Berufskammern: Pflicht für (fast) alle Selbstständigen

Für welche Berufe gibt es Berufskammern, wie wirst du Mitglied und wie profitierst du von ihren Leistungen? Das erfährst du in diesem Ratgeber.

Wenn du dich selbstständig machst, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit einer Berufskammer beitreten. Nur wenige Unternehmerberufe sind nicht kammerpflichtig, beispielsweise Journalist*innen, Künstler*innen und Unternehmensberater*innen. Für die meisten anderen ist die Mitgliedschaft in einer Kammer obligatorisch – seit langem ein Reizthema, Stichwort „Zwangsmitgliedschaft“. Wir erklären dir, welche Kammern es gibt, wie du Mitglied wirst und welche Rechte und Pflichten damit verbunden sind.

Was ist eine Berufskammer?

Berufskammern vertreten einzelne Berufsgruppen. Die meisten sind Körperschaften des öffentlichen Rechts und nehmen hoheitliche Aufgaben wahr, ähnlich wie der TÜV bei der technischen Überwachung von Kraftfahrzeugen. Sie vertreten als Selbstverwaltungsorgane in ihrem Bereich den Staat, dessen Verwaltung durch die Kammern entlastet wird. Neben Industrie- und Handelskammern (IHK) und Handwerkskammern (HWK) gibt es in Deutschland Kammern für eine Reihe Freier Berufe, für „grüne Berufe“ (womit vorwiegend landwirtschaftliche Berufe gemeint sind) und für Pflegekräfte. Die meisten Kammern sind für ein Bundesland oder eine Region zuständig, einige auch für ganz Deutschland.

Aufgaben der Berufskammern

Zulassung, Aufsicht und Entwicklung

Traditionell bestehen die Hauptaufgaben der Berufskammern in der Berufsaufsicht sowie in der Festlegung und Weiterentwicklung der Berufsordnung. Damit verbunden sind oft Berufszulassungen (beispielsweise bei Ärzt*innen, Apotheker*innen und Rechtsanwält*innen), die einerseits die fachliche Qualität und andererseits eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung sicherstellen sollen. 

Bei schwerwiegenden Verstößen gegen die Berufsordnung können die Kammern Mitglieder ausschließen, ihnen also die Berufszulassung entziehen. Das ist dann gleichbedeutend mit einem Berufsverbot. 

Vernetzung und Aus- und Weiterbildung

Viele Kammern fördern die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitglieder. Sie organisieren Informationsveranstaltungen, Seminare und Coachings, helfen Berufsanfänger*innen bei der Orientierung und beraten ihre Mitglieder zu unterschiedlichen Themen. Die Rechtsanwaltskammern unterstützen beispielsweise die Referendar*innen sowohl organisatorisch als auch finanziell. 

(Alters-)Versorgung der Mitglieder

Die sogenannte berufsständische Versorgung regelt die Altersversorgung sowie die Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebenenversorgung für viele kammerfähige Freie Berufe. Die Finanzierung erfolgt über die Kammerbeiträge und teilweise auch über Sondervermögen der Kammern. Dachverband ist die Arbeitsgemeinschaft Berufsständischer Versorgungseinrichtungen e. V. Ob du von der berufsständischen Versorgung profitieren kannst, hängt von deiner Berufsgruppe und von der Kammer ab, zu der du gehörst.

Lobbyarbeit

Schließlich vertreten Kammern auch die Interessen ihres Berufsstands in Politik und Öffentlichkeit. 

Pflicht zur Mitgliedschaft: Wie werde ich Mitglied?

Ganz einfach: automatisch. Nachdem du dein Unternehmen beim Finanzamt oder beim Gewerbeamt angemeldet hast, erhältst du Post von der zuständigen Berufskammer. Den mitgeschickten Fragebogen füllst du aus und schickst ihn zurück. 

Kosten: Kammerbeiträge

Die Kammerbeiträge errechnen sich aus der Struktur und Größe deines Unternehmens. Die Mitgliedschaft ist für Existenzgründer*innen in den ersten Jahren oft vergünstigt oder sogar kostenlos, danach abhängig vom Unternehmensertrag oder Gewinn deiner Firma. Wenn die Beiträge eine Altersversorgung finanzieren, dann liegen sie deutlich höher als Beiträge für rein organisatorisch tätige Kammern. Wenn du einen Businessplan erstellst, vergiss nicht, die Kammerbeiträge bei den Betriebsausgaben zu berücksichtigen.

Fazit

Berufskammern üben als Teil der Selbstverwaltung der Berufsstände wichtige Funktionen aus. Um die Mitgliedschaft und die damit verbundenen Beiträge kommst du nicht herum, also nutze die Vorteile und Angebote deiner Kammer. Nimm an Fortbildungen teil, informiere dich über die Rechte und Pflichten deines Berufs, vernetze dich mit Kolleg*innen und Gleichgesinnten. Dann kannst du deine Mitgliedschaft gewinnbringend nutzen, statt über „Zwangsbeiträge“ zu jammern!

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bhp