Gründen mit Migrations­geschichte

Übersicht über Gründung, Herausforderungen und Förderprogramme

Was haben der Impfstoffhersteller BioNTech, der Essensauslieferer Delivery Hero und das wissenschaftliche Netzwerk Research Gate gemeinsam? Sie sind erfolgreiche Startups, die alle von Menschen mit Migrationsgeschichte gegründet wurden. 

In der Vergangenheit waren Existenzgründungen von Migrant*innen oft Notgründungen aufgrund von schlechteren Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Obwohl diese Chancenungleichheit heutzutage leider noch besteht, zeigen diese Beispiele, dass auch immer mehr hochqualifizierte Migrant*innen aus purer Überzeugung ihre Geschäftsideen verwirklichen. Aber egal, ob innovatives Startup, Taxiunternehmen oder Restaurant – Selbstständigkeit bedeutet berufliche Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Flexibilität. Der Weg in die Selbstständigkeit kann holprig sein, aber vor dir sind schon viele Gründer*innen mit Migrationshintergrund erfolgreich diesen Weg gegangen.   

Zur Realität gehört aber auch, dass besonders Migrant*innen bei Existenzgründungen weiterhin viele Herausforderungen meistern müssen. Welche das sind, wie du damit umgehen kannst und wo du Unterstützung und Beratung findest, erfährst du in diesem Artikel. Du kannst dich von erfolgreichen Vorbildern und ihren Geschichten inspirieren lassen und direkt mit unseren interaktiven Tools dein Geschäftsmodell oder deinen Businessplan erstellen. Zudem stellen wir dir nützliche Informationen zur Gründung in Deutschland in verschiedenen Sprachen zur Verfügung.

Herausforderungen für Gründer*innen mit Migrationshintergrund und unsere Tipps

Aktuelle Statistiken zeigen, dass Migrant*innen häufiger ihr eigenes Unternehmen gründen als Menschen ohne Migrationsgeschichte. Trotzdem stehen sie auf diesem Weg in die Selbstständigkeit besonderen Herausforderungen gegenüber. Im Folgenden erläutern wir die häufigsten Hürden bei der Gründung und geben dir Tipps, wie du diese meistern kannst.

1. Hürde: Die Sprache

Sprachliche Barrieren gelten nach wie vor als größte Herausforderung im gesamten Gründungsprozess von Migrant*innen. In Deutschland sind Deutschkenntnisse sowohl bei der Planung als auch bei der Umsetzung der Selbstständigkeit wichtig – vor allem für die Kommunikation mit Behörden und Ämtern, aber auch, wenn du mit deinem Unternehmen deutschsprachige Kund*innen erreichen möchtest. Sprichst du mit deiner Gründung jedoch eine überwiegend internationale Zielgruppe an, sind deutsche Sprachkenntnisse im Unternehmensalltag nicht zwingend nötig – mit der englischen Sprache kommst du hier schon ziemlich weit.

Prüfe vor deiner Gründung, ob Deutschkenntnisse zwingend notwendig sind – etwa weil du eine überwiegend deutschsprachige Zielgruppe hast. Falls ja, kannst du Sprachkurse oder eine Sprachschule besuchen, um dein Deutsch zu verbessern. In der Zwischenzeit kannst du dir von deinen deutschsprechenden Freund*innen oder Bekannten helfen lassen oder digitale Tools wie DeepL oder den Google-Übersetzer nutzen. Lass dich nicht durch fehlende Sprachkenntnisse davon abhalten, deinen Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen! 

2. Hürde: Die Bürokratie

Als weitere Hürde gilt die Bürokratie sowohl vor als auch während der Gründung. Vor der Gründung muss unter anderem der Aufenthaltsstatus geklärt und ggf. eine Aufenthaltserlaubnis beantragt werden (darüber erfährst du später mehr). Aber auch während der Gründung gibt es einige Schwierigkeiten, die Menschen mit Migrationsgeschichte meistern müssen. Das deutsche Verwaltungssystem ist sehr kleinteilig strukturiert: Je nach Branche und Rechtsform musst du dein Unternehmen bei verschiedenen Behörden und Ämtern anmelden - beispielsweise bei dem Gewerbeamt, dem Finanzamt, dem Handelsregister oder der zuständigen Berufsgenossenschaft. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Vorschriften und Regelungen, an die sich Gründer*innen ja nach Branche und geplantem Vorhaben halten müssen – beispielsweise gesetzliche Vorschriften an die Hygiene und Lebensmittelsicherheit, mögliche Baumaßnahmen oder verpflichtende Versicherungen.

Tipp: Plane für all diese Genehmigungen und Verwaltungsgänge genügend Zeit ein. Viele Gründer*innen unterschätzen den zeitlichen Aufwand. Informiere dich außerdem über relevante Vorschriften und Regelungen, die für dein Gründungsvorhaben und deine jeweilige Branche gelten. Hierfür kannst du dir auch Unterstützung von Steuerberater*innen, Fachverbänden, Industrie- und Handelskammern (IHKs) oder Handwerkskammern (HWKs) holen. Mit unserem Behördenwegweiser findest du schnell und einfach die richtige Anlaufstelle in deiner Nähe.

Vor deiner Gründung solltest du unbedingt klären, ob du eine Aufenthaltserlaubnis bei der Ausländerbehörde beantragen musst oder nicht. Beispielsweise brauchst du eine solche Erlaubnis, wenn du aus einem Nicht-EU-Land kommst. 

3. Hürde: Anerkennung internationaler Qualifikationen

Eine weitere Herausforderung ist die Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen, wie Ausbildungen oder ein Studium. In Deutschland sind bestimmte Abschlüsse oft Voraussetzung für die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit – besonders bei reglementierten Berufen wie Erzieher*innen, Physiotherapeut*innen oder Architekt*innen. Grundsätzlich können ausländische Abschlüsse als mit den deutschen Abschlüssen gleichwertig anerkannt werden. Dies muss jedoch in einem geregelten Verfahren, dem sogenannten Anerkennungsverfahren, geprüft werden. 

Tipp: Mit dem Anerkennungs-Finder findest du heraus, ob du für die Ausübung deines Berufes eine Anerkennung benötigst, wie ein Anerkennungsverfahren abläuft und welche Behörde oder Institution für dich zuständig ist. Auch kannst du dich dort kostenlos zum Verfahren beraten lassen. Die Beratung ist sowohl in Deutschland als auch im Ausland möglich. Da das Anerkennungsverfahren in der Regel zwischen drei und vier Monaten dauert, solltest du rechtzeitig überprüfen, ob deine Abschlüsse anerkannt werden müssen.   

Voraussetzung für deine Selbstständigkeit: Aufenthaltsstatus klären und ggf. Aufenthaltserlaubnis beantragen

Um dich in Deutschland selbstständig machen zu können, musst du zunächst deinen Aufenthaltsstatus klären. Je nachdem aus welchem Land du kommst und ob du als Geflüchtete*r nach Deutschland einreist, gelten für dich andere Regelungen bezüglich deiner geplanten Selbstständigkeit:  

Du kommst aus einem EU-Mitgliedsland (bzw. EWR-Staat oder der Schweiz)

Die gute Nachricht ist: Kommst du aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union (EU) bzw. des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) oder der Schweiz brauchst du keine Aufenthaltserlaubnis für eine geplante Selbstständigkeit. Du verfügst über das Recht, dich in jedem anderen EU-Land niederzulassen, zu arbeiten oder dich selbstständig zu machen.

Du kommst aus einem Nicht-EU-Land

Wenn du aus einem Nicht-EU-Staat kommst, benötigst du eine Aufenthaltserlaubnis, um in Deutschland ein Unternehmen zu gründen. Hierzu musst du einen Antrag auf einen Aufenthaltstitel zum Zweck der selbstständigen Gewerbeausübung bei der Ausländerbehörde bzw. der zuständigen Auslandsvertretung Deutschlands stellen. Wird dein Antrag angenommen, erhältst du ein Visum, mit dem du zum Zweck der Selbstständigkeit nach Deutschland einreisen darfst. Beachte jedoch, dass eine Aufenthaltserlaubnis immer zeitlich begrenzt und an einen bestimmten Zweck wie eine selbstständige Tätigkeit gebunden ist.  

Um deine Aufenthaltserlaubnis zum Zweck der selbstständigen Tätigkeit zu erhalten, musst du einige Voraussetzungen mit deinem Gründungsvorhaben erfüllen:

  • Unter anderem muss ein wirtschaftliches Interesse oder ein regionales Bedürfnis für dein Produkt oder deine Dienstleistung bestehen.
  • Des Weiteren sollte deine Selbstständigkeit positive Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben.
  • Die Finanzierung deines Unternehmens durch Eigenkapital oder andere Finanzierungsmöglichkeiten wie Darlehen oder Kredite sollte gesichert sein.

Ob diese Voraussetzungen bei dir gegeben sind, beurteilt die Ausländerbehörde in Zusammenarbeit mit weiteren fachkundigen Institutionen. Es gibt keine einheitliche Art, wie du diese Voraussetzungen nachweisen musst. In der Regel verlangen die Ausländerbehörden einen Businessplan inklusive eines realistischen Finanzplanes von dir. Aber auch deine bisherigen unternehmerischen Erfahrungen sind für die Beurteilung relevant.    

Tipp: Wenn dein Antrag abgelehnt worden ist, bitte die zuständige Auslandsvertretung, dir schriftlich die genauen Gründe für die Ablehnung mitzuteilen. Vielleicht sind es lediglich formale Gründe, die zu einer Ablehnung führten. Sollten es jedoch inhaltliche Gründe sein, dann versuche, deinen Businessplan zu verbessern. Hierfür kannst du dir Unterstützung von Familie und Freund*innen sowie professionelle Gründungsberatung holen.

Du bist nach Deutschland geflüchtet (bzw. Asylbewerber*in)

Bei Geflüchteten entscheidet der Asylstatus darüber, ob sie sich selbstständig machen dürfen oder nicht:

  • Wurde über deinen Asylantrag positiv entschieden, darfst du arbeiten und dich je nach deinem Aufenthaltstitel entweder ohne Erlaubnis oder erst nach einem Antrag bei der Ausländerbehörde selbstständig machen. 
  • Wurde über deinen Asylantrag noch nicht entschieden, ist dir der Aufenthalt in Deutschland für die Dauer deines Asylverfahrens zwar erlaubt – man spricht von einer sogenannten Aufenthaltsgestattung. Du darfst dich aber mit einer solchen Aufenthaltsgestattung nicht selbstständig machen. 
  • Wirst du in Deutschland geduldet – sprich dein Asylantrag wurde abgelehnt, aber du wirst noch nicht abgeschoben – darfst du auch kein Unternehmen gründen.

Jedoch darfst du sowohl mit einer Aufenthaltsgestattung als auch mit einer Duldung unter bestimmten Voraussetzungen als Angestellte*r in einem Unternehmen arbeiten. 

Geschäftsidee finden: Sei mutig – The sky's the limit!

Ob eigenes Restaurant, Kosmetikstudio oder Startup – deine Geschäftsidee ist der Kern deiner Gründung und zeigt, welchen Nutzen du deiner Kundschaft bietest und wie du Geld verdienst. Später baust du sie Schritt für Schritt zu einem Geschäftsmodell aus. Viele sind schon froh, wenn ihre Existenzgründung lediglich ihren Lebensunterhalt sichert. Aber sei mutig und denk größer: The sky's the limit.

Hast du eine zündende Geschäftsidee, von der du überzeugt bist? Hast du eine Vision, die dich antreibt? Super, dann setze diese in die Tat um! Aber überstürze es nicht. Jede Gründung muss gründlich vorbereitet und geplant werden. Zudem solltest du dir Rückmeldungen zu deiner Idee einholen. Hierzu kannst du deine Geschäftsidee zunächst mit deinen Freunden und Bekannten besprechen. Aber hole dir auch professionelles Feedback durch die Beratungsangebote in deiner Region ein. Dies können sowohl die Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern als auch spezialisierte Beratungseinrichtungen für Gründer*innen mit Migrationshintergrund sein, die wir dir später noch vorstellen.  

Hast du dir noch keine bestimmte Geschäftsidee überlegt? Wenn du dir die richtigen Fragen stellst, findest du genau die eine Idee, die zu dir und deinen Fähigkeiten passt und deren Aussichten auf Erfolg gut stehen: 

Du möchtest dich von Geschäftsideen echter Unternehmer*innen und ihren Erfahrungen inspirieren lassen? Du möchtest endlich an deiner Idee arbeiten und diese schließlich auch zu Papier bringen? Dann schau dir unbedingt unsere Seite zum Thema Geschäftsidee an. Hier findest du für über 100 bewährte Geschäftsideen detaillierte Ratgeber und Anleitungen für die Gründung. Finde die richtige Idee für dich noch heute!

Wichtig: Nachdem du deine Geschäftsidee gefunden und entwickelt hast, solltest du unbedingt durch eine Marktanalyse und eine Zielgruppenanalyse die Chancen deiner Idee am Markt untersuchen. Diese Analysen sind Teil deines Businessplans. Überdies kannst du mit verschiedenen Testmethoden deine Geschäftsidee testen. Auf diese Weise minimierst du das Risiko, auf dem Markt zu scheitern.

Das Fundament für deine Gründung: Geschäftsmodell und Businessplan

Nachdem du deine Geschäftsidee gefunden und ausgearbeitet hast, kommen wir nun zu den nächsten Schritten auf dem Weg in deine Selbstständigkeit: Aus deiner Idee entwickelst du ein Geschäftsmodell, welches die Funktionsweise deines Unternehmens darstellt und zeigt, wie du Geld verdienst. Hierzu kannst du mit unserem Geschäftsmodell-Tool dein Gründungsvorhaben in elf Feldern zusammenfassen – von deinem Angebot bis zu deinen Ertragsquellen.      

Mit deinem fertigen Geschäftsmodell erstellst du deinen Businessplan. Dieser ist eine detaillierte und strukturierte Darstellung deines Geschäftsmodells und zeigt, wie du deine Idee an den Markt bringen möchtest. Darüber hinaus kannst du den Businessplan als Fahrplan für deine Gründung sowie für den zukünftigen Unternehmensaufbau sehen. Außerdem ist er ein wichtiges Mittel, um den Behörden, möglichen Geldgebern oder der Arbeitsagentur zu zeigen, dass du deine Gründung ausführlich geplant hast und dein Unternehmen gute Chancen auf Erfolg hat. Ein schlüssiger Businessplan ist die Voraussetzung für die Beantragung von staatlichen Hilfen und Fördermitteln.

Die Erstellung deines Businessplans klingt im ersten Moment vielleicht nach noch mehr Bürokratie und Papierkram, aber mit unserem kostenlosen Businessplan-Tool gelingt dir dein Businessplan ohne viel Vorwissen und vor allem ganz digital. Du kannst dein Geschäftsmodell ausarbeiten, deine Finanzen planen und dir Beratung holen. In jedem Kapitel wirst du durch Ratgeber, interaktive Tools und Video-Anleitungen unterstützt. Starte noch heute mit der Arbeit an deinem Businessplan und lege so das Fundament für deine Selbstständigkeit. 

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Lass dich inspirieren: Erfolgsgeschichten echter Gründer*innen

Bedenke immer: Du gehst den Weg in die Selbstständigkeit nicht allein. Denn vor dir haben schon viele andere Gründer*innen mit Migrationsgeschichte erfolgreich diesen Weg bewältigt. Sie standen vor den gleichen Herausforderungen und haben dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt, von denen du lernen kannst. Wir möchten dir zwei Beispiele vorstellen:

Irinas Erfolgsgeschichte: Friseursalon und Kosmetikstudio gründen

Irina Leinweber ist 1994 mit der Familie ihres Mannes aus Sibirien nach Deutschland eingewandert. Bei ihrer Ankunft konnte sie nur wenig Deutsch und hatte keine Berufsausbildung vorzuweisen. Sie begann eine Ausbildung als Friseurin. Dank ihres Ehrgeizes und ihrer Lernbereitschaft hatte Irina bereits zehn Jahre nach ihrer Ankunft den Meisterbrief in der Tasche und übernahm daraufhin den Friseursalon ihres Chefs. Dieser Schritt in die Selbstständigkeit fühlte sich richtig für sie an. Trotzdem  hatte sie auch Zweifel und Angst, ob sie es wirklich schaffen und als neue Chefin akzeptiert würde. Man wachse jedoch mit seinen Aufgaben, stellt sie rückblickend fest. Vor Kurzem gründete sie sogar noch ihr eigenes Kosmetikstudio „Dell cosmetic & wellness“. Heute zieht sie folgendes Fazit: „Die Entscheidung, mich selbstständig zu machen, hat mein Leben total verändert. Ich bin selbstbewusster, erfolgreich und unabhängig. Ich übernehme Verantwortung und trage Verantwortung auch für andere Leute.“ 

Raissas Erfolgsgeschichte: Pflegedienst gründen

„Ich glaube, ich bin erfolgreich geworden, weil wir eine andere Mentalität haben. Für uns stehen Menschen an erster Stelle.“ Raissa Schumski hat 2005 ihren eigenen Pflegedienst „Pflegen Daheim“ gegründet. In ihrer Heimat Tadschikistan hat sie erst eine Ausbildung zur Krankenschwester und dann zur Bauingenieurin gemacht. Nach dem dortigen Bürgerkrieg musste sie jedoch nach Deutschland umziehen. Der Umzug war für sie eine schwere Entscheidung und bis heute hat sie Heimweh. In Deutschland stand sie dann einer weiteren Herausforderung gegenüber: Ihre Ausbildung als Krankenschwester wurde nicht anerkannt, sodass sie beschloss, eine neue Ausbildung als Pflegefachkraft zu absolvieren. Heute führt sie ihren Pflegedienst als Familienunternehmen und fühlt sich in ihrem Dorf integriert. Geduld sei auf diesem Weg besonders wichtig gewesen, erinnert sich Raissa. 

Diese und weitere Erfolgsgeschichten findest du als Videoporträts auf der Seite der HAWK und deren Forschungsprojekt zu migrantischen Gründungen, im Zuge dessen erfolgreiche Gründer*innen mit Migrationsgeschichte zu ihren Erfahrungen befragt wurden. 

Geeignete Förderprogramme für Gründer*innen mit Migrationsgeschichte

Von Zuschüssen bis zu Darlehen – in Deutschland gibt es eine Reihe von Förderprogrammen, die Existenzgründer*innen bei ihrem Start in die Selbstständigkeit finanziell unterstützen. Diese Gründungsförderungen können natürlich auch von Gründer*innen mit Migrationshintergrund beantragt werden – solange sie über den richtigen Aufenthaltstitel verfügen. Aber wie findest du die passende Förderung für dich?

  • Unser Förderprogramm-Finder ermöglicht es dir, ein geeignetes Förderprogramm für deine Gründung zu finden. Du kannst nach deiner Region und deinem Finanzierungsbedarf filtern. So erhältst du nur die für dich relevanten Fördermittel. 
  • Unsere Übersicht über alle Finanzierungsmöglichkeiten enthält neben den Förderprogrammen auch alle weiteren Finanzierungsformen, die kurz und verständlich erklärt werden. 

Im Folgenden stellen wir dir drei Förderprogramme vor, die besonders für Gründer*innen mit Migrationshintergrund geeignet sind: 

Gründungszuschuss

Der Gründungszuschuss ist ein finanzieller Zuschuss der Bundesagentur für Arbeit, den du nicht zurückzahlen musst. Dieser unterstützt Arbeitslose, die sich selbstständig machen wollen, in der häufig schwierigen Anfangsphase. Er dient zur sozialen Absicherung und zur Sicherung des Lebensunterhalts, solange die Einnahmen aus der Selbstständigkeit noch nicht die Kosten decken. Um den Zuschuss zu beantragen, musst du unter anderem noch mindestens 150 Tage Anspruch auf Arbeitslosengeld 1 (ALG 1) haben, deine fachliche und persönliche Eignung nachweisen und einen von einer fachkundigen Stelle geprüften Businessplan einreichen. Die monatlichen Zahlungen sind von der Höhe deines ALG-1-Anspruchs abhängig und werden maximal für 15 Monate gezahlt.

Einstiegsgeld

Bei dem Einstiegsgeld handelt es sich um eine Sozialleistung des Jobcenters, die du ebenfalls nicht zurückzahlen musst. Es kann von Bürgergeld-Empfänger*innen beantragt werden, die eine hauptberufliche Selbstständigkeit mit mindestens 15 Stunden pro Woche planen. So werden diese in der Anfangsphase nach der Gründung finanziell unterstützt. Das Einstiegsgeld wird maximal für 24 Monate zusätzlich zu deinem monatlichen Bürgergeld  (ehemals ALG 2) gezahlt. Die Höhe der Zahlungen ist von deiner individuellen Situation abhängig – unter anderem von der Dauer deiner Arbeitslosigkeit und der Größe deiner Bedarfsgemeinschaft. Beachte aber, dass du das Einstiegsgeld vor dem Beginn deiner Selbstständigkeit beim zuständigen Jobcenter beantragen musst.

Neben dem Einstiegsgeld haben Arbeitslosengeld-2-Empfänger*innen, die sich selbstständig machen wollen, auch die Möglichkeit, Zuschüsse von bis zu 5.000 EUR für die Beschaffung von Sachgütern zu erhalten. Mit Sachgütern sind Betriebs- und Geschäftsausstattung wie Maschinen oder Werkzeuge gemeint.       

Wenn du dich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen willst, kannst du noch einen sogenannten Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) bei der Arbeitsagentur oder deinem Jobcenter beantragen. Der Gutschein ermöglicht dir die kostenlose Teilnahme an einem Gründungscoaching oder Existenzgründerseminar.

Wichtig: Sowohl beim Einstiegsgeld als auch beim Gründungszuschuss handelt es sich um eine „Kann-Leistung”. Das bedeutet, dass die Bewilligung im Ermessen des Jobcenters bzw. der Arbeitsagentur liegt und du keinen Rechtsanspruch hast. Aber keine Angst, auch wenn dein Antrag auf Einstiegsgeld abgelehnt wird, erhältst du weiterhin Leistungen zur Grundsicherung.

ERP-Gründerkredit Startgeld

Mit dem ERP-Gründerkredit Startgeld erhältst du einen Kredit in Höhe von bis 125.000 EUR, um dein Unternehmen aufzubauen und zu führen. Er dient zur Finanzierung von Investitionen wie Geschäftsausstattung und von Betriebsmitteln wie Miete oder Personalkosten. Du kannst den Kredit auch für nebenberufliche Gründungen beantragen – solange ein Vollerwerb geplant ist. Außerdem musst du kein Eigenkapital nachweisen und kannst tilgungsfreie Anlaufjahre vereinbaren, in denen du nichts zurückzahlen musst. Die Vergabe läuft nach dem Hausbankprinzip ab – das bedeutet, dass du den Kredit über deine Hausbank bei der KfW beantragst. 

Tipp: Du kannst das Startgeld zwar theoretisch beantragen, aber in der Praxis zeigt sich hier eine weitere Herausforderung für Gründer*innen mit Migrationsgeschichte: Wenn du lediglich über einen befristeten Aufenthaltstitel verfügst, ist die Chance auf die Bewilligung dieses Kredites eher gering. In diesem Fall empfehlen wir dir lieber einen Kredit für kleinere Summen, die du theoretisch bis zum Ende deiner Aufenthaltsfrist zurückzahlen könntest, bei deiner Bank zu beantragen. Des Weiteren kannst du bei geringem Kapitalbedarf versuchen, ein Darlehen von Family & Friends zu bekommen. Hierzu kannst du einfach einen privaten Darlehensvertrag mit deinen Freund*innen oder Bekannten abschließen. 

Hier findest du Unterstützung: Beratungsangebote in deiner Nähe

Wo findest du Unterstützung und Beratung vor und während deiner Gründung? Die gute Nachricht ist: In Deutschland gibt es eine Reihe an Institutionen und Einrichtungen, die dir bei Fragen rund um deine Gründung, deinen Businessplan oder geeignete Fördermittel zur Verfügung stehen:

Allgemeine Beratungsstellen zur Gründung (Sprache: Deutsch, ggf. Englisch)

  • Auf unserer Seite zur Gründungsberatung findest du kostenlose Beratung zu den Themen Geschäftsmodell, Businessplan und Finanzierung. Außerdem kannst du nach Gründungsberatungen in deiner Region suchen (Kammern, Banken, Hochschulen, Gründungszentren etc.) und so kompetente Ansprechpersonen für deine Gründung finden.
  • Industrie- und Handelskammern (IHK): Diese Institutionen setzen sich für die Interessen von Gewerbetreibenden ein. Sie bieten individuelle Beratungen für Existenzgründer*innen in allen Gründungsangelegenheiten (Rechtsform-Wahl, Businessplan etc.) sowie Weiterbildungskurse an.
  • Handwerkskammern (HWK): Wenn du einen Handwerksbetrieb gründest, musst du dein Unternehmen bei der Handwerkskammer eintragen lassen. Sie vertritt die Interessen von Handwerker*innen. Hier erhältst du besonders fachliche/technologische, aber auch kaufmännische Beratung.
  • Agentur für Arbeit (oder Jobcenter): Die Agentur für Arbeit hilft Arbeitslosen bei dem Prozess, eine neue Arbeit zu finden. Sie berät dich besonders bezüglich staatlicher Hilfen wie Einstiegsgeld oder Gründungszuschuss. 

Unser Behördenwegweiser hilft dir, die richtige Anlaufstelle in deiner Nähe zu finden.

Beratungsangebote für Gründer*innen mit Migrationshintergrund (verschiedene Sprachen)

Neben den allgemeinen Beratungsstellen gibt es auch eine Vielzahl von Anlaufstellen und Beratungsangeboten, die speziell für Menschen mit Migrationshintergrund sind und in verschiedenen Sprachen angeboten werden: 

  • Deutschlandweit: Der Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer e. V. (AAU e. V.) bietet einen Onlinekurs Systematisches Wissen des Marktes Deutschland“ für Gründer*innen mit Migrationsgeschichte an. Darin werden verschiedene Themen, die für eine Existenzgründung in Deutschland wichtig sind, erklärt. Es geht zum Beispiel um Steuern, Marketing und Finanzierung. Der Kurs wird in verschiedenen Sprachen durchgeführt (u. a. Englisch, Spanisch, Ukrainisch, Russisch, Arabisch und Türkisch). 
  • Deutschlandweit/Rheinland-Pfalz: Der Pro Social Business e. V. berät und unterstützt gezielt Frauen mit Migrationsgeschichte bei der Gründung. Unter dem Titel „FEMME – FEMale Migrants Empowerment“ gibt es eine Online-Sprechstunde, in der deine Fragen zur Selbstständigkeit in Deutschland geklärt werden. Außerdem bekommst du Hilfe bei allen Schritten deiner Existenzgründung – vom Business- und Finanzplan bis zur Anmeldung deines Unternehmens bei den Behörden. Im Sprachkurs „Deutsch für Existenzgründerinnen“ lernst du die wichtigen deutschen Worte zum Thema Gründung. Alle Angebote sind kostenlos und werden in verschiedenen Sprachen durchgeführt (etwa in Englisch, Französisch, Arabisch oder Ukrainisch). 
  • Hamburg: Der gemeinnützige Verein Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e. V. unterstützt Menschen mit Migrationsgeschichte, die ein Unternehmen gründen oder führen. Im Rahmen der Beratung erhältst du alle wichtigen Informationen zu den rechtlichen und fachlichen Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung in Deutschland. 
  • Berlin: Die Initiative Selbständiger Immigrantinnen e. V. bietet im Rahmen des Projektes „COMPETENZentrum für Selbständige“ jährlich über 50 Kurse für Frauen an. Die Kurse finden teils vor Ort, teils online statt und behandeln Themen wie Buchhaltung, Businessplan, Marketing und Finanzierung. Zusätzlich gibt es persönliche Unterstützung und Beratung sowie Veranstaltungen und Treffen, um sich untereinander kennenzulernen und zu vernetzen. Die Beratungsangebote sind kostenlos und stehen sowohl Gründunginteressierten als auch Frauen offen, die bereits ein eigenes Unternehmen führen. 
  • Bremen: Der Verein Frauen in Arbeit und Wirtschaft e. V. bietet Beratung für Gründerinnen mit Migrationsgeschichte in deutscher, türkischer, englischer, französischer und ungarischer Sprache an. Er hilft dabei, ein passendes Konzept zu erarbeiten, begleitet die Frauen während des gesamten Gründungsprozesses und bietet Einzelcoachings an.
  • Berlin: Die Frauenalia gUG bietet für migrantische Gründerinnen und Unternehmerinnen ein Coaching-Programm für alle Phasen einer Existenzgründung in Deutschland an. Das multidisziplinäre Team von Frauenalia bringt sich vielschichtig ein, um mit dir zusammen dein Unternehmen zum Erfolg zu führen. Frauenalia ist Partner der Gründerplattform und bietet im Rahmen der Partnerschaft Beratung zu den Themen Geschäftsidee, Geschäftsmodell und Businessplan an. 
  • Berlin/Oslo: Die Startup Migrants UG unterstützt migrantische Gründer*innen bei der Existenzgründung – unter anderem durch die Startup Preschool, einen dreitägigen Intensivkurs zum Thema Unternehmertum. In diesem Kurs lernst du, deine Idee zu einer Geschäftsidee zu entwickeln und diese erfolgreich umzusetzen. Die Preschool findet in verschiedenen Ländern – beispielsweise in Deutschland, Norwegen und Polen – und in englischer Sprache statt. 
  • Deutschlandweit: Die Ventreneurs unterstützen Menschen beim Gründen, die nicht dem klassischen Gründer-Bild entsprechen und in irgendeiner Weise benachteiligt sind. Hierzu gehören auch migrantische Gründer*innen. Die Beratung setzt sich aus einer Kombination von klassischer Gründungsunterstützung, Mentoring und Finanzierung zusammen. Ein erstes Beratungsgespräch ist kostenlos – danach kostet die Beratung Geld.   
  • Saarland: Das Institut für Technologietransfer an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (kurz: FITT) bietet im Rahmen des Projektes MIGRISx Existenzgründungsberatung und Unterstützung für migrantische Gründer*innen an. Mentor*innen beraten in Einzelterminen zu grundsätzlichen Fragen einer Existenzgründung – wie zum Thema Geschäftsidee, Voraussetzungen in Deutschland oder zuständige Behörden. Die Gespräche sind kostenlos und in vielen Sprachen möglich. 
  • Frankfurt/Hessen: Der jumpp – Frauenbetriebe e. V. bieten mehrere Beratungsangebote für migrantische Gründerinnen an – von Einzelberatungen bis zu Workshops und Veranstaltungen. Du erhältst umfassendes Wissen rund um die Existenzgründung in Deutschland und wirst aktiv bei der Umsetzung deiner Geschäftsidee unterstützt. 

Materialsammlung: Informationen zur Gründung in verschiedenen Sprachen

Ob Leitfäden zur Gründung oder hilfreiche Anleitungen zum Schreiben deines Businessplans – hier findest du alle notwendigen Materialien für deine Gründung zum Downloaden, und zwar in verschiedenen Sprachen. Da die deutsche Sprache nach wie vor die größte Herausforderung für Gründer*innen mit Migrationsgeschichte ist, bieten wir dir hier nochmal das wichtigste Wissen zur Selbstständigkeit in einfacher und in verschiedenen Sprachen an: 

Alle Inhalte wurden uns mit freundlicher Genehmigung von der IQ Fachstelle Migrantenökonomie zur Verfügung gestellt.     

Webinar-Empfehlung: Migrantische Gründungen

Natalia hat ihre Geschäftsidee und ihr Produkt in ihrem Herkunftsland, in Kolumbien, entwickelt. Als sie nach Deutschland kam, bemerkte sie, dass es auch hier einen Markt dafür gibt. Sie fing also an, ihren Businessplan zu schreiben. „Insbesondere die Marktrecherche war viel Arbeit“, erinnert sich Natalia im Gespräch, „denn man kennt sich noch nicht so aus im Markt, muss alles im Kopf behalten und verstehen.“ Das wichtigste Learning war dabei für sie, flexibel zu sein und verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren. Obwohl sie Angst hatte, mit ihrem Produkt rauszugehen, merkte sie dadurch erst, wie cool es eigentlich ist. Im Webinar nimmt sie dich mit auf ihre Gründungsreise. Außerdem beantwortet Nicola Deuticke von Migrafrica eure Fragen, und das Gründerplattform-Team gibt einen Einblick in die digitalen Tools auf der Plattform, die dich bei deiner Gründung in Deutschland unterstützen. 

Webinar-Empfehlung: Wie du als Gründerin erfolgreich wirst - Gründerplattform & Frauenalia

Im Talk sind Begona de la Marta von Frauenalia und die Gründerinnen Anna und Maria. Sie sprechen über Erfahrungen und Herausforderungen bei der Gründung, über die Unterstützungsmöglichkeiten von Frauenalia und beantworten Fragen der Teilnehmenden.

Es erwarten dich inspirierende Geschichten und wegweisende Fragen. Diese Frauen sind tolle Vorbilder und zeigen dir, dass alles möglich ist, wenn du nur den Mut hast, deine Träume zu verwirklichen.

Fazit

Bei deinem Weg in die Selbstständigkeit bist du nicht allein: Viele Migrant*innen haben schon erfolgreich diesen mühsamen, aber lohnenswerten Weg gemeistert. Dabei stehen sie jedoch einigen besonderen Herausforderungen vor und während der Gründung gegenüber. Mit unseren Tipps gelingt dir der Weg in die Selbstständigkeit Schritt für Schritt: 

  • Plane deine Gründung sorgfältig mit einem Geschäftsmodell und einem überzeugenden Businessplan. Dieser dient auch als Voraussetzung für staatliche Fördermittel oder deine Aufenthaltserlaubnis. 
  • Prüfe, wie gut deine Deutschkenntnisse sind und besuche ggf. einen Sprachkurs. 
  • Überprüfe die Anerkennung deiner beruflichen Ausbildung – wird dein Abschluss in Deutschland anerkannt? 
  • Informiere dich über verpflichtende Anmeldungen (z. B. bei Handwerkskammern oder Industrie- und Handelskammern), Genehmigungen (z. B. Meisterpflicht im Handwerk) und Vorschriften (z. B. gesundheitsrechtliche Bestimmungen vom Gesundheitsamt), die für dein Gründungsvorhaben gelten.
  • Nun geht es um die wichtigste Voraussetzung für deine Gründung in Deutschland: Prüfe, ob du eine Aufenthaltserlaubnis benötigst. Wenn dies der Fall ist, stelle bei der zuständigen Auslandsvertretung Deutschlands einen Antragauf einen Aufenthaltstitel zum Zweck der selbstständigen Gewerbeausübung. 

Nun steht dem Erfolg deiner Geschäftsidee in Deutschland nichts mehr im Weg. Starte noch heute mit der Planung deiner Selbstständigkeit!

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bhp