Viele Gründungsinteressierte in Deutschland träumen von einer eigenen Agentur. Doch was ist eine Agentur eigentlich genau? Rechtlich wird eine Agentur als Vermittlungsdienstleistung angesehen, die am ehesten im wirtschaftlichen Bereich anzutreffen ist. Dabei gibt es vielfältige Ausprägungen von Agenturen: Von der Eventagentur über die Werbeagentur bis hin zu IT-Agenturen ist alles dabei. Seit den 2000er Jahren werden sogar vereinzelt deutsche Behörden in Agenturen umbenannt (z. B. Bundesagentur für Arbeit), da es moderner klingt als Begriffe wie „Amt“ oder „Anstalt“. Es scheint, als würde das Wort „Agentur“ geläufige Branchenbezeichnungen sowie staatliche Einrichtungen hip und trendy machen.
Agentur – ist das was für mich?
Die gute Nachricht zuerst: Eine bestimmte Ausbildung brauchst du nicht, wenn du eine Agentur gründen möchtest. Da der Staat somit keine Qualifikationen für eine Gründung voraussetzt, sind vor allem Berufserfahrung und Branchenwissen gefragt. Viele erfolgreiche Agenturgründer*innen sind als Freiberufler*in in der jeweiligen Branche gestartet und haben ihre Expertise genutzt, um ihr eigenes Unternehmen aufzubauen. Aber keine Panik: Natürlich ist es auch möglich bei mangelnder Erfahrung eine Agentur gründen. Einerseits kannst du diesem Problem entgegenwirken, indem du mit einem Team gründest, welches deine Schwächen ausgleicht, und andererseits wirst du vieles mit der Zeit lernen – ganz nach dem Motto „learning by doing“!
Freiberufler*in oder Agentur?
Kannst du auf erfolgreiche Projekte als Freiberufler*in zurückblicken, kann es sinnvoll sein, deine eigene Agentur zu gründen. Dabei sollten jedoch die Vor- und Nachteile gewissenhaft abgewogen werden.
Die Vorteile einer Agentur im Vergleich zu einer freiberuflichen Tätigkeit als Einzelkämpfer*in liegen hauptsächlich darin, dass wesentlich mehr Aufträge angenommen und gleichzeitig Teilaufgaben spezialisiert werden können. So kann etwa das Marketing oder auch die Buchhaltung von Angestellten übernommen werden, während du dem Kerngeschäft nachgehst. Hast du unterschiedliche Fähigkeiten erst einmal unter einem Dach versammelt, kann auch deine Angebotspalette wesentlich größer werden, indem du Teilleistungen koordinierst und zusammenführst.
Andererseits: Als Freiberufler*in bist du an niemanden gebunden. Als Geschäftsführung einer Agentur hingegen schon. Im Vergleich zu einer freiberuflichen Tätigkeit steigt deine Verantwortung als Chef*in. Du bist nicht nur für dich, sondern auch für das Wohlbefinden und die finanzielle Sicherheit deines Teams verantwortlich. Sich von heute auf morgen Projekten zuzuwenden, die weniger Geld bringen, aber mehr Spaß machen, sollte vermieden werden. Das Beste aus zwei Welten vereinen Solopreneur*innen: als Einzelkämpfer*innen, die die Chancen der Automatisierung nutzen.
Formale Voraussetzungen
Kommen wir zu den überschaubaren formalen Voraussetzungen: Wenn du eine Agentur gründen möchtest, brauchst du keine bestimmten Zertifikate, geschweige denn eine Betriebsgenehmigung. Das Zauberwort, unabhängig der von dir gewählten Rechtsform, ist „Gewerbeschein“. Sobald du dein Gewerbe angemeldet hast, übergibt dir das Amt den Schein gegen eine geringe Gebühr. Das Gewerbeamt informiert danach das Finanzamt sowie die für dich zuständige Industrie- und Handelskammer (IHK), in welcher die Mitgliedschaft bei einer Agenturgründung Pflicht ist.
Im Anschluss an die Gewerbeanmeldung musst du den sogenannten Fragebogen zur steuerlichen Erfassung online ausfüllen und elektronisch per ELSTER an dein zuständiges Finanzamt übermitteln. Darin wird abgefragt, welche Leistungen du anbieten möchtest, für welche Rechtsform du dich entschieden hast und mit welchen Einnahmen du rechnest. Davon ausgehend wird festgelegt, welches steuerliche Verfahren für dich maßgeblich ist: Einkommensteuer, Körperschaftsteuer etc.
Das passende Geschäftsmodell finden
Wenn du deine eigene Agentur gründest, musst du dir die Frage nach einem geeigneten Geschäftsmodell stellen.
Grundsätzlich bildet das Geschäftsmodell das betriebliche Leistungssystem ab. Dabei überlegst du dir zunächst, was du überhaupt anbieten möchtest. Willst du eine Werbeagentur gründen oder eher eine Agentur für App-Entwicklung? Vielleicht liegt deine Berufung aber auch eher im Modebereich und du interessierst dich für eine Modelagentur. Du siehst: Die Welt der Agenturen ist riesig. Für welches Geschäftsmodell du dich am Ende entscheidest, ist stark von der jeweiligen Branche und ihren Gepflogenheiten abhängig, in welcher du eine Agentur gründen möchtest. Beispiel Ertragsmodell: PR-Agenturen haben hier üblicherweise „Retainer“, also monatliche Budgets, mit denen sie agieren können, und rechnen in Stunden ab. Geld gegen Arbeitsstunden ist das typische Ertragsmodell. In Werbeagenturen oder IT-Agenturen ist dagegen verbreiteter, für Leistungsphasen Angebote abzugeben und abzurechnen. In der Gründerplattform findest du über 50 erfolgreiche Gründer*innen mit ihren Geschäftsmodellen in Wort und Video. Mach dich fit zu diesem wichtigen Thema.
Gerade in der Anfangsphase deiner Gründung ist es von Vorteil, wenn du dir ein Netzwerk mit Kooperationspartner*innen aufbaust. Das ist wichtig, da du wahrscheinlich zu Beginn nicht alle Arbeitsfelder deiner Spezialisierung abdecken kannst. Dein Netzwerk verschafft dir die Möglichkeit, bestimmte Tätigkeiten auszulagern, um optimale Ergebnisse zu liefern. Du kannst auch darüber nachdenken, ob du möglicherweise schon über ein Netzwerk mit potenziellen Kunden verfügst. Da du auf viel Konkurrenz treffen wirst, kann ein derartiges Netzwerk Gold wert sein!
Was kommt in den Businessplan?
Die Gründung einer Agentur sollte auf einem detaillierten Businessplan aufbauen. Wichtig ist, dass du beim Schreiben des Plans ehrlich zu dir selbst bist. Er wird dir dabei helfen, deine Gedanken zu strukturieren und alle wichtigen Themen rund um deine Gründung abzudecken. In unserer kostenlosen Businessplan Vorlage findest du alle Kapitel zusammengefasst. Vorab schon mal ein kurzer Einblick in das, was dich erwarten wird:
Du startest zunächst mit deinem Angebot. Hier legst du fest, welche Form von Agentur du gründen möchtest und somit auch, welches Angebot du deinen Kunden anbieten möchtest. Überlege dir, welche Preise du für deine Dienstleistung verlangen willst, welche Partner du benötigst und wo dein Alleinstellungsmerkmal liegt. Dein Alleinstellungsmerkmal kann dein Image, deine kreativen Lösungen oder deine Kommunikationsstärke sein. Hier gibt es keine Grenzen!
Im zweiten Schritt setzt du dich mit dem Markt auseinander, in den du eintreten möchtest. Wie ist die Nachfrage in deiner Region? Ist deine Zielgruppe an deinem auserwählten Standort groß genug, um eine Agentur zu gründen? Darüber hinaus ist eine Wettbewerbsanalyse, in der du deine Wettbewerber genauer untersuchst und überprüfst, welche Strategien sie verfolgen, sinnvoll.
Konntest du die genannten Punkte klären, beschäftigst du dich mit der geeigneten Rechtsform. Vorab: Es gibt nicht die perfekte Rechtsform für eine Agentur. Du kannst dich auf unserer Seite zum Thema Rechtsformen informieren und dir einen Überblick über die wesentlichen Kriterien verschaffen, von denen du die Wahl abhängig machen solltest. Mach dich jedoch nicht verrückt: Eine einmal gewählte Rechtsform lässt sich ändern. Viele Agenturgründer*innen starten als Einzelunternehmen und, wenn das wirtschaftliche Risiko steigt, ändern sie die Rechtsform zu einer GmbH.
Zuletzt kommt das Herzstück deines Businessplans: Der Finanzteil wird dir zeigen, ob dein Vorhaben wirtschaftlich tragbar ist. Mache dir zunächst bewusst, welche Gründungskosten auf dich zukommen, um im Anschluss deinen Kapitalbedarf festzulegen. Wie viel Eigenkapital steht dir zur Verfügung und wie hoch ist der Bedarf an Fremdkapital? Solltest du Fremdkapital benötigen, kannst du im Finanzierungs-Tool der Gründerplattform nach passenden Finanzierungsmöglichkeiten suchen.
Mit einem guten Businessplan kannst du mögliche Geldgeber*innen, aber auch potenzielle Geschäftspartner*innen überzeugen. Die hauptsächliche Funktion ist aber, dein Vorhaben realistisch einzuschätzen. Schreibst du deinen Businessplan auf der Gründerplattform, wirst du zu jedem Kapitel Erklärungen finden, was von dir erwartet wird. Dabei kannst du dich auch an vorhandenen Beispielplänen aus unterschiedlichsten Branchen orientieren.
Be creative: Das Marketing
Um ein erfolgreiches Marketingkonzept zu entwickeln, musst du deine Zielgruppe genau kennen. Denn nur dann kannst du Marketingaktivitäten so abstimmen, dass die richtigen Leute auf dich aufmerksam werden.
Essenziell wird eine eigene Website sein, die du passend zu deiner Positionierung entwickeln solltest. Willst du beispielsweise eine Designagentur gründen, mit der du coole Logos für Unternehmen entwickeln möchtest, sollte deine Website deine Kreativität hervorheben. So wird deinen zukünftigen Kunden sofort vor Augen geführt, was du ihnen bieten könntest. Damit deine Website in den geläufigen Suchmaschinen weit oben aufgeführt wird, kannst du ergänzend in Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Suchmaschinenwerbung (SEA), also Methoden des Online-Marketings, investieren.
Social-Media-Pflicht: In der heutigen Zeit kommt man kaum drum herum, soziale Netzwerke zu nutzen. Facebook, Instagram und Co. eignen sich gut, um die Bekanntheit deiner Agentur zu steigern. Durch regelmäßige Postings und kreative Werbekampagnen kannst du deine Performance verbessern, vorausgesetzt du weißt, wie deine Zielgruppe tickt. Bilder aus dem Agenturalltag hingegen tragen dazu bei, dass du deiner Agentur ein Gesicht verleihst. Zudem eignen sich die Kanäle auch, um das Vertrauen zukünftiger Kunden zu gewinnen, indem du über erfolgreich ausgeführte Aufträge berichtest. Aber Achtung: Verzettel dich nicht in einer Vielzahl von Kanälen. Lieber den einen, der zu deiner Zielgruppe am besten passt gut bespielen, als mehrere halbherzig.
Abhängig von der Form deiner Agentur passen vielleicht auch Flyer oder Anzeigen in Fachzeitschriften in dein Marketingkonzept. Zwar ist die Reichweite dieser klassischen Vertriebskanäle nicht so hoch, aber wenn du weißt, wo deine Kunden sich informieren, kann es eine wirksame Maßnahme sein.
Der Erfolg vieler bekannter Agenturen basiert jedoch auf Mundpropaganda. Zufriedene Kunden werden dich weiterempfehlen: Daher solltest du deinen Auftraggeber*innen die Möglichkeit einräumen, dich bewerten zu können. Tolle Bewertungen kannst du wiederum als Marketinginstrument nutzen und sie auf deiner Website oder deinen Social-Media-Kanälen veröffentlichen.
In puncto Marketing solltest du kreativ bleiben, neue Dinge ausprobieren und die Wirkung der einzelnen Maßnahmen stetig evaluieren. So bekommst du einen Eindruck davon, was besonders gut funktioniert und welche Aktivitäten du dir schenken kannst.
Durch Teamwork zum Erfolg
Als Chef*in wirst du hauptsächlich damit konfrontiert werden, den Laden zusammenzuhalten: Stetig neue Aufträge an Land ziehen und dein Team koordinieren, wird zum Alltag.
Umso wichtiger ist es, dass du ein Team um dich herum aufbaust, das deine Kunden mit kreativen Lösungen zufriedenstellt. Fang aber erst mal klein an und versuche, langsam zu wachsen. Es ergibt keinen Sinn, am Anfang zehn Leute einzustellen, wenn du nur für sechs Arbeit hast. Auch wenn du mal Überstunden in Kauf nehmen musst, ist das allemal besser, als Gehaltskosten nicht decken zu können.
Wenn du neue Mitarbeiter*innen einstellen willst, sollte es in erster Linie menschlich passen. Du wirst viel Zeit mit ihnen verbringen, da wäre es doch schade, wenn keine Sympathie vorhanden ist. Natürlich sollten auch Fähigkeiten eine tragende Rolle spielen. Mit Fachleuten in deinen Reihen lässt es sich leichter arbeiten. Aber vergiss nicht: Fähigkeiten können erlernt oder eingekauft werden.
Vielleicht sind Angestellte aber auch gar nicht das Richtige für dich. Wenn du die Verantwortung für ein Team nicht tragen möchtest, kannst du dich fragen, ob du mit Freiberufler*innen zusammenarbeiten möchtest, um gemeinsam als eine Agentur nach außen aufzutreten. Der Koordinationsaufwand ist in diesem Fall jedoch deutlich höher.
Wichtige Versicherungen
In jedem Fall musst du deine Agentur bei der zuständigen Berufsgenossenschaft anmelden, da jedes Unternehmen in Deutschland dazu verpflichtet ist, sich bei einem Unfallversicherungsträger zu registrieren. Selbst wenn du keine Mitarbeiter*innen beschäftigst, musst du dich dort anmelden, auch wenn du in diesem Fall keine Beiträge zahlen würdest.
Auch über eine Betriebshaftpflicht solltest du dich informieren. Sie greift, ähnlich wie eine private Haftpflichtversicherung, wenn Dritten gegenüber Schaden durch dein Unternehmen widerfährt. Darüber hinaus prüft sie auch Schadensersatzansprüche von Dritten gegenüber deinem Unternehmen, wodurch sie auch als passive Rechtsschutzversicherung angesehen werden kann.
Fazit: Das Wichtigste zusammengefasst
Es werden keine Qualifikationen verlangt, um eine Agentur zu gründen. Jedoch solltest du, egal auf welche Form der Agentur die Entscheidung fällt, dein Handwerk beherrschen und gut organisieren können. Es wartet viel Koordinationsarbeit auf dich! Wenn du bereits als Freiberufler*in erfolgreiche Projekte in deiner Branche durchgeführt hast und über ein großes Netzwerk verfügst, könnte eine Agentur der nächste logische Schritt sein. Da es in jeder Branche schon unzählige Agenturen gibt, ist es sehr wichtig, das Besondere herauszuarbeiten. Dafür eignet sich das Geschäftsmodell als Instrument. Auf der Gründerplattform bieten wir dir hierzu viele Vorbilder und Anleitungen. Danach fällt es auch leichter, einen überzeugenden Businessplan zu schreiben.
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