Wer das Wort Lieferservice hört, denkt als Erstes wahrscheinlich an Pizza und Pasta, an griechische oder asiatische Küche – erst im zweiten Moment kommen einem Lieferservices für frische Lebensmittel, Bücher, Medikamente, Getränke und mehr in den Sinn. Streng genommen gibt es kaum ein Produkt des täglichen Bedarfs, das sich nicht liefern ließe – spätestens seit der Corona-Krise ist uns das bewusst geworden.
Wenn du selbst darüber nachdenkst, einen Lieferservice zu gründen, ist eine zentrale Frage, ob und wann es sich (dauerhaft) lohnt und in welchem Umfang du so einen Service betreiben möchtest. Wir geben dir Denkanstöße für deine Lieferservice-Idee und verraten dir, was du rund um deine Gründung bedenken und im Businessplan festhalten solltest.
Lieferservice gründen: Diese Arten gibt es
Wie in der Einleitung bereits beschrieben, ist die naheliegendste Idee für einen Lieferservice das Ausliefern von leckeren Gerichten. Diese Idee gibt es natürlich nicht erst seit Lieferando und Co.: Pizzaservices und „Essen auf Rädern“ für ältere und kranke Menschen basiert auf einem ähnlichen Geschäftsmodell. Mittlerweile haben auch viele Supermärkte und Biohöfe Lieferdienste für frische Lebensmittel etabliert, ebenso wie Apotheken für Medikamente oder Bäckereien für ihre Backwaren. Aber auch Buchhandlungen und Blumenläden liefern ihre Waren heute aus.
Amazon ist wohl das berühmteste und erfolgreichste Beispiel für einen Lieferservice – zugegeben, Fußstapfen, in die man als junge*r Gründer*in nicht unbedingt sofort tritt (oder treten möchte). Aber auch die Post ist im Prinzip ein Lieferdienst, sodass die Idee, Pakete oder Briefe auszuliefern, eher wenig erfolgsversprechend zu sein scheint. Außer, du findest einen völlig neuen Ansatz – beispielsweise wird ja schon mit Drohnen und Robotern experimentiert.
Im Grunde eignet sich jedes Produkt, das Menschen (regelmäßig) benötigen, für einen Lieferservice. Wenn du einen Lieferservice gründen möchtest, solltest du dich also zuerst fragen, um welches Produkt es dir geht und ob deine Zielgruppe eher klein ist – beispielsweise die älteren Menschen, die Schonkost brauchen – oder eher groß, wie bei Amazon. Je größer die Zielgruppe und dein Angebot, desto komplexer ist dabei oft auch die Logistik.
Ein Wort an dieser Stelle noch zur Corona-Krise und den vielen Ideen, die dabei in Sachen Lieferservice aus dem Boden schießen: In einer extremen Situation wie dieser sind Lieferdienste natürlich in vielerlei Hinsicht sinnvoll und lukrativ – allein schon, weil es nach dem teilweisen Shutdown gar keine andere Möglichkeit gab, an bestimmte Waren zu gelangen, als sie sich liefern zu lassen. Und eventuell werden auch einige dieser neuen Dienstleistungen über die Krise hinaus bestehen bleiben – einfach, weil der Bringdienst so bequem ist. Aber: Viele Lieferdienste werden auch wieder verschwinden, wenn wir alle wieder mehr (Bewegungs-)Freiheiten haben. Behalte das bei deiner Ideenentwicklung im Hinterkopf.
Lieferservice gründen als neues Geschäft, als Ergänzung oder im Franchise
Im Detail kann die Gründung eines Lieferdienstes für dich also Folgendes bedeuten:
Neugründung eines Lieferdienstes
Du steigst komplett neu in die Selbstständigkeit ein und gründest einen Lieferservice „von Null an“. Eine Möglichkeit ist, auf die Produkte zurückzugreifen, die andere produzieren – du bist also tatsächlich nur der Kurierdienst, stellst die Logistik und vielleicht auch Lagerflächen bereit. Was vielleicht einfach klingt, solltest du nicht unterschätzen: Der Aufwand, Produzenten zu finden, denen du deine Lieferdienste zur Verfügung stellst, kann unglaublich aufwendig und (je nach Zielgruppe und Produkt) sehr zäh sein. In vielen Fällen ist beispielsweise Amazon dein Konkurrent – keine besonders rosigen Aussichten, oder? Die andere Möglichkeit bei einer Neugründung ist, dass du für deinen Lieferservice die Produkte (z. B. Gerichte, Kosmetik, Pflanzen) selbst herstellst.
Lieferservice gründen als Ergänzung zu einem bestehenden Geschäft
Im Prinzip ist die Neugründung eines Lieferservices mit eigenen Produkten einer ergänzenden Gründung zu einem bestehenden Geschäft sehr ähnlich. Im besten Fall hast du dieses Geschäft schon gegründet – eine gut laufende Pizzeria, ein Café mit leckerem Kuchen, einen Blumenladen – dann hast du nämlich schon Kunden, ein erprobtes Produkt und sparst beim Marketing. Auch die Gründungsformalitäten sind in diesem Fall recht übersichtlich.
Hast du jedoch noch kein Kerngeschäft, das um einen Lieferservice ergänzt werden soll, kümmere dich zuerst um diese Gründung, aber berücksichtige im Businessplan schon die Auslieferung deiner Waren.
Soll es ein reiner Lieferservice sein, planst du an einigen Stellen natürlich anders, als bei einem vollwertigen Restaurant oder Laden: So hast du in deiner Pizzeria beispielsweise keinen großen Gastraum, der eingerichtet und gepflegt werden muss – eine Küche und die Kalkulation der Lebensmittel musst du dennoch planen. Auch bei einer Bäckerei, die ausschließlich liefert, kannst du an Raum und Ausstattung sparen.
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Lieferservice als Franchise gründen
Vor allem im (Fast)Food-Bereich kannst du deinen eigenen Lieferservice als Franchise-Unternehmen gründen. Call-a-Pizza, Smiley’s Pizza und Domino’s sind drei der bekanntesten Namen in diesem Markt, letzterer operiert sogar weltweit. Dabei gründest du mit Hilfe der Mutterfirma eine eigene Filiale, in der du nach zentralen Vorgaben Pizza, Pasta und andere Gerichte zubereitest und auslieferst. Das Online-Bestellsystem wird ebenso vorgegeben, wie Preise und Marketing-Aktionen. Für Konzept und Know-how zahlst du den Franchisefirmen zu Beginn und auch im laufenden Betrieb feste Summen, oftmals anteilig am Umsatz berechnet. Mit unserem Franchise-Tool kannst du recherchieren, ob du einen interessanten und passenden Franchise-Partner findest.
Lieferando und andere Plattformen sind übrigens keine direkte Konkurrenz für diese Franchise-Systeme, da sie nicht selbst produzieren. Indirekt verändern sie aber sehr wohl den Markt: Sie stellen eine eigene Software, die bestehende Lieferdienste nutzen können, sowie zusätzliche Lieferkräfte – Lieferando ist also ein reiner Lieferservice ohne eigene Produkte und verdient am Erfolg anderer Lieferservices mit.
Lieferservice gründen: Voraussetzungen
Welche Voraussetzungen du für die Gründung eines Lieferservices erfüllen musst, lässt sich pauschal nicht sagen, da die Vorgaben zu stark vom Kerngeschäft abhängen. Um überhaupt in die Selbstständigkeit zu starten, musst du ein Gewerbe anmelden – je nach Rechtsform muss deine Firma auch ins Handelsregister eingetragen werden. Ansonsten gelten branchenspezifische Vorgaben, beispielsweise beim Umgang, Lagern und Zubereiten von Speisen. Wenn du Pizza ausliefern möchtest, ist eine Kochausbildung nützlich – beim Ausliefern von Getränken sind es eher der Führerschein und ein eigenes Auto, die eine Rolle spielen. Hilfreich können Ausbildungen in der Logistik und/oder im kaufmännischen Bereich sein. So kannst du Lieferprozesse planen und optimieren und ohne Probleme Warenaufwände, Lieferkosten und andere Posten selbstständig berechnen. Da du bei den meisten Lieferfahrten Kontakt zu Menschen hast, ist eine Dienstleistungsmentalität und die Lust, sich immer wieder auf neue Menschen und Situationen einzulassen, sicherlich nützlich.
Businessplan für deinen Lieferservice schreiben
Egal, ob als Teil eines (zukünftigen) Geschäfts oder als völlig eigenständiges Konzept: Um einen Lieferservice vernünftig zu planen, lohnt es sich, Zeit in den Businessplan zu investieren. Da dieser je nach Idee sehr unterschiedlich aussehen kann (für ein Restaurant sieht ein Businessplan ganz anders aus, als für einen Blumenladen oder eine Buchhandlung), gehen wir an dieser Stelle nur auf für Lieferdienste spezifische Besonderheiten in einem Businessplan ein.
Das Angebot deines Lieferdienstes
Beschreibe hier, was genau du an wen und wie liefern möchtest. Also ob die Lieferung von dir oder mehreren Personen erfolgen, an sieben Tagen die Woche oder nur in den Abendstunden, mit dem Fahrrad oder Auto, einem Flugzeug oder auf dem Postweg. Beschreibe auch deine Zielgruppe, also ob es vor allem um Firmen, Einzelhaushalte, Großstädter oder Hotels geht – vieles ist möglich und entscheidend für die weitere Planung.
Übrigens: Je nach Produkt kann es sich auch lohnen, über eine Art Abo-Service nachzudenken – also regelmäßige Lieferungen. Beispiele für diese Art der Lieferdienste sind Kochboxen oder Blumen-Abos. Kunden buchen einmal ein Paket und werden dann regelmäßig von dir beliefert. Das funktioniert natürlich nicht mit allen Produkten gleich gut, kann an aber durchaus ein Alleinstellungsmerkmal sein, das zieht.
Der Standort deines Lieferdienstes
Zunächst einmal ist dein Lieferradius das zentrale Thema – er wird je nach Produkt und Mobilität unterschiedlich groß ausfallen. Schaue in diesem Zusammenhang auch, wo die Konkurrenz sitzt und wohin sie liefert (oder eben nicht). Gründest du deinen Lieferdienst als Franchise, profitierst du oft von genau abgesteckten Liefergebieten für jeden Franchise-Dienst. Als freier Lieferdienst kannst du deine Grenzen natürlich individueller ziehen.
Bei der Standortanalyse solltest du auch bedenken, ob und welche Räumlichkeiten dein Lieferservice braucht und wo du diese zu tragbaren Konditionen findest: Wenn du planst, die auszuliefernden Produkte irgendwo abzuholen und dann direkt auszuliefern, brauchst du maximal ein Büro. Möchtest du zum Beispiel Kosmetikboxen ausliefern, die von verschiedenen Lieferanten befüllt werden, brauchst du ein Zwischenlager, in dem du deine Boxen packst und von wo du auslieferst. Planst du gleich mit einer großen Flotte an Fahrer*innen, brauchst du Stellplätze für die Fahrzeuge, Umkleidekabinen für deine Mitarbeiter*innen, ein Büro, ein Lager, eine Küche.
Die Wettbewerbsanalyse
Die Wettbewerbsanalyse ist nicht nur für deinen zukünftigen Standort wichtig, sondern auch für die Zuspitzung deines Angebots und deiner Zielgruppe, sowie für den Preisvergleich. Vielleicht bekommst du durch die Auseinandersetzung mit der Konkurrenz - unter dem Motto „Schau, was woanders funktioniert“ - auch Anregungen, wie du noch besser werden kannst.
Marketing für deinen Lieferdienst
Grundsätzlich haben hier Franchise-Nehmer*innen und Besitzer*innen von einem bestehenden Geschäft, das nur um einen Lieferservice ergänzt werden soll, Vorteile, da sie auf einer bereits bekannten Marke aufbauen können. Dennoch muss ein Lieferservice natürlich auch extra beworben werden – auf sozialen Kanälen, mit Handzetteln, in Branchenbüchern, regionalen Zeitungen usw. Die exakte Ausrichtung des Marketings hängt natürlich auch von deinem Produkt und der Zielgruppe ab.
Ein zentrales Thema rund um das Marketing ist die eigene Website: Im Idealfall können deine Kunden hier bequem deinen Lieferservice beauftragen – Lieferando macht es mit der Shop-Plattform vor. Aber auch, wenn es nicht um das reine Bestellen von Essen geht, ist eine Bestell- bzw. Buchungsfunktion auf der eigenen Website quasi unverzichtbar. Wenn du dir die Umsetzung so eines Buchungssystems nicht selbst zutraust, beauftrage eine Person mit der Programmierung und Gestaltung, die sich damit auskennt. Um schnell von deiner Zielgruppe gefunden zu werden, kannst du über cleveres Suchmaschinenmarketing (SEM) deine Webseite und dein Angebot platzieren.
Kosten und Finanzierung
Der Lieferdienst an sich verursacht meist eher wenig Kosten bei der Gründung. Je nach Idee entstehen aber natürlich Ausgaben für die Suche und Einrichtung eines Büros samt Lager und den Aufbau des Fuhrparks. Außerdem verlaufen die Grenzen zu deinem eigentlichen Geschäft, sofern es die Basis für deinen Lieferservice bildet, natürlich fließend: Auch und gerade hier fallen Gründungskosten und Ausgaben im laufenden Betrieb an. Bei letzterem sind für den reinen Lieferservice meist die größten Posten das Personal und der Fuhrpark. Erstelle sowohl für die Gründungs- als auch für die laufenden Kosten eine detaillierte Liste, um dir über deinen Kapitalbedarf klarzuwerden. Auf Basis der laufenden Kosten kalkulierst du außerdem deine Preise für den Lieferservice.
Hast du eine Vorstellung von deinem Kapitalbedarf, prüfst du anschließend, woher das Geld kommt: Aus deinem Privatvermögen, aus einem Kredit bei der Bank oder aus Fördergeldern für Existenzgründungen.
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Lieferservice gründen – Fazit
Einen klassischen Lieferservice für Pizza, Burger und Co. zu gründen, ist erst einmal keine schlechte Idee: Bestellt und gegessen wird – vor allem in Großstädten – immer. Aber: Vor allem in Großstädten ist der Markt oft hart umkämpft, bekannte Franchise-Ketten haben die Stadtteile unter sich aufgeteilt. Wenn du hier mitmischen möchtest, kann die Eröffnung oder Übernahme eines Franchise-Betriebs eine gute Möglichkeit sein, um sich mit einem Lieferservice selbstständig zu machen.
Die Alternative ist, zumindest im Food-Bereich, oft kein eigenständiger Lieferdienst, sondern die Gründung eines Lieferservices als Ergänzung zu deinem stationären Restaurantbetrieb. Eine gute Idee, die nicht allzu viel Mehraufwand bedeutet. Du brauchst oft nur noch zusätzliche Fahrer*innen, die das Essen für dich ausliefern.
Etwas anders verhält es sich mit einem Lieferservice für andere Produkte: In Zeiten von Corona entstehen unzählige neue Ideen oder erfahren neuen Aufwind – frische Lebensmittel werden ebenso geliefert, wie Medikamente, Blumen und Bücher. Wenn du ohnehin schon einen Blumenladen oder einen Bio-Supermarkt hast, ist der Schritt zu einem Lieferservice kein großer mehr. Gründest du komplett neu oder möchtest du einen Lieferservice für Produkte etablieren, die du nicht selbst produzierst und im Haus hast, ist der Gründungsweg meist ein längerer.
Vor allem das Ausliefern fremder Produkte bedeutet für dich, dass du ein echter Profi in der Logistik sein und deinen Kunden einen überzeugenden Mehrwert liefern musst. Nischen sind hier oftmals eine bessere Lösung, als eine breite Streuung von Angebot und Zielgruppe. Denn für die breite Masse gibt es bereits große Lieferdienste, gegen die man kaum ankommt. Wer vor allem Spaß an Prozessen und der Optimierung von Lieferketten hat und gerne mit Menschen in Kontakt ist, findet in dieser Art der Gründung aber ein spannendes Betätigungsfeld.
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