Technologie­transfer

Was es bringt, technisches Wissen weiterzugeben

Wir leben in einer Wissensgesellschaft. Wirtschaftlicher Fortschritt und Wachstum basieren immer mehr auf individuellem oder kollektivem Wissen aus Forschung und Entwicklung, das zum Beispiel in Form neuer Technologien oder Dienstleistungen verkauft wird. In Zeiten von Globalisierung, Digitalisierung und einer immer schnelleren Weiterentwicklung technologischer Möglichkeiten gewinnt der Wissens- und Technologietransfer zwischen verschiedenen Ländern und Akteuren an Bedeutung. Aber der Mensch war schon immer auf die Zusammenarbeit mit anderen angewiesen. Egal, ob beim Jagen in der Steinzeit, in Landwirtschaft und Industrie oder bei der Stadtverwaltung – der gesellschaftliche Fortschritt wäre ohne länder- und kontinentübergreifenden Wissensaustausch und Zusammenarbeit nicht möglich gewesen. 

Der aktuelle Trend bewegt sich in Richtung Dezentralisierung und Open Sources. Was sich dahinter verbirgt: Hierarchien werden flacher, Unternehmen denken global statt national und so nimmt auch der offene Austausch von Wissen einen höheren Stellenwert ein. Doch wie genau funktioniert das? Was bringt die Zusammenarbeit und hat sie nicht auch Nachteile? Und wie profitierst du als Gründer*innen vom Technologietransfer? All das beantworten wir dir in diesem Artikel.

Technologietransfer einfach erklärt

Wenn verschiedene Akteur*innen ihr Wissen und ihr technologisches Know-how zusammenschmeißen, kann daraus etwas entstehen, was sie allein mit ihrem Teilwissen nicht entwickeln könnten. Eine Forscherin, die eine neue Theorie entwickelt, kann diese in der Regel nicht allein in die Praxis umsetzen. Ein Erfinder, der anhand der Theorie eine neue Maschine entwickelt, hat oft nicht die Ressourcen oder das Interesse, diese auf Masse zu produzieren und zu verkaufen. Und ein Unternehmen ist wiederum häufig auf Forschung und Erfindungsgeist angewiesen, um innovative Produkte zu entwickeln und das bestehendes Angebot zu optimieren. 

Technologietransfer ermöglicht es also, die Ressourcen einzelner Akteur*innen zu kombinieren, um damit bessere Ergebnisse zu erzielen. Im Idealfall haben alle etwas davon. Diejenigen, die ihr Know-how weitergeben, erhalten etwa Lizenzgebühren und die Gelegenheit, dabei zu sein, wenn ihr Wissen in die Praxis umgesetzt wird. Die Know-how-Empfänger*innen können ein neues Produkt entwickeln, um es am Markt zu vertreiben und damit Geld zu verdienen. 

Der Wissens- und Technologietransfer findet typischerweise zwischen folgenden Akteuren statt:

  • Universitäten/Hochschulen und Unternehmen
  • verschiedene Standorte eines Unternehmens
  • Tochtergesellschaften eines Konzerns
  • Industrienationen und sogenannte Entwicklungsländer

Definition und Ablauf: Was ist Technologietransfer und wie findet er statt?

Der wörtlichen Bedeutung entsprechend werden beim Technologie- und Wissenstransfer Technologien und Wissen auf andere Anwendungsbereiche übertragen. Das geschieht mit dem Ziel, den Nutzungsgrad dieser Technologien oder der Forschungsergebnisse zu erhöhen. Wenn sie sich effektiver nutzen lassen, ermöglichen sie Innovationen, Wirtschaftswachstum und Wohlstand innerhalb einer Region oder eines Staates. 

Arten und Ablauf des Technologietransfers

Da er in den unterschiedlichsten Bereichen Anwendung findet, gibt es viele verschiedene Arten des Technologietransfers. Zu unterscheiden ist zunächst zwischen internem und interorganisationalem Technologietransfer: Der eine findet innerhalb eines Unternehmens zwischen verschiedenen Abteilungen bzw. Tochtergesellschaften statt, der andere zwischen verschiedenen voneinander unabhängigen Organisationen. Der Austausch kann vertikal, also zwischen Universitäten oder Hochschulen als Wissensgeber und wirtschaftlichen Unternehmen als Wissensnehmer stattfinden. Oder er findet horizontal auf derselben Ebene statt, wenn Forschungseinrichtungen oder Unis bzw. Unternehmen untereinander kommunizieren.

Der Technologietransfer kann entweder direkt zwischen den Beteiligten erfolgen oder indirekt, indem die Transferpartner von einem Transfermittler zusammengebracht werden – zum Beispiel durch die Industrie- und Handelskammer. Möglich sind zwei Richtungen: Wissen und Technologien werden in der Forschung entwickelt und anschließend zur Umsetzung in die Wirtschaft gegeben. Oder Unternehmen geben Forschungen oder Erfindungen aus einer konkreten Problemstellung heraus in Auftrag. 

Die Wissen gebende Organisation kann die Technologie passiv zur Verfügung stellen oder aktiv in die Umsetzung involviert sein und beratend zur Seite stehen. Und dann gibt es noch einen Unterschied zwischen gegenstandsbezogenem und verfahrensbezogenem Technologietransfer: Beim einen geht es um Know-how bezüglich eines Produkts oder seiner Zusammensetzung, beim anderen um ein bestimmtes Verfahren, also zum Beispiel einen Herstellungsprozess.

Ablauf an einem Beispiel

Im wirtschaftlichen Bereich wird Wissen in der Regel über Lizenzen geteilt. Unternehmen bezahlen also Geld, um eine bestimmte Technologie nutzen zu dürfen. Stell dir vor, ein Doktorand hat im Rahmen eines Forschungsprojektes ein besonders schonendes Verfahren entwickelt, mit dem du dein Produkt schneller und nachhaltiger herstellen kannst. Der Erfinder wird zum Lizenzgeber, du zum/zur Lizenznehmer*in. Gemeinsam formuliert ihr einen Lizenzvertrag. Darin wird festgehalten, welche Lizenzrechte du bekommst und wie hoch die Lizenzgebühr ist, die du dafür bezahlen musst. Sie richtet sich oft anteilig danach, wie viel du mit dem Lizenzprodukt verdienst, das du mithilfe des Verfahrens herstellst. Zudem enthält der Vertrag meist eine Verschwiegenheitsklausel, die den Lizenzgeber und auch dich als Unternehmer*in absichert. 

In vielen Fällen findet ein gemischter Technologietransfer statt, der auch einen patentrechtlichen Bestandteil enthält. Benötigst du etwa eine entsprechende Maschine, um das Verfahren anwenden zu können, musst du auch für die Patentrechte an der Maschine bezahlen. Vorausgesetzt natürlich, dass dafür ein Patent angemeldet wurde. Wenn du möchtest und die Person, die dir die Lizenz erteilt, dazu bereit ist, kannst du zusätzlich ihre Beratung im Sinne eines aktivierten Technologietransfers in Anspruch nehmen. 

Nutzen und Antrieb

Nun fragst du dich vielleicht, warum du dein Wissen und dein technisches Know-how mit anderen teilen solltest – oder warum andere dir ihre Kenntnisse zur Verfügung stellen würden. Wäre es nicht besser, alles für sich zu behalten und den Erfolg mit niemandem teilen zu müssen? Die Frage ist, ob du allein überhaupt so erfolgreich werden kannst. Wir alle sind auf gegenseitige Unterstützung angewiesen – vor allem Gründer*innen. Was bringt eine tolle Erfindung oder neue Erkenntnis, wenn sie in der Schublade verstaubt und nie angewendet wird? Und wie sollen ohne forschungsbasiertes Wissen hochwertige Produkte hergestellt werden können? Die Wirkung von Technologie- und Wissenstransfer ist, dass er Know-how nutzbar und Herstellungsprozesse effizienter macht. So können bessere Ergebnisse erzielt werden, die zu wirtschaftlichem Wachstum und letztlich zu einem erfolgreichen Business führen.

Wissens- und Technologietransfer in Deutschland

In Deutschland spielt der Technologietransfer eine wichtige Rolle. Im Hinblick auf Globalisierung und Digitalisierung profitieren wir zum Beispiel von Wissen aus der internationalen Tech- und Robotik-Branche. Als eine der wirtschaftsstärksten Nationen gibt Deutschland aber auch selbst Wissen und technisches Know-how an andere Länder weiter. Schwerpunkte sind unter anderem die Verkehrs- und Automobilbranche, aber auch Maschinen- und Anlagebau, moderne Agrarwirtschaft sowie die Chemie- und Pharmaindustrie.

Innerhalb Deutschlands erfolgt der Austausch von Wissen und Technologien vorwiegend zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden speziell gefördert, um Ausgründungen (Spin-offs) zu ermöglichen. Seit der Abschaffung des Hochschullehrerprivilegs im Jahr 2002 bestehen formal bessere Möglichkeiten, Forschungsergebnisse und Erfindungen in die Wirtschaft zu transferieren. Auf wirtschaftlicher Seite sind primär große und mittelständische Unternehmen mit von der Partie. Doch auch für Startups und Gründer*innen gibt es Förderprogramme, die hauptsächlich Innovationen im Bereich der Digitalisierung, künstlichen Intelligenz und Industrie 4.0 ankurbeln sollen.

Welche Rolle spielt Technologietransfer für Startups & Gründungen?

Als Gründer*in profitierst du besonders von Wissens- und Technologietransfer. Er kann den Startschuss für dein eigenes Business geben! Falls du noch studierst, kannst du dich direkt von deiner Uni oder Hochschule unterstützen lassen. Geh einfach mal zur örtlichen Gründungsberatung, die heutzutage in vielen Städten kostenfrei angeboten wird. Die Mitarbeiter*innen helfen dir dabei, Förderungen zu beantragen oder Kontakte zur Wirtschaft herzustellen. Außerdem werden an vielen Standorten Ausgründungen aus der Hochschule gefördert. Passende Ansprechpartner*innen findest du, indem du auf der Gründerplattform durch Eingabe deiner Postleitzahl nach Beratungsangeboten filterst.

Bist du selbst nicht mehr an der Uni, kannst du dich je nach Region bei verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen oder Transfermittlern informieren. Mögliche Anlaufstellen sind:

Bundesweit:

Regional:

Lage regional (Standort Augsburg), aber führt auch u.a. überregionale Projekte durch:

Besonders gefördert werden in der Regel technologieorientierte, innovative und auch nachhaltige Gründungsideen. Auf der Gründerplattform findest du eine Übersicht der Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten, zum Beispiel durch Gründerstipendien oder Gründungszuschüsse. Angeboten werden diese häufig von Universitäten und Hochschulen, um die kommerzielle Umsetzung von Forschungsergebnissen und Erfindungen zu unterstützen. Nach Eingabe deiner Postleitzahl kannst du dir auch Angebote zur kostenlosen Gründungsberatung in deiner Region anzeigen lassen.

Wenn du selbst kein Startup gründen willst, sondern als Wissenschaftler*in oder Erfinder*in arbeitest, kannst du dein Wissen weitergeben und deine Forschung auf diesem Wege kommerzialisieren. Viele Unis, Hochschulen und auch Unternehmen bieten spezielle Forschungs- und Entwicklungskooperationen an oder geben diese in Auftrag. Geld verdienen kannst du mit deinem Wissen, indem du Lizenzen für angemeldete Patente und andere Schutzrechte verkaufst. Neben verschiedenen Forschungsstipendien gibt es seit 2020 auch eine steuerliche Förderung in Höhe von 25 Prozent der förderfähigen Ausgaben für Unternehmen, die selbst forschen oder Forschung in Auftrag geben. 

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Wer kontrolliert den Technologietransfer?

Vor allem beim internationalen Technologietransfer stellt sich die Frage, ob und welches Wissen an wen weitergeleitet werden sollte – und an wen lieber nicht. Grundsätzlich richtet sich die vertragliche Ausgestaltung jedes Wissens- und Technologietransfers nach den lizenzrechtlichen Regelungen der jeweiligen Länder. Für die Entwicklungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Ländern des Globalen Südens ist die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zuständig. Sie steckt den Rahmen, organisiert und kontrolliert entsprechende Projekte.

In bestimmten Bereichen, vor allem, wenn es um Waffen und Rüstzeug geht, ist beim Technologietransfer besondere Vorsicht geboten. Auch ohne böse Absichten kann es sein, dass eine Technologie oder ein Verfahren vom Empfängerland zu militärischen Zwecken missbraucht wird. Daher müssen bestimmte Regelungen zur Exportkontrolle eingehalten werden. Für den Export sogenannter gelisteter Technologie aus den Bereichen Rüstung, Trägertechnologie sowie chemischer, biologischer und nuklearer Waffensysteme ist eine Genehmigung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) nötig. Besteht der Verdacht, dass die Technologie missbraucht werden könnte, oder handelt es sich um Zielstaaten, die mit Sanktionen oder einem Embargo belegt sind, musst du ebenfalls Kontakt mit dem BAFA aufnehmen. 

Mehr Informationen über die Exportkontrolle bei Wissens- und Technologietransfer findest du auf dem Merkblatt Technologietransfer des BAFA.

Fazit

Der Wissens- und Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen sowie verschiedenen Ländern hat für dich als Gründer*in viele Vorteile. Er bietet ideale Voraussetzungen für die Gründung eines Tech-Startups, digitale Transformation und disruptive Innovationen. Durch die Zusammenarbeit von Wissensgeber*innen und praktisch Umsetzenden können neue Ideen und Produkte entstehen oder Herstellungsprozesse effizienter gestaltet werden. Der Technologietransfer birgt aber auch Gefahren, vor allem, wenn er international stattfindet und es um Wissen geht, das potenziell zur Herstellung von Waffen und ähnlich Bedrohlichem missbraucht werden könnte. Es ist daher wichtig, genau zu prüfen, welche Partner*innen du dir da ins Boot holst.

Wenn du mithilfe von Wissens- und Technologietransfer dein erfolgreiches Business aufziehen möchtest, dann leg jetzt los und setz dich an deinen Businessplan!

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bhp