Einen Second-Hand-Laden eröffnen

Mit besonderen Dingen die Kunden begeistern

Der eigene Laden ist für viele Existenzgründer*innen die Basis ihrer Geschäftsidee. Warum das für viele Menschen so reizvoll ist, hat viele Gründe: Du triffst deine eigenen Entscheidungen, wie und wo du welche Waren anbietest. Du bist im direkten Kontakt mit den Kunden und kannst die Vorzüge der Dinge, die du verkaufst, entsprechend vermitteln. Das Erfolgserlebnis bekommst du persönlich bei jedem einzelnen Verkauf.

Einen Second-Hand-Laden zu eröffnen bietet hier einen besonderen Reiz. Vermutlich wirst du etwas verkaufen, für das du dich persönlich begeisterst, etwa Kleidung, Elektronik oder Sammlerstücke wie Schallplatten. Gleichzeitig sorgst du mit deinem Geschäft für Nachhaltigkeit: brauchbare Dinge werden weiter genutzt und landen nicht auf dem Müll. Das wollen auch viele Kunden. Für sie liegt der Anreiz aber auch darin, besondere Dinge zu einem guten Preis zu erwerben, möglichst ein Schnäppchen zu machen oder etwas Seltenes zu ergattern.

Das Geschäftsmodell eines Second-Hand-Ladens

Wenn du entschlossen bist, einen Second-Hand-Laden zu eröffnen, wirst du eine Idee haben, inwiefern sich dein Laden von der Konkurrenz abheben wird. Ist nicht nur dein Angebot besonders, sondern auch die Atmosphäre? Wenn du in die konkrete Planung gehst, solltest du dir die Frage stellen, welchen Wert beziehungsweise Nutzen du deinen Kunden bietest, die sogenannte „Value Proposition“. Mit deiner Geschäftsstruktur erschaffst du diesen Wert, mit deinem Ertragsmodell konkretisierst du, wie du damit Geld verdienst.

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Wichtig für deinen Erfolg ist die richtige Einschätzung, wie die Kunden zu dir finden. Setzt du auf ein reines Ladengeschäft mit Laufkundschaft? Dann ist die Lage deiner Geschäftsräume von entscheidender Bedeutung. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft, und so ist eine Gegend oder Straße mit ähnlichen Geschäften sicher empfehlenswert. Je spezieller dein Angebot, desto klarer definiert  ist deine Zielgruppe. Entsprechend größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kunden deinen Laden bewusst und mit einer konkreten Kaufabsicht betreten. Beispielsweise verkaufst du nicht einfach gebrauchte Klamotten, sondern hochwertige Handtaschen.

Die Geschäftsräume müssen auch von der Größe her passen. Wenn du kleinteilige Waren wie Schmuck verkaufst, benötigst du weniger Raum als für gebrauchte Möbel. Viele Gründer*innen, die einen Second-Hand-Laden eröffnen, setzen auf Mode. Bietest du Kleidung an, sind Umkleidemöglichkeiten samt großen Spiegeln wichtig.

Du solltest auch prüfen, ob sich neben einem Ladengeschäft der Verkauf über das Internet für deine Geschäftsidee eignet. Gerade mit Sammlerstücken erreichst du so eine viel größere Käuferschaft. Sei dir jedoch darüber im Klaren, dass Käufer im Internet viel schneller und einfacher Preise vergleichen können. Wenn du einen eigenen Online-Shop auf deiner Website anbieten willst, ist die Integration eines Shopsystems außerdem deutlich aufwendiger, als deine Artikel über einen Marktplatz anzubieten. Allerdings verlangt der Marktplatzbetreiber einen Anteil an den Erlösen und schmälert so deinen Gewinn. All diese Punkte gehören zu deiner Marktanalyse, die Teil deines Businessplans ist. Ein gutes Beispiel für einen Onlineshop für Second-Hand-Klamotten ist Rebelle. Hier gibt es nicht irgendwelche Second-Hand-Klamotten, sondern Designermode. Außerdem fungiert die Plattform auch als Marktplatz.

Eine besondere Herausforderung, wenn du einen Second-Hand-Laden eröffnen willst, liegt für dich im Wareneinkauf. Anders als bei Neuwaren kannst du nicht auf Großhändler und Lieferanten zurückgreifen, sondern musst mit Geschick und Fachwissen dein Angebot zusammenstellen. Eine Begeisterung für die Dinge, die du verkaufst, ist sicher hilfreich, aber Vorsicht: Ein Sammlerstück, das dir persönlich besonders gut gefällt, ist unter Umständen keines, für das es eine große Nachfrage gibt.

Der Nachschub an neuer Ware kann auch über Ankauf in deinem eigenen Laden laufen. Das müssen die Leute aber wissen, nur einen Zettel ins Schaufenster zu hängen, reicht nicht. Also schalte Anzeigen in lokalen Zeitungen und Zeitschriften, aber auch online. Stelle einen Ankaufaufruf auf deine Internetseite. Gleichzeitig solltest du on- und offline selbst auf Schnäppchenjagd gehen, um Dinge zu finden, die du zu einem besseren Preis weiterverkaufen willst.

Zum Start deines Ladens benötigst du bereits einen soliden Grundstock an Waren. Das musst du bei deiner Finanzierung berücksichtigen. Um den finanziellen Aufwand beim Ankauf zu begrenzen, bietet sich der Verkauf auf Kommission an. Du bezahlst nur die Waren, die du auch wirklich weiterverkaufst, und kannst nicht verkaufte Ware nach einer bestimmten Zeit wieder zurückgeben. Hier musst du deinen Aufwand und Anteil am Gewinn richtig einschätzen.

Da du keine Waren nach Bedarf nachbestellen kannst, ist die richtige Waage zwischen einer attraktiven Auswahl und zu viel Ware in deinen Verkaufsräumen wichtig. Nur so schaffst du eine originelle Atmosphäre, ohne dass dein Geschäft überfrachtet oder gar wie ein Ramschladen wirkt. Optimal ist ein separater Lagerraum.

Eine Überlegung kann es sein, sich durch originelle Verkaufsideen von der Konkurrenz abzusetzen. Setzt du bei gebrauchter Kleidung mehr auf Masse als auf besondere Einzelstücke, könnte zum Beispiel Pick & Weight ein Konzept sein: Verkauft wird nach Kilopreisen. Das wäre auch eine gute Möglichkeit, um Ladenhüter loszuwerden.

Die formellen Voraussetzungen

Wenn du einen Second-Hand-Laden eröffnest, gelten dieselben Regeln wie für ein Geschäft mit Neuwaren. Du selbst brauchst keine Qualifizierung, aber vergiss nicht, dass du auch kaufmännische Aspekte wie (Preis-)Kalkulation, Buchhaltung und Marketing beherrschen musst. Und professionelles Fachwissen über deine Waren hilft dir beim Einkauf und Erstellen des Angebots.

Bei der Gründung deines Unternehmens musst du eine Rechtsform wählen. Ob Einzelunternehmen, UG, GmbH oder AG hängt von Faktoren wie Finanzierung und Haftung ab. Erfahre mehr über die verschiedenen Rechtsformen und nutze unser Rechtsformen-Tool.

Die Materie ist ziemlich komplex, und falls du unsicher bist, solltest du dir Expertenrat einholen, nachdem du selbst recherchiert hast und weißt, was dir wichtig ist.

Jede Unternehmensgründung ist mit einer Reihe von behördlichen Pflichten verbunden:

  • So musst du ein Gewerbe anmelden und Mitglied in der regionalen Handelskammer werden.
  • Je nach Rechtsform ist ein Eintrag im Handelsregister erforderlich.
  • Die Mitgliedschaft in einer Berufsgenossenschaft ist zwingend notwendig, da diese Träger der gesetzlichen Unfallversicherung für Unternehmen und deren Beschäftigte sind. Das gilt auch, wenn du keine Angestellten hast. Für den Einzelhandel ist die BGHW (Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik) zuständig.

Als selbstständige*r Unternehmer*in können auch weitere Versicherungen für dich relevant sein. Bei einer Internet-Recherche wirst du vor allem Empfehlungen zur Kranken- und Pflegeversicherung inklusive Krankentagegeld finden, außerdem Verträge, die Berufsunfähigkeit und Folgen von Unfällen absichern.

Vor dem Abschluss einer Police solltest du klären, welche Risiken du absichern willst. Im nächsten Schritt schaust du, ob und wie du das kannst.

Zu den Risiken, die du als Ladenbesitzer*in absichern kannst, gehören:

  • Haftungsrisiken – falls jemand durch dich zu Schaden kommt
  • Ertragsausfallrisiken – etwa durch Betriebsunterbrechungen infolge eines Brands oder einer Krankheit
  • Sachwertrisiken – falls z. B. dein Laden durch Brand, Wasser oder Vandalismus Schaden nimmt
  • Rechtsschutzrisiken – falls du juristisch gegen jemand vorgehen musst

Es lohnt sich, einen/einen unabhängige*n Versicherungsmakler*in oder Versicherungsberater*in, der/die auf gewerbliche Themen spezialisiert ist, zu konsultieren.

Auch die Mitgliedschaft im Verband Second Hand vernetzt e.V. kann sinnvoll sein. Der bietet gute Gelegenheiten, um Kontakte zu knüpfen, die etwa beim Wareneinkauf nützlich sein können.

Die Grundlage, um einen Second-Hand-Laden zu eröffnen: der Businessplan

Wie bei jeder anderen Existenzgründung solltest du vor der Geschäftsgründung und dem Eingehen finanzieller Verpflichtungen einen Businessplan erstellen. Der hilft dir und möglichen Partnern, deine Geschäftsidee, die Zielgruppe und die Umsatzerwartungen klar zu definieren. Er kann auch Voraussetzung sein, um Kredite und Förderungen zu beantragen.

Neben der oben erwähnten Marktanalyse sind eine genaue Beschreibung deiner Geschäftsidee (Standort, Angebot, Alleinstellungsmerkmale usw.) sowie Einschätzungen der Gründungskosten, der laufenden Kosten sowie der zu erwartenden Umsätze wichtige Bestandteile. Wir haben umfangreiche Informationen und Beispiele rund um das Thema Businessplan zusammengestellt.

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Wenn du nicht das notwendige Startkapital mitbringst, musst du zusätzlich die Finanzierung planen, einschließlich möglicher Förderungen. Informiere dich bereits zu Beginn deiner Planungen über die unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten.

Marketing: So machst du auf dich aufmerksam

Dein Businessplan steht, deine Geschäftsräume sind angemietet und dein Angebot liegt bereit. Doch wie kommen die Kunden in deinen Laden? Nur darauf zu setzen, dass Laufkundschaft deine Auslage interessant genug findet, um weiterstöbern zu wollen, wird nicht reichen, um erfolgreich einen Second-Hand-Laden zu eröffnen.

Durch die Digitalisierung bist du nicht allein auf klassische Werbung angewiesen. Der Vorteil von Onlinemarketing ist, dass du deine Zielgruppe direkt ansprechen kannst. Daher ist die Basis für Marketingmaßnahmen die Identifizierung deiner Zielgruppe. Die hast du ja bereits in deinem Businessplan umrissen.

Du weißt also, wen du ansprechen möchtest. Je nach Altersstruktur deiner Zielgruppe entscheidet sich, wie hoch der Anteil an klassischer Werbung sein sollte. Ältere Menschen lesen eher gedruckte Zeitungen und nehmen Flugblätter zur Kenntnis. Jüngere Menschen sind besser durch soziale Medien oder über Suchmaschinenwerbung zu erreichen. Mach dich schlau zum Thema Suchmaschinenmarketing und lerne, was Abkürzungen wie SEM, SEO und SEA bedeuten.

Neben bezahlter Werbung bieten digitale Kanäle auch die Möglichkeit, mit eigenen Beiträgen deine Zielgruppe zu erreichen und, was mindestens genauso wichtig ist, sie zu halten. Das schafft Kundenvertrauen. Der Idealzustand ist, dass du einen wachsenden Kundenstamm durch Newsletter, Blogbeiträge oder Social-Media-Postings über dein Angebot auf dem Laufenden hältst. Und zwar nicht mit reinen Werbepostings, sondern mit interessanten Inhalten (auch Content genannt), die das Interesse an deinem Angebot wecken beziehungsweise aufrechterhalten. Themen können Trends, Pflegetipps und Kurioses rund um dein Angebot sein.

Zentrum deiner Online-Aktivitäten ist die eigene Website, auch wenn du keinen Online-Handel betreibst. Auf deiner Seite kannst du dich und deinen Laden präsentieren, Öffnungszeiten sowie Kontaktinformationen angeben und auf deine Social-Media-Kanäle verlinken. Idealerweise integrierst du auch einen Routenplaner, sodass Kunden dich mühelos per Smartphone oder Navi finden können.

Schaffst du alles alleine? Was bei Personal wichtig ist

Unterschätze nicht den Aufwand, den du als Existenzgründer*in neben der reinen Verkaufstätigkeit betreiben musst. Neben dem Papierkram gilt es, auch immer nach neuer Ware Ausschau zu halten. Gerade im Second-Hand-Bereich kann das viel Zeit kosten – auch wenn der Ankauf nur in deinem Laden erfolgt.

Wenn du also Unterstützung im Laden brauchst, musst du entscheiden, ob du Vollzeit-, Teilzeit- oder 450-Euro-Kräfte beschäftigen willst. Gerade wenn du nur einen kleineren Second-Hand-Laden eröffnen möchtest, ist die Hilfe durch eine 450-Euro-Kraft in den meisten Fällen die naheliegendste Lösung. Umfangreiche Infos dazu findest du in der Minijob-Zentrale.

Fazit

Die Gründe, einen Second-Hand-Laden zu eröffnen, können unterschiedlich sein. Es kann die persönliche Begeisterung für bestimmte Themen wie Mode oder Sammlerstücke sein, aber vielleicht stehen auch tolle Ladenräume zur Verfügung und inspirieren dich, es mit einem eigenen Geschäft zu versuchen. Vielleicht ist dir auch Nachhaltigkeit ein besonderes Anliegen und du willst noch brauchbare Waren zur Weiternutzung anbieten. Unabhängig davon solltest du immer einen Schritt nach dem anderen machen: Zuerst konkretisierst du dein Geschäftsmodell, dann prüfst du die Finanzierung und laufenden Kosten sowie die praktische Umsetzbarkeit. Plane Marketingmaßnahmen, um Kunden zu gewinnen. Erstelle eine Umsatzprognose über mehrere Jahre. Fasse alle diese Punkte in einem detailliertem Businessplan zusammen. Am besten fängst du gleich damit an!

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bhp