Die 10 häufigsten Gründungs- und Finanzierungsfehler

Mit unseren Tipps vermeidest du gängige Fehler von Gründer*innen

Bei deiner Gründung kannst du in vielen Bereichen auf den Erfahrungen anderer Unternehmer*innen aufbauen – auch wenn es darum geht, oft gemachte Fehler zu vermeiden. Egal ob du gerade dabei bist, deine Geschäftsidee zu entwickeln, die Finanzierung planst oder dich mit der Unternehmensführung beschäftigst – es gibt typische Fallstricke, die allen Gründer*innen begegnen. Wir haben für dich die häufigsten Fehler von Gründer*innen bei der Gründung und Finanzplanung zusammengetragen und geben dir konkrete Tipps, wie du sie vermeidest und erfolgreich durchstartest.  

Gründungsfehler #1: Zu enge oder weite Geschäftsidee

Bei der näheren Definition einer Geschäftsidee passiert es häufig, dass die Idee zu eng oder zu weit gefasst wird. Beides ist oft die Ursache dafür, dass sich Unternehmer*innen verzetteln: Während eine zu eng gefasste Idee die Reaktionsfähigkeit und Flexibilität deines Unternehmens einschränkt, birgt eine zu weit gefasste Geschäftsidee die Gefahr, sich mit einem unscharfen Profil am Markt nicht zu etablieren – vor allem dann, wenn du dein Vorhaben nicht zuvor am Markt getestet hast. Im Idealfall besetzt du mit deinem Modell ein klar definiertes Geschäftsfeld, kannst aber trotzdem Chancen am Markt ergreifen.   

Tipp: Bevor du dein Geschäftsmodell entwickelst, sind eine Marktanalyse und eine Wettbewerbsanalyse für dein Marktsegment sinnvoll. Denn, nur wenn du deinen künftigen Markt und deine Konkurrenz gut kennst, weißt du, wie du dich gut positionieren kannst. Hierbei ist es auch wichtig, das eigene Alleinstellungsmerkmal (USP) zu definieren und so festzulegen, wie du dich mit deinem Angebot von deinen Wettbewerbern abhebst. Hole dir während dieses Prozesses auch mal konstruktives Feedback von Bekannten und potenziellen Kund*innen ein. 

Gründungsfehler #2: Mangelnde Kontrolle und Steuerung

Die wenigsten Unternehme*innen sind „Zahlenmenschen“ – das wissen wir und das müssen sie auch nicht sein, um erfolgreich zu werden. Dennoch ist es gut, sich mit den grundlegenden Zahlen zu befassen – das tust du ja auch schon, um deinen Businessplan zu schreiben. Und wenn du nicht die Kontrolle über dein Business hast, riskierst du, in gefährliche Fahrwasser zu geraten. Hast du deine Zahlen im Blick, kannst du auch jederzeit sehen, ob dein Geschäftsmodell so funktioniert, wie geplant. 

Viele Gründer*innen geben die Controlling-Verantwortung gerne an Dritte ab, z.B. einem Steuerbüro. Doch die Steuerung der Finanzen ist nicht die Aufgabe einer/eines Steuerberater*in, denn wer kennt dein Business besser als du? Wenn du aber weißt, wie du eine BWA lesen musst und dich stets mit deinem Steuerbüro austauschst, weißt du auch, wie du schnell reagieren kannst, um auf ungeplante Entwicklungen reagieren zu können. 

Ein weiterer häufiger Fehler ist, dass die Finanzplanung nach der Abnahme des Businessplans durch die Bank und der Bewilligung eines Kredites in der Schublade liegen bleibt und nur noch anhand von Kontoauszügen die finanzielle Lage analysiert wird: Drohende Liquiditätsengpässe oder finanzielle Schräglagen werden so meist viel zu spät erkannt und die Reaktionsfähigkeit wird durch den zeitlichen Verzug stark eingeschränkt.  

Tipp: Deine Finanzplanung ist keine einmal-und-nie-wieder-Nummer. Vielmehr ist es wichtig, regelmäßig deine Zahlen zu kontrollieren, zu analysieren und dann entsprechend der aktuellen Finanzlage und zukünftigen Aussichten zu planen. 

Gründungsfehler #3: Die falsche Vorbereitung auf Krisenzeiten

Krisen sind vornehmlich in Hinblick auf die Finanzlage eines Unternehmens unberechenbar und es sollte auf Anzeichen nicht nur rechtzeitig, sondern auch richtig reagieren. Wenn Krisenzeiten bevorstehen oder sich Fehlentwicklungen bemerkbar machen, dann verschließe nicht die Augen! Eine zu späte Reaktion oder Verdrängung wird dich nicht aus der Krise führen. Stattdessen ist es wichtig, das Geschäftsmodell neu zu justieren, umzudenken und sich Hilfe zu suchen.  

Viele Gründer*innen hangeln sich durch Krisenzeiten und finanzielle Notlagen mit Bankkrediten oder geliehenem Geld von anderswo. Am Ende stellen viele fest, dass sich die finanzielle Situation nicht verbessert, sondern der Schuldenberg sich nur weiter aufgetürmt hat. Versuche stattdessen, dein Geschäftsmodell zu verändern, um schnellstmöglich deine Auftragslage zu verbessern. Doch du kannst dich auf Krisenzeiten vorbereiten und Fehler schon vorher vermeiden. In unserem Artikel zum Krisenmanagement erhältst du weitere wertvolle Tipps, wie du bei Krisen reagierst und dich auf Krisenzeiten gut vorbereiten kannst.  

Tipp: Vermeide Verträge mit langen Laufzeiten, damit du in Krisenzeiten flexibel und spontan agieren kannst. Schließe. Die beste Vorbereitung auf Krisenzeiten ist allerdings eine solide Finanzplanung mit einer guten Liquiditätsreserven. Ein häufiger Fehler, den viele Gründer*innen begehen ist, dass sie ihre Finanzen zu engmaschig planen. Ausreichende Liquiditätspolster haben schon so manchen Sturz in Krisenzeiten ausreichend aufgefangen. 

Gründungsfehler #4: Den Stellenwert der Akquise und des Kunden-Feedbacks unterschätzen

In dein Geschäftsmodell verliebt zu sein und über abstrakte Marketingstrategien nachzudenken, klingt erst einmal nicht falsch. Und doch vergessen viele Gründer*innen eigentlich das zentrale „Objekt“ ihrer Gründung: die Kund*innen. Sehr häufig passiert es, dass Verkaufsgespräche – bewusst oder unbewusst - umgangen werden, um sich der harten Realität der Kundenmeinung zu entziehen. „Das Produkt ist noch nicht perfekt und ich möchte niemanden abschrecken“ ist ein häufiges Argument, das Gründer*innen nennen, wenn sie erklären, warum bisher noch kein Kundenkontakt stattgefunden hat. Doch ein zu später Kundenkontakt kann teuer werden. Selbst wenn der Kredit schon bewilligt wurde und das Produkt steht: Wenn sich auf einmal bemerkt macht, dass die Bedürfnisse der Kund*innen eigentlich ganz andere sind und das Produkt doch nochmal verändert werden muss, damit es Aussicht auf Verkauf gibt, dann wird es häufig teuer. Das zentrale Thema deines Geschäftsmodell ist der Kundennutzen und dein Nutzenversprechen (Value Proposition). 

Tipp: Kundengespräche und das Einholen von kritischem Feedback helfen dir, dein Produkt mit und nahe an potenziellen Kund*innen zu entwickeln. Also geh raus und sprich mit anderen! 

So testest du deine Geschäftsidee

Wenn du die ersten Kund*innen für dein Produkt oder deine Dienstleistung begeistern konntest und der Vertrieb in der ersten Zeit nach der Gründung läuft, pass auf, dass dich keine Akquise-Müdigkeit überkommt. Das Anwerben neuer Kund*innen ist ein fortlaufender Prozess, bei dem du dich nicht auf den ersten Vertriebserfolgen ausruhen kannst.  

Tipp: Nimm dir Zeit für ein gewissenhaftes Controlling der Kundenakquise, um reflektieren zu können, wie gut die Neukund*innen-Akquise aktuell läuft und welche Werbemaßnahmen wirklich funktionieren. 

Schau dir zu diesem Thema auch unser Online-Gründerseminar „Verkaufen leicht gemacht“ an!

Finanzierungsfehler #5: Zu hohe Eigenentnahme

Dein Unternehmergehalt muss erst erwirtschaftet werden, bevor du es dir auszahlen kannst. Dabei ist es unerheblich, ob du dein Gehalt in einer Kapitalgesellschaft (GmbH, UG, AG) als „Personalkosten“ oder in einer Personengesellschaft als „Privatentnahme“ einplanst. Besser ist es, dich und deine Familie vor der Gründung auf ein bis drei Jahre knappe Kasse einzustellen. Eine realistische Planung, die zu den Lebensumständen passt, verringert den Druck, schnell viel Geld verdienen zu müssen. 

Tipp: Plane deine Eigenentnahme realistisch und im Einklang mit deinen Lebensumständen. Eine realistische Planung kann bedeuten, dass du deinen Lebensstandard in den ersten Jahren nach der Gründung anpassen musst. 

Finanzierungsfehler #6: Pflicht und Kür bei den Ausgaben

Auch wenn du gründlich alle Ausgaben geplant hast, zwingt dich niemand, dies später so durchzuziehen. Denn wenn deine Einnahmen sich verzögern, sollten sich möglichst auch deine Ausgaben verschieben. Daher unterscheide bitte immer in Pflicht und Kür bei Investitionen. Sonst hast du nachher wunderbare Räumlichkeiten, Arbeitsplätze und Marketingunterlagen, aber keine Mittel mehr, Waren oder Mitarbeitende vorzufinanzieren. Behalte eine kritische Distanz zu deinem Businessplan – ein Plan ist ein Plan und sollte an die Realität angepasst werden. Prüfe, ob dich die Art der Finanzierung in deiner Flexibilität einschränkt. Siehe auch unseren Tipp zum Kontokorrentkredit. 

Tipp: Plane deine geschäftlichen Ausgaben gewissenhaft und gib mit Bedacht Geld aus. Dabei hilft es, bei Investitionen in Pflicht und Kür zu unterscheiden.  

Finanzierungsfehler #7: Voraus- und Nachzahlungen vom Finanzamt

Freu dich nicht zu früh, wenn du in der Anfangszeit deiner Selbstständigkeit nicht viel vom Finanzamt hörst. Nach dem ersten Jahresabschluss musst du nicht nur die fälligen Steuern nachzahlen, sondern zusätzlich eine Vorauszahlung für die Folgezeit leisten. Schon Manche*n hat das in eine Liquiditätsklemme gebracht, weil dieser Doppelbetrag nicht eingeplant war.  

Tipp: Wenn du also deine erste Steuererklärung, z.B. im Mai von Jahr 2, machen wirst, plane für Juni zusätzlich zur Nachzahlung gleich die Vorauszahlung ein. Das Finanzamt setzt meist den Vorjahreswert an, den du aber ändern lassen kannst. Frage dein Steuerbüro nach einem individuellen Wert oder rechne überschlägig mit 40 Prozent vom erwarteten Gewinn, die du am besten übers Jahr zur Seite legst. 

Finanzierungsfehler #8: Kontokorrentkredit falsch nutzen

Der Kontokorrentkredit ist meist doppelt so teuer wie ein Gründungskredit – und Überziehungen der Kreditlinie kosten nochmal mehr. Nimm deshalb einen Kontokorrent nie langfristig in Anspruch.  

Tipp: Wenn du dich verplant hast und du langfristig Investitionen oder Betriebsmittel finanzieren musst, sprich die Firmenkundenberatung deiner Bank rechtzeitig darauf an. Bitte von dir aus um ein Gespräch. 

Denn die Bank merkt durch die Analyse der Kontodaten ohnehin, wenn dein Konto nicht mehr „atmet“ – wie es im Fachjargon heißt. Zudem kann die Bank (anders als bei einem langfristigen Gründungskredit) den Kontokorrent recht spontan kündigen oder reduzieren. Das wird sie spätestens tun, wenn ihr Vertrauen in deine wirtschaftlichen Fähigkeiten leidet. 

Finanzierungsfehler #9: Fallstrick Mittelverwendung

Bei der Planung des Kapitalbedarfs wird häufig nicht streng genug zwischen Betriebsmitteln und Investitionen unterschieden. Hier auf der Gründerplattform unterscheiden wir  

1. Investitionskosten 
2. Gründungskosten und  
3. die Finanzierung von Anfangsverlusten  

Die ersten beiden Kostenblöcke können und sollten günstig durch Investitionskredite finanziert werden. Die Anfangsverluste erfordern Betriebsmittelkredite und sind viel schwerer abschätzbar. Das Problem: Nicht ausgeschöpfte Investitionsmittel kann man nicht einfach umwidmen, nur weil der Betriebsmittelbedarf (z.B. die Personalkosten) unterschätzt wurde. Hier drohen Liquiditätsengpässe und teure Nachfinanzierungen. 

Tipp: Wenn du deinen Businessplan hier auf der Gründungsplattform entwickelt hast, haben wir die Aufteilung in Investitions- und Betriebsmittelbedarf auf Basis deiner Liquiditätsplanung schon automatisch für dich vorgenommen. Sie ist aber am Ende natürlich nur so gut, wie deine Plandaten realistisch sind. 

Finanzierungsfehler #10: Rechenfehler Altersvorsorge auf Kredit

Je nachdem, wie vertriebsorientiert deine Bankberatung ist, wird man dir dort nahelegen, neben der Gründungsfinanzierung gleich etwas für die Altersvorsorge zu tun. Klingt löblich, weil Altersvorsorge unverzichtbar ist. Das Problem ist hier: Es kann sich für dich nicht rechnen. Wenn du einen Kredit aufnimmst, um damit eine Geldanlage zu besparen, geht die Rechnung nach Steuern und Kosten bei risikoarmen Anlagen niemals auf. Eine sinnvolle Altersvorsorge kann nur aus Erträgen aufgebaut werden.  

Tipp: Konzentriere dich also darauf, zunächst den Motor für deine Erträge ins Laufen zu bekommen: dein Unternehmen. Analog gilt das Ganze für geleaste Firmenwagen und ähnlich teure Ausgaben: Vermeide die Anschaffung von Dingen, die du nur deshalb kaufst, weil sie – scheinbar – günstig mitfinanziert werden können. 

Webinar-Empfehlung: Häufige Gründungsfehler

Manchmal verhindern bestimmte Glaubenssätze, dass wir erfolgreich mit unserem Business sind. Kennst du das auch von dir? In diesem kostenfreien Webinar hat das Team der Gründerplattform gemeinsam mit den IHKs in Mecklenburg-Vorpommern Tipps gegeben, wie du die häufigsten Fehler bei deiner Gründung vermeidest. Schau gleich rein! 

Fazit

Fehler sind beim Gründen nicht vermeidbar. Das gute ist jedoch, dass du auf den Erfahrungen anderer aufbauen kannst, um unnötige Fallstricke zu umgehen. Auch die Angst, Fehler zu machen hat ihre Vorteile. Denn sie sensibilisiert dich bei Gründungsentscheidungen abzuwägen und dich kritisch damit auseinanderzusetzen. Dennoch sollte dich die Angst Fehler zu machen nicht bremsen, denn auch wenn sie passieren, heißt das nicht, dass du automatisch in eine Sackgasse kommst. Aus jeder problematischen Situation kannst du lernen und es das nächste Mal besser machen. Tausche dich mit anderen Gründer*innen aus und nutze die Gründerplattform für alle Schritte deiner Gründung. Du schaffst das!  

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bhp