Eine Bürgschaft (genauer: „Ausfallbürgschaft“) brauchst du, wenn dein Kreditwunsch der Bank zu riskant ist oder du aus ihrer Sicht nicht ausreichend hohe Sicherheiten stellen kannst. Eine Bürgschaft ist also keine direkte Finanzierungsmöglichkeit, sondern ein Hilfsmittel: Der Bürge verpflichtet sich, für deine Schulden einzustehen, wenn du sie nicht zurückzahlen kannst. Das erhöht deine Kreditfähigkeit und somit die Wahrscheinlichkeit, dass du eine Finanzierungszusage deiner Bank erhältst. Die Verantwortung für die Kreditrückzahlung bleibt aber bei dir – der Bürge übernimmt im Fall eines Zahlungsausfalls nur gegenüber der Bank die Zahlung. Ab dann schuldest du dem Bürgen das Geld. Die Regelungen für diesen Fall werden individuell zwischen dir und dem Bürgen getroffen.
Es gibt einerseits private Bürgschaften (aber bitte nicht von gutgläubigen Familienmitgliedern und bitte immer im Betrag begrenzt!). In Deutschland gibt es andererseits in jedem Bundesland eine Bürgschaftsbank oder Bürgschaftsgemeinschaft als nachgelagertes Förderinstitut. Auch sie übernehmen Ausfallbürgschaften für dein Vorhaben, bis du das Geld zurückgezahlt hast.
Konkret weist dich meist die Hausbank auf deine zuständige Bürgschaftsbank hin. Du kannst aber darüber hinaus auch direkt Kontakt zu deiner zuständigen Bürgschaftsbank aufnehmen, wenn du dich vorab über das Angebot und die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit informieren möchtest.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang noch der Begriff „gesamtschuldnerisch“. Bei Gründerteams erwartet die Bank üblicherweise, dass jede*r von euch persönlich haftet, d.h. sie kann nach ihrer freien Wahl jede*n von euch auch für den ganzen Betrag in Anspruch nehmen. Ihr könnt dies anschließend untereinander umlegen, aber das birgt viele Konflikte. Daher empfehlen sich feste Teilbeträge für Bürgschaften, um euer individuelles Risiko zu begrenzen – unabhängig davon, wie viel Vermögen bei jedem Teammitglied vorhanden ist. Die Bürgschaftsbanken beraten euch zu diesem Thema aber auch offen und fair.
Alles Gesagte ist übrigens nicht anders bei einer Kapitalgesellschaft mit beschränkter Haftung (z.B. einer GmbH), da dort die Gründer üblicherweise privat mit in die Haftung genommen werden. Eine GmbH schützt dich als Unternehmer*in also nicht vor jeglicher persönlicher Haftung. Viele Gründer wissen dies nicht.
Geeignet für dich, wenn…
- du ein Bankdarlehen haben möchtest und
- deine eigenen Sicherheiten aus Sicht der Bank nicht ausreichen.
- von einer neutralen und erfahrenen Expertise profitieren möchtest
Typische Bürgschaftshöhen für Gründungen (bei Bürgschaftsbanken): 25 TEUR – 750 TEUR
Deine Bürgschaftsbank sichert maximal 80 Prozent deiner Kreditsumme ab (bei einem Kreditbetrag in Höhe von 50 TEUR beträgt die maximale Bürgschaft somit 40 TEUR). Insgesamt können Ausfallbürgschaften für ein einzelnes Unternehmen auf der Grundlage europäischer Regelungen bis zu einer Gesamthöhe von 1,25 Mio. Euro übernommen werden. In einigen Bundesländern bestehen hiervon abweichende Grenzen. Eine Mindesthöhe für Bürgschaften gibt es nicht.
Kosten: (mittel)
Gegen eine laufende Provision von teilweise bereits ab 0,30 und bis 1,50 Prozent pro Jahr der verbürgten Kreditsumme und ein einmaliges Bearbeitungsentgelt von 1 Prozent (in einzelnen Bundesländern auch mehr) sichert die Bürgschaftsbank das Risiko deiner Hausbank ab und trägt so dazu bei, dass dein Kredit von der Hausbank bewilligt wird. Das einmalige Bearbeitungsentgelt wird i.d.R. nur bei Genehmigung der Bürgschaft berechnet.
Dein Risiko bzw. das deines Gründerteams reduziert sich durch eine Bürgschaft nicht. In der Regel haften du oder dein Gründerteam für den Kredit gesamtschuldnerisch gegenüber Hausbank und Bürgschaftsbank.
Ob der Preis für eine Bürgschaft (zu) teuer ist, hängt eher von deiner Situation ab: Wenn du anders keinen Kredit bekommen würdest oder auf teurere andere Darlehen (z.B. Kontokorrentkredit) ausweichen müsstest, ist eine Bürgschaft sinnvoll. Prüfe als Alternative auch öffentliche Förderkredite mit eingebauter Haftungsfreistellung (hier teilen sich die Förderbank und deine Hausbank das Risiko) oder eingebauter Bürgschaft, indem du den dortigen Zinsbetrag der Summe aus Zinsen für deine Hausbank und den Bürgschaftsgebühren gegenüberstellst. Ob eine Finanzierung über die Bürgschaft teurer wird, ist gar nicht so einfach zu errechnen – hier solltest du deine Hausbank befragen. Häufig kann die Hausbank aber durch die erhöhte Sicherheit die Zinsen für den Kredit reduzieren. Für dich kann also eine Kombination mit der Bürgschaftsbank insgesamt nicht teurer, sondern bei der Einbindung von Förderkrediten teilweise sogar günstiger werden.
Der direkte Weg zur passgenauen Finanzierung
Bevor du zur Bank gehst, kannst du von der neutralen Finanzierungs- und Förderexpertise der Bürgschaftsbanken profitieren.
Kostenlose telefonische Beratung durch einen qualifizierten Berater:
- Prüfung deines Vorhabens
- Optimierung des Finanzierungskonzeptes
- Möglichkeit, Finanzierungschancen durch eine Bürgschaft zu erhöhen
Arbeitsaufwand für dich: mittel
Der Aufwand besteht für dich aus zusätzlichen Terminen: Die Bürgschaftsbank wird denselben Businessplan prüfen wie die Hausbank und dich insbesondere bei höheren Bürgschaftsbeträgen auch zu einem persönlichen Gespräch einladen. Im Normalfall finden Gespräche gemeinsam mit Haus- und Bürgschaftsbank statt. Aber selbst wenn nicht: Sieh diese zusätzlichen Termine zur Finanzierung als Möglichkeit, das Finanzierungs-Know-how der Bürgschaftsbank einzubeziehen und mit ihr zusammen deine Finanzierungsannahmen zu überprüfen und die Finanzierung zu verbessern. Auch wenn du dafür deinen Businessplan weiter entwickeln musst, ist das gut investierte Zeit.
Entscheidungsdauer: mittel
Je nach Bundesland, Betrag und Vollständigkeit deiner Unterlagen, dauert eine Prüfung wenige Tage bis mehrere Wochen. Für Bürgschaften unter 100 TEUR gibt es inzwischen in vielen Bundesländern Online-Angebote mit wenigen Tagen Bearbeitungszeit.
Es gibt speziell für Existenzgründer in einigen Bundesländern auch Bürgschaften, die du vor deinem eigentlichen Kredit direkt bei der Bürgschaftsbank beantragen kannst („Bürgschaft ohne Bank“). Wenn du diese Bürgschaft bekommst, bringst du deine Sicherheit so schon zum Kreditantrag mit. Selbst wenn das Angebot „Bürgschaft ohne Bank“ in deinem Bundesland nicht angeboten wird – über eine Voranfrage hast du trotzdem die Möglichkeit, dein Vorhaben vorab prüfen zu lassen, ein neutrales und kostenloses Feedback zu bekommen, deine Unterlagen zu optimieren und ggf. mit einer positiven Aussage und einem Ansprechpartner bei der Bürgschaftsbank in das Gespräch mit deiner Hausbank zu gehen.
Feedback und Leistungen jenseits der Finanzierung: regional unterschiedlich, aber häufig über Finanzierungsfragen hinausgehend
Auch wenn das Wort „Bank“ in ihrem Titel steht: Bürgschaftsbanken haben nichts mit Anlageprodukten, Versicherungen oder bargeldlosem Zahlungsverkehr zu tun. Durch den ausschließlichen Fokus auf die Analyse und Beratung von Gründungskonzepten und betriebswirtschaftlichen Unternehmensdaten verfügen die Bürgschaftsbanken dafür über ein umfassendes, branchenübergreifendes und neutrales Expertenwissen zu Gründungsfragen. Frag deine Bürgschaftsbank, wo sie dir mit dieser Expertise weiterhelfen kann - vor, während und nach der Gründung sowie später insbesondere auch in schwierigen Zeiten.
Betrachte die Bürgschaftsbank als Partner und spiele mit offenen Karten. Ihr habt ähnliche Interessen gegenüber der Bank und du kannst von der Erfahrung deines*r Betreuers*in profitieren.
Die Deutschen Bürgschaftsbanken bieten dir als Gründer*in auf ihrem Portal Ermöglicher eine schnelle und unverbindliche Kontaktaufnahme – hier kannst du dein Vorhaben schildern, erhältst ein persönliches Feedback und kannst die weitere Vorgehensweise besprechen. Nach erfolgreicher Prüfung und Qualifizierung der Unterlagen bekommst du auch Unterstützung bei der Ansprache von Bankpartnern.
Die Bürgschaftsbanken können dir fehlende Kreditsicherheiten ersetzen und die Risiken deiner finanzierenden Bank reduzieren.