Selbstständig­keit im Zeichen der Corona-Krise: Was jetzt zu tun ist

Die Corona-Krise stellt unser Leben auf den Kopf. Alle Pläne von gestern sind heute hinfällig und wir müssen uns täglich auf neue Herausforderungen einstellen. Das betrifft vor allem Menschen, die eigentlich ihren Traum von der Selbstständigkeit verwirklichen wollten oder bereits verwirklicht haben. Vielen von ihnen hat der Shutdown die Existenzgrundlage genommen.

Wenn du zu diesen Menschen gehörst, die mitten in der ohnehin schon turbulenten Gründungsphase von der Corona-Krise erwischt wurden, dann bist du hier auf der Gründerplattform genau richtig. Wir erklären dir, wie du deine Handlungsfähigkeit zurückgewinnen kannst, wo du Hilfe findest und was du jetzt unternehmen solltest.

Gründen trotz Krise – mit angepasstem Geschäftsmodell bleibt alles möglich

Die Coronakrise trifft Deutschlands Gründungsgeschehen stark. Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags e.V. (DIHK) unter IHK-Gründungsberatern im Sommer 2020 haben sich die Beschränkungen der Geschäftstätigkeit und Nachfrageeinbrüche deutlich ausgewirkt – weniger Beratungsanfragen bei den Kammern und weniger Gründungen sind die Folge. Hier der komplette Bericht: Corona trifft Gründungsgeschehen ins Mark – DIHK 2020 (Stand August 2020)

Was kannst du als Gründer*in nun konkret tun, um dein Vorhaben trotz aller Widrigkeiten in die Tat umzusetzen? 

Auch wir raten: Überarbeite dein Geschäftsmodell und passe dein Produkt oder deine Dienstleistung an die veränderte Situation an.

Relevante Fragen, die du dir dabei stellen kannst, sind: 

  • Wie hat sich das Konsumverhalten deiner Zielgruppe durch die Krise verändert? 
  • Wie erreichst du deine Kundschaft nun am besten?
  • Ist das Problem, für das du eine Lösung anbietest, noch immer dasselbe oder hat es sich auch verändert? 

Wir haben einen Geschäftsmodell-Schnellkurs für dich, damit du mit der Überarbeitung sofort loslegen kannst.

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Im Folgenden findest du alles, was wir zum Thema „Umgang mit der Krise“ für dich zusammengestellt haben.

Krisenmanagement: Was jetzt zu tun ist

Zunächst einmal gilt es, trotz aller Verunsicherung, Ruhe zu bewahren. Angst lähmt und ist ein schlechter Berater. Mach dir bewusst, dass es immer einen Ausweg gibt. Die Politik arbeitet auf allen Ebenen daran, finanzielle Hilfen für Selbstständige und Unternehmen auf die Beine zu stellen. Niemand bleibt allein.

Mit dieser Gewissheit fällt es leichter, mit der Corona-Krise umzugehen und Lösungen für die anstehenden Probleme zu finden. Kopfloser Aktionismus hilft ebenso wenig wie lähmende Panik. Damit du die richtigen Entscheidungen triffst, solltest du auch in hektischen Zeiten strukturiert vorgehen. Halte dich am besten an die folgenden fünf Schritte:

  1. Den Alltag neu organisieren
  2. Notfallplan erstellen und Liquidität sichern
  3. Kurzfristige Maßnahmen ergreifen, um die Krise zu meistern
  4. Mittelfristige Maßnahmen ergreifen, um die Zeit zu nutzen
  5. Langfristige Perspektiven entwickeln, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein.

1. Den Alltag neu organisieren

Das Wichtigste ist, dass wir alles tun, um die Coronavirus-Pandemie zu verlangsamen. Das gelingt nur, wenn wir unsere sozialen Kontakte auf ein Minimum beschränken. Konkret bedeutet das: Wer kann, sollte jetzt im Homeoffice arbeiten. Richte dir zu Hause einen Arbeitsplatz ein, vernetze dich digital mit deinen Geschäftspartnern und Beschäftigten und überlege dir, wie du die Abläufe in deinem Unternehmen an die gegebene Situation anpassen kannst.

Versuche, die Kinderbetreuung so zu organisieren, dass dir feste Zeiten zum Arbeiten bleiben, fülle den Kühlschrank auf und denke auch daran, dass deine Eltern oder Großeltern versorgt werden. Erst wenn du diese grundlegenden Dinge geklärt hast, hast du den Kopf frei für die nächsten Schritte.

2. Notfallplan erstellen und Liquidität sichern
* Wenn du schon gegründet hast *

Deine vorrangige Aufgabe besteht jetzt darin, deine Liquidität zu sichern. Dafür brauchst du erstmal ein genaues Bild der Lage. Erstelle dir einen Liquiditätsplan bzw. passe deinen alten Plan an die neue Situation an.

Überlege dann, welche Rechnungen sich aufschieben lassen, ob du deine Kosten (beruflich und privat) senken kannst und wo du jetzt noch Geld herbekommst. Nimm Kontakt zum Finanzamt und zur Bank auf, versuche, eine Senkung oder Stundung deiner Miete auszuhandeln, storniere alle Buchungen, die sich stornieren lassen und nicht notwendig sind, handele Ratenzahlungen aus, kurzum: Lass nichts unversucht, um deine Zahlungsfähigkeit zu erhalten.

3. Kurzfristige Maßnahmen ergreifen, um die Krise zu meistern

Wenn du deinen Alltag einigermaßen geregelt und deine Liquiditätsplanung aktualisiert hast, ist es Zeit, kurzfristige Maßnahmen zu prüfen, mit denen du deine wirtschaftliche Existenz sichern kannst. Überlege, wie du vielleicht doch noch Einnahmen erzielen kannst, um einigermaßen über die Runden zu kommen. In den Medien finden sich jeden Tag neue Beispiele unternehmerischer Kreativität: Restaurants, die auf Lieferservice umstellen, kleine Läden, die Soli-Gutscheine für „die Zeit danach“ verkaufen, Yogalehrerinnen, die online unterrichten, Taxifahrer, die Einkäufe zu Quarantänepatienten bringen etc.

Hast du deine Gründung bereits vollzogen und musst jetzt mit ansehen, wie die Kosten weiterlaufen, während die Einnahmen ausbleiben, solltest du dich über Zuschüsse und Hilfskredite für Selbstständige informieren und zeitnah die entsprechenden Anträge stellen. Sowohl vom Bund als auch von den einzelnen Bundesländern gibt es Finanzhilfen für Solo-Selbstständige und Unternehmen.

Steckst du noch mitten in den Vorbereitungen für deine Gründung und hattest eigentlich geplant, in Kürze an den Markt zu gehen, solltest du deinen Zeitplan überdenken. Vielleicht kannst du deine Eröffnung aufschieben – oder musst es sogar?

Vergiss dabei nicht, dass nicht alle Branchen von der Krise gleichermaßen betroffen sind und nicht alle Selbstständigen jetzt verzagen müssen. Denken wir zum Beispiel an den medizinischen Bereich, die Spielebranche, E-Commerce, bargeldlose Zahlungsmittel, Apps für Remote-Work, E-Learning – um nur einige Sektoren zu nennen, die von der gegenwärtigen Krise nicht betroffen sind oder sogar profitieren können. Wenn du in einem dieser Bereich unterwegs bist, kann dein Start in die Selbstständigkeit auch unter diesen schwierigen Vorzeichen gelingen.

Tipp: Die KfW ist als Förderbank des Bundes aktuell wieder als Krisenhelfer gefordert. Ihre Aufgabe ist es, die von der Bundesregierung beschlossenen Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen praktisch abzuwickeln.

Im Podcast „KriseChance“ der Firmenhilfe Hamburg vom Mai 2020 erläutert Lars Testorf von der KfW im Gespräch mit Marco Habschick, wie die KfW Unternehmen und Gründer*innen unterstützt und was du mit ins Bankgespräch nehmen kannst. 

4. Mittelfristige Maßnahmen ergreifen, um die Zeit gut zu nutzen

Sobald sich die Lage etwas beruhigt hat, kannst du die Zeit für mittelfristige Maßnahmen nutzen, mit denen du dein Business trotz Corona-Krise nach vorne bringst. Bestimmt gibt es Dinge, die im Tagesgeschäft liegengeblieben sind und die du endlich abarbeiten kannst: Konzepte schreiben, Unterlagen ordnen, den Laden streichen, die Website auf Vordermann bringen, sich online weiterbilden – es gibt vieles, was du jetzt sinnvoll tun kannst.

Außerdem lohnt es sich immer, das eigene Geschäftsmodell noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Garantiert lässt sich daran noch etwas verbessern. Die Kernfrage, die du dir stellen solltest, ist: Wie kannst du deine Geschäftsidee noch perfekter an den Bedürfnissen deiner Zielgruppe ausrichten? Gibt es zum Beispiel Wege, deine Idee auch digital zu verwirklichen? Und etwas allgemeiner: Wie kannst du deine Kernfähigkeiten einsetzen, um jetzt zu helfen und die Bedürfnisse, die in der Corona-Krise entstehen, zu befriedigen?

Patrick Stähler, Experte für Geschäftsmodelle, gibt Tipps, wie bereits gestartete Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen ihr Geschäftsmodell in der Krise anpassen können.

Deine Überlegungen können auch dazu führen, dass du deine Selbstständig erstmal auf Eis legst und für einige Zeit wieder in deinen alten Beruf zurückkehrst. Vor allem, wenn du im Gesundheitssektor tätig warst, ist dein Know-how sicherlich gefragt. Wir müssen alle lernen, umzudenken. Wenn du jetzt beweist, dass du flexibel auf die neuen Anforderungen reagieren kannst, wirst du am besten aus der Krise herauskommen.

Falls du noch einen festen Job hast, aber vielleicht schon in Kurzarbeit bist, könntest du die gewonnene Zeit nutzen, um eine Existenzgründung ins Auge zu fassen bzw. dein Vorhaben gründlich vorzubereiten. Insbesondere eine nebenberufliche Gründung hat viele Vorteile, wie sich gerade jetzt zeigt, wo die Wirtschaft Achterbahn fährt: Sie bietet dir als zweites Standbein mehr Unabhängigkeit und erweitert deine wirtschaftliche Basis.

In diesem Zusammenhang ist besonders der Solopreneurship-Ansatz interessant. Er setzt auf Geschäftsmodelle, die sich sehr schlank, schnell und risikoarm umsetzen lassen. Und mit dem Gründungszuschuss der Arbeitsagentur als Starthilfe lässt sich auch aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen. 

“Das ist genau wie bei Aktien, man kauft in der Krise. Das heißt, ich möchte mich in der Krise so gut wie möglich vorbereiten, um danach durchzustarten zu können", so Alexander Leutloff. Er eröffnete seine Tanzschule in Greifswald während der Pandemie, mit 22 Jahren. Die Räume waren da, die Tänzer*innen nicht. Die Corona-Verordnungen ließen es nicht zu. Deswegen machte er aus seinem Tanzstudio kurzerhand ein Corona-Testzentrum. Jan und er diskutieren, ob es eine gute Idee ist, die (Corona-) Krise zu nutzen, um schnell weitere Standorte zu eröffnen.

5. Langfristige Perspektiven entwickeln, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein

Unsere Gesellschaft wird nach der Corona-Krise nicht mehr dieselbe sein, wie vorher. Das bedeutet, dass auch unsere unternehmerischen Antworten auf wichtige Probleme sich verändern werden. Was wird zukünftig besonders gebraucht bzw. nachgefragt?

Natürlich kann diese Frage niemand mit Gewissheit beantworten. Aber es kann nicht schaden, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen. Nimm aufmerksam wahr, welche Chancen sich ergeben und welche Trends sich abzeichnen. Dann bist du bestens vorbereitet, wenn die Coronavirus-Pandemie eingedämmt ist und sich unser Alltag wieder normalisiert – was hoffentlich bald der Fall sein wird.

So entwickelst und veränderst du dein Geschäftsmodell

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Patrick Stähler – Experte für Geschäftsmodelle – beantwortet eure eingesandten Fragen


  • Wie gehe ich mit der Krise um?
  • Wie können Ideen während der Krise finanziert werden?
  • Wie gehen Marketing und Kundengewinnung in der Krise?
  • Wie beuge ich Krisen vor?
  • Welche Gründungstipps oder -Ideen gibt es in der Krise?
  • Gibt es krisensichere Geschäftsideen?

Die Mutmacher - vom Hinfallen und Wiederaufstehen

Die KfW stellt in der Serie „Die Mutmacher“ Gründer*innen vor, die die Herausforderungen der Corona-Pandemie bewältigen – mit Mut und Kreativität haben sie Ihre Geschäftsmodelle angepasst und mit neuen Vertriebswegen und Standbeinen ihren Weg aus der Krise gefunden. Drei Beispiele, die wirklich Mut machen, neue Wege einzuschlagen.

Ein Wohnzimmer für Männer geht online

Nur zwei Wochen nach der Eröffnung des KLAUS Barber X Shop musste er schließen. Die Gründer Dominic Hammer und Sascha Mozdzierz brachten in nur 16 Tagen ihren Online­shop auf den Markt und vertreiben so ihre Klamotten, Pflege­produkte und Spirituosen. 

Australisches Frühstück für zu Hause

Marie Kotte und Tristan Garrett bringen mit ihrem Marshall Street Coffee australische Frühstücks­kultur nach Hamburg. Doch das gerade eröffnete Café muss wegen des Lockdowns schließen. Mit einer neuen Speisekarte und ihrem Lieferservice bringen sie nun ihre Spezialitäten direkt an die Haustür.

Ein Riesen-Tablet hilft in der Krise

Für TAVLA-Gründer Martin Petzold war es in der Pandemie plötzlich unmöglich, Neukunden für seine sprach- und touch­gesteuerten Geräte für Senioren­heime zu generieren, weil diese nicht getestet werden konnten. Er startete also ein neues Projekt – sein Angebot "Service plus" unterstützt Mitarbeiter*innen in Senioren­heimen bei den täglichen Aufgaben.

Ergebnis der Umfrage zur Betroffenheit durch COVID-19-Pandemie


Wir bei der Gründerplattform wollten herausfinden, wie Gründer*innen und Gründungsinteressierte von der Corona-Pandemie betroffen sind.

  • Welche Probleme sind bei dir akut?
  • Was brauchst du, damit es bei dir weitergeht?

Hier findest du das Ergebnis unserer Blitzumfrage!
Diese Gründerplattform-Umfrage ist in Zusammenarbeit mit KfW Research entstanden.

Danke an alle, die an der Umfrage teilgenommen haben.

Unsere Gründerplattform wurde von über 4.000 Personen mit 

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bhp