibst, solltest du die wichtigsten Kennzahlen deiner Gründung durchgerechnet haben. Denn auch eine Franchisegründung ist und bleibt eine Existenzgründung und ist mit Risiko und Verantwortung behaftet.
Für viele Gründer*innen ist die Investitionssumme ein wichtiges Auswahlkriterium bei der Suche nach dem passenden Franchisesystem. Diese Information kannst du meist schon über eine kurze Recherche im Internet in Erfahrung bringen. Aber darüber hinaus gibt es noch weitere Punkte, die für oder gegen den Einstieg in ein Franchisesystem sprechen können.
Diese Fragen solltest du dir unter anderem stellen, bevor du dich entscheidest:
- Kann ich mich mit der Marke und der Geschäftsidee identifizieren?
- Entspricht die Geschäftsidee meinen Neigungen und Interessen?
- Ist die Höhe der Gebühren angemessen?
- Beziehen sich die Gebühren auf den Umsatz oder den Gewinn?
- Ist mein Eigenkapital ausreichend?
- Kann ich eine solide Finanzierung auf die Beine stellen?
- Zeigt mein Businessplan, dass mein Franchiseunternehmen rentabel sein wird?
- Bin ich laut Franchisevertrag verpflichtet, bestimmte Warenmengen abzunehmen?
- Welche Unterstützung wird mir seitens der Zentrale zugesichert?
- Bekomme ich Gebietsschutz für mein Unternehmen?
- Ist geregelt, wie ich aus dem Franchisesystem aussteigen kann?
Wie Tanja den passenden Franchisegeber gefunden hat und wie es zum ersten Workshop kam, verrät sie dir in diesem Video der Gründerplattform.
Fazit: Anleitung zum Erfolg
Franchising gilt als besonders risikoarme Variante der Existenzgründung. Aber: Sie ist und bleibt eine Gründung. Du gehst dabei alle Schritte, die du bei einer „normalen“ Gründung auch gehen müsstest. Zunächst überlegst du dir, mit welcher Geschäftsidee du dich selbstständig machen möchtest. Dann suchst du dir ein Franchisesystem, dass zu deinen Vorstellungen passt und dich mit seinem Konzept überzeugt. In deinem Businessplan setzt du dich mit der Umsetzbarkeit des Konzepts am Standort deiner Wahl auseinander, berechnest die Kosten und planst deinen Umsatz. Schließlich kümmerst du dich um die Finanzierung, meldest dein Gewerbe an und legst los.
Auf der Gründerplattform findest du viele praktische Tipps und Tools, die dir auf diesem Weg helfen. Außerdem kannst du direkt Kontakt zu Banken oder Beratungsstellen aufnehmen, die deine Gründung unterstützen.
Am Ende ist es vor allem eine Typfrage, ob du in einem Franchisesystem glücklich wirst. Wenn dir das Organisieren, Managen und der tägliche Kontakt mit der Kundschaft mehr liegen als das Entwickeln von Konzepten, Produktideen und Werbekampagnen, hast du gute Aussichten, dir auf diesem Weg eine erfüllende Existenz aufzubauen.