Unsere Welt ist geprägt von schier unendlichen Möglichkeiten und Fortschritt – aber auch von immensen Herausforderungen. Steigende Rohstoffpreise, Klimakrise, Energiewende und ungleichmäßige Ressourcenverteilung sind nur einige der Probleme unserer Zeit. Diese Herausforderungen können jedoch auch eine Chance sein – das sehen zumindest Sustainable Entrepreneur*innen so. Sie wollen die Welt positiv beeinflussen, indem sie sich öffentlich zu mehr Umwelt- und Klimaschutz, gesellschaftlichem Engagement und sozialen Geschäftspraktiken bekennen. Als nachhaltig orientierte Unternehmer*innen sind Sustainable Entrepreneur*innen überzeugt, dass Firmen im Einklang mit Natur, Umwelt und Menschen wirtschaften können.
Auch du kannst als Gründer*in zu einer sozial- und umweltverträglichen Wirtschaft beitragen. Wie das funktioniert, was Sustainable Entrepreneurship überhaupt bedeutet und wie du den Ansatz zur Mission deines Unternehmens machst, verraten wir dir in diesem Artikel.
Was ist Sustainable Entrepreneurship
Die Begriffe Sustainable Entrepreneurship, Social Entrepreneurship und Ecological Entrepreneurship haben sich in den letzten Jahren zum internationalen Trend entwickelt und sind dir vielleicht auch bereits begegnet. Einheitlich definiert sind diese Schlagworte jedoch nicht. Bringen wir also einmal etwas Licht ins Dunkle.
Ob Social, Ecological oder Sustainable Entrepreneurship: Bei allen Bezeichnungen handelt es sich um unternehmerische Ansätze, mit denen – je nach Schwerpunkt – soziale oder ökologische Probleme gelöst werden sollen. Mit ihrem Unternehmertum (Entrepreneurship) möchten die Gründer*innen der Firmen mit ihren Mitarbeiter*innen einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.
Sustainable Entrepreneurship hat sich die sogenannte Green Economy zum Ziel gesetzt. Die Unternehmer*innen wollen mit ihrem Business nachhaltig, ressourcenschonend und umweltbewusst agieren – und zwar so, dass sich ihr eigenes Handeln positiv auf das soziale und gesellschaftliche Zusammenleben auswirkt. Das erreichen sie, indem sie beispielsweise aktiv zu mehr Klima- und Umweltschutz beitragen, sich gesellschaftlich engagieren und auf faire Bedingungen innerhalb des Unternehmens und entlang der Lieferkette achten.
Geld ist für sie dabei nur Mittel zum Zweck: Beim Sustainable Entrepreneurship steht nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern eben ein unternehmerisches Handeln zum Wohle der Gesellschaft. Zwar müssen auch Sustainable Entrepreneure Einkommen erwirtschaften, um sich auf dem Markt zu behaupten – doch dies ist nicht der Fokus ihrer Arbeit. Sie wollen vielmehr mit innovativen Geschäftsmodellen neue Märkte und Einkommensquellen entwickeln – ohne, dass Menschen und Umwelt Schaden nehmen.
Hörempfehlung: Die Folge #92 des Ideencouch Podcasts ist für alle, die sich für nachhaltiges Unternehmertum interessieren ein Muss! Hier diskutieren Gastgeber Jan Evers und Thomas Schindler, Gründer von Motherland, über nachhaltige Landwirtschaft in Afrika. Sie beleuchten, wie die Vernetzung lokaler Bauern mit Startups nachhaltige Praktiken fördert und globale Abhängigkeiten verringert. Ein Highlight ist das Süßkartoffel-Pilotprojekt von Motherland, ein Paradebeispiel für die Kraft lokaler Innovationen.
Abgrenzung Social Entrepreneurship und Sustainable Entrepreneurship: Was ist der Unterschied?
Social Entrepreneurship und Sustainable Entrepreneurship tauchen im Zusammenhang mit der Green Economy häufig gemeinsam auf. Zwar meinen sie nicht das Gleiche – trennscharf voneinander abgrenzen lassen sie sich jedoch auch nicht. Worin liegt also der Unterschied, und was versteht man unter Social Entrepreneurship überhaupt?
Was bedeutet Social Entrepreneurship?
Auch Social Entrepreneur*innen definieren Nachhaltigkeit in Unternehmen als Grundwert ihrer Unternehmenskultur. „Social“ meint in diesem Kontext „gesellschaftlich“ oder „gemeinwohlorientiert“. Firmen, die dem Social Entrepreneurship zugeordnet werden können, haben sich also zum Ziel gesetzt, soziale oder gesellschaftliche Probleme zu lösen und gemeinwohlorientiert zu handeln. Eine gemeinnützige Organisation sind sie dennoch nicht. Es handelt sich weiterhin um Unternehmen, die Einkommen erwirtschaften.
Was sagt die Wissenschaft?
In der Wissenschaft gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, inwieweit sich Social und Sustainable Entrepreneurship voneinander unterscheiden. So gehen etwa die Wissenschaftler Thomas Dean und Jeffrey McMullen davon aus, dass Social Entrepreneur*innen die Erfüllung einer Mission verfolgen, während Sustainable Entrepreneur*innen eher profitorientiert handeln.
Andere Wissenschaftler*innen sehen eine solch klare Unterscheidung differenzierter. Frank Belz und Julia Binder sind etwa der Meinung, dass sich die beiden Begriffe größtenteils überschneiden und Ähnliches meinen – denn sowohl Social als auch Sustainable Entrepreneur*innen wollen soziale, gesellschaftliche und ökologische Probleme angehen. Dennoch gibt es nach Ansicht der beiden drei Punkte, in denen sich die Bezeichnungen unterscheiden:
- Ziele: Sustainable Entrepreneurship verfolgt ökonomische, soziale und ökologische Ziele. Social Entrepreneurship konzentriert sich eher auf ein ökonomisches und soziales Hauptziel.
- Intergenerationell: Sustainable Entrepreneurship möchte die Zukunft der nachfolgenden Generationen positiv verändern. Social Entrepreneur*innen wollen eher gegenwärtige Probleme lösen.
- NGOs: Sustainable Entrepreneurship beschränkt sich auf profitorientierte und hybride Organisationen, während Social Entrepreneurship auch auf Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Non-Profit-Organisationen konzentriert sein kann.
Es gibt auch Forscher*innen, die Sustainable Entrepreneurship als Dachbegriff nutzen. Bei diesem Ansatz meint Sustainable Entrepreneurship alle unternehmerischen Aktivitäten, die entweder soziale Probleme (Social Entrepreneurship) oder Umweltprobleme (Green oder Ecological Entrepreneurship) lösen.
Im Dschungel der Fachbegriffe bleibt ein Punkt immer gleich: Die Unternehmen erzeugen zwar Einkommen – Gewinnmaximierung wird jedoch nicht angestrebt. In erster Linie wollen die Akteur*innen Probleme lösen, das Erwirtschaften von Profit ist nebensächlich.
Was zeichnet Sustainable Entrepreneurship aus?
Sustainable Entrepreneur*innen wollen mit ihrem Unternehmen die Welt verbessern. Doch wie setzen sie ihre Ziele und Missionen um? Indem sie zum Beispiel auf folgende Punkte achten:
- Solide und faire Geschäftspraktiken
- Gerechte Bezahlung von Mitarbeiter*innen und Zulieferbetrieben entlang der Lieferkette
- Nachhaltige Herstellungsprozesse
- Nutzung nachwachsender Rohstoffe
- Energieeffiziente Produktion (z. B. durch Nutzung von Ökostrom)
- Soziale Gerechtigkeit und Diversität im Unternehmen
- Wertschätzender Umgang mit Mitarbeiter*innen
- Angebote zur Aus- und Weiterbildung, Förderung von Stärken
- Betriebliche Gesundheitsvorsorge
- Work-Life-Balance (z. B. durch Angebot von Home-Office, Sportkursen)
- Nachhaltige Unternehmenskultur
- Nachhaltiges Reiseverhalten
- Engagement für Umwelt, Tierschutz, benachteiligte Personengruppen
Dies sind nur einige Punkte, die für Sustainable Entrepreneur*innen wichtig sind. Nur weil ein Unternehmen aber an ein paar dieser Stellschrauben dreht, macht es das noch nicht automatisch zu einem nachhaltigen Unternehmen.
Sustainable Entrepreneur*innen zeichnet aus, dass sie die Welt nachhaltig verändern wollen. So arbeiten viele von ihnen mit anderen Organisationen aus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, Privatwirtschaft oder Regierungen und Forschungseinrichtungen zusammen, um ihre Vorhaben zu realisieren.
Was ist das Ziel von Sustainable Entrepreneurship?
Unternehmen haben weltweit einen immensen Anteil an der Ausbeutung von Mensch, Natur und Umwelt. Ob sie nicht nachwachsende Ressourcen verbrauchen, Energie aus Kohle oder Atomkraft gewinnen oder Arbeitnehmer*innen und Menschen im Globalen Süden ausbeuten, um den eigenen Profit zu maximieren – ein Großteil der Unternehmen macht Gewinne auf Kosten anderer.
Sustainable Entrepreneur*innen wollen das ändern: Durch nachhaltige Herstellungsprozesse und verantwortungsvolles Wirtschaften haben sie sich zum Ziel gesetzt, einen positiven gesellschaftlichen und ökologischen Beitrag zu leisten. Neben dem Umweltschutz setzen sie sich mit wichtigen Themen wie sozialer Gerechtigkeit und Diversity auseinander.
Vertreter*innen des Sustainable Entrepreneurship wollen soziale Verantwortung übernehmen und Sinn stiften. Das geht nur, indem sie sich immer wieder elementaren Fragen stellen wie:
- Kann unsere Geschäftsidee eine nachhaltige Entwicklung fördern?
- Welche Produkte oder Dienstleistungen wollen wir vertreiben und wie lösen diese soziale oder ökologische Probleme?
- Welche Lebensstile werden unterstützt?
- Was wollen wir bewirken?
- Womit verdienen wir unser Geld?
- Welchen Impact (Einfluss) hat unser unternehmerisches Handeln auf die Gesellschaft?
Hörempfehlung: eco:fibr beschreibt sich selbst als wertegetriebenes Unternehmen mit Impact bringt das gleichzeitig wirtschaftlich tragbar ist. Derzeit finanziert sich das Unternehmen, das aus dem Zellstoff der Ananaspflanze Papier herstellt, aus öffentlichen Fördermitteln. Im Ideencouch-Podcast #72 bespricht Jan mit Merit Ulmer, einer der Gründer*innen von eco:fibr, wie sie nach Ende der Förderphase Geld verdienen können.
Eine soziale, umwelt- und gesellschaftsverträgliche Wirtschaft zu gestalten, ist ein hochgestecktes Ziel, das sich nicht so einfach erreichen lässt und Zeit benötigt. Insbesondere nachhaltige Startups müssen einen Spagat hinlegen, wenn sie sozial und umweltbewusst handeln wollen. Denn einerseits wollen sie ihre erwirtschafteten Gewinne direkt wieder in die soziale oder ökologische Mission des Unternehmens investieren – doch auf der anderen Seite müssen sie sich als Akteure auf dem gleichen umkämpften Markt behaupten wie profitorientierte Firmen.
Das eigene Angebot anzupreisen und die Aufmerksamkeit von Kund*innen und Geschäftspartner*innen auf sich zu ziehen, erfordert meist ein hohes Budget für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. In nachhaltigen Unternehmen ist das aber häufig nicht vorgesehen, schon gar nicht in der Gründungsphase. Nur durch einen besonders hohen Kundennutzen, clevere Formen des Marketings (etwa Empfehlungsmarketing, öffentliche Aufmerksamkeit durch Auszeichnungen und Preise etc.) und wirklich gute Ideen, sind Vorteile möglich. Deshalb gilt: Wenn auch du Social Entrepreneur*in, Ecopreneur*in werden oder in der Gemeinwohl-Ökonomie durchstarten möchtest, ist die Grundlage des Erfolgs ein durchdachtes Geschäftsmodell. Nur so lässt sich ausreichend Einkommen erwirtschaften, um die eigene Mission zu finanzieren. Nachhaltig zu sein allein ist leider kein ausreichendes Kriterium für deinen Erfolg. Und neben einer guten Idee benötigst du außerdem auch ausreichend Startkapital.
Das ist mir etwas zu allgemein. Vielleicht könnten wir sagen: Nur durcH einen besodners hohen Kundennutzen, andere clevere Formen es Vertriebs oder Marketings wie Empfehlungsmarekting oder PR DURCH GEWONNNENE Preise SIND HIER Vorteile möglich. Das heißt also besonders gründliche Arbeit am Geschäftsmodell. Nachhaltig zu sein ist leider kein ausreichendes Krtierium für Erfolg.
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Nachhaltige Geschäftsmodelle: Welche gibt es?
Sustainable Entrepreneurship steht für bewusstes Konsumieren unter klima- und umweltschonenden Bedingungen, etwa durch Recycling und die effektive Nutzung (erneuerbarer) Energien und Ressourcen. Ideen für nachhaltige Geschäftsmodelle gibt es unzählige. Gerade beim Thema Sustainable Entrepreneurship kommt es darauf an, Prozesse neu zu entwickeln und um die Ecke zu denken.
Damit du eine Idee davon bekommst, wie auch du nachhaltig gründen kannst, wollen wir dir hier einige dieser Geschäftsideen mit sozialem bzw. ökologischem Mehrwert zeigen.
- Unverpackt-Laden eröffnen: In einem Unverpackt-Laden findest du sämtliche Produkte, die du in herkömmlichen Supermärkten bekommst – vom Obst bis zum Waschmittel. Der Unterschied: Verpackt sind die Produkte nicht. Stattdessen bringen die Kund*innen ihre Verpackungen wie Becher oder Schraubgläser selbst mit. Das spart wertvolle Ressourcen und eine Menge unnötigen Verpackungsmüll.
Hörempfehlung: Du möchtest erfahren, wie es ist, einen Unverpackt-Laden zu eröffnen? Dann hör dir die Folge des Ungeschönt-Podcasts mit Milena Glimbovski, der Gründerin von „Original Unverpackt“, an!
- Bioladen eröffnen: Lebensmittel aus regionalem und biologischem Anbau sind gefragt. Statt wie bei der konventionellen Landwirtschaft die Umwelt mit Schadstoffen zu belasten, nutzen Bio-Bauernhöfe natürliche Prozesse und Produkte. Mit einem Bioladen stärkst du nachhaltige Landwirtschaft und trägst zum Umweltschutz bei.
- Soziale Reinigungsfirma gründen: Du möchtest dort anpacken, wo es richtig dreckig ist? Wie wäre es mit einer Reinigungsfirma – aber mit sozialem Mehrwert? Gerade im Niedriglohnsektor ist es um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter*innen oftmals nicht gut bestellt. Lange Arbeitszeiten, unfaire Entlohnung und der ständige Umgang mit chemischen Reinigungsmitteln tragen nicht zur Attraktivität des Jobs bei. Ändere das, indem du Sustainable Entrepreneur*in in der Reinigungsbranche wirst!
- Imbiss eröffnen: Die Eröffnung eines Imbisses klingt für dich zunächst nicht sustainable? Wie wäre es aber, wenn du statt Currywurst und Pommes Schranke Speisen aus regionalen Zutaten, vegane Snacks oder Bio-Produkte anbietest und deinen Imbissstand durch Solarenergie auf dem Dach mit Strom versorgst?
- Campingplatz eröffnen: Auch als Campingplatzbesitzer*in kannst du ein*e Sustainable Entrepreneur*in sein: Du könntest z. B. für deine Gäste Aktionen starten wie Waldwanderungen zu Bildungszwecken oder ein Clean-up in der Umgebung. Ökologische Mülltrennung, die Nutzung erneuerbarer Energien für die Stromversorgung und der sparsame Einsatz von Wasserreserven machen deinen Campingplatz zum Öko-Campingplatz.
Das sind nur einige Geschäftsideen mit Fokus auf Sustainable Entrepreneurship. Mit welchen Geschäftsmodellen andere Unternehmen bereits nachhaltig erfolgreich sind, erfährst du im Beitrag „Erfolgreiche Geschäftsmodelle“. Noch mehr Inspirationen liest du in unseren Artikeln „Geschäftsidee finden“ und „Nachhaltigkeit in Unternehmen. Wie du deine Gründung nachhaltig gestaltest“.
Fazit
Wenn wir den Klimawandel aufhalten und allen Menschen auf dieser Welt die gleichen Rechte und Chancen ermöglichen wollen, brauchen wir eine Wirtschaftsweise, die im Einklang mit der Umwelt und den Menschen steht. Sustainable Entrepreneur*innen haben sich genau das auf die Fahnen geschrieben: durch unternehmerisches Handeln einen nachhaltigen und gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Gewinnorientierung und Profitmaximierung stehen nicht an vorderster Stelle. Geld ist für sie lediglich ein Mittel zum Zweck, um die eigenen Ziele und Missionen zu erreichen.
Auch du kannst Sustainable Entrepreneur*in werden – egal, ob du vor der Gründung deines Unternehmens stehst oder bereits gegründet hast. Frage dich, wie es in deinem Unternehmen um Punkte wie Ökologie, soziale Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften bestellt ist. Welche Maßnahmen kannst du einsetzen, um eine nachhaltige Firma zu führen (Nutzung von Ökostrom, energieeffiziente Produktion, soziale Gerechtigkeit und Diversity)? Sobald du den Ist-Zustand kennst, kannst du Schritte einleiten, um dein Unternehmen nachhaltiger zu gestalten. Überprüfe die Umsetzung regelmäßig und hole dir das Feedback deiner Mitarbeiter*innen ein.
Du bist noch nicht ganz so weit und planst erst einmal die Gründung deines Unternehmens? Als Gründer*in hast du den Vorteil, ganz von vorne anzufangen, wenn du ins Sustainable Entrepreneurship einsteigen willst. Vielleicht weißt du ja sogar bereits, wie du die Welt ein bisschen besser machen kannst. Dann warte nicht länger, leg los und gründe dein eigenes grünes oder soziales Unternehmen!