Mit Spaß an Technik und Mobilfunk und Lust auf Kundenkontakt liegt der Schritt in die Selbstständigkeit mit einem eigenen Laden für Smartphones nahe. Doch welche Voraussetzungen solltest du erfüllen und wie sieht ein guter Businessplan für die Eröffnung eines Handyshops aus? Wir geben Tipps für die erfolgreiche Planung und zeigen dir, worauf du bei der Gründung unbedingt achten solltest.
Wie die meisten Unternehmensgründer*innen musst du zuerst ein Gewerbe anmelden, um einen Handyshop eröffnen zu können. Die Anmeldung erfolgt bei deinem örtlichen Gewerbeamt und kostet je nach Bundesland etwa 15 - 65 EUR. Im Zuge der Anmeldung wird dein zuständiges Finanzamt informiert und du erhältst eine Steuernummer, mit der du Rechnungen stellen darfst. Auch die Industrie- und Handelskammer wird über deine Gründung informiert, und du wirst automatisch Mitglied. Eine Eintragung ins Handelsregister ist notwendig, wenn du deinen Handyshop als GmbH oder UG gründest.
Wenn du einen stationären Laden eröffnen möchtest, gibt es gesetzliche Bestimmungen für Einzelhändler*innen, die du unbedingt kennen und befolgen solltest. Diese regeln beispielsweise, welche gewerblichen Versicherungen du benötigst, welche Öffnungszeiten an deinem Standort zulässig sind, wie Preise deklariert werden müssen und ob und welche baulichen Vorgaben es gibt. Im Detail gibt es von Bundesland zu Bundesland Unterschiede.
Um einen Handyshop zu eröffnen, brauchst du nicht zwingend eine besondere Ausbildung. Von Vorteil sind aber Erfahrung oder sogar eine Ausbildung im Einzelhandel sowie unternehmerische Kenntnisse rund um die Preiskalkulation oder Buchhaltung. Ein ausgeprägtes Interesse an der neuesten (Mobilfunk-)Technik sollte selbstverständlich sein, ebenso wie die Lust auf Kundenkontakt und Spaß an Beratung und Verkauf. Möchtest du in deinem Laden auch Reparaturen anbieten, können entsprechende technische Fertigkeiten von Vorteil sein. Fehlt dir die eine oder andere Expertise, suche dir eine Person, die diese Lücke füllt und mit der du deinen Handyshop gemeinsam eröffnen kannst, oder plane mit Mitarbeiter*innen, die dich ergänzen.
Jede gute Idee sollte mit einem Businessplan auf ein sicheres Fundament gestellt werden. Auch wenn die Erstellung eines solchen Plans mit viel Recherche und Arbeit verbunden ist: So wirst du dir nicht nur über den Markt und deine Zielgruppe bewusst, sondern deckst auch Risiken und Chancen auf. Denn mal ehrlich: Einen Handyshop eröffnen wollen und tun viele, damit erfolgreich sind aber längst nicht alle. Und: Mit einem Businessplan überzeugst du Banken oder Investoren von dir und deiner Idee.
Die gute Nachricht ist: Die Zahl der Handybesitzer wächst seit Jahren stetig. 2018 nutzten beispielsweise 57 Millionen Deutsche ein Handy – bei der relevantesten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sind über 95 Prozent im Besitz von mindestens einem Smartphone. Und da die Hersteller stetig neue Modelle herausbringen, ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach Handys auch weiterhin da ist. Allerdings: Eine hohe Nachfrage an sich macht noch kein gutes Geschäft. Schau dir an, wer deine direkten und indirekten Wettbewerber*innen sind und was diese anbieten. Gibt es am Standort deiner Wahl bereits viele stationäre Anbieter*innen und wie vertreiben diese ihre Smartphones? Welche Marken und Modelle werden besonders häufig angeboten und tatsächlich auch verkauft? Welche Dienstleistungen und Waren werden rund um das Smartphone angeboten und nachgefragt?
Wichtig: Angebot und Nachfrage sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Nur weil jeder Handyshop in deiner Umgebung beispielsweise auch Handyhüllen verkauft, bedeutet das nicht, dass sich damit ein Geschäft machen lässt. Und mit der Zeit kann sich die Nachfrage auch ändern – beobachte den Markt über einen längeren Zeitraum und berücksichtige Trends, die sich abzeichnen.
Ein Teil der Marktanalyse ist die Wahl des Standorts. Möchtest du deinen Handyshop ausschließlich als Online-Geschäft aufziehen, ist der Standort natürlich zweitrangig, denn dann benötigst du keinen gut gelegenen Laden mit ausreichend Verkaufs- und Beratungsfläche, sondern ein Lager und ggf. eine Werkstatt für Reparaturen. Entscheidest du dich für einen stationären Handyshop, prüfe vorher, ob und wie groß die Konkurrenz ist und ob und welche Zielgruppen es vor Ort gibt. Ideal sind Lagen mit viel Laufkundschaft, beispielsweise in Einkaufsstraßen. Hier zahlst du aber meist auch höhere Mieten. Überlege dir vorher, wie du verkaufen und auf dich aufmerksam machen möchtest. Wenn du es schaffst, dir einen Ruf durch ein einzigartiges Angebot oder besonders guten Service zu erarbeiten, macht es nichts, wenn dein Geschäft eher unauffällig in zweiter Reihe zu finden ist und du keine große Schaufensterfläche zur Verfügung hast.
Angebot und Nachfrage sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Nur weil jeder Handyshop in deiner Umgebung beispielsweise auch Handyhüllen verkauft, bedeutet das nicht, dass sich damit ein Geschäft machen lässt.
Mindestens so wichtig wie der Standort ist das Angebot in deinem Handyshop. Beantworte dir für die Angebotsgestaltung folgende Fragen:
Bei der Beantwortung dieser Fragen solltest du ganz konkrete Fakten berücksichtigen: Je größer das Sortiment, desto größer sind auch der Beschaffungsaufwand und der benötigte Lagerplatz – andererseits wird dein Sortiment dadurch für ein größeres Publikum interessant. Für Reparaturen benötigst du zusätzliches Know-how, hebst dich damit aber eventuell von der Konkurrenz ab.
Schau dir an, was andere machen und wo du eine Nische besetzen kannst. Beachte dabei auch deine Kundschaft vor Ort: Wenn du an einem Standort einen Handyshop eröffnest, an dem es viele ältere Menschen gibt, kann ein Reparaturservice interessant sein. Ebenso der An- und Verkauf von älteren Modellen, da die ältere Generation vielleicht lieber ein bereits bekanntes, älteres Modell kauft, als immer das neueste Gerät. An einem Standort mit viel Laufkundschaft floriert eventuell eher das Geschäft mit dem Zubehör, beispielsweise wenn das Ladegerät oder die Kopfhörer vergessen wurden.
Entsprechend deiner Kundschaft und der Konkurrenz kalkulierst du die Preise. Ab wann rechnet sich dein Handyshop? Hier gilt: Willst du viel und dafür eventuell günstig verkaufen oder setzt du lieber auf ausgesuchte Produkte und Dienstleistungen und verlangst dafür mehr Geld?
Das Thema Kosten nimmt in jedem Businessplan einen wichtigen Platz ein. Wie hoch diese ausfallen, hängt davon ab, ob du einen stationären Laden einrichten möchtest oder ob du dich auf den reinen Onlinehandel beschränkst. Entscheidest du dich dafür, einen stationären Handyshop zu eröffnen, plane folgende Kosten ein:
Im laufenden Betrieb sind folgende Ausgaben zu berücksichtigen:
Ein ganz wesentlicher Punkt ist die Investition für die Beschaffung der Ware: Es gibt Vertriebspartner und Lieferanten, die dir die Produkte auf Kommission zur Verfügung stellen, sodass du erst zahlen musst, wenn du die Ware verkauft hast – das ist allerdings meist nur bei Franchiseläden vorgesehen, zu denen du weiter unten mehr erfährst.
In vielen Fällen musst du jedoch in Vorleistung gehen, um dein Lager zu füllen. Hier kommt es (auch) auf dein Verhandlungsgeschick an und darauf, ob du beispielsweise nur die neuesten (und teureren) Handys anbietest oder auch ältere oder sogar gebrauchte (und günstigere) Geräte. Beachte bei gebrauchten Geräten, dass du eine Gewährleistung von zwölf Monaten geben musst.
Tipp: Mach dich auch mit der Welt deiner Schlüsselpartner wie Lieferanten vertraut. Einer der Unterstützer der Gründerplattform ist Dirk Freise, der mit blau.de eines der erfolgreichsten Vertriebssysteme für Mobilfunkverträge gegründet hat. Wir haben das Geschäftsmodell von blau.de zusammengefasst. In unserem Interview mit Dirk Freise erzählt er uns einiges über die Gründung von blau.de:
Solltest du dich dafür entscheiden, auch Prepaid-Karten und/oder Verträge anzubieten, hast du bei deiner Preisgestaltung meist wenig Spielraum, da die Provider feste Preise vorgeben und du für jeden Abschluss bzw. Verkauf eine Provision erhältst. Damit wirst du sicher nicht reich, hast aber weder Anschaffungs- noch Lagerkosten und gerade Prepaid-Karten sind ein Anlass für einen regelmäßigen Besuch in deinem Handyladen.
Wenn du die Investitionen nicht komplett über Eigenkapital oder Privatdarlehen von Freunden oder Familie abdecken kannst, stehen dir für deine Gründung attraktive Förderprogramme zur Verfügung. So kannst du ein Existenzgründerdarlehen öffentlicher Förderbanken, der Investitionsbanken der Bundesländer oder der KfW in Anspruch nehmen. Das Darlehen beantragst du über deine Hausbank oder eine Bank deiner Wahl. Allerdings wird hier ein Eigenkapitalanteil in Höhe von 15 bis 20 Prozent der gesamten Investitionssumme erwartet. Über die Gründerplattform kannst du deine Finanzierungsanfrage unverbindlich an verschiedene Institutionen schicken und das beste Angebot ausfindig machen. Dafür ist ein überzeugender Businessplan notwendig.
Wenn du aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit startest, gewährt dir die Agentur für Arbeit unter bestimmten Voraussetzungen einen Gründungszuschuss, der dich in den ersten Monaten nach der Gründung unterstützt.
Tipp: Wenn du auf der Gründerplattform deinen Businessplan schreibst, kannst du auf Knopfdruck herausfinden, welche Förderprogramme die richtigen für dich sind und auch, welche Banken oder Sparkassen für die Finanzierung infrage kommen.
Grundsätzlich gibt es keine Einschränkungen, in welcher Rechtsform du deinen Handyshop eröffnen kannst. In den meisten Fällen bietet sich jedoch die Anmeldung als Einzelunternehmen, GbR, GmbH oder UG an. Folgende Merkmale zeichnen die verschiedenen Formen aus:
Überlege dir im Zuge der Gründung, welche Rechtsform am besten zu dir und deiner Situation passt, wie viel finanzielles Risiko du eingehen kannst und mit wie viel bürokratischem Aufwand du dich zu Beginn und auch im laufenden Betrieb beschäftigen möchtest.
Gerade zu Beginn deiner Tätigkeit als Handyshop-Betreiber*in ist gutes Marketing entscheidend für deinen unternehmerischen Erfolg. Je intensiver du dich mit deiner Zielgruppe und deinen Alleinstellungsmerkmalen beschäftigt hast, desto leichter wird es dir fallen, wirksame Werbung zu schalten. Frage dich, wie du an neue Kunden gelangen und bestehende Kunden zum Wiederkommen bewegen kannst und wähle passende Marketingkanäle aus. Während ältere Kunden eher über die Wochenzeitung erreichbar sind, ist die junge Zielgruppe online unterwegs. Regionalität spielt bei der Werbung für deinen stationären Laden eine große Rolle, denn weite Wege werden deine Kunden kaum in Kauf nehmen. Schalte also Werbung in der Lokalzeitung und/oder mit entsprechendem Targeting in sozialen Medien oder in Suchmaschinen. Überlege dir (nicht nur zur Eröffnung) besondere Angebote, zum Beispiel einen Mix aus zueinander passenden Produkten oder eine Service-Pauschale für jedes verkaufte Handy. Schau dir auch an, wie andere es machen und befrage Ladenbesitzer*innen außerhalb deines Einzugsgebiets nach hilfreichen Tipps.
Wenn du dir selbst nicht zutraust, Marketingmaßnahmen umzusetzen, suche dir Fachleute, die dir ein Konzept entwickeln und auch die Umsetzung für dich übernehmen.
Ein zentraler Punkt im Marketing ist außerdem der Onlineshop. Wenn du einen stationären Handyshop eröffnet hast, kann eine Website eine Ergänzung sein. Hier kannst du entweder mit wenigen Mitteln lediglich deine Adresse und dein Angebot vorstellen mit dem Ziel, Kunden in deinen Laden zu locken. Oder du baust einen kompletten Onlineshop auf. Die Verknüpfung von Stationär- und Onlinehandel ist die Königsklasse und bedeutet erhöhte Anforderungen an die Logistik. Allerdings bieten sich auch ausgezeichnete Möglichkeiten, online für Aktionen zu werben, die dann nur vor Ort eingelöst werden können.
Je nach verwendeter Technologie und ob du beispielsweise Grafiker*innen mit dem Aufbau und Design eines individuellen Shops beauftragst, kostet ein Onlineshop in der Umsetzung schnell mehrere tausend Euro. Allerdings gibt es viele Anbieter, die gute Shop-Lösungen und Templates anbieten, die du individuell anpassen kannst. Deine Schlüsselpartner liefern dir vermutlich Schnittstellen zu Datenbanken, die es dir leicht machen, Modelle und Preise einfach in deinen Shop zu integrieren – erkundige dich danach, bevor du mit dem Aufbau deines Onlineshops startest. Bedenke, dass der Onlinehandel schon sehr stark umkämpft ist – wie finden Nutzer deine Seite und weshalb sollten sie bei dir kaufen?
Wenn du nicht rund um die Uhr in deinem Laden stehen möchtest oder das Geschäft so gut läuft, dass du es nicht mehr alleine bewältigen kannst, musst bzw. kannst du Mitarbeiter*innen einstellen. Auch fehlende fachliche Kompetenzen können ein Grund für zusätzliches Personal sein. Etwa wenn du einen Reparaturservice anbieten möchtest, aber selbst nicht über die notwendigen handwerklichen Fähigkeiten verfügst. Bedenke hier, dass neben dem monatlichen Gehalt auch weitere Kosten für Sozialabgaben, Versicherungen und Steuern anfallen. Rechne vor der Entscheidung für oder gegen zusätzliches Personal genau nach, ob bzw. ab wann sich der (finanzielle) Mehraufwand tatsächlich lohnt. Wenn es lediglich um die Entlastung für einige Stunden am Nachmittag im Verkauf geht, kann auch eine zuverlässige Aushilfskraft auf 450-Euro-Basis die Lösung sein.
Wie bei jedem Laden gibt es auch bei der Eröffnung eines Handyshops verschiedene Versicherungen, die zwingend notwendig oder sinnvoll sind. Dazu gehören:
Unabhängig von den Versicherungen rund um deinen Handyshop, solltest du als Selbstständige*r auch immer deine eigene Situation im Blick behalten: Eine (private) Kranken- und Sozialversicherung ist Pflicht und eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann ebenso sinnvoll sein, wie eine Unfallschutzversicherung.
Wenn du Lust auf deinen eigenen Handyshop hast, dich an die Sortiments- und Preisgestaltung aber nicht so recht rantraust oder fürchtest, neben der Konkurrenz nicht bestehen zu können, kannst du auch Partner*in in einem Franchise-Unternehmen werden. Etablierte Marken und Netzbetreiber, wie O2 oder die Telekom, bieten dieses System an. Die wichtigsten Vorteile bei einem Franchise-Shop sind, dass du unter dem Namen einer bereits etablierten Marke agierst und somit bei vielen Kunden einen Vertrauensvorschuss hast. Preise, Sortiment und Marketingmaßnahmen werden meist zentral festgelegt und gesteuert, auch die technische Infrastruktur, wie etwa das Kassensystem und ein Onlineshop, sind bereits gegeben. Als Jungunternehmer*in profitierst du außerdem oft von einem Erfahrungsaustausch mit anderen Partnern und kannst an Schulungen und Fortbildungen teilnehmen.
Um Franchisenehmer*in zu werden, musst du meist eine entsprechende berufliche Qualifikation bzw. branchenrelevante Erfahrung mitbringen und ausreichend Eigenkapital. Außerdem werden eine Startgebühr und eine monatliche Lizenzgebühr fällig – beides solltest du bei deiner Gewinnkalkulation unbedingt beachten. Ein möglicher Nachteil, gerade für erfahrenere Gründer*innen, sind außerdem die mitunter strengen Vorgaben. Einfluss auf das Sortiment und die Preise kannst du nicht oder kaum nehmen, so dass du über kurz oder lang auch an Grenzen in Sachen Gewinnmaximierung stoßen kannst. Wenn du dich für einen Franchise-Shop entscheidest, solltest du dir über diese Einschränkungen bewusst sein, gleichzeitig profitierst du aber von einer gewissen Sicherheit in einem bekannten Partner-Netzwerk.
Handys bzw. Smartphones gehören völlig selbstverständlich zu unserem Alltag und dank immer neuer Modelle und Technik wird es auch in Zukunft eine große Nachfrage geben. Dementsprechend groß ist aber auch die Konkurrenz bei den Handyshop-Betreiber*innen. Wer sich dieser Konkurrenz stellen möchte, kann sich mit einem Handyshop den Traum vom eigenen Laden erfüllen. Bedenke bei der Gründung folgende Punkte: