Deine Geschäftsidee testen – aber wie?

10 Testmethoden im Überblick und der Weg dahin

Die Geschäftsidee steht, du bist voller Energie und möchtest am liebsten gleich loslegen und sie in ihrer vollen Blüte in die Welt tragen. An diesem Punkt solltest du jedoch einmal innehalten – denn viele Gründer*innen und Innovator*innen setzen ihre Idee zu früh um und machen so aus ihrer Vision einen Flop.

Das Testen der Geschäftsidee minimiert dein Risiko, auf dem Markt zu scheitern. Wir unterstützen dich dabei, deine Idee mithilfe strukturierter Kreativität zu testen und sie damit aufs nächste Level zu heben. Dich erwarten, neben praktischen Testmethoden, viele Grundlageninfos, die wichtig sind, damit beim Testen nichts schiefgeht. Aber erstmal widmen wir uns der Frage: Warum musst du deine Geschäftsidee testen?

Machen Sie nicht den Fehler, Geschäftsideen ohne Beweise umzusetzen: Testen Sie Ihre Ideen gründlich, egal, wie toll sie in der Theorie zu sein scheinen.

den Autoren des Buches „Testing Business Ideas“, David J. Bland und Alexander Osterwalder

Geschäftsidee testen und Risiko verringern

Viele Gründer*innen setzen ihre Idee zu früh um – die Auswirkungen zeigen sich dabei erst später und viele Fehler hätten durch vorheriges Testen verhindert werden können. Laut KfW-Gründungsmonitor 2020 beenden im Laufe von drei Jahren 30 Prozent der Gründer*innen ihre Existenzgründung wieder. In allen vorher angefertigten Präsentationen, Tabellen, Rechnungen und im Businessplan erscheint die Idee meist sinnvoll und umsetzbar. Aber wie es in der Praxis aussieht, lässt sich meist schwer vom Papier ablesen. Die Geschäftsidee vor der Umsetzung zu testen, minimiert das Risiko, realitätsferne Ideen umzusetzen. Außerdem kannst du wertvolle Informationen sammeln, die deine Idee noch besser machen. 

Eine Sache hat dabei jedoch nichts zu suchen – und zwar der Perfektionismus. Alles perfekt machen zu können, ist eine Illusion, die du auch als solche betrachten solltest. Komme lieber schnell ins Handeln und profitiere von deiner Anfangsenergie und Euphorie. Der Effectuation-Ansatz der Professorin für Entrepreneurship Saras Sarasvathy kann dabei helfen. Er besagt, dass die Zukunft nicht vorhergesagt werden kann und es demnach wichtiger ist, sie zu gestalten. Die Quintessenz: Wir können noch so gut planen – gegen den Zufall sind wir niemals ganz gefeit. Warum also so viel Energie darauf verschwenden? Saras Sarasvathy fand heraus, dass erfolgreiche Unternehmer*innen keine Angst vor dem Zufall haben, sondern ihn für sich nutzen. Du solltest dir klarmachen, welche Testmethode du zu welchem Zeitpunkt auswählst und wieso. Darin liegt der Schlüssel. Wenn du dies für dein Vorhaben definiert hast, kannst du dich daran weiter hangeln. Dadurch trägst du zur Risikominimierung beim Eintritt deiner Idee in den Markt bei. 

Die Gleichung ist: Schlüsselhypothese + Schlüsselerkenntnis = Risikominimierung

Es ist ein bisschen so wie bei den Steckspielen für Kinder – es wird so lange versucht, den Klotz in die verschieden förmigen Löcher zu stecken, bis er passt. Nur, dass deine Geschäftsidee dynamisch ist und der Klotz nicht. Du hast nach jedem Test die Möglichkeit, deine Idee zu hinterfragen und anzupassen.

Hörempfehlung: Du möchtest mehr zum Thema Effectuation wissen? Dann höre dir den Ideencouch-Podcast mit der „Social Voice of Effectuation“ im deutschsprachigen Raum, Michael Faschingbauer, an! 

Online oder offline testen?

Das Internet macht es dir besonders leicht, deine Geschäftsidee zu testen. Denn Google & Co. sind fest in unseren Alltag integriert und sammeln fleißig Daten. Google Analytics und andere Programme können dir dabei helfen, diese Daten für dich zu nutzen. So kannst du in recht kurzer Zeit viele Informationen über deine Zielgruppe und deren Nutzerverhalten bekommen. Du kannst schauen, wonach deine potenziellen Kund*innen suchen, auf was für Trends sie aufsteigen und welche Lösungsansätze sie online recherchieren. Social Media, E-Mails und Onlineumfragen ermöglichen dir den direkten Kontakt mit deiner Zielgruppe. Wenn du diese Kommunikationswege und Datensätze richtig nutzt, können sie sehr wertvoll für dich und deine Geschäftsidee sein. 

Offline-Tests haben jedoch auch Vorteile. Du kannst den Personen direkt in die Augen blicken, siehst Gestik und Mimik und kannst mit den Testpersonen interagieren. Im Bestfall kombinierst du beide Methoden miteinander. 

Zehn ausgewählte Testmethoden im Schnelldurchlauf

Wenn der Klotz deine Geschäftsidee ist, dann sind die verschiedenen Löcher die Testmethoden, die entweder online oder offline durchgeführt werden können. Wir stellen dir im Schnelldurchlauf zehn ausgewählte Testmethoden vor, damit du dir ein Bild davon machen kannst, wie so ein Geschäftsideen-Test aussehen könnte. Wenn du mehr Testmethoden kennenlernen möchtest, empfehlen wir dir das in der Einleitung erwähnte Buch „Testing Business Ideas“. Dort findest du 44 unterschiedliche Testmethoden und detaillierte Beschreibungen dazu. 

1. Trends entdecken – welche Begriffe werden online am meisten gesucht?

Wie bereits erwähnt, können bestimmte Programme, wie Google Trends oder der Google Keyword Planner, nützlich sein, um herauszufinden, wonach deine Zielgruppe online sucht, für welche Probleme sie online eine Lösung finden möchten und welche Themen ihr vermutlich wichtig sind. Diese Informationen kannst du für weiterführende Tests oder dein Suchmaschinenmarketing nutzen. Behalte jedoch im Hinterkopf, dass online nur Daten gesammelt werden, die auch eingegeben wurden – und überlege dir, ob und inwiefern diese Informationen dir bei deinem Geschäftsideen-Test helfen können. 

2. Eine Website erstellen

Ebenso wie bei E-Mails ist die Erstellung einer Websiterelativ preiswert – denn es gibt mittlerweile viele kostengünstige Anbieter, die vorgefertigte Templates bereitstellen. Auf der Landingpage sollte dein Wertangebot deutlich sichtbar sein, ebenso wie das Problem und dein Lösungsangebot für die Zielgruppe. Damit du wirklich einen Nutzen aus der Website ziehen kannst, solltest du aktiv auf sie aufmerksam machen. Um beweiskräftig zu sein, sollte sie möglichst mehr als 100 Mal am Tag aufgerufen werden. Anhand der gesammelten Daten kannst du dann analysieren, was die Zielgruppe am meisten anspricht, wie lange sie auf der Seite verweilt etc.

3. E-Mail-Kampagnen

E-Mail-Kampagnen sind relativ preiswert und es gibt mittlerweile viele kostengünstige Tools, mit denen E-Mail-Kampagnen erstellt, versendet und ausgewertet werden können. Damit du eine E-Mail an Personen versenden darfst, benötigst du jedoch eine Einwilligung. Diese Einwilligung kann bereits als Signal dafür gesehen werden, dass jemand an deiner Idee interessiert ist. Sobald du genug Abonnent*innen hast, kannst du mithilfe von Analyseprogrammen auswerten, welche Inhalte bzw. Buttons in der Mail besonders häufig geklickt werden. Wenn du noch keine Webseite hast, bei der man sich für den Newsletter anmelden kann, kannst du auch bei deiner Zielgruppenbefragung das Interesse und die Einwilligung für einen Newsletter erfragen.

Tipp: Bei Online-Angeboten hast du generell immer die Möglichkeit, ein A/B-Testing durchzuführen. Dies bedeutet, dass du beispielsweise zwei unterschiedliche Webseiten erstellst, ein Element (beispielsweise die Position von Bildern oder Buttons) veränderst und dann schaust, welche Version besser bei deiner Zielgruppe ankommt. Begleitend können Interviews ebenfalls hilfreich sein. 

4. Pretend-to-own

Ein bekanntes Beispiel für diese Testmethode ist Dropbox – denn Dropbox hat einfach so getan, als würde es etwas geben, das es noch nicht gab. Sie haben ihre Vision anhand eines Videos erklärt und anhand dessen 70.000 Personen dazu animiert, sich auf der Warteliste einzutragen. 

5. Pop-up-Store

Ein Pop-up-Store ist ein temporärer Verkaufsort für deine Produkte oder Dienstleistungen. Du kannst einen Pop-up-Store eröffnen, um deine Geschäftsidee oder deine Produkte risikoarm zu testen und gleichzeitig deine Zielgruppe besser kennenzulernen. Für B2B-Zielgruppen ist ein Pop-up-Store jedoch nicht geeignet – gehe für diese Zielgruppe lieber auf Messen oder zu Konferenzen und miete dort einen Stand. Alles rund um Pop-up-Stores und für welche Branchen sich ein solcher Store eignet, findest du in unserem Beitrag dazu.

6. Vorverkauf

Beim Vorabverkauf bietest du ein Produkt oder eine Dienstleistung an, die noch gar nicht existiert. So kannst du die Nachfrage ermitteln, noch bevor du dein Angebot produziert hast. Dazu kannst du etwa eine Landingpage erstellen, auf der du dein Angebot anpreist. Es kann sinnvoll sein, kenntlich zu machen, dass es sich um einen Test handelt – denn es könnte sonst passieren, dass du potenzielle Kund*innen verärgerst. Du kannst den/die Interessent*innen z. B. auf eine Warteliste schreiben und sie darüber informieren, wann es dein Produkt wirklich gibt. 

7. Prototyping

Der Aufwand, um einen eigenen Prototypen zu erstellen, kann sehr variieren. Ein Prototyp ist dabei eine Rohversion des angestrebten Produkts oder der angestrebten Dienstleistung. Das Motto ist: Einfach mal ausprobieren und herumbasteln. So kannst du dich an die endgültige Version deines Produkts/deiner Dienstleistung herantasten. Ein Papierprototyp ist ideal, um die Idee schnell und ohne viel Aufwand zu testen. Du skizzierst deine Idee auf Papier und legst diese Skizzen einigen Interviewpartnern vor. Diese Art des Prototyping eignet sich besonders für Softwareprodukte. 

Beim lebensechten Prototypen baust du dein Produkt so gut wie möglich nach und testest dieses mit einer kleinen Gruppe von potenziellen Kund*innen. Dabei beobachtest du den Umgang der Personen mit deinem Prototypen und stellst ihnen Fragen. Um herauszufinden, ob jemand für deine Idee etwas bezahlen würde, kannst du zudem einen Vorverkauf deines Prototypen planen.

8. Interviews und Gespräche

Rede mit anderen – das ist immer eine gewinnbringende Idee und kann sehr hilfreiche Informationen für dich bereithalten. Dabei sind nicht nur Interviews mit potenziellen Kund*innen spannend. Auch Gespräche mit Schlüsselpartner*innen, Stakeholder*innen, Zulieferer*innen und Expert*innen sind sehr wertvoll und geben dir einen Einblick in ihre Gedankenwelt und ihre Einstellung gegenüber deinem Angebot. Beim Geschäftsideen-Test für das Businessplan-Tool der Gründerplattform wurden beispielsweise acht Personen interviewt. Sie haben kurz und knapp beschrieben, wie sie sich einen digitalen Assistenten zum Schreiben von Businessplänen vorstellen und was ihnen wichtig ist. Ihre Antworten zu jeder Kategorie wurden nebeneinander auf einem Poster dargestellt, wodurch sie leicht vergleichbar waren. Daraus wurden die Prioritäten für die Produkterstellung abgeleitet. 

Denke jedoch dran: Worte sind weniger beweiskräftig als Taten. Interviews sind oft ein guter Ausgangspunkt, der dann weiterführend mit anderen Testmethoden kombiniert wird. 

Tipp: Es gibt Events, die Gründer*innen dabei unterstützen, mithilfe der Schwarmintelligenz ihre Geschäftsidee zu optimieren. Denn ein starkes und kompetentes Netzwerk kann dich dabei unterstützen, deine Idee zu testen. Ein Beispiel für ein solches Event ist das LaborX, das von Prof. Dr. Günter Faltin 1999 entwickelt wurde.

9. Minimum Viable Product (MVP)

Die Idee des MVP stammt aus der Lean-Startup-Bewegung. Beim MVP gehst du zuerst mit einer kleinen Auswahl deines Gesamtangebots (also dem Kern deines Angebots) auf den Markt und erweiterst das Angebot step by step. Diese Testmethode eignet sich insbesondere für innovative Geschäftsideen, die sich in einer dynamischen Branche bewegen – wie es typischerweise bei digitalen Geschäftsmodellen der Fall ist. Wie du sie besten anwendest, kannst du in unserem Beitrag „Wie du mit einem Minimum Viable Product durchstartest“ lesen. 

10. Crowdfunding – die Schwarmfinanzierung

Beim Crowdfunding handelt es sich um eine „Schwarmfinanzierung“ der Geschäftsidee. Das benötigte Kapital wird von einer Vielzahl verschiedener Geldgeber*innen (der Crowd, auf Deutsch: Menschenmenge) bereitgestellt. Diese Testmethode liefert hervorragende Belege für das Interesse an einer Geschäftsidee, da Personen sie mit Geld unterstützen und nicht nur mit Worten. Sie eignet sich jedoch nicht, um herauszufinden, ob die Geschäftsidee überhaupt technisch machbar ist – dies sollte bereits vorher klar sein. Ein klar definiertes Wertangebot ist ein Muss.

Abbildung der Testmethoden, geordnet nach ihrer Beweisstärke, dem zeitlichen Aufwand sowie den Kosten. 

Das Fundament: Damit das Testen funktioniert

Du hast vermutlich schon überlegt, welche dieser Methoden am besten zu deiner Geschäftsidee passt und es kribbelt eventuell schon in deinen Fingern, weil du am liebsten gleich mit dem Testen loslegen würdest. Es gibt jedoch einige grundlegende Dinge, die du bei jedem Geschäftsideen-Test beachten solltest. Dazu gehören Mindset-Grundlagen, also die Art und Weise, wie du an Herausforderungen rangehst und über sie denkst, aber auch die richtige Formulierung von Hypothesen und Analysemethoden. Unter dem Punkt „Dokumentieren der Testergebnisse“ kannst du einen Leitfaden für das Testen von Geschäftsidee zum Selbstausfüllen herunterladen. Dieser wird dir dabei helfen, die Infos praktisch anzuwenden. 

Fünf Mindset-Hacks – Testen mit Spaß und guten Ergebnissen

Das Geschäftsidee-Testen kann unglaublich viel Spaß machen. Als Gründer*in solltest du dabei jedoch ein paar Sachen beachten. Diese fünf Mindset-Hacks können dir dabei helfen, bessere Testergebnisse zu erzielen. 

1. Sei kritisch – mit dir und deinem Team

Nimm immer mal wieder Abstand und überlege, was du da gerade machst und wieso. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ein bisschen Abstand ermöglicht es dir, die Sichtweite zu vergrößern und mögliche Probleme leichter zu erkennen. Notizen können dir bei dieser Reflexion helfen. So kannst du auch später noch einmal nachschauen, was für Herausforderungen du hattest und wie du sie überwunden hast. 

2. Auf dein Bauchgefühl hören

Ist der Test gerade sinnvoll? Was sagt dir dein Gefühl? Oft ist der erste Gedanke oder das intuitive Gefühl gar nicht so verkehrt, wie du denkst. 

3. Von Perfektionismus Abschied nehmen

Wie eingangs bereits erwähnt bringt Perfektionismus nichts. Lauf los und lerne auf dem Weg – gegen den Zufall kannst du sowieso nichts unternehmen. Deswegen solltest du ihn, ganz nach dem Effectuation-Ansatz, für dich nutzen. 

4. Sei offen und flexibel für Anregungen und neue Ideen

Denn neue Ideen können in ganz unterschiedlichen Situationen zu dir kommen – das Paradebeispiel ist beim Duschen, aber auch auf Netzwerk-Veranstaltungen, bei einem Treffen mit Freund*innen oder durch eine Recherche im Internet. Trage möglichst immer ein Notizbuch bei dir und schreibe deine Ideen auf – sonst kann es sein, dass tolle Ideen zu vergessenen Gedankenblitzen werden.

5. Sei ehrlich und schätze Kritik

Sei an jedem Punkt ehrlich zu deinen potenziellen Kund*innen und auch zu dir selbst. Meistens haben Personen Respekt davor, andere Leute zu kritisieren – insbesondere, wenn sie merken, wie sehr ihnen die Sache am Herzen liegt. Deswegen solltest du Kritik offen einfordern und keine Angst davor haben. Sie hilft dir nur dabei, besser zu werden.

Hörempfehlung: Auch Louisa Verch von apartmen, dem ersten Online-Einrichtungsservice für Single-Männer, hat sich gefragt, wie sie ihre Geschäftsidee optimal testen kann. In dem Ideencouch-Podcast #10 redet sie mit Jan Evers darüber, wie man Kunden-Feedback priorisiert und wie viel Flexibilität einem Startup guttut. 

Außerdem spricht Jan Evers im Ideencouch-Podcast #47 mit Vanessa Heine darüber, wie sie spätere Kund*innen dazu motivieren kann, gemeinsam mit ihr das Produkt zu entwickeln. Um welches Produkt es sich handelt und wie sie dabei vorgeht, erfährst du im Podcast! 

Passt die Geschäftsidee zu dir?

Eine Geschäftsidee zu testen ist immer mit Aufwand verbunden. Je nach Testmethode können die benötigte Zeit und Kosten variieren, aber es wird nie ganz ohne einen gewissen Ressourceneinsatz gehen. Bevor du deine Energie in das Testverfahren steckst, solltest du dir deswegen erstmal bewusst machen, was dein Ziel ist. Dabei ist wichtig, dass du zu hundert Prozent hinter deiner Idee stehst. Ist dies der Fall, kannst du dich im nächsten Schritt fragen: Was würde ich von meiner Idee halten, wenn sie nicht von mir käme?

Die japanische IKIGAI-Methode ist eine gute Möglichkeit zu überprüfen, ob deine Geschäftsidee mit deinen Werten übereinstimmt. Die Überschneidung dieser Fragen ist dein persönliches Ikigai:

  • Was liebe ich? 
  • Was kann ich gut? 
  • Was braucht die Welt da draußen?
  • wofür ist die Welt bereit, zu bezahlen? 

Du brauchst noch mehr Anregungen? Mit einer Inventur deiner Ressourcen wirst du dir über deine Stärken und Möglichkeiten auch klarer.

Ich finde immer mein Ikigai, wenn ich vier Dinge zusammenbringe (Motiv, Kompetenz, Trend, Zahlungsbereitschaft). Führe ich nur drei dieser Dinge zusammen, dann ist es entweder nur ein Hobby, weil keiner dafür zahlt, oder es ist irgendein Angestelltenjob, der mich nervt, weil ich mich nicht damit identifizieren kann.

Prof. Dr. Sebastian Pioch im Gespräch mit Dr. Jan Evers

In unserem Ideencouch Podcast #23 mit Prof. Dr. Sebastian Pioch, einem der beiden Autoren des Buches „Start-up Skills. Der Guide für Entrepreneure und Querdenker“, wird die Methode näher erläutert. 

Wie fängst du mit dem Testen an?

Dein Klotz, also die Geschäftsidee, ist nun definiert und passt zu deiner Unternehmerpersönlichkeit. Beim nächsten Schritt steht das Geschäftsmodell im Fokus, denn dies ist die Grundlage für die Auswahl der Testmethode. Die Business Model Canvas und die Value Proposition Canvas sind dabei hilfreiche Tools, um ein klareres Bild deiner Unternehmung zu bekommen. Sie bilden die Basis für Hypothesen, die wiederum die Grundlage für den Geschäftsideen-Test sind.

Hypothesen – das klingt erstmal sehr wissenschaftlich und sperrig. Hinter dem griechischen Wort steckt aber eigentlich das deutsche Wort „Unterstellung“. Der Geschäftsidee wird etwas unterstellt, was dann im nächsten Schritt geprüft wird. Diese Unterstellung lässt sich auch übersetzen mit „Ich glaube, dass …“. Eine gut formulierte Hypothese beinhaltet, dass sie auf Anhieb verständlich, eindeutig und unmissverständlich, überprüfbar, präzise, eigenständig und interpretierbar ist. Außerdem ist es wichtig zu beschreiben, wen und was die Hypothese betrifft beziehungsweise wo/zu welchem Zeitpunkt sie getroffen wird.

Die Grafik gibt dir Beispielfragen für deine Hypothesenbildung an die Hand. 

Grafik Value Proposition 

Beispiele für Hypothesen

  1. Ich glaube, dass X die Eigenschaft Y hat 

    Beispiel: Ich glaube, dass Mütter und Väter in Deutschland zwischen 20 und 35 Jahren ihren Kindern, die zwischen 4 und 5 Jahre alt sind, im Monat ein Spielzeug aus Holz für durchschnittlich 30 EUR kaufen.
     
  2. Ich glaube, dass wenn ich X probiere, die Zielgruppe Y reagieren wird

    Beispiel: Ich glaube, dass wenn ich Stellenanzeigen als Push-Nachrichten auf das Handy von Master-Student*innen versende, diese zu 70 Prozent daraufklicken werden. 

ACHTUNG! 

Manche Hypothesen enthalten mehrere unabhängige Faktoren. Zum Beispiel: Ich glaube, dass Studierende Stellenanzeigen gerne übers Smartphone bekommen möchten. Die zwei Faktoren sind hier: 1. Studierende möchten gerne Stellenanzeigen erhalten und 2. Studierende möchten gerne über ihr Smartphone diese Anzeigen erhalten. Hier wäre es sinnvoll, die Hypothese in Teilhypothesen aufzuteilen, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Außerdem ist die Zielgruppe in dieser Hypothese nicht klar definiert. Studierende welcher Fachrichtungen? Weiblich oder männlich? In welchen Regionen? In welchem Semester? Sei am besten so präzise wie möglich mit deinen Annahmen, dies vereinfacht das Testverfahren und spart Zeit.

Die Hypothese bildet das Fundament für deinen Test. Nachdem du sie formuliert hast, kannst du mit dem Sortieren anfangen. Dafür kann eine Eisenhower-Matrix, wie sie unten aufgeführt ist, hilfreich sein. 

Die x-Achse beschreibt, wie viele Beweise du bereits hast, um die Hypothese zu stützen oder zu widerlegen. Beweise sind unter anderem Daten, Erfahrungswerte, Informationen aus bereits geführten Interviews etc. 

Die y-Achse definiert, wie wichtig die Hypothese für den Erfolg deiner Geschäftsidee ist. Scheitert deine Geschäftsidee, wenn die Hypothese widerlegt wird? Dann ist sie definitiv wichtig! Alle Hypothesen, die im oberen rechten Eck sind, solltest du auf jeden Fall in Angriff nehmen, da sie wichtig sind und du bisher noch keine Beweise für sie hast. 

Abbildung Eisenhower Matrix für Testpriorisierung 

Als PDF herunterladen

Darauf solltest du bei der Auswahl der Testmethoden achten

Nach der Priorisierung der Hypothesen kommt die Auswahl der Testmethode. Denn nun ist bekannt, welche die wichtigsten Hypothesen sind, zu denen die Beweise fehlen. Dabei solltest du mit den kostengünstigsten und schnellsten Experimenten beginnen, um schnelle Lernerfolge zu erzielen. Es ist nicht schlimm, wenn sich deine Hypothese nach dem Experiment als falsch herausstellt, denn so kannst du deine Geschäftsidee anpassen, deine Zielgruppe anders definieren oder deine Vertriebsstrategie optimieren – und damit deiner Geschäftsidee zum Erfolg verhelfen. Denk dran, dein Klotz ist formbar! 

Bei der Auswahl der passenden Testmethode für deine Hypothese gibt es mehrere Faktoren, die zu beachten sind. Diese Faktoren sind: 

1. Zeit

Frag dich, wie viel Zeit du zum Testen deiner Hypothesen investieren möchtest und kannst – denn Zeit ist Geld und ein bevorstehender Termin mit Investor*innen kann Zeit zusätzlich verknappen. Beachte dabei sowohl die Vorbereitungs- als auch die Nachbereitungszeit. Manche Methoden, wie der Papierprototyp oder Kundeninterviews, können recht schnell umgesetzt werden, wohingegen andere, etwa Crowdfunding-Kampagnen, sehr lange dauern können. Ein gutes Zeitmanagement hilft dir auch, deine Ressourcen sinnvoll einzuteilen.

2. Kosten

Wie viel Geld möchtest du für den Test ausgeben? Die Erstellung von Online-Werbung und 3D-Drucken kann sehr kostenintensiv sein. Wenn du jedoch Daten analysiert, die kostenlos im Internet zur Verfügung stehen, kannst du deine Hypothesen recht kostengünstig testen. Die Frage ist jedoch, wie beweisstark die Erkenntnisse sind.

3. Beweisstärke

Beweise können deine Hypothese entweder stützen oder widerlegen. Sie können in verschiedenen Arten vorliegen und entweder schwach oder stark sein. Aussagen wie „Ich denke/ich glaube …“ weisen eher auf eine schwache Beweisstärke hin, wohingegen „Ich mache für gewöhnlich …“ oder „Ich habe viel Zeit mit …  verbracht“ auf stärkere Beweise hindeuten. Zudem sind: 

  • Taten > Worte
  • natürliche Bedingungen > Laborbedingungen 
  • ein großer Einsatz der Proband*innen (bspw. ein Vorabkauf des Produkts) > kleiner Einsatz (bspw. eine Anmeldung zum Newsletter)

Die Beweisstärke kann durch mehrere Experimente für die gleiche Hypothese gesteigert werden. Faktoren wie der Zufall sollten nicht unterschätzt werden, weswegen du dich möglichst nicht auf ein einziges Experiment oder eine Testmethode mit schwacher Beweislage verlassen solltest. 

4. Benötigte und vorhandene Ressourcen

Das klingt erstmal nach mehr, als es eigentlich ist. Gründlichkeit und Fleiß sind oft die wichtigste Grundlage. Falls du eine Landingpage erstellen möchtest, sind Marketing- und Designskills von Vorteil. Mittlerweile gibt es aber auch Anbieter wie Jimdo, WordPress oder Wix, die Websitebaukästen anbieten – sogar zum Teil kostenlos. In der großen Auswahl musst du dann nur noch das Passende für dich finden. Du musst also nicht immer selbst die Kenntnisse und Ressourcen haben, sondern wissen, wer sie hat oder wo du sie findest. Das ist der Trick. 

Dokumentieren der Testergebnisse

Die Dokumentation der Ergebnisse ist wichtig. Dadurch kannst du passende Schlüsse aus deinem Experiment ziehen und diese Schlüsse später nochmal überprüfen. Die „Wir glauben, dass“- Hypothesen sind bereits zu Papier gebracht. Wir empfehlen, angelehnt an den Ansatz von David J. Bland und Alexander Osterwalder, im nächsten Schritt aufzuschreiben, wie du diese Hypothese verifizieren möchtest. 

Beispiel: Ich glaube, dass Studentinnen der Sozialwissenschaften im vierten Semester des Masterstudiums passende Jobangebote erhalten möchten. Ich verifiziere dies, indem ich eine Umfrage an der Hamburger Universität mit 20 Studierenden der Sozialwissenschaften im vierten Semester durchführe. 

Im nächsten Schritt beschreibst du, wie du deine Hypothese messen möchtest und wann du sie bestätigt siehst. 

Beispiel: Ich messe, wie oft die Studierenden angeben, dass sie Jobangebote erhalten möchten. Wenn 80 Prozent der befragten Personen zustimmen, dann habe ich recht

Aus dieser Erkenntnis kannst du dann wiederum etwas lernen. In diesem Beispiel konnte beobachtet werden, dass 85 Prozent der Studierenden sehr interessiert an Jobangeboten waren. Daraus lernst du, wie das Produkt oder deine Dienstleistungen aussehen kann. Das Resultat ist, dass dieser Zielgruppe passende Jobangebote über die von ihnen benutzten Kanäle zugespielt werden. Im nächsten Test könntest du schauen, welche Kanäle dies sind.

Abbildung des Testkreislaufs in Anlehnung an David J. Bland und Alex Osterwalder

Um dir dabei zu helfen den Testkreislauf strukturiert abzubilden, haben wir für dich einen Leitfaden erstellt, den du ganz einfach für jeden deiner Tests ausfüllen kannst. So hast du deine zu testende Hypothese und die dazugehörigen Ergebnisse direkt auf einen Blick und kannst zu einem späteren Zeitpunkt nochmal reinschauen. 

B2B- und B2C-Testmethoden – worin unterscheiden sie sich?

Business-to-Business (B2B) und Business-to-Customer (B2C) definieren zwei unterschiedliche Zielgruppen, nämlich zum einen Unternehmen und zum anderen private Verbraucher*innen. Mithilfe einer Zielgruppenanalyse und einer Wettbewerbsanalyse kannst du herausfinden, wie das Kaufverhalten der jeweiligen Zielgruppe ist und welche Strategien deine Wettbewerber*innen verfolgen. Der Vorverkauf ist ein Beispiel dafür, dass sich nicht jede Testmethode auf alle Zielgruppen anwenden lässt. Überlege dir also vorher, an wen du dein Produkt oder Dienstleistung verkaufen möchtest – denn dies beeinflusst auch die Auswahl der Testmethode.

Fazit

Die Risikominimierung steht im Fokus beim Testen von Geschäftsideen. Denn du möchtest dadurch möglichst sicherstellen, dass deine Zielgruppe dein Produkt oder deine Dienstleistung annimmt. „Ich glaube, dass“-Hypothesen sind die Grundlage für deinen Test. An diesen Hypothesen kannst du dich entlanghangeln. Ziel ist, Belege für diese Hypothesen zu finden oder sie zu widerlegen. Um dieses Ziel zu erreichen, kannst du aus einem großen Repertoire an unterschiedlichen Testmethoden schöpfen. Je nachdem, wie viel Zeit, Budget und Ressourcen dir zur Verfügung stehen, ändern sich die auszuwählenden Testmethoden. Es zahlt sich aber auf jeden Fall aus, offen und flexibel zu bleiben und die Geschäftsidee auf dem Weg immer weiter zu optimieren. Denk dran, der Bauklotz ist formbar. 

Was bei dem ganzen Testen auf jeden Fall nicht fehlen sollte, ist der Spaß! Das spricht übrigens für Offline-Experimente, bei denen du mit den zukünftigen Nutzer*innen deiner Produkte ins Gespräch kommst. Das ist eine der wichtigsten Lernreisen für dich in deiner Rolle als Unternehmer*in. Im Ideencouch-Podcast #33 geht Martin Strauss auf diesen Punkt, das Gespräch auf Augenhöhe mit deinen Wunschkund*innen, ein. 
So kannst du neue Wege beschreiten und wirst merken, dass deine Idee immer präziser wird und du immer besser die Probleme deiner potenziellen Kund*innen löst. Damit wird deine Geschäftsidee sicherlich ein Erfolg! 

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bhp