Serial Entrepreneur*in

Gründen in Serie

Ein Unternehmen zu gründen, ist eine große Herausforderung, die vollen Einsatz verlangt. Aber manchen Menschen ist das noch nicht genug. Sie gründen gleich in Serie: Kaum haben sie ein Unternehmen auf den Weg gebracht, machen sie sich daran, die nächste Geschäftsidee umzusetzen.

Dieses Phänomen ist gar nicht so selten. Es gibt sogar schon eine eigene Bezeichnung dafür: Serial Entrepreneurship. Was sich dahinter verbirgt, warum es sinnvoll sein kann, nach der ersten Gründung eine weitere vorzunehmen, und welche Fehler dabei zu vermeiden sind, das erfährst du in diesem Artikel.

Definition und Einordnung: Was ist ein*e Serial Entrepreneur*in?

Serial Entrepreneur*in ist ein Fachbegriff für Menschen, die in ihrem Leben nicht nur ein, sondern gleich mehrere Unternehmen nacheinander gründen.

Meist wenden sie sich einem neuen Projekt zu, sobald die Gründungsphase abgeschlossen ist. Anstatt sich auf die Konsolidierung ihres Erfolges zu konzentrieren und die Früchte ihrer Arbeit zu ernten, fangen sie noch mal von vorn an.

Aber warum tun sie sich das ein? Einer der Gründe ist, dass sie schlicht ihren Fähigkeiten und Neigungen folgen. Ist ein Unternehmen erst am Markt etabliert, verändern sich nämlich die Aufgaben: Sind am Anfang vor allem Improvisationstalent und kreatives Ausprobieren gefragt, geht es im Laufe der Unternehmensentwicklung immer stärker darum, Abläufe und Strukturen zu professionalisieren. Die Gründer*in wird vom Allround-Talent, das morgens an seinem Produkt bastelt, mittags die Social-Media-Kanäle bespielt und nachmittags mit seinem Team die Vertriebsstrategie bespricht, mehr und mehr zum Management-Ass, das für reibungslose Routinen zu sorgen hat.

Beides sind anspruchsvolle und abwechslungsreiche Aufgaben. Aber wenn du lieber Gründer*in bist als Unternehmer*in, wirst du bald mit dem Gedanken spielen, eine weitere Gründung zu wagen.

Dennis und Jan

Dennis Monner kommt eigentlich aus dem Corporate Umfeld und entschloss sich irgendwann, ein Unternehmen zu gründen. Nach 10 Jahren spannender Unternehmer-Erfahrungen verkaufte er es an einen strategischen Investor. Nach dem Verkauf fiel er dann in ein tiefes Loch, verspürte eine Leere. Deswegen gründete er erneut ein Unternehmen, das er wieder nach acht Jahren verkaufte. Ein richtiger Serial Entrepreneur also. In der Podcast-Folge berichtet er, wie die beiden EXITs zustande kamen und was er dabei lernte. 

Typische Eigenschaften von Serial Entrepreneur*innen

Serial Entrepreneur*innen lieben es, Neues zu schaffen. Typisch für sie sind ein unerschöpflicher Ideenreichtum und ein gutes Gespür für Trends. Ohne es zu wollen, entwickeln sie ständig neue Ideen – und diese wollen sie dann auch umsetzen. Häufig zeichnen sie sich durch unkonventionelle Denk- und Lebensweisen aus. Sie stellen Gewohntes infrage und kommen so zu verblüffenden Lösungen, die vor ihnen nie jemand erdacht hat.

Ihr Antrieb ist nicht unbedingt der Wunsch nach finanziellem Erfolg und wirtschaftlicher Unabhängigkeit, sondern die Verwirklichung ihrer Visionen. Ist ihnen dies gelungen, zögern sie nicht, ihr Projekt in andere Hände abzugeben. Sie verkaufen ihr Unternehmen oder ziehen sich aus dem Tagesgeschäft zurück. Die gewonnene Freiheit nutzen sie allerdings nicht, um es sich auf einer Südseeinsel gut gehen zu lassen. Sie stürzen sich lieber mit Verve ins nächste Abenteuer.

Ihre Leidenschaft für Neues wird durch einen nahezu unerschütterlichen Optimismus befeuert, der vielen Seriengründer*innen eigen ist. Sie sind überzeugt, dass sie mit ihren Ideen die Welt zu einem besseren Ort machen können, und es fällt ihnen leicht, andere mit ihrer Begeisterungsfähigkeit anzustecken.

Dabei ist es gar nicht so entscheidend, dass jeder Gründungsversuch gelingt. Auch wer nach einer Pleite den Mut hat, es erneut zu versuchen, darf sich mit Fug und Recht zur Spezies der Serial Entrepreneur*innen zählen. Denn es sind vor allem der Mut, sich unbekannten Situationen zu stellen, und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, die für viele von ihnen kennzeichnend sind.

Und noch etwas haben die meisten Serial Entrepreneur*innen gemeinsam: Sie können gut mit anderen Menschen. Vertrauen, Offenheit und Integrität–, diese Eigenschaften helfen nicht nur bei der Umsetzung von Ideen, sie sind zugleich auch Voraussetzungen, um Verantwortung abgeben und Projekte loslassen zu können – und sich dadurch Zeit und Raum für Neues zu schaffen.

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Tipps zum Durchstarten

Du hast bereits ein Unternehmen erfolgreich am Markt etabliert und verspürst dennoch den Wunsch, noch einmal neu anzufangen? Du hast schon wieder eine Geschäftsidee, die dich nicht loslässt, und würdest sie lieber heute als morgen in die Tat umsetzen? Steh dazu und tritt dem Club der Seriengründer*innen bei! Das sind nämlich keine verbissenen Workaholics, sondern kluge und mutige Menschen mit Unternehmergeist par excellence!

Wenn du dabei die folgenden Tipps und Strategien berücksichtigst, ist es nicht nur möglich, sondern sogar äußerst sinnvoll, in Serie zu gründen. Denn dann kannst du deine Ressourcen perfekt einsetzen:

Schwerpunkte setzen

Die größte Gefahr ist, dass du dich verzettelst und heillos überforderst. Schon ein einzelnes Unternehmen zu führen, ist eine große Aufgabe. Wenn du ohne Plan gleich das nächste in Angriff nimmst, kann es passieren, dass du auf ganzer Linie scheiterst. Weil du dich weder dem alten noch dem neuen Projekt mit der nötigen Aufmerksamkeit widmen kannst. Damit das nicht passiert, solltest du sicherstellen, dass dir genug Zeit für deine neue Idee bleibt. Delegiere und bereite deinen Rückzug sorgfältig vor.

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Nicht alles auf eine Karte setzen

Schmeiß jetzt aber bitte nicht gleich alles hin, was du dir aufgebaut hast. Nur, weil es einmal geklappt hat, heißt das nicht, dass du zwangsläufig auch beim zweiten, dritten oder vierten Versuch Erfolg haben wirst. Teste deine neue Geschäftsidee, bevor du Schritte unternimmst, die du nicht mehr rückgängig machen kannst.

Geh immer nur so viel Risiko ein, wie du dir leisten kannst. Investiere am besten eigenes Geld, welches du entbehren kannst und halte dir nach Möglichkeit Wege offen, zu deinem alten Unternehmen zurückzukehren.

Erfahrungen nutzen

Als Serial Entrepreneur*in hast du Anfänger*innen einiges voraus: Du weißt bereits, wie eine Gründung abläuft, wo Fallstricke versteckt sind und wie du sie umgehst. Du hast dich intensiv mit dem Markt beschäftigt, mit Kund*innen gesprochen und verschiedene Marketingansätze ausprobiert. Nutze dieses Wissen! Anstatt dich in völlig unbekanntes Terrain zu begeben, solltest du mit deinem neuen Vorhaben an das alte anknüpfen. Das erreichst du zum Beispiel, indem du dieselbe Zielgruppe ansprichst oder ein ähnliches Geschäftsmodell umsetzt. Dann profitierst du am stärksten von deinen Erfahrungen.

Kochen mit dem, was im Kühlschrank ist

Das führt zu unserem letzten Tipp, der sich an alle angehenden Seriengründer*innen richtet, die noch keine Geschäftsidee haben, sich aber nach dem Startup-Feeling vergangener Zeiten zurücksehnen: Mach deine Ressourcen zum Ausgangspunkt für die Ideensuche. Dann hast du nämlich schon alles beisammen, was du später für den Start brauchst. Schreib alles auf, was dir helfen könnte – auch wenn es zunächst abwegig erscheint. Denk dabei nicht nur an Handfestes (Startkapital, Räumlichkeiten etc.), sondern auch an weiche Faktoren. Dazu zählen zum Beispiel deine Kontakte oder deine intensive Kenntnis der Kundenwünsche, die du im Zuge deiner zurückliegenden Gründung erworben hast (mehr über diesen Ansatz wissen, der sich Effectuation nennt, kannst du in unserem unseren Ratgeber Mache eine Inventur deiner Ressoucen nachlesen).

Von Serial Entrepreneur*innen lernen

Die wohl bekanntesten (und umstrittensten) Serial Entrepreneure in Deutschland sind die drei Samwer-Brüder, die mit ihrer Startup-Schmiede Rocket Internet hinter so erfolgreichen Marken wie Zalando, Groupon oder home24 stehen und schon hunderte von Firmen auf den Weg gebracht haben. Aber es gibt auch weniger aufsehenerregende Erfolgsgeschichten von Mehrfachgründer*innen, die eher im Verborgenen, aber sehr erfolgreich tätig sind.

Eine von ihnen ist Meike Helfenstein aus dem Allgäu. Sie hat bereits an der Entwicklung eines Karrierenetzwerks mitgewirkt, ein soziales Netzwerk für “Best Ager” aufgezogen, eine Handelsplattform für heimischen Honig ins Leben gerufen und gemeinsam mit zwei weiteren Mitgründern den Schmuck-Marktplatz Dinky Donkey ins Netz gestellt, über den kleine Schmuckmanufakturen ihre Unikate vertreiben können. Was am Werdegang der umtriebigen Wiederholungstätigern auffällt: Zwar unterscheiden sich die Produkte und Zielgruppen ihrer Unternehmen, nicht aber der grundlegende Geschäftsmodell-Ansatz. Die Plattform-Ökonomie zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Gründungsvorhaben Helfensteins – ein gutes Beispiel für den gelungenen Einsatz von Ressourcen, von dem du lernen kannst.

Auch auf der Gründerplattform findest du einige Beispiele von Serial Entrepreneur*innen. Zwei davon sind Dirk Freise von blau.de und Tim Wienberg von Pacemo.

Dirk Freise von blau.de

Tim Wienberg von Pacemo

Fazit

Es ist kein Zufall, dass Mehrfachgründer*innen oft so erfolgreich sind. Viele Argumente sprechen dafür, Geschäftsideen „in Serie“ umzusetzen: Wer einmal ein Business erdacht und umgesetzt hat, hat sich so intensiv mit einer Zielgruppe, einem Markt und/oder einem Geschäftsmodell auseinandergesetzt, dass sich weitere vielversprechende Geschäftsideen fast von selbst ergeben. Es wäre doch schade, diese in der Schublade verkümmern zu lassen.

Hinzu kommt, dass die Hürde, ein Unternehmen zu gründen, von Mal zu Mal kleiner wird: Kontakte, Know-how und Kapital wurden im Zuge des „ersten Males“ erworben und warten nur darauf, eingesetzt zu werden.

Lass diese Ressourcen nicht ungenutzt. Wenn du vor Ideen sprühst und Lust auf einen Neustart hast, dann solltest du dich nicht davon abhalten lassen. Geh den nächsten Schritt und gründe ein neues Startup. Mit der richtigen Vorbereitung, gesunder Neugier und einer guten Portion Bodenhaftung wirst du auf der Erfolgsspur bleiben.


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bhp