Altersvorsorge für Selbstständige – was wirklich wichtig ist

Wer sich selbstständig macht, hat meist andere Dinge im Kopf als die Vorsorge fürs Alter. Erst einmal heißt es, den Laden zum Laufen zu bringen und die Umsätze anzukurbeln.

Das ist auch genau richtig, aber allzu lange solltest du das Thema nicht vor dir herschieben. Sonst ergeht es dir womöglich wie Millionen anderen Selbstständigen in Deutschland, die auf einen Lebensabend am Existenzminimum zusteuern. Und in Finanzfragen ist Zeit nun einmal Geld: Je früher man beginnt, desto weniger Geld kostet das Ganze.

In diesem Artikel erklären wir, was du in Sachen Altersvorsorge für Selbstständige wissen musst und wie du mit ein paar einfachen Regeln eine Vorsorge-Strategie vorbereitest, die perfekt zu deiner Situation passt. 

Wo liegt das Problem?

Anders als Festangestellten ist es Selbstständigen in Deutschland freigestellt, ob und wie sie für ihr Alter vorsorgen. Es liegt allein in ihrer Verantwortung, ein ausreichendes Polster für den Ruhestand anzusparen. Leider führt diese Situation dazu, dass ein recht großer Teil von ihnen im Alter nicht genug Geld zum Leben hat. Insbesondere Solo-Selbstständige mit unregelmäßigen und eher geringen Einnahmen sind davon betroffen. Und wie bei den Angestellten sind auch unter Selbstständigen besonders die Frauen von Altersarmut bedroht.

Um das zu ändern, diskutiert die Politik immer wieder eine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige. Ähnlich wie im Gesundheitssystem wären dann alle Menschen in Deutschland gesetzlich verpflichtet, für ihre Rente vorzusorgen.

Wie diese Versicherungspflicht genau aussehen soll, ist noch unklar und unter Fachleuten umstritten. Dass es aber höchste Zeit ist, sie einzuführen, darüber besteht weitgehende Einigkeit.

Für dich gibt es keinen Grund, auf die Entscheidung „von oben“ zu warten. Kümmere dich schon heute um deine Rente, damit du im Alter ausgesorgt hast.

Altersvorsorge für Selbstständige – die vier wichtigsten Daumenregeln

Dir fehlt der Durchblick, welche Geldanlage die sicherste ist? Du weißt nicht, wie viel Geld du überhaupt zurücklegen solltest? Du hast Angst, die falschen Entscheidungen zu treffen? Keine bange, so schwierig ist das alles gar nicht. Finanzthemen sind zwar im Detail oft kompliziert und eher eine Angelegenheit für Fachleute. Wenn du aber ein paar einfache Daumenregeln für die Altersvorsorge kennst, kannst du die entscheidenden Weichen stellen und bist für Beratungsgespräche genauso gewappnet wie für die Zukunft. Die folgenden Grundsätze wird jede*r Finanzberater*in anwenden, der/die etwas auf sich hält. Darum sind sie vor kurzem auch in die ersten DIN-Normen im Finanzbereich eingeflossen:

1. Umsatz geht vor Altersvorsorge

Die erste wichtige Maßnahme, um für das Alter vorzusorgen, besteht darin, ein Einkommen zu erzielen. Klingt banal, ist es aber nicht. Denn es geht um die richtige Reihenfolge: Jede Form der Altersvorsorge wird aus dem gespeist, was du erwirtschaftest. Punkt. Sorge also dafür, dass dein Geschäft brummt und die Umsätze stimmen – denn nur dann hast du überhaupt die Ressourcen, um etwas zurückzulegen für die Zeit, in der du nicht mehr arbeiten kannst oder willst. Das ist ausdrücklich kein Plädoyer für einen dauerhaften Aufschub der Altersvorsorge – nur muss eben erst die Basis gesichert werden. Wenn dich zu früh abgeschlossene Altersvorsorgeverträge finanziell strangulieren, bist du den zweiten Schritt vor dem ersten gegangen.

2. Existenzbedrohende Risiken gehen vor

Auch unsere zweite Daumenregel weist in diese Richtung. Du kannst deine Altersvorsorge noch so sorgfältig planen: Wenn du aufgrund eines unvorhergesehenen Ereignisses (z.B. eines Unfalls oder einer Krankheit) kein Geld mehr verdienen kannst, werden alle Pläne hinfällig. Denk also daran, alle existenzbedrohenden Risiken abzusichern. Sichere insbesondere deine Arbeitskraft ab, indem du eine Erwerbs- oder Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt. Auch Haftungsrisiken gelten als schnell existenzbedrohend. Ob und welche weiteren Versicherungen du sonst noch brauchst, ist abhängig von deiner Geschäftsidee und deiner individuellen Risikosituation.

3. Sparen plus Kredit: Das beißt sich

Auf der einen Seite einen Kredit aufnehmen und auf der anderen Seite Geld für die Rente sparen – das rechnet sich unterm Strich fast nie. Selbst in der aktuellen Niedrigzinsphase zahlst du meist mehr Zinsen, als du parallel mit risikofrei angelegtem Geld nach Kosten und Steuern je erwirtschaften könntest. Bilanziell sind Kredite außerdem nichts anderes als negatives Vermögen – Kredittilgung ist daher Vermögensaufbau, auch wenn sich das nicht so anfühlt.

Daher prüfe, ob bei dir gute Gründe für eine Ausnahme vorliegen (z.B. bestimmte steuerlich getriebene Konstruktionen). Sonst gilt: Zahle deine Schulden zurück und fang erst danach an, Rücklagen zu bilden, die über eine einfache Liquiditätsreserve hinausgehen.

Sollte dir deine Hausbank parallel zum Gründungskredit auch gleich eine Altersvorsorge verkaufen wollen, ist das sicher gut gemeint. Dennoch solltest du vor dem Hintergrund des oben Gesagten hellhörig werden. Altersvorsorge ist unverzichtbar, aber es zählt eben die Gesamtrechnung - wenn unterm Strich die Kreditzinsen die Anlagerenditen fressen, entsteht kein Vermögen.

4. Flexibel bleiben

Eine gute Altersvorsorge muss „atmen“ können gerade für Selbstständige. Das bedeutet, dass du in guten Zeiten mehr einzahlen können musst, in schlechten dafür weniger - und wenn es sein muss, solltest du sogar Teile deines Vermögens zur Überbrückung wieder entnehmen können, um nicht auf teure Überbrückungskredite angewiesen zu sein. Nicht alle Produkte und Anlagestrategien lassen das zu. Um so mehr musst du darauf drängen.

Seniorin und jüngere Frau lächeln sich an

Wie viel Geld solltest du für die Rente zurücklegen?

Wie viel Geld du für deinen Ruhestand zurücklegen solltest, hängt natürlich zu allererst von der Höhe deiner Einkünfte und deinem angestrebten Lebensstandard ab. Ein fester Anteil, zum Beispiel 30 Prozent, lässt sich vielleicht pauschal ansagen – am Ende sind die Lebensverhältnisse und die Geschäftsmodelle von Selbstständigen aber dafür zu unterschiedlich.

Trotzdem gibt es eine einfache, lebenslang gültige Vorgehensweise, die unser Finanz- und Vorsorgeexperte Marco Habschick auch schon mal in einem kurzen Ratgeber-Video erklärt hat. Seine Methode ist vom traditionellen Anbau der Bergbauern abgeschaut:

Stell dir eine Reisplantage in den Hügeln Chinas vor. Würdest du versuchen, alle Terrassen auf einmal zu bewässern, würde das Wasser nicht ausreichen und versickern, ohne dass du auch nur eine einzige Reispflanze bis zur Ernte gebracht hättest. Klüger ist es, zuerst die oberste Terrasse vollständig zu bewässern, und dann das Wasser stufenweise von einer Terrasse zur nächsten laufen zu lassen.

In diesem Terrassen-Modell ist deine Liquidität die erste Terrasse. Hier solltest du immer ausreichend flüssige Mittel haben, um stets alle anstehenden Zahlungen begleichen zu können. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Alles, was darüber hinaus geht, lässt du auf die zweite Terrasse laufen. Auf ihr sammelst du deine Reserve für Unvorhergesehenes, zum Beispiel für einen neuen Computer, falls der alte kaputtgehen sollte oder auch, um plötzliche Umsatzeinbrüche eine Zeit lang überbrücken zu können. Hierfür eignet sich normalerweise ein Tages- oder Festgeldkonto, auch wenn es aktuell kaum höhere Zinsen als dein normales Konto verspricht.

Die dritte Terrasse nutzt du mittelfristig, also um für größere Investitionen oder Entnahmen zu sparen – sei es beruflich oder privat. Dieses Geld kannst du für eine begrenzte Zeit anlegen, da du Investitionen recht gut planen kannst. Dadurch erhöhst du die Rendite.

Erst danach bewässerst du deine Altersvorsorge-Terrasse. Jeden Euro, der diese Terrasse erreicht, kannst du dauerhaft – also auch langfristig gebunden - anlegen, um später deinen Ruhestand in vollen Zügen genießen zu können.

„Das Terrassenmodell sorgt für die optimale Balance zwischen Verfügbarkeit und Rendite deines Gesamtvermögens. Je nach Alter und Zielen ändern sich allenfalls die Größe der Terrassen und die dort eingesetzten Anlageformen. Und generell gilt: Wenn du etwas von einer Terrasse entnimmst, musst du zunächst diese wieder auffüllen, bevor es „weiter nach unten“ geht.

Einer der wenigen Aspekte, die du für ein Überspringen der oberen Terrassen ernsthaft abwägen solltest, ist die Frage der Pfändungssicherheit. Der Gesetzgeber hat in den vergangenen Jahren die Situation der Selbstständigen verbessert. Bei Altersvorsorgekonstrukten, die im Falle deiner Insolvenz von Gläubigern nicht gepfändet werden dürfen, kann es sinnvoll sein, sie schon zu besparen, während du eigentlich noch mit den oberen Terrassen beschäftigt bist. Das ist allerdings ein Thema für eine qualifizierte Altersvorsorgeberatung.

Aber was ist, wenn auf der letzten Terrasse kein einziger Tropfen ankommt? Zunächst einmal bedeutet das nicht, dass kein Vermögen entsteht. Immerhin arbeitet dein Geld ja auch auf den oberen Terrassen. Wenn unten nichts ankommt, zeigt dir das lediglich, dass bei dir noch Risiken bestehen, wenn du jetzt langfristige Geldanlagen (z.B. private Rentenversicherungen) abschließen würdest – möglicherweise müsstest du sie mit hohen Einbußen wieder auflösen, weil auf einer oberen Terrasse ein Engpass entstanden ist.

Gelingt es dir selbst mit dem Terrassenmodell nicht, ein stabiles Vermögen aufzubauen, musst du nochmal ganz grundsätzlich ran: Besteht eine Chance auf höhere Einnahmen, z.B. indem du dein Geschäftsmodell veränderst? Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Wenn du keine Chance siehst, deine Umsätze und damit dein Einkommen zu steigern, bleibt dir noch, an der Kostenschraube zu drehen. Kannst du z.B. deine Lebenshaltungskosten reduzieren, ohne dich unendlich einzuschränken?

Hast du auch hier alles ausgeschöpft, kommt deine allerletzte Trumpfkarte ins Spiel – und dies ist alles andere als zynisch gemeint: Setze alles daran, deine Arbeitskraft zu erhalten. Zum Beispiel durch Gesundheitsvorsorge und einen gesunden Ausgleich zur Arbeit. Denn nur, wenn du fit bleibst und gut auf dich achtgibst, kannst du lange arbeiten.

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Möglichkeiten der Altersvorsorge für Selbstständige

Früher oder später wirst du vor der Frage stehen, was du mit dem Geld anfangen sollst, das sich für letzten beiden Terrassen deiner „Reisplantage“ angesammelt hat. Hier stehen Selbstständigen unüberschaubar viele Möglichkeiten offen, um für die Rente vorzusorgen. Wir wollen dir einen Überblick verschaffen und die wichtigsten Optionen vorstellen.

Berufsständische Versorgungswerke

Freiberuflich Tätige, für die eine Kammerpflicht besteht, werden automatisch Mitglied in dem dazugehörigen Versorgungswerk. Zu ihnen zählen Anwält*innen, Steuerberater*innen, Apotheker*innen, Architekt*innen oder Ingenieur*innen.

Ein bekanntes Beispiel sind die Versorgungswerke der Ärztekammern, die sich um die Absicherung ihrer Mitglieder kümmern. Die Beiträge der Mitglieder werden am Kapitalmarkt angelegt. Die Höhe der späteren Versorgungsleistungen hängt von der Höhe der im Laufe der Zeit eingezahlten Beiträge und von den Kapitalerträgen ab, die das Versorgungswerk erwirtschaftet. Damit ist diese Form der Altersvorsorge der gesetzlichen Rentenversicherung sehr ähnlich, auch wenn sie privat organisiert wird und „kapitalgedeckt“ ist.

Vorteile: Als Mitglied in einem berufsständischen Versorgungswerk musst du dich nicht selbst um deine Altersvorsorge kümmern, sondern zahlst monatlich einen festen Betrag, der für dich angelegt wird. Es fallen keine Vermittlerprovisionen oder sonstigen Gebühren an. Außerdem baust du einen echten Kapitalstock auf und erhältst nicht einfach nur einen Anteil an den (heute noch unbekannten) Einzahlungen der nächsten Generation, wie es für die gesetzliche Rentenversicherung typisch ist (Umlageverfahren, siehe unten).

Nachteile: Oft sind die Beiträge festgelegt und relativ hoch. Du kommst außerdem in der Regel vor der Rente nicht wieder an dein Geld heran.

Basis-Rente

Mit der Basis-Rente, auch „Rürup-Rente“ genannt, hilft der Staat Selbstständigen beim Sparen fürs Alter, indem er die Beiträge subventioniert. Die Förderung besteht allein in steuerlichen Vorteilen, staatliche Zuschläge (wie für untere Einkommensgruppen bei der „Riester-Rente“) gibt es nicht. Und: Die Leistungen, die du später aus der Basisrente beziehst, müssen im Gegenzug versteuert werden. Der Vorteil dieser „nachgelagerten“ Besteuerung liegt wie bei der Riester-Rente darin, dass 1. dein Steuersatz im Alter wahrscheinlich niedriger sein wird als heute und 2. das Geld in der Zeit bis zur Besteuerung für dich arbeiten kann.

Vorteile: Durch die nachgelagerte Besteuerung kannst du mit einer Rürup-Rente gleichzeitig Steuern sparen und fürs Alter vorsorgen. Das lohnt sich vor allem für Selbstständige mit überdurchschnittlichem Einkommen. Außerdem bist du in deinen Einzahlungen flexibel – in guten Jahren legst du mehr zurück, in schlechten weniger.

Nachteile: Außer bei den Einzahlungen ist die Rürup-Rente wenig flexibel. Vor der Rente kommst du an dein Geld nicht heran. Du kannst den Vertrag allenfalls ruhen lassen oder den Anbieter wechseln. Und du erhältst dein Geld im Alter ausschließlich als lebenslange Rente – eine Auszahlung auf einen Schlag ist nicht möglich. Dein eingezahltes Geld kann zudem nicht vererbt werden, wenn du verstirbst. Hier funktioniert die Rürup-Rente genau wie die gesetzliche.

In der Praxis hast du bei der Basis-Rente die Wahl zwischen verschiedenen Produkten, wie sie auch ungefördert erhältlich sind (siehe unten). Alle haben Vor- und Nachteile – typisch sind die fondsgebundene Rentenversicherung, Fondssparpläne oder eine klassische Rentenversicherung. Bei letzterer wird dir eine Mindestrente vertraglich garantiert.

Gesetzliche Rentenversicherung

Selbstständige können freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und auf diese Weise – genau wie Festangestellte – Ansprüche auf Versorgungsleistungen erwerben. Das kann sich durchaus lohnen, denn die gesetzliche Rentenversicherung ist besser als ihr Ruf, u.a. weil sie sehr geringe Kosten hat. Laut Stiftung Warentest lag die „Rendite“ der gesetzlichen Rentenversicherung zuletzt bei etwa zwei bis drei Prozent, was private Rentenversicherer höchstens noch in Ausnahmefällen schaffen.

Vorteile: Zu den erwähnten niedrigen Kosten kommt hinzu, dass die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland unabhängig von den Kapitalmärkten ist. Der Nachteil der fehlenden Kapitaldeckung beim Umlageverfahren ist nämlich auch ein Vorteil: Im Prinzip erwirbst du Anteile an der Wirtschaftskraft der Bundesrepublik als Ganzes. Dadurch ist zwar - ähnlich wie bei wertschwankenden Geldanlagen – nicht genau abschätzbar, wie hoch die Rente ausfallen wird. Das Grundprinzip ist aber sehr stabil: Was auch immer an Wert die Einzahlergeneration erwirtschaftet, wird direkt wieder an die Rentnergeneration verteilt und Deutschland ist ein wirtschaftlich starkes Land. Im Sinne der Risikostreuung bei deiner Altersvorsorge kann dieses Prinzip deine kapitalgedeckten Anlagen sehr gut ergänzen.

Nachteile: Wie alle staatlich betriebenen oder geförderten Vorsorgeformen ist auch die gesetzliche Rente recht unflexibel. Du kannst dir den Gegenwert deiner Einzahlungen nicht auf einen Schlag auszahlen lassen, sondern nur monatlich als lebenslange Rente. Vererbbar sind die Ansprüche nur sehr eingeschränkt. Verschweigen sollte man auch nicht, dass die gesetzliche Rente immer politisch geprägt ist und man damit auch hier nicht ohne Annahmen für die Zukunft auskommt: Die Steuern und Sozialbeiträge im Rentenalter kann niemand voraussagen. Und wichtig ist natürlich auch: Wenn du selbstständig bist, musst du die Beiträge allein stemmen. Der hälftige Anteil, der bei Festangestellten vom Arbeitgeber übernommen wird, entfällt.

Private Rentenversicherung

Versicherungen halten ein riesiges Angebot an Produkten für die private Altersvorsorge bereit – auch abseits der bereits angesprochenen Rürup-Rente.

Die privaten Rentenversicherungen sind eng verwandt mit Lebensversicherungen und unterscheiden sich untereinander v.a. bei Flexibilität, Rendite und Kosten. Mit den klassischen Produkten nicht zu verwechseln sind die fondsgebundenen Rentenversicherungen. Diese kommen zwar formal in Form einer Versicherung daher, ähneln aber eher einem Fondssparplan – inklusive des Anlagerisikos, das komplett bei dir liegt. Garantierte Mindestrenten sind nämlich das Metier der klassischen privaten Rentenversicherung.

Vorteile: Du erhältst bei klassischen Rentenversicherungen lebenslang oder auf einen Schlag bei Rentenbeginn eine Zahlung, die zwischen der garantierten Mindestsumme und dem tatsächlich vom Versicherer erwirtschafteten Betrag liegt.

Nachteile: Die meisten Produkte haben hohe Kosten und erwirtschaften durch die gesetzlich stark reglementierten Anlagemöglichkeiten der Versicherer gleichzeitig nur sehr mäßige Renditen. Auch die Zeiten steuerlicher Vorteile für diese Produkte sind weitgehend vorbei. Vererbbar ist, je nach Vertrag, nur ein Teil der eingezahlten Summe. Auch die Flexibilität ist gering.

Für Laien ist es nicht leicht, die Vor- und Nachteile der konkreten Produkte zu bewerten. Deshalb kann es ratsam sein, sich an dieser Stelle von unabhängigen Fachleuten beraten zu lassen.

Immobilien

Immobilien sind ein verbreitetes Instrument der Altersvorsorge bei Selbstständigen. Dies zeigte zuletzt eine Untersuchung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Danach haben mehr als zwei Drittel aller Unternehmer*innen mit Beschäftigten Immobilienbesitz, oft auch bereits schuldenfrei. Selbst bei Solo-Selbstständigen ist die Quote mit über 50% höher, als man glaubt.

Mit der Wahl dieser klassischen Vorsorgeform („Betongold“) machst du tatsächlich zunächst nichts falsch. Mach dir nur klar, dass auch sie ihre Besonderheiten und Nachteile hat.

Vorteile: Genau wie Aktien und ähnliche Wertpapiere sind Immobilien echte Sachanlagen. Du setzt also nicht auf irgendein geldwertes Versprechen von irgendwem, sondern besitzt tatsächlich Grund und Boden. Im Fall der Fälle kannst du immer darauf zurückgreifen und die Immobilie selbst nutzen. Ansonsten vermietest du sie und generierst so ein zweites Einkommen. Die Renditen waren jahrzehntelang mäßig, aber stabil – und in Ballungsgebieten sind die Immobilienwerte zuletzt in die Höhe geschossen.

Nachteile: Immobilienkäufe erfordern meist hohe Investments an. Dies bedeutet zugleich fast immer, dass die Immobilie(n) im Gesamtvermögen deutlich überrepräsentiert sind – Risikostreuung geht auf jeden Fall anders. Manche*r unterschätzt die Folgekosten von Immobilienbesitz, ob es nun um Sanierung/Renovierung oder um Rechtsstreitigkeiten mit Mietern geht. Und nicht zuletzt laufen die regionalen Immobilienmärkte in Deutschland auseinander: Während die Werte in großen Städten nur noch die Richtung nach oben zu kennen scheinen, verfallen – auch demografiebedingt – vielerorts die Preise.

Generell ist die alte Faustregel, nach der Immobilien in jede Altersvorsorge gehören, immer noch richtig. Es stellt sich eher die Frage, in welcher Form. Die Anlageklasse „Immobilien“ kannst du z.B. auch in Form von Immobilienfondsanteilen abdecken. So kommst du mit deutlich kleineren Summen aus. Und wenn du eine eigene Immobilie finanzieren willst, macht es steuerlich/wirtschaftlich einen Riesen-Unterschied, ob du sie sofort selbst bewohnst oder zunächst vermietest und erst im Alter dort einziehst.

Eine kleine Hilfestellung findest du beim Deutschen Institut für Altersvorsorge.

Hörempfehlung: Wenn du dich für das Thema Geldanlage interessierst, solltest du diese Folge des Ideencouch-Podcasts nicht verpassen! In Folge #93 spricht Jan mit seinem Gast Andreas Gintschel über nachhaltige Geldanlagen. Mit einer beeindruckenden Laufbahn bei Großbanken wie J.P. Morgan und der Deutschen Bank, hat er sich nun der Herausforderung gestellt, mit seiner Firma Effectual neue Wege in der nachhaltigen Geldanlage zu gehen. In dieser spannenden Folge erfährst du, wie Andreas' Konzept funktioniert und warum es, seiner Erfahrung nach, essenziell für die Förderung von mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwelt ist.

Fazit

Selbstständige müssen ihre Altersvorsorge komplett selbst organisieren und finanzieren. Das ist eine große Aufgabe, mit der sich viele überfordert fühlen. Dabei kannst du gar nicht so viel verkehrt machen, solange du die richtigen Schwerpunkte setzt.

An erster Stelle steht, dass du für ein ausreichendes Einkommen sorgst, schließlich bildet es die Basis für deinen Wohlstand heute und in der Zukunft. Gleichzeitig solltest du eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung abschließen, die den Verlust deiner Arbeitskraft absichert – für den Fall, dass du durch einen Unfall oder eine Krankheit nicht mehr in der Lage sein solltest, zu arbeiten. Auch Haftungsrisiken können deine Existenz ruinieren und damit deine Altersvorsorge gefährden. Kümmere dich darum, dass das nicht geschehen kann.

Eine gute Orientierung für deine Altersvorsorge bietet das Terrassenprinzip. Es bewahrt dich zum Beispiel davor, zum falschen Zeitpunkt langfristige Rentenverträge abzuschließen und dadurch deine Liquidität zu gefährden. Wenn du dich an dieses Prinzip hältst, erkennst du schnell, wie groß der finanzielle Spielraum für deine Altersvorsorge ist und welche Beträge du sinnvollerweise fürs Alter zurücklegen kannst und solltest.

Für welche Form der Vorsorge du dich entscheiden solltest, hängt nicht zuletzt von deinen individuellen Vorlieben und von deiner Lebenssituation ab. Im Idealfall setzt du auf eine Kombination mehrerer Vorsorgeformen. Klar im Vorteil bist du, wenn du dich einem der berufsständischen Versorgungswerke anschließen kannst, die es in Deutschland gibt. Das betrifft allerdings vorwiegend Berufsgruppen, die ohnehin eher überdurchschnittliche Einkommen erzielen.

Doch auch mit wenig Geld kannst du schon viel erreichen, vor allem, wenn du früh anfängst. Warte nicht, bis die Bundesregierung ihr Gesetz zur Rentenversicherungspflicht auf den Weg gebracht hat. Werde schon heute aktiv und erstelle dir einen Vorsorgeplan, der zu deinen finanziellen Ressourcen passt, der sich flexibel anpassen lässt und der es dir ermöglicht, deinen Lebensabend frei von finanziellen Sorgen zu genießen.

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bhp