Am Anfang hörte es sich das absurd an. Kann es ein Startup aus Köln schaffen, ein ernstzunehmender Konkurrent in einem Kerngeschäft von Google zu werden? DeepL bietet heute eine bessere Übersetzungsmaschine als Google an und das für über 72 Sprachvarianten. Wie geht das?
DeepLs Geschäftsmodell basiert auf der starken Technologie, die das Kölner Internetunternehmen entwickelt hat. Der große Erfolg des Geschäftsmodells liegt somit im Baustein Kernfähigkeiten und bei den Gründern (Baustein Team), die diese Technologie entwickelt haben. Das 2009 gegründete Unternehmen hat es clever gemacht: Bevor sie mit DeepL eine Übersetzungsmaschine auf den Markt gebracht haben, bauten sie das Online-Wörterbuch Linguee. Das konnten sie einerseits nutzen, um ihre Technologie zu verbessern und andererseits, um sich ein finanzielles Polster zu verschaffen, da sie auf Linguee Werbeplätze für Unternehmen anbieten. Somit konnten sie die Entwicklung der Übersetzungsmaschine finanzieren, den Übersetzungsservice weiter als Freemium-Modell anbieten und gleichzeitig die künstliche Intelligenz hinter dem Algorithmus so verbessern, dass mittlerweile 72 verschiedene Sprachkombinationen maschinell übersetzbar sind. DeepL hat es also geschafft, ein Ertragsmodell zu entwickeln, mit dem sie die verschiedenen Produkte des Unternehmens finanzieren können.
Das Unabhängigkeitsstreben hinter diesem Ansatz ist fest in den Werten des Unternehmens und damit im Geschäftsmodell verankert und hat dafür gesorgt, dass sie etwas geschafft haben, was niemand geglaubt hätte: Sie haben Google auf Platz zwei verdrängt und sich noch nicht an Google oder andere Techgiganten verkauft. Eine wahre Leistung! In der Geschäftsmodellcanvas kannst du auf einen Blick sehen, wie sie ihr Unternehmen strukturiert haben um das zu schaffen.
1.
Die Gründer von DeepL hat die Vergangenheit der Branche, in die sie eintraten, nicht interessiert. Sie sind mit einem Innovations-Mindset an ihre Gründung herangegangen. Manchmal ist es hilfreich sich von dem Status-Quo mental zu befreien.
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Überlege, wie du ein bisher nicht digitales Produkt nicht nur in die digitale Welt übersetzt, sondern es neu denkst. Denn die DeepL-Gründer haben nicht einfach ein Wörterbuch digitalisiert, sondern gleich eine Maschine gebaut, die selbst übersetzen kann.
3.
Die Entwicklung einer eigenen Technologie, die besser und spezialisierter als eine Bestehende ist, kann dir einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
4.
Es ist möglich, dich zunächst nur auf deine Kernfähigkeit zu konzentrieren und eine Technologie zu entwickeln. Wichtig ist aber, dass du möglichst schnell ein zu dir passendes Geschäftsmodell findest. Wer sind deine Kunden und welche Schlüsselpartner brauchst du? Denn viele gute Technologien sind daran gescheitert, dass ein gewisses Maß an unternehmerischem Denken fehlte.
“Besser als Google” - das ist die Überschrift des brandeins-Artikels über DeepL, geschrieben von Patrick Stähler und Jan Evers, in dem sie das Geschäftsmodell weitergehend analysieren.
In diesem Video erfährst du vom Geschäftsmodellexperten Patrick Stähler, warum es so wichtig ist, ein Geschäftsmodell zu entwickeln.