LCA: Ökobilanz deiner Produkte mit der Lebenszyklusanalyse

Überprüfe den ökologischen Fußabdruck deiner Produkte

Hast du dich auch schon einmal gefragt, welchen ökologischen Fußabdruck dein Produkt in der Umwelt hinterlässt? Ist es umweltfreundlich oder eine „Umweltsau“? Diese Frage kann dir eine Lebenszyklusanalyse beantworten. Was genau das ist, welche Ziele sie verfolgt und warum dein Unternehmen davon profitieren kann, erfährst du hier!  

Definition: Was ist ein LCA?

Die Abkürzung LCA steht für „Life Cycle Assessment“ und bedeutet auf Deutsch Lebenszyklusanalyse. Häufig verwendete Synonyme sind Ökobilanzierung und Umweltbilanzierung. Diese umfassende Analyse misst die Auswirkungen deines Produkts auf unsere Umwelt im gesamten Verlauf seines Lebens, also von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung.  

Worum geht es bei der Ökobilanzierung?

Ob dein Produkt gute oder schlechte Auswirkungen auf die Natur hat, ist zwar eine berechtigte Frage, die Antwort darauf lässt sich jedoch nicht so leicht finden. Denn es spielen viele Faktoren eine Rolle, die den gesamten Lebenszyklus des Produkts betreffen., z.B.:  

  • Art der Rohstoffe und ihre Herkunft    
  • Wie ist der Boden beschaffen, auf dem der Rohstoff gewachsen ist? Wie steht es um das Saatgut, wurde Dünger eingesetzt?  
  • Produktion der Ware – wie viel Energie und Wasser hat sie verbraucht?  
  • Transport der Ware – Land-, Wasser- oder Luftweg?  

Das Life Cycle Assessment ist eine sehr gründliche Analyse des gesamten Lebenszyklus. Planst du, dein Unternehmen nachhaltiger zu gestalten, so kann dir eine Ökobilanzierung die Basis dafür bieten. Denn wenn es darum geht, (negative) Auswirkungen auf die Natur systematisch zu reduzieren, solltest du nicht einfach hier und da willkürlich an Stellschrauben drehen, sondern musst skalierbare Werte kennen. Diese findest du anhand einer Umweltbilanzierung heraus und kannst somit gezielt Maßnahmen entlang des gesamten Lebenszyklus ergreifen.  

Ziele der Umweltbilanzierung – wer profitiert davon?

Das oberste Ziel des Life Cycle Assessment, ist eigentlich immer, ein Produkt nachhaltiger zu machen. Das klingt jetzt erstmal ziemlich groß. Es kann aber auch einfach bedeuten, dass du bei der Herstellung weniger Energie verbrauchst, Materialien recycelst oder Prozesse optimierst. Damit schonst du die Natur und sparst gleichzeitig Kosten ein. Nachhaltigkeit ist also eine Win-win-Situation für dein Unternehmen und die Umwelt.   

In welchen Unternehmensbereichen ist es sinnvoll, eine Analyse durchzuführen, um die Umweltauswirkungen zu bewerten? Im Allgemeinen gibt es vier Schlüsselbereiche, in denen dies von Nutzen sein kann. 

1. Produktmanagement

Hier spielt zum einen das Einhalten von Vorschriften eine wichtige Rolle. Nur wer sich an Vorschriften hält, darf produzieren. Bewirbt sich z. B. eine Baufirma um ein öffentliches Projekt, muss sie ihre Umweltdaten offenlegen – dafür muss eine Lebenszyklusanalyse durchgeführt werden.   

Zum anderen ist das Produktmanagement für neue Produktentwicklungen verantwortlich. Die Produkte sollten so emissionsarm wie möglich sein, sowohl bei der Herstellung als auch während des Gebrauchs. Die Abteilung könnte also beispielsweise eine Umweltbilanzierung durchführen, um zwei verschiedene Materialien miteinander zu vergleichen. Aus dem nachhaltigeren Material wird das neue Produkt am Ende hergestellt.   

2. Supply Chain Management

Die Lieferkette von Unternehmen macht einen großen Anteil der Umweltauswirkungen aus. Als Unternehmer*in fällt die Wahl zwischen verschiedenen Lieferanten oft nicht leicht. Preis und Qualität spielen eine große Rolle – aber auch ihr ökologischer Fußabdruck.  

Durch die Analyse des gesamten Lebenszyklus der Produkte deiner Lieferanten kannst du Erkenntnisse über deren Nachhaltigkeit gewinnen und somit fundiertere Entscheidungen treffen. 

3. Marketing & Vertrieb

Viele Kunden wünschen sich nicht nur nachhaltige Produkte, sondern auch Unternehmen, die zur Erholung der Umwelt beitragen. Wie willst du deiner Zielgruppe klarmachen, dass dein Produkt nachhaltig ist, wenn du keine genauen Zahlen kennst? Eine Ökobilanzierung bringt Licht ins Dunkel und verschafft dir die Möglichkeit, deine Nachhaltigkeit zu kommunizieren, sie für deinen Marketing-Mix zu nutzen und gleichzeitig daran zu arbeiten, noch nachhaltiger zu werden.   

4. Führungsebene und Strategisches Management

Als Ecopreneur*in hast du längst verstanden, dass Greenwashing nichts mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Zum Glück realisieren immer mehr Unternehmen, dass wirklich etwas passieren muss. Dafür muss die Führungsebene mitspielen und bereit sein, die Umweltauswirkungen zu minimieren. Aus einer LCA kann sie Fakten, Daten, Zahlen und somit klare Handlungsempfehlungen ziehen – eine große Chance für das gesamte Unternehmen.  

Bewertungsverfahren: Die verschiedenen Konzepte des Produktlebenszyklus

Cradle-to-Grave

Für ein Life Cycle Assessment existieren verschiedene Konzepte. Im Allgemeinen betrachtet der Produktlebenszyklus fünf Phasen:  

  1. Rohstoffgewinnung 
  2. Herstellung & Verarbeitung 
  3. Transport 
  4. Nutzung & Verkauf 
  5. Entsorgung 

Diese Phasen werden auch Cradle-to-Grave genannt, also „Von der Wiege bis zur Bahre“. Die Phasen beschreiben das Leben eines Produkts von seiner Entstehung bis zur Entsorgung. Weitere Bewertungsverfahren für einen Life Cycle Assessment sind:  

  • Cradle-to-Gate: Lebensphase eines Produkts, bis es die Tore seiner Produktionsstätte verlässt und zu seinen Verbraucher*innen transportiert wird  
  • Cradle-to-Cradle: wird häufig in der Circular Economy verwendet, d.h. das Produkt wird recycelt  
  • Gate-to-Gate: Befinden sich viele wertschöpfende Prozesse in der Mitte eines Produktlebenszyklus, wird oft das Tor-zu-Tor Konzept angewendet. Dabei wird nur ein Wertschöpfungsprozess bewertet, um die Ökobilanzierung nicht zu komplex werden zu lassen.   
  • Well-To-Wheel: typisches Bewertungsverfahren einer Umweltbilanzierung für Kraftstoffe und Fahrzeuge, präzise bei Emissionen von Treibhausgasen und Energieverbrauch  

Die Phasen einer Lebenszyklusanalyse

Eine Ökobilanzierung besteht aus vier Schritten, die alle voneinander abhängen und durch die ISO-Norm 14040 und 14044 vorgegeben werden: 

  1. Zielsetzung und Definition 
  2. Bestandsanalyse 
  3. Folgenabschätzung 
  4. Interpretation 

Phase 1: Definition von Ziel und Umfang

In der ersten Phase der Lebenszyklusanalyse definierst du, was genau du analysieren möchtest und wie weit deine Analyse gehen soll. Wird sie umfangreich? Wenn ja, wie lange soll die gesamte Umweltbilanzierung dauern? All das legst du in Phase 1 fest.  

Phase 2: Bestandsanalyse

In der ersten Phase hast du definiert, was du messen möchtest. Nun, in der zweiten Phase, sammelst du die entsprechenden Daten dafür, z.B.:  

  • Rohstoffe oder Ressourcen  
  • Energiearten  
  • Wasser  
  • Emissionen in Luft, Land oder Wasser  
  • Abfälle  

Alle erfassten Daten aus Phase 2 werden in Datenerfassungsblättern gesammelt. Diese Analysen können äußerst komplex sein und viel Zeit in Anspruch nehmen. Es gibt Fachleute für Life Cycle Assessments, die umfassend in den Normen und Standards geschult sind und die definieren, wie solch eine Analyse aussehen sollte. Mit der richtigen Software kannst du jedoch auch selbst eine Umweltbilanzierung durchführen. Tipp: Viele Daten, die du benötigst, findest du in deinen Strom- oder Wasserrechnungen.   

Phase 3: Folgenabschätzung

In Phase 1 hast du definiert, was du messen und sammeln möchtest, in Phase 2 hast du diese Daten gesammelt und strukturiert. Jetzt geht es in die heiße Phase – denn im dritten Schritt bewertest du die Bedeutung deiner Auswirkungen auf die Umwelt. Diese können in sogenannte Wirkungskategorien gegliedert werden, z. B. Giftigkeit für den Menschen und die Umwelt, Treibhauspotenzial oder Versauerung. Was du nun erhältst, ist eine gewisse Anzahl an quantitativen Umweltauswirkungen, die dein Produkt verursacht.  

Phase 4: Interpretation

Du bist im letzten Schritt deiner Lebenszyklusanalyse angekommen. Die Ergebnisse deiner Ökobilanzierung kannst du übrigens jederzeit zwischendurch interpretieren, das musst du nicht erst am Ende machen. Der Vorteil ist jedoch, dass du nun wirklich alle Daten gesammelt hast und deine Schlussfolgerungen zum jetzigen Zeitpunkt am zuverlässigsten sind. Tipp: Betrachte nicht nur die Zahlen an sich, sondern stelle deine Ergebnisse in einen Kontext – so kannst du tatsächlich ein Gesamtbild analysieren.   

Übrigens existieren zur Erstellung einer Lebenszyklusanalyse mehrere gängige Methoden. Die Interpretation eines Life Cycle Assessment ist allerdings in den ISO-Normen definiert. Laut ISO 14044:2006 sollte die Interpretation einer Ökobilanz folgendes umfassen:  

  • Wichtige Probleme identifizieren   
  • Bewertung des Life Cycle Assessment auf Vollständigkeit durchführen  
  • Schlussfolgerungen, Einschränkungen und Empfehlungen angeben  

Für dich bedeutet das also, zu prüfen: Habe ich genau gemessen? Nur dann kannst du konkrete Empfehlungen für dein Unternehmen aussprechen und deinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. Jetzt geht es ans Eingemachte: Welche Konsequenzen kannst du aus deiner Umweltbilanzierung ziehen? Deine Ziele hast du im Vorfeld definiert. Während deines Life Cycle Assessment hast du ein Bild davon bekommen, welche Auswirkungen dein Produkt auf die Umwelt hat. Wenn du z.B. herausgefunden hast, dass die Emissionen sehr hoch sind, könntest du dich fragen, wie es um die anderen Produkte in deinem Portfolio steht. Was sind die größten Hebel innerhalb deiner Möglichkeiten, um die Emissionen zu reduzieren? Könnte das Herstellungsverfahren verändert werden?  

Blick in die Praxis: Beispiel einer Ökobilanzierung

Mit dem folgenden Beispiel wird dir die Thematik rund um die Lebenszyklusanalyse wahrscheinlich etwas klarer. Es geht um die berühmte Frage der Einkaufstasche: Welche ist am nachhaltigsten – die aus Papier, Plastik oder Baumwolle? Mit einer Ökobilanzierung lässt sich diese Frage objektiv beantworten.   

Ziel: Das umweltfreundlichste Modell einer Tragetasche aus den Materialien Plastik, recyceltem Plastik, Papier und Baumwolle zu finden.  

System Cradle-to-Grave: Untersucht werden die Produktion und der Transport der Rohstoffe, die Herstellung der Taschen sowie ihre Entsorgung.  

Wirkungskategorien: Insgesamt werden 18 Wirkungskategorien festgelegt, die den Einfluss der Einkaufstaschen auf unterschiedliche Bereiche der Umwelt spiegeln. Darunter sind z. B.  Abbau der Ozonschicht, giftige Abfälle für Natur und Mensch, genutzte Landfläche, Auswirkungen auf das Klima, Wassernutzung, (Über-)Düngung.  

Die 18 Wirkungskategorien werden in die drei Bereiche menschliche Gesundheit, Ökosysteme und Rohstoffe zusammengefasst. Am Ende entstehen somit drei Werte, die wiederum zu einem abschließenden Wert zusammengefasst werden können.  

Klassifizierung: Die verschiedenen Werte, z.B. Transport und Menge der Rohstoffe sowie Energieverbrauch bei der Herstellung der Tasche, stammen meist von den Herstellern und werden in einer Datenbank zusammengefasst.  

Schlussfolgerungen: Das LCA zeigt, welchen Einfluss eine Einkaufstasche von der Herstellung bis zur Entsorgung auf die Umwelt hat. Was glaubst du, welche Tasche die „Verliererin“ der Umweltbilanzierung ist? Die Baumwolltasche! Am Ende ist eine Tasche aus recyceltem Plastik am umweltfreundlichsten, gefolgt von Plastiktüten und Papiertüten.  

Doch was ist der Grund für die schlechte Ökobilanz einer Baumwolltasche? Die Baumwollproduktion ist oft alles andere als nachhaltig, da viele Pestizide eingesetzt werden und der Wasserverbrauch sehr hoch ist. Die Herstellung einer Papiertüte braucht fast doppelt so viel Energie wie die Herstellung einer Plastiktüte. Hinzu kommt die deutlich höhere Belastung durch Stickoxide, Schwefeldioxide und andere Chemikalien, mit denen die Zellstofffasern behandelt werden müssen.  

Was hilft dir beim Erstellen eines LCA? 

Das vorige Kapitel zeigt: Ein LCA wird schnell zu einer komplizierten Angelegenheit. Deshalb gibt es Fachleute, die dir diese Arbeit abnehmen können. Allerdings ist es meist sehr teuer, einen externen Auditor zu beauftragen. Wenn du deine Analyse intern durchführen möchtest, solltest du unbedingt eine Software verwenden, beispielsweise das kostenlose Open-Source-Programm openLCA. Derartige Softwares nutzen diverse Datenbanken als Primärquellen, in denen objektive Messwerte aus der Praxis abgebildet sind, beispielsweise der Energiemix in den EU27 Ländern. Aber aufgepasst: Um zwei Produkte zu vergleichen, musst du jeweils dieselbe Methode nutzen, die Werte also unter den gleichen Rahmenbedingungen und derselben funktionellen Einheit ermitteln. Bei Vergleich und Interpretation der Ergebnisse musst du stets das Bewertungsverfahren berücksichtigen, um keine falschen Schlussfolgerungen zu ziehen.  

Fazit

Nachhaltigkeit hört für dich nicht beim Mehrweg-Kaffeebecher auf? Der Schutz der Umwelt ist auch für dich als Gründer*in ein ernstes Thema? Dann kann eine Lebenszyklusanalyse für dich und dein Unternehmen wirklich sinnvoll sein. Mithilfe eines LCA kannst du Produkte derselben Kategorie hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen gut miteinander vergleichen. Eine Ökobilanzierung zeigt dir außerdem Schwachstellen bestimmter Produkte und Herstellungsverfahren. Ja, die Analyse ist viel Arbeit. Und zugegeben beginnt die Arbeit nach der Analyse erst richtig, denn nachdem du deine Schwachstellen identifiziert hast, heißt es, an ihnen zu arbeiten. Doch eine Umweltbilanzierung hilft dir ungemein, die Umweltauswirkungen deiner Produkte zu verstehen und zu verbessern!  

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bhp