Die eigene Kneipe eröffnen und als Gastwirt*in durchstarten
Vielleicht hast du selbst schon einmal in deiner Lieblingskneipe gesessen und überlegt, wie es wäre, Wirt*in zu sein. Die Chancen stehen offenkundig auf Erfolg: Regelmäßig fließt Geld in die Kasse, du kannst Gäste charmant unterhalten und mit der richtigen Musik läuft der Abend wie von allein. Bis es so weit ist, gibt es einiges zu beachten.
Den optimalen Standort wählen
Grundsätzlich solltest du dein Konzept nach dem Umfeld ausrichten - oder die passende Nachbarschaft für deine Kneipenidee finden. Denn eine rockige Musikkneipe mit Livemusik bis tief in die Nacht verträgt sich schlecht mit dem Bedürfnis deiner Nachbarn nach Ruhe. Beschäftige dich intensiv mit den Bedingungen vor Ort, bevor du einen Vertrag abschließt. Sprich dafür auch mit den Menschen auf der Straße, informiere dich in der Lokalpresse und frage Freunde und Bekannte nach ihrer Meinung.
Unser Experte Jan Evers erklärt dir in diesem kurzen Video, worauf du bei deiner Wahl des Standorts achten solltest:
Gründung oder Übernahme
Du kannst entweder ein etabliertes Lokal im Zuge eines Verkaufs übernehmen oder in einer geeigneten Gewerbeimmobilie deine eigene Kneipe eröffnen. Beide Wege weisen Vor- und Nachteile auf.
Pro und Kontra Übernahme
Für eine Übernahme spricht, dass die Kneipe in der Regel eingerichtet übergeben wird. Insbesondere die teuren Investitionen für Zapfanlage, Kühlung und mehr wurden bereits in der Vergangenheit getätigt. Der Nachbarschaft ist das Lokal bekannt und stößt hoffentlich auf keinerlei Widerspruch. Auf Anfrage kannst du Einsicht nehmen in die Bücher und hoffentlich die Umsatzzahlen der letzten Jahre prüfen. Das sind belastbare Aussagen für deinen Businessplan.
Es kann sich nachteilig auswirken, dass diese Angaben nur auf das aktuelle Konzept deiner Übernahme-Kneipe zutreffen. Der Raum für eigene Ideen ist begrenzt und möglicherweise verlierst du Gäste, wenn du Änderungen durchführst. Oder du hast kaum Chancen auf neue Gäste, weil du es nicht wagst, am alten Konzept etwas zu verändern. Unter Umständen kommt der Vertrag nur zustande, wenn du Haftungsrisiken deines Vorgängers übernimmst. Eine unabhängige Rechtsberatung kann die Risiken aufzeigen und dich vor Nachteilen bewahren.
Pro und Kontra Neugründung
Für die Neugründung spricht, dass du am Ende der Baumaßnahmen genau die Kneipe eröffnen kannst, die du dir vorgestellt hast. Mit ausreichender Kapitaldecke im Hintergrund bleibt dir Zeit, die bevorzugte Klientel anzusprechen sowie auf dich und dein Lokal aufmerksam zu machen.
Gegen eine Neugründung sprechen die hohen Gründungskosten und Investitionen. Zusätzlich zur Möblierung kommt die Einrichtung von sanitären Anlagen, die Ausstattung mit Gläsern und Geschirr und dem typischen Gastroinventar wie Tresen, Kühlung und Küche hinzu. Nach der Eröffnung dauert es wenigstens ein Jahr, bis du die jährlichen Schwankungen der Einnahmen kennst und entsprechend kalkulieren kannst.
Es erwartet dich ein ansprechender Mix aus Eventmanagement, Personal, Einkauf und Bewirtung, der viel Freude machen kann.
Eigen- oder Fremdkapital zur Finanzierung
Bei jeder Gründung taucht die Frage nach dem Kapital auf. Die Spanne kann sehr weit sein und richtet sich unter anderem nach der Art der Unternehmung. Banken stehen Gründer*innen in aller Regel skeptisch gegenüber, was die Kreditaufnahme erschwert. Ein ausgereifter Businessplan und ein guter Kontakt zur Hausbank verbessern deine Chancen enorm. Im Bereich der Gastronomie erweisen sich außerdem Brauereien als aufgeschlossene Geldgeber. Meist sind diese Verträge mit einer Abnahmeverpflichtung der Brauerei-Produkte verbunden. Hilfe zum Businessplan findest du auf unserer kostenlosen Businessplan Vorlage Seite.
Behörden und Ämter
In der Gastronomie gelten strenge Vorschriften in Bezug auf Infektionsschutz und die Sicherheit von Gästen und Mitarbeiter*innen. Du bist auf der sicheren Seite, wenn du schon vor der Eröffnung Rücksprache mit den zuständigen Ansprechpartner*innen hältst. Je nach Art der angebotenen gastronomischen Leistungen gelten eigene Bestimmungen. Nutze den Kontakt, um frühzeitig Mängel zu entdecken und zu beseitigen, die im schlimmsten Fall zur Schließung der Kneipe führen.
Benötigte Dokumente
Bis du deinen Gästen das erste Getränk servieren darfst, stehen dir einige Laufwege bevor, um alle Schriftstücke und Genehmigungen zusammenzutragen. Bedenke bei der Terminplanung, dass Behörden und Ämter eine gewisse Zeit für die Bearbeitung in Anspruch nehmen. In der folgenden Übersicht findest du detaillierte Angaben.
Anmeldung als Gastronomiebetrieb:
Gewerbeschein und Schanklizenz stellt das Gewerbeamt aus. Von dir als Gründer*in wird die Vorlage des Gaststättenunterrichtungsnachweises gefordert, den du bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) erwirbst.
Berufsgenossenschaft:
Für die Anmeldung zuständig ist die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel & Gastgewerbe.
Garten, Hof, Außenbereich:
Wenn du planst, Service im Außenbereich anzubieten, stellst du einen Antrag auf Bewirtung im Freien beim Ordnungsamt.
Bau und Umbau:
Das Bauordnungsamt entscheidet über Anträge auf bauliche Änderungen im Innen- und Außenbereich und nimmt diese Baumaßnahmen ab.
Gewerbeversicherungen:
Die Betriebshaftpflichtversicherung ist zwar nicht vorgeschrieben, schützt allerdings vor bösen Folgen. Es bieten sich einige private Versicherungen an.
Mediale Unterhaltung:
Wenn in der Kneipe Musik gespielt wird und Videos laufen, ist eine Anmeldung bei der GEMA und eventuell bei einem Privatsender erforderlich. Außerdem ist in diesem Fall der Rundfunkbeitrag zu entrichten.
Persönliche Eignung:
Ein Führungszeugnis und einen Auszug aus dem Gewerbezentralregister stellt das Bundesamt für Justiz aus und bei Kreditverhandlungen wird zusätzlich eine Auskunft der SCHUFA erforderlich.
Unterrichtungen für dich und deine Mitarbeiter*innen:
Im Gesundheitsamt nehmen du und deine Belegschaft an Schulungen zum Thema Infektionsschutz und Hygiene teil. Im Anschluss erteilt das Amt das Gesundheitszeugnis.
Bei Kauf oder Übernahme:
Das Registergericht stellt einen Auszug aus dem Handelsregister aus.
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Personal einstellen
Die Arbeit hinter dem Tresen stellt nur einen Teil deiner Aufgaben dar. Daneben beschäftigst du dich mit Veranstaltungsplanung, Warenwirtschaft und Buchführung. Dadurch hast du seltener Zeit zu bedienen. Fast alle gastronomischen Betriebe kennen darüber hinaus saisonale Schwankungen, in denen der Personalbedarf an Aushilfen ansteigt. Daneben sollten Festangestellte zu deinen Mitarbeiter*innen zählen. Das Stammpublikum bevorzugt es, ein vertrautes Gesicht in der Kneipe anzutreffen. Das stärkt die Beziehungen, was wiederum langfristig die Einnahmen sichert. Der Tag, an dem du endlich deine Kneipe eröffnen kannst, ist eine gute Gelegenheit, alle miteinander bekannt zu machen.
Gut vorbereitet zum Erfolg
Vor der Eröffnung einer Kneipe sind Eingangshürden seitens der Behörden zu überwinden, die sich je nach Einzelfall in der Höhe unterscheiden. Die Kosten für Ein- oder Umbau fallen zum Teil erheblich aus, noch bevor du die Kneipe eröffnen kannst. Viele Brauereien bieten Kooperationen an. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten erwartet dich ein ansprechender Mix aus Eventmanagement, Personal, Einkauf und Bewirtung, der viel Freude machen kann.
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