Ikigai – erfüllt leben und gründen

Wie du Ikigai für dein Unternehmen nutzen kannst

Die Frage nach dem Sinn des Lebens – die haben wir uns sicher alle schon mal gestellt. Und manche Gründungsidee ist aus genau so einer Phase der Selbstsuche erst entstanden! In Japan wenden sich die Menschen in solchen Fragen dem Ikigai-Konzept zu. Es stellt eine allumfassende Lebensphilosophie dar, die ihren Anhänger*innen zu Glück und Erfüllung in den verschiedensten Bereichen verhelfen soll. In manchen Regionen Japans scheint das Ikigai-Mindset sogar mitverantwortlich für die besonders hohe Lebenserwartung zu sein, wie entsprechende Untersuchungen zeigen. 

Auch nach Deutschland hat das Ikigai-Konzept inzwischen Einzug gehalten. Hier wird es vor allem dazu genutzt, die eigene Berufung zu finden und idealerweise im Job oder eigenen Unternehmen umzusetzen. Ikigai kann also auch für deine Gründung interessant sein und dir bei der Ideenfindung helfen. Hier erfährst du mehr über den Ursprung des Konzepts und wie du es für dein Leben und deine Arbeit nutzen kannst.

Definition: Was ist Ikigai?

Ikigai hat eine lange Geschichte im japanischen Raum. Zum einen ist es ein ganz normaler Alltagsbegriff – zum anderen beschreibt es aber auch ein grundlegendes Lebensverständnis. Der Begriff Ikigai setzt sich aus den Wörtern iki = Leben und gai = Wert zusammen. Eine richtig gut passende Übertragung ins Deutsche gibt es für Ikigai nicht. Oft wird es mit „Wert des Lebens“, „lebenswert“ oder „Lebenssinn“ übersetzt. Im Wesentlichen beschreibt Ikigai nichts anderes als den Grund, aus dem wir jeden Morgen aufstehen. Nicht jede*r kennt diesen Grund oder hat ihn sich schon einmal bewusst gemacht. Das zu tun, kann der Ikigai-Philosophie zufolge jedoch dabei helfen, ein erfüllteres Leben zu führen, das deinen Fähigkeiten, Wünschen und Leidenschaften entspricht! Denn jeder Mensch hat ein Ikigai.

Der Begriff Ikigai lässt sich in Japan bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Die genaue Bedeutung der Ikigai-Philosophie wurde und wird bis heute unterschiedlich interpretiert. Als „Mutter“ des heutigen Ikigai-Verständnisses gilt die Psychiaterin Kamiya Mieko. Ihr zufolge ist Ikigai etwas ganz Individuelles, das bei jedem Menschen anders aussehen kann. Denn jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung eines erfüllten Lebens. Andere Autor*innen kritisieren ganz konkret gesellschaftliche Normen, weil sie das Erreichen des Ikigai-Zustandes allen erschweren, die von diesen Normen abweichen. Der „klassische“ Lebensweg ist für viele Menschen nicht erfüllend, sondern eher einengend. Ikigai fordert dich dazu auf, deinen eigenen Weg zu finden und zu beschreiten.

Dabei bezieht sich Ikigai nicht nur auf das Berufliche, sondern auf sämtliche Facetten des Lebens. Mit Geld und Materialismus hat das Konzept ursprünglich eher wenig zu tun. Idealerweise soll es möglich sein, unabhängig von materiellen Gütern Erfüllung zu finden. Das ist natürlich je nach Umständen nicht immer möglich. Dennoch lässt sich das Ikigai-Modell auch auf die Businesswelt übertragen und kann dir bei vielen Entscheidungen nützlich sein.

Das westliche Ikigai-Modell

Westliche Interpretationen entsprechen nicht unbedingt dem ursprünglichen Ikigai-Gedanken, wie er in Japan gelebt wird. Dennoch sind sie von dieser Philosophie inspiriert und kombinieren sie mit ähnlichen Modellen. So erklärte der Blogger Marc Winn Ikigai 2014 anhand des bereits existierenden Purpose-Diagramms. Statt „Purpose“ setze er das Wort „Ikigai“ in die Mitte – und legte so den Grundstein für die heute weitverbreitete westliche Ikigai-Interpretation.

Wie du siehst, spielen bei diesem Ikigai-Modell verschiedene Aspekte eine Rolle, aus denen du als Gründer*in zum Beispiel ableiten kannst, welche Tätigkeit dich am meisten erfüllen würde. Dein Ikigai liegt in der Mitte: bei einer Kombination aus Leidenschaft, Mission, Beruf und Berufung. Wenn deine Tätigkeit eine ist, die du liebst und gut kannst, die die Welt braucht und für die du auch Geld verlangen kannst – dann hast du den Jackpot geknackt!

Die vier Bereiche des Ikigai

Natürlich ist es nur eine vereinfachte Darstellung einer lebensübergreifenden Philosophie. Doch das Ikigai-Modell mit seinen vier Bereichen gibt dir einen guten Start- und Anhaltspunkt, wenn du dein Ikigai finden möchtest. Wir zeigen dir, worauf es in jedem Bereich ankommt und welche Fragen du dir stellen kannst, um herauszufinden, was deine Leidenschaft, Mission, Berufung oder Profession sein könnte.

Leidenschaft

Die eigene Leidenschaft zum Beruf zu machen, davon träumen viele Gründer*innen. Doch wofür brennst du eigentlich? Welche Tätigkeit übst du wirklich passioniert aus? Um das herauszufinden, kannst du dir folgende Fragen stellen:

  • Was liebst du?
  • Welches Hobby übst du mit Begeisterung aus?
  • Wobei wird dir nie langweilig?
  • Was würdest du am liebsten den ganzen Tag machen, wenn Geld und andere Verpflichtungen keine Rolle spielten?
  • Worüber könntest du stundenlang reden?
  • Was hast du vielleicht schon als Kind gern gemacht – und bist bis heute dabeigeblieben?

Mission

Die meisten Menschen wollen das Gefühl haben, etwas Nützliches zu tun. Wir brauchen eine oder mehrere Aufgaben im Leben, damit wir uns gebraucht fühlen. Das kann die Fürsorge für andere sein, ein politisches Engagement oder eben auch eine sinnvolle berufliche Tätigkeit. Stell dir diese Fragen, um deine Mission zu finden:

  • Was braucht die Welt?
  • Was sind deine Werte und Einstellungen?
  • Welche Probleme hast du schon lange erkannt und würdest du gerne lösen?
  • Welche Ideen kommen dir in den Kopf, wenn du über diese Probleme nachdenkst?
  • Was würdest du in der Welt gerne ändern?

Berufung

Natürlich wirst du nicht alle Probleme und Missstände, die dir auffallen, lösen können. Überlege dir also, welche deiner Fähigkeiten und Leidenschaften du einsetzen kannst, um etwas zu verändern. Folgende Fragen helfen dir dabei:

  • Was kannst du besonders gut?
  • Wofür bist du ausgebildet?
  • Welche Fähigkeiten und Kenntnisse hast du dir sonst noch angeeignet?
  • Wo liegen deine Stärken?
  • Welche Tätigkeiten fallen dir leicht?

Job

Leidenschaft, Idealismus und Können – das alles bringt dir wenig, wenn du nicht davon leben kannst. Die Ikigai-Philosophie steht zwar ursprünglich nicht im Zusammenhang mit Geld und materiellen Dingen. Sie sind jedoch trotzdem notwendig, wenn du in der Welt bestehen und ein erfülltes Leben leben möchtest. Mit diesen Fragen findest du heraus, welcher Beruf oder welche Geschäftsidee für dich realistisch ist:

  • Wofür wirst du bezahlt?
  • Was ist oder war dein bisheriger Beruf?
  • Welche sonstigen Einnahmequellen hast du?
  • Mit welchen Fähigkeiten und Kenntnissen könntest du Geld verdienen?
  • Wo tut sich eventuell eine Marktlücke auf?

Wie du dein Ikigai findest

Dein Ikigai findest du nicht an einem Nachmittag. Das ist ein lebenslanger Prozess, da sich das individuelle Ikigai im Laufe der Zeit auch ändern kann. Wichtig ist, dass du erst einmal anfängst, dich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Nimm dir etwas Zeit, ein Notizheft und einen Stift und beantworte die oben genannten Fragen so ausführlich wie möglich. Sie können dich auf deiner Reise zum Ikigai leiten und begleiten. Bleib dran und schau dir die Fragen immer wieder an, wenn du sie nicht sofort beantworten kannst. Selbstreflexion und Selbstbeobachtung sind wichtige Werkzeuge für das Ikigai-Mindset.          

Was liebst du und wofür stehst du jeden Morgen auf? – finde es heraus!

Im Internet findest du verschiedene Leitfäden, Checklisten und Fragebögen, die dir helfen, dich noch intensiver mit Ikigai auseinanderzusetzen. Außerdem kannst du Bücher, Studien und Artikel zu Ikigai lesen. Wenn du noch tiefer einsteigen möchtest, kannst du auch ein Ikigai-Coaching buchen. Doch das Konzept lässt sich auch allein im Selbstcoaching anwenden. Dabei kann es hilfreich sein, mit Freund*innen, Familie und Arbeitskolleg*innen zu sprechen. Sie wissen manchmal mehr über dich, deine Leidenschaften und Fähigkeiten als du selbst. 

Die Entdeckung deines Ikigais kannst du nicht erzwingen. Es geht ja gerade darum, dass du dich von gesellschaftlichen Zwängen befreist und dein wahres Selbst lebst! Mach dir also keinen Stress, sondern lass dich drauf ein und integriere die Frage nach dem Grund, für den du morgens aufstehst, fest in deinen Alltag. Morgenrituale, Meditationen oder Gesprächsrunden können dabei sehr nützlich sein.

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Ikigai für Gründer*innen: So kannst du es nutzen

Das Ikigai-Mindset lässt sich in jeder Lebenslage anwenden – egal ob privat oder beruflich. Wenn du dein eigenes Unternehmen gründen möchtest, ist Ikigai ebenfalls ein hilfreiches Tool! Diese Aspekte deiner Gründung kann es besonders beeinflussen:

  • Will ich gründen? Ob die Selbstständigkeit das richtige für dich ist, dich deinem Ikigai also näherbringt, kannst du mithilfe des Modells und der Leitfragen aus diesem Artikel feststellen. Mehr dazu liest du auch in unserem Ratgeber zum Thema „Folge deiner Motivation“.
  • Gründungsidee finden: Du hast viele Ideen, aber weißt nicht, welche du zum Business machen sollst? Auch dabei kann Ikigai dir helfen.
  • Unternehmenswerte festlegen: Deine Werte und deine Unternehmerpersönlichkeit machen dich und dein Business aus. Finde mithilfe von Ikigai heraus, was dir im (nicht nur) beruflichen Leben wichtig ist!
  • Neuausrichtung: Du bist dir nicht sicher, ob du noch auf dem richtigen Pfad bist, und möchtest dein Unternehmen umgestalten? Nutze Ikigai!
  • Angebotsgestaltung: Um herauszufinden, welche Produkte und Dienstleistungen deiner Kundschaft am besten weiterhelfen – und welche dir auch Spaß machen! – kannst du ebenfalls das Ikigai-Konzept anwenden.

Wenn du dir unser Geschäftsmodell-Canvas mal näher anschaust, wird dir auffallen, wie sehr die Themen Ikigai und Geschäftsmodell schon zusammengerückt sind: Die Felder „Nutzen“, „Werte“ und „Kernfähigkeiten“ lassen sich fast 1:1 auf die Dimensionen „Aufgabe“, „Leidenschaft“ und „Beruf“ übertragen. Und die vierte Ikigai-Dimension, kannst du entweder mithilfe des Ertragsmodells oder als Markttest im Bereich „Nutzen“ und „Kunden“ durchdenken.

Vorteile des Ikigai-Modells im Überblick

Ikigai kann jede Menge positive Einflüsse auf dein Leben haben. Noch nicht ganz überzeugt? Hier siehst du noch einmal alle Vorteile des Ikigai-Mindsets auf einen Blick:

  • Mit deinem Ikigai findest du das, wofür du jeden Morgen aufstehst
  • Dein Ikigai zu finden, kann dir zu einem erfüllteren Leben verhelfen
  • Mit dem Ikigai-Modell kannst du ein Geschäftsmodell entwickeln, das ganz deinen Bedürfnissen und Wünschen an dein Leben entspricht
  • Ikigai zeigt dir den Sinn deines Tuns – für dich und andere
  • Wenn du dein Ikigai lebst, tust du das, was du liebst
  • Mit Ikigai setzt du deine Fähigkeiten sinnstiftend, gewinnbringend und lebensbereichernd ein
  • Ikigai kann eine unglaubliche Motivation und Lebensfreude in dir freisetzen
  • Menschen, die ihr Ikigai kennen, leben zufriedener, gesünder, entspannter und oft auch länger

Fazit

Jeder Mensch hat ein Ikigai – du musst es dir nur bewusst machen! Es gibt einige Diskussionen darüber, wie Ikigai nun „richtig“ zu interpretieren ist. Aber letztlich ist es egal, wie du das nennst, was dein Leben lebenswert macht. Wichtig ist, dass du weißt, was es ist, dass du es beim Namen nennen kannst! Das westliche Ikigai-Modell hilft dir dabei, deine Leidenschaft, deine Fähigkeiten, deine Berufung zu finden – und damit Geld zu verdienen. Es lohnt sich aber auch, die japanischen Ursprünge des Ikigais näher zu betrachten. Du kannst daraus eine Menge für dein Leben lernen und findest heraus, was für dich wirklich zählt. Lass dich einfach mal drauf ein und betrachte deine Gründung ab jetzt aus Ikigai-Perspektive!

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bhp