Der Break-even-Point

So berechnest du die Erfolgsaussichten deines Geschäftsmodells

Der Begriff „Break-even“ und „Break-even-Point“ gehört zum Standardvokabular der Gründungsszene. Doch was ist eigentlich genau gemeint, wenn ein Unternehmen den Break-even-Point erreicht hat oder – in feinstem Denglisch formuliert – ein Produkt „break-even gegangen“ ist? Das klären wir in diesem Beitrag und zeigen dir, wie du den Break-even-Point für dein Unternehmen ermittelst.

Was ist der Break-even-Point und was sagt er eigentlich aus?

Mit einem Wort übersetzt, bedeutet Break-even-Point auf Deutsch „Kostendeckungspunkt“ oder „Gewinnschwelle“. Der Break-even-Point bezeichnet also den (Zeit-) Punkt, an dem deine Einnahmen (Umsatzerlöse) genauso hoch sind wie die Ausgaben (Gesamtkosten). Einnahmen und Ausgaben heben sich gegenseitig auf, es gibt weder Verlust noch Gewinn.

In der Folge wird allerdings angenommen, dass ab diesem Punkt aller Voraussicht nach mit dem ersten Gewinn zu rechnen ist. Stellt man sich die Unternehmensentwicklung als eine Kurve vor, markiert der Break-even-Point die Nullstelle der Gewinnfunktion eines Unternehmens. Der Break-even-Point markiert also den Punkt, ab dem mit den vorangegangenen Investitionen Gewinn erwirtschaftet wird. Stellt man die Gesamtkosten und die Umsatzerlöse mittels linear steigender Geraden dar, ist der Break-even-Point der Punkt, an dem die Umsatzgerade die Kostengerade schneidet. Wir haben das in der Grafik dargestellt.

Diagramm zum Break-Even-Point

Darstellung nach BWL-Wissen.net

Der Break-even-Point kann sowohl für das gesamte Unternehmen als auch für ein einzelnes Produkt ermittelt werden. Du wendest die Berechnung an, um zu ermitteln, wie hoch die Erlöse deines Unternehmens bzw. deines jeweiligen Produkts sein müssen, damit du einen Gewinn erzielst.

Es kann für dein Unternehmen sogar mehrere Break-even-Points geben. Das ist der Fall, wenn sprungfixe Kosten auftreten, z.B. ab einer gewissen Produktionsmenge eine neue Maschine angeschafft werden muss. Du kannst dir vorstellen, dass diese Darstellung recht komplex wird. Daher wird in der Praxis meist mit einem linearen Verlauf der Kosten und des Gewinns gerechnet.

Für Banken, Investierende und Gründungsförder*innen ist der Zeitpunkt, ab wann du deinen Break-even-Point erreichst, von besonders großem Interesse. Denn bis zu diesem Zeitpunkt befindest du dich in der Verlustzone und dieses Soll muss finanziert werden. Viele öffentliche Förderprogramme berücksichtigen dies durch tilgungsfreie Anlaufzeiten.

Als typisch und mit Bankkrediten finanzierbar gilt es, wenn du den Break-even-Point laut Planung sechs bis achtzehn Monate nach deiner Gründung erreichst. Risikokapitalgebende akzeptieren teilweise auch spätere Zeitpunkte, wenn ihnen die Gewinne danach vielversprechend erscheinen.

Den Zeitpunkt, wann du deinen Break-even-Point erreichst, solltest du in deinem Businessplan unbedingt nennen. Eine typische Formulierung hierfür lautet: „Der Umsatz von xy EUR mit einer Marge von xy EUR reicht, um die Fixkosten in Höhe von xy EUR zu decken. Dieser Zeitpunkt wird in Monat xy erreicht sein.“

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Wie wird der Break-even-Point berechnet?

Wir zeigen dir in Kurzfassung die entsprechenden mathematischen Formeln. Ein Blick darauf lohnt sich! Danach rechnen wir mit einem konkreten Beispiel.

Herleitung

Uns interessiert, bei welcher produzierten Stückzahl (x) der Gewinn (G) gleich 0 ist. Da der Break-even-Point der Punkt ist, an dem Erlös (E) und Kosten (K) genau identisch sind, lautet die Formel:

G(x) = E – K = 0

Nun setzen wir die Gleichungen zur Berechnung von Erlösen und Kosten ein und lösen die Gleichung nach der Stückzahl (x) auf:

 

Erlös = Preis × Stückzahl, also:

E = p * x

Kosten = variable Kosten × Stückzahl + fixe Kosten, also:

K = K(v) * x + K(f)

Gleichsetzung der Formeln für Erlös und für Kosten, also:

p * x = K(v) * x + K(f)

In der Schule haben wir gelernt, dass man Gleichungen umstellt, um sie zu lösen. In diesem Fall interessiert uns die Stückzahl, also stellen wir nach x um. Unsere Formel lautet final:

x = K(f) / (p – K(v))

Die Formel für den Break-even-Absatz in Worten lautet also:

Absatz-Gewinnschwelle = Fixkosten / (Preis - variable Kosten)

Das Ergebnis aus der umgestellten Gleichung ist exakt die Stückzahl (x), bei deren Herstellung Kosten und Gewinn identisch sind – also der Break-even-Point.

Um die Formel lösen zu können, musst du nun deine fixen Kosten, den Preis und deine variablen Kosten einsetzen. Nun berechnest du den Absatz, der gerade zum Gewinn 0 führt. Bei diesem Absatz deckt der Stückgewinn die fixen Kosten pro Stück.

Konkretes Beispiel

Auf einem Jahrmarkt steht ein großer Bratwurststand. Die Standgebühr beträgt 200,- EUR pro Tag, für das Personal fallen täglich 200,- EUR an. Standgebühr und Personalkosten sind die Fixkosten (400,- EUR), sie fallen unabhängig von der Menge der verkauften Bratwürste an.

Abhängig von der Menge der verkauften Bratwürste sind die variablen Kosten, in unserem Beispiel also der Einkaufspreis der Bratwürstchen. Dieser beträgt 1,- EUR pro Bratwurst. Verkauft werden die Bratwürstchen für 3,- EUR. Frage. Wie viele Würstchen müssen verkauft werden, um die Kosten zu decken?

Wir rechnen also:

Absatz-Gewinnschwelle = Fixkosten / (Preis - variable Kosten)

Absatz-Gewinnschwelle = 400,- EUR / (3,- EUR – 1,- EUR) = 200

Unser Ergebnis:

Die tägliche Gewinnschwelle wird erreicht, wenn 200 Bratwürstchen verkauft werden. Ist die Absatzmenge kleiner als 200 Bratwürstchen, macht der Bratwurststand an diesem Tag Verlust. Verkauft er mehr, deckt er seine Fixkosten und erwirtschaftet einen operativen Gewinn.

Im Businessplan für den Bratwurststand müsste also stehen „Der Tagesumsatz von 600,- EUR mit einer Marge von 2,- EUR pro Bratwurst reicht, um die Fixkosten in Höhe von 400,- EUR zu decken.“

Der Break-even-Point in der Praxis

Zugegeben, das Beispiel des Bratwurststands ist etwas simpel. In der Realität wirst du mehrere Produkte und/oder Dienstleistungen anbieten und an unterschiedlichen Tagen unterschiedliche Mengen davon verkaufen. Um diese Schwankungen in deinem Businessplan abzubilden, triffst du am besten ein paar vereinfachte Annahmen: Antizipiere, welche Produkte zusammengehörig gekauft werden. Schätze dann die Anzahl der verkauften „Produktpakete“ pro Monat und rechne diese auf das Jahr hoch. Beachte dabei eventuelle saisonale Schwankungen. Auch bei dieser differenzierteren Betrachtung bleibt die grundsätzliche Frage gleich: Bei welchem Punkt decken deine gesamten Erlöse deine gesamten Kosten? An welchem Punkt beginnst du, Gewinn zu machen?

In unserem Bratwurststand-Beispiel bleibt noch etwas unberücksichtigt: mögliche Erstinvestitionen. Wenn du dich dafür interessierst, in welchem Monat sich der Verlust aus den Erstinvestitionen in deinen Gewinn verwandelt, schau dir unseren interaktiven Break-even-Rechner an.

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Nicht nur für deinen Businessplan, auch für Bankgespräche ist diese Zahl wichtig. Du solltest aus dem Effeff sagen können, welche Menge du bei welchem Preis mindestens absetzen musst und wie du planst, diese erforderliche Menge zu erreichen. Halte deine Darstellung anschaulich und einfach verständlich. Achte allerdings darauf, dass du die Details kennst und verstehst, wovon dein wirtschaftlicher Erfolg abhängt.

Sei dir auch darüber im Klaren, dass der Break-even-Point den potenziellen Startpunkt für deinen Gewinn angibt. Das Erreichen der Gewinnschwelle ist keine Garantie dafür, dass du auch tatsächlich ein Plus erwirtschaftest. Überprüfe also beim Erreichen des Break-even-Points nochmals sehr genau deine tatsächlichen Zahlen, also vor allen deine Kosten. Und bedenke weiter: Dein Gewinn muss so ausfallen, dass du mit ihm dein Fremdkapital refinanzierst, eventuell Rücklagen bildest und deinen eigenen Lebensunterhalt finanzieren kannst. Möglicherweise musst du also um einiges mehr Umsatz machen – also einige Produkte und/oder Dienstleistungen mehr verkaufen – als du bei der Berechnung des Break-even-Point ermittelt hast.

Die Break-even-Analyse im laufenden Betrieb

Der Break-even-Point ist sowohl in der Startphase als auch in der laufenden Steuerung deines Unternehmens ein relevanter Indikator für den Erfolg deiner Geschäftstätigkeit. Die Analyse zeigt dir, ob dein Unternehmen eventuell auf eine Schieflage hinsteuert. Wenn du erkennst, dass beispielsweise der Umsatz für ein Produkt empfindlich sinkt, kannst du Maßnahmen ergreifen, die dieser Entwicklung entgegenwirken. Das können Maßnahmen zur Absatzsteigerung sein oder zur Kostenreduktion. Wenn du zu der Erkenntnis kommst, dass ein Produkt keinen Beitrag zur Deckung der Fixkosten leistet, solltest du überlegen, dieses Produkt aus deinem Portfolio zu entfernen.

Fazit

Der Break-even-Point gehört zu den wichtigsten Kennzahlen in der Unternehmens- und Produktplanung. Er ist eine wichtige Größe, um die Erfolgsaussichten deines Geschäftsmodells zu beurteilen. Ideal wäre es, würdest du den Break-even-Point nicht nur für dein Unternehmen, sondern auch für einzelne Produkte und/oder Dienstleistungen kennen.

Lass dich nicht von den oben erklärten Berechnungsformeln abschrecken. Setz auf deinen gesunden Menschenverstand. Stelle deine fixen und variablen Kosten der realistischen Absatzmenge und den realistischen Absatzpreisen gegenüber. Nutze dafür am besten eine Tabelle und probiere verschiedene Werte aus. Du wirst bald ein Gefühl für deine Zahlen entwickeln und dir damit solide Kenntnisse über deine eigenen betriebswirtschaftlichen Zahlen erarbeiten.

Unser Experte Jan Evers erklärt dir im Video zusammenfassend, warum der Break-even-Point so wichtig ist und hat außerdem ein paar Tipps für dich:

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bhp